Kooptation
Kooptation (lateinisch cooptatio), auch Kooption oder Kooptierung, ist die Ergänzungswahl, Zuwahl, Aufnahme oder Wahl von Mitgliedern durch die übrigen Mitglieder einer Gemeinschaft.
Sie ist in politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Verbänden in Gebrauch und bezeichnet allgemein die Möglichkeit von Einrichtungen, Gremien oder Organen, selbst Nachfolger für ausgeschiedene Mitglieder oder zusätzliche Mitglieder zu wählen. Sie ist zum Beispiel sinnvoll, wenn es darum geht, Personen mit besonderer Sachkenntnis oder Vertreter befreundeter Organisationen in die laufende Vorstandsarbeit zu integrieren. Kooptation kann geschlossene und kohäsive Gruppen schaffen, da sie meistens ihresgleichen rekrutieren und Andersdenkende durch die eigene Einigkeit ausschließen können.
Beispiele für rechtliche Formen der Kooptation:
- Nachfolgeregelung in der spätrömischen Tetrarchie des 3. Jahrhunderts nach Christus
- Hochschullehrer als Angehörige der Fakultäten bzw. Fachbereiche von Universitäten und Fachhochschulen
- Mitglieder der Logen der Freimaurer (siehe auch: Kugelung)
- Rotary, Kiwanis, Lions-Club, Round Table (siehe Aufnahmemodus)
- Mitglieder des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK)
- Mitglieder eines Stiftungsvorstandes oder -beirates
- Mitglieder der Académie Française
- Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees
- Kooptierte Mitglieder der Vollversammlungen der deutschen Industrie- und Handelskammern
Für die Wahl von Regierungen, Parlamenten oder anderen Repräsentativorganen wäre das Verfahren der Kooptation nicht mit einem demokratischen und rechtsstaatlichen Verständnis vereinbar. Hier hätte sie einen gänzlich undemokratischen, oligarchischen Charakter, da Entscheidungsträger nicht stimmberechtigte Personen vertreten würden.
Literatur
- Karl Loewenstein: Kooptation und Zuwahl. Über die autonome Bildung privilegierter Gruppen. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-7875-5230-8.
Weblinks
- Peter Steiner: Kooptation im Historischen Lexikon der Schweiz
- kooptieren in: Meyers Großes Konversations-Lexikon