Rotary International
Rotary International | |
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Logo von Rotary International | |
Rechtsform | NGO |
Gründer | Paul Harris |
Gründung | 1905 |
Sitz | USA |
Aktionsraum | Weltweit |
Mitglieder | 1.200.000 |
Motto | "Service above self" |
Website | https://www.rotary.org |
Rotary International ist die Dachorganisation der Rotary Clubs. Dabei handelt es sich um international verbreitete Service-Clubs, zu denen sich Angehörige verschiedener Berufe unabhängig von politischen und religiösen Richtungen zusammengeschlossen haben. Als seine Ziele nennt Rotary humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben.<ref>Homepage und Artikel 4 der Verfassung von Rotary International.</ref> Im deutschsprachigen Raum nennen sich die Mitglieder Rotarier.
Inhaltsverzeichnis
Begriff und heutige Präsenz
Der Name Rotary (englisch für rotierend, drehend) erwuchs ursprünglich aus dem wöchentlich wechselnden Treffpunkt der Mitglieder; heute entspricht ihm der Brauch, die meisten Ämter im Club normalerweise jährlich neu zu besetzen. Gegründet 1905, ist Rotary unter den Service-Clubs der älteste und einer der größten.<ref>Wohltätigkeitsclub#Service Clubs.</ref> Laut Rotary sind in 166 Staaten insgesamt rund 1,2 Millionen Menschen Mitglied in über 34.000 Rotary Clubs. Deutschland kennt 1006 Rotary Clubs mit insgesamt 51.148 Rotarierinnen und Rotariern (Stand: September 2011).
Geschichte
Gründung
Den ersten Rotary Club gründete der Rechtsanwalt Paul Harris (1868–1947) in Chicago am 23. Februar 1905 zusammen mit drei Freunden, dem Kohlenhändler Sylvester Schiele, dem deutsch-amerikanischen Bergbauingenieur und Freimaurer Gustav Löhr sowie dem Konfektionär Hiram Shorey. Die Gründungsmitglieder wählten Schiele zum Präsidenten des Clubs und den Drucker Harry Ruggles zum Schatzmeister.
Mit dem Zusammenschluss soll Harris das Ziel verfolgt haben, in der Großstadt eine ähnlich stabile und vielseitige Wertegemeinschaft zu schaffen, wie er sie als Kind auf dem Land erlebt hatte, wo jeder entsprechend seinen Fähigkeiten andere nach Möglichkeit unterstützte. Der heute noch befolgte Grundsatz einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ galt von Anfang an. Paul Harris selbst war kein Freimaurer.<ref>Vgl. Wolfgang Ziegler: Rotary und die Freimaurer. Von Brüdern und Freunden. In: Rotary Magazin, Ausgabe 4/2004, hrsg. von Johann Michael Müller, Wolfgang Heinrich, et al., Hamburg 2004, S. 12f.</ref>
Die rotarische Idee fand 1925 Widerhall in der Schweiz, in der der erste Club in Zürich gegründet wurde, sowie in Österreich. Der erste deutsche Club konstituierte sich 1927 in Hamburg unter dem Vorsitz des Altkanzlers Wilhelm Cuno.
Die Geschichte von Rotary ist eng mit der Geschichte der Vereinten Nationen verbunden: Im Jahr 1945 beteiligten sich 49 Rotarier an der Erarbeitung der Charta der Vereinten Nationen, die UNESCO wurde auf Grundlage einer Rotary-Konferenz gegründet, und noch heute ist Rotary International als nichtstaatliche Organisation bei den Vereinten Nationen offizieller Beobachter.
Im Dritten Reich
Bereits zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland schlossen einige, wie der Rotary Club München, wenn auch nicht alle deutschen Rotary Clubs, ihre jüdischen Mitglieder aus. Anderorts wurde jüdischen oder anderweitig nicht erwünschten Mitgliedern der Austritt „nahegelegt“, andere verließen Rotary oder das Land aus eigenem Antrieb. Zu den „verlorenen“, tatsächlich aber ausgeschlossenen Mitgliedern zählte beispielsweise Thomas Mann.<ref>Vgl. Erwin Bischof: Thomas Mann und Rotary – Wie der deutsche Dichter gegen die Barbarei des Nationalsozialismus kämpfte.. Verlag interforum, Bern 2013. ISBN 978-3-9524099-0-9.</ref> Vielerorts hatten Rotary-Clubs allerdings schon vor 1933 keine „Juden und Marxisten“ als Mitglieder. Rotary Deutschland schrumpfte im Jahr 1933 von 1700 auf 1200 Mitglieder. Der nationalsozialistischen Führung war Rotary wegen ihrer internationalen Organisation dennoch suspekt.<ref name="geschichte">http://www.rotary1930.org/clubberichte/2004-2005/Rotary-Deutschland-75-Jahre.pdf Zur Geschichte von Rotary im Dritten Reich.</ref>
Zu den Rotariern zählten damals auch 150 Freimaurer, die nach dem Verbot der Freimaurerei vom 17. August 1935 als Mitglieder der Rotary-Clubs gehalten wurden. Obwohl internationale Rotarier der deutschen Führung versicherten, Rotary sei nicht politisch aktiv und nehme auf Regierungsangelegenheiten keinen Einfluss, wurde Beamten und NSDAP-Mitgliedern die Mitgliedschaft bei Rotary untersagt. Deutsche Rotary Clubs versuchten daher, sich der nationalsozialistischen Regierung anzupassen. Sie machten ihr das Angebot, alle Entscheidungen von Rotary Deutschland der Reichsführung vorzulegen. Die Reichsregierung ging auf dieses Angebot nicht ein.<ref name="geschichte" />
1937 waren immer noch 115 passive und ehemalige Freimaurer unter den Rotarieren. Am 4. September 1937 lösten sich unter dem Governor Hugo Grille die deutschen Clubs mit Wirkung zum 15. Oktober 1937 auf.<ref>Wendt-Dieter Frhr. von Gemmingen: Entwicklungsgeschichte der Wohltätigkeitsclubs: Wohltätigkeitsclubs als zivilgesellschaftliche Akteure, Bachelorarbeit, Universität Salzburg, 2009.</ref>
Staaten des Warschauer Pakts
In den europäischen Staaten unter sowjetischer Vorherrschaft – so auch in der DDR – waren die Clubs verboten wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Freimaurerlogen und wegen zahlreicher anderer internationaler Beziehungen vornehmlich zu den USA und westlichen Ländern. Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde der Rotary Club in Dresden, der ursprünglich 1928 gegründet worden war, als einer der ersten in den neuen Bundesländern am 17. Juni 1990 wiedergegründet.
Rotary heute
Selbstverständnis
Rotary bildet ein weltweit aktives, sozial engagiertes Netzwerk. Das Rotary-Verfahrenshandbuch aus dem Jahr 2001 beschreibt eine „Weltgemeinschaft von Berufsleuten“. Der Wahlspruch der Rotarier lautet: Service above self (selbstloses Dienen).
„Das Ziel von Rotary besteht darin, das Ideal des Dienens als Grundlage des Geschäfts- und Berufslebens zu fördern, indem seine Mitglieder:
- freundschaftliche Beziehungen entwickeln, um sich anderen nützlich zu erweisen
- hohe ethische Grundsätze im Geschäfts- und Berufsleben verwirklichen, den Wert jeder nützlichen Tätigkeit anerkennen und die berufliche Tätigkeit jedes Rotariers als Möglichkeit zum Dienst an der Gesellschaft würdigen
- das Dienstideal in der privaten, beruflichen und öffentlichen Tätigkeit jedes Rotariers verwirklichen
- Völkerverständigung und Frieden durch eine im Ideal des Dienens vereinte Weltgemeinschaft aus beruflich erfolgreichen Frauen und Männern fördern.“
Jeder Rotarier soll sein Verhalten nach der 4-Fragen-Probe ausrichten.
- Ist es wahr?
- Ist es fair für alle Beteiligten?
- Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
- Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Gemeinnützige Projekte
Polio Plus
Im Kampf gegen Kinderlähmung (Polio) begann Rotary im Jahr 1979 zunächst ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt zur Verbreitung der Schluckimpfung.<ref name="polio">Informationen zu PolioPlus auf www.rotary.org/de.</ref> Das Programm erreichte sechs Millionen Kinder auf den Philippinen. 1985 dehnte Rotary International das Programm unter dem Namen PolioPlus weiter aus: Alle Kinder der Welt sollten bis zum hundertjährigen Jubiläum Rotarys im Jahr 2005 gegen Kinderlähmung geimpft sein. Mit seinem weltumspannenden Netz von ehrenamtlichen Helfern unterstützt Rotary die Bemühungen zur Ausrottung der Kinderlähmung vor Ort. Rotarier helfen bei der Verteilung des Impfstoffs, der Mobilisierung der Bevölkerung und logistischen Organisation der Impfaktionen. PolioPlus wird in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), den Gesundheitsbehörden der USA (CDC) und den nationalen Gesundheitsministerien betrieben. Bis heute wurden weltweit ca. 2 Milliarden Kinder vor dieser Krankheit geschützt.
PolioPlus führte zu einem Rückgang der Infektionen um 99 Prozent.<ref name="polio" /> Nach jüngsten Schätzungen wird Rotary bis zur endgültigen Ausrottung des Virus ca 1,2 Milliarden US-Dollar aufgewendet haben,<ref name="polio09">Press release of Rotary International from 21. January 2009, titled "Bill Gates announces new US$255 million grant for ending polio" [English].</ref> die unzähligen Arbeitsstunden der bis zu 10 Millionen freiwilligen Helfer nicht mitgerechnet. Die Poliokampagne profitiert von einer Partnerschaft, die Rotary International mit der Bill & Melinda Gates Foundation eingegangen ist. Gegenstand sind Finanzmittel in Höhe von 200 Millionen US-Dollar, die beide Seiten im November 2007 zu gleichen Teilen aufbrachten.<ref>Pressemitteilung von Rotary International vom 26. November 2007, betreffend die finanzielle Unterstützung von PolioPlus durch die Bill & Melinda Gates Foundation.</ref> Im Januar 2009 kündigte Bill Gates weitere 255 Millionen US-Dollar Spende für das Polio-Programm von Rotary International an, verbunden mit der Erwartung, dass Rotary seinerseits wiederum bis 2012 nochmals 100 Millionen US-Dollar dazusteuert.<ref name="polio09" /> Insgesamt beläuft sich das Spendenaufkommen beider Organisationen allein von 2007 bis 2012 also auf 555 Millionen US-Dollar.
Schüleraustausch
Rotary International betreibt eines der größten nichtstaatlichen Jugendaustauschprogramme.<ref>http://www.rotary-jugenddienst.de/ Homepage zum Jugendaustauschprogramm.</ref> Der erste Austausch, der sich das Rotarynetzwerk zunutze machte, war vermutlich die Organisation eines Austauschs vom Club Kopenhagen im Jahre 1929. Seit etwa 1965 ist Youth Exchange offizieller Bestandteil des Rotaryprogramms.
Das Austauschprogramm ist nicht auf Kinder von Rotariern begrenzt, sondern steht allen Schülerinnen und Schülern offen. So ist die Mehrheit der Teilnehmer nicht über einen Verwandten mit Rotary in Kontakt gekommen. Wer teilnehmen darf und wohin der Austausch geht, entscheidet Rotary nicht in den Clubs, sondern auf der übergeordneten Ebene der Distrikte.
Ein Rotary Club, der sich entschließt, einen Schüler aus seinem Distrikt für einen Auslandsaufenthalt zu empfehlen, muss sich im Gegenzug dazu bereiterklären, ebenfalls einen/mehrere ausländische(n) Austauschschüler (Inbound) zu beherbergen. Dieses Prinzip trägt dazu bei, die Kosten für Rotary und die Austauschschüler zu senken. Die Familie des ausgesandten Schülers (Outbound) muss nur die Flugkosten, die Versicherungsprämien und die Visumsgebühren tragen. Vor Ort im Gastland wird der Austauschschüler durch die Gastfamilie und einen vom Club gewählten Ansprechpartner (Counselor) betreut, der sich des Austauschschülers während des gesamten Jahres annimmt. Teilweise wird diese betreuende Funktion aber auch von sogenannten Rotex-Vereinen übernommen. In diesen Vereinen schließen sich unter der Schirmherrschaft von Rotary auf Distriktsebene Rebounds, also ehemalige Austauschschüler, zusammen. Rotex-Vereine betreuen die Jugendlichen u. a. auf selber organisierten Veranstaltungen. So wird die Verständigung unter den Austauschschülern gefördert und der Einstieg in bestehende soziale Netzwerke durch Ansprechpartner erleichtert.
MINE-EX
In der Schweiz fördern viele Rotarier seit 1996 in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) das Projekt „MINE-EX“, das Minenopfern in Kambodscha hilft. Jährlich werden dem IKRK für diesen Zweck 500.000,- SFr. zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren im erwähnten Land mehr als 30.000 Minenopfer mit Prothesen ausgerüstet und betreut.
Berufsinformation
Einige Rotary Clubs in Deutschland betreiben eine Berufs- und Praktikumsinformation. In Schulen, bei Berufsbildungsmessen und eigenen Veranstaltungen berichten Rotarier über ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben und stellen – sofern vorhanden – Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Internationaler Rotary-Musikwettbewerb
Seit 2002 findet jährlich der Internationaler Rotary-Musikwettbewerb für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in Moskau statt und wird vom Rotary Club Moscow International organisiert und ist Mitglied der Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die Jugend (EMCY).
Rotary Klavierwettbewerb Jugend
Gegründet 2006 durch den Rotary Club Essen-Hellweg findet jährlich der Rotary Klavierwettbewerb Jugend in Essen statt zur Förderung junger und begabter Pianisten. Dieser Wettbewerb hat inzwischen internationale Beteiligung erfahren und genießt auf Grund des höchsten Niveaus eine besondere Bedeutung unter den Klavierwettbewerben.
Struktur
Aufbau
Rotary besteht an der Basis aus lokalen oder regionalen Clubs. Jeweils ungefähr 50 bis 100 Clubs sind zu einem sogenannten Distrikt zusammengefasst, die Distrikte wiederum in weltweit 34 Zonen organisiert. An der Spitze eines Distrikts steht der jeweils für ein Jahr gewählte Governor, der während seiner Amtszeit Mitglied im Governorrat des Landes ist. Dieser stellt das Bindeglied zwischen dem Hauptsitz von Rotary International und den einzelnen Clubs dar.
In Deutschland sind etwa 50.000 Mitglieder in über 1.000 Clubs in 15 Distrikten organisiert.<ref>Rotary Club Deutschland: Mitgliederzahlen.</ref> In der Schweiz und Liechtenstein gibt es drei Distrikte mit 206 Clubs und ca. 11.400 Mitgliedern. Österreich ist in zwei Distrikte geteilt, wobei der östliche Distrikt als Besonderheit neben Teilen Österreichs außerdem Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien umfasst. Zusammen bestehen beide Distrikte aus 208 Clubs mit etwa 8.500 Mitgliedern.
Um das Ziel einer „Gemeinschaft von Berufsleuten“ zu erreichen, strebt Rotary danach, möglichst viele qualifizierte Berufskräfte zu umfassen. Aus diesem Grund sind pro Club höchstens fünf Angehörige derselben Berufsklasse zugelassen. Die Berufsvielfalt in den Clubs und deren Autonomie (im Rahmen der Verfassung und Satzung von Rotary International) gehört nach Aussagen der Rotarier zu den Hauptgründen für den Fortbestand und Erfolg ihrer Organisation.
Frauen als Mitglieder sind seit dem Jahr 1989 willkommen. Weltweit waren 2003 von insgesamt 31.256 Rotary Clubs 21.554 gemischte Clubs, was einem Anteil von 69 Prozent entspricht. Deutschland zählte zu diesem Zeitpunkt 23 Prozent von Clubs mit Frauen. In der Schweiz und Liechtenstein waren Ende Februar 2006 von den 11.421 Mitgliedern 669 Frauen (5,86 %). Mehr als die Hälfte aller 206 Clubs haben weibliche Mitglieder.
Tabelle mit den Bestandszahlen per 26. September 2013:<ref>Rotary International Club Member Count by Country and Geographic Area (Daten per 31. Mai 2012 − Dokumentinhalt am 29. September 2012; PDF; 59 kB) [Englisch].</ref>
Bereich | Mitglieder | Clubs | Distrikte |
---|---|---|---|
Deutschland | <span style="font-size:85%;" />52.687 | <span style="font-size:85%;" /> 1.028 | 15 |
Österreich | ca. 7.200 | ca. 140 | 2 |
Schweiz | ca. 12.300 | ca. 210 | 3 |
weltweit | ca. 1.230.000 | ca. 34.400 | 538 |
Mitgliedschaft
Ein Rotary-Club trifft sich in der Regel wöchentlich in seinem Clublokal, um Vorträge zu aktuellen Themen oder aus dem speziellen Berufsfeld eines Mitglieds zu hören. Es wird von jedem Rotarier erwartet, dass er sich an diesem Vortragswesen aktiv beteiligt. Die Mitglieder sollen nach Möglichkeit an mindestens der Hälfte aller Treffen teilnehmen. In diesem Sinn gibt es eine Präsenzpflicht. Sie gilt als Voraussetzung für den Zusammenhalt im Club. Mitglieder, die z. B. beruflich stark eingespannt sind und so nicht zu jedem Anlass kommen können, können sich von der Präsenzpflicht befreien lassen. Allerdings kann ein Rotarier seiner Präsenzpflicht auch als Gast in jedem anderen Rotary Club (z. B. während einer Reise) nachkommen.
Frauen waren als Mitglieder lange Zeit nicht zugelassen. Ab den 1970er Jahren begannen einzelne Clubs eigenmächtig, Frauen aufzunehmen. Dies führte zum Ausschluss eines dieser Clubs aus Rotary International, wogegen dieser gerichtlich vorging und eine Entscheidung kalifornischer Gerichte erwirkte, die auf Grundlage kalifornischer Antidiskriminierungsgesetze die Wiederaufnahme des ausgeschlossenen Clubs anordnete und die Geschlechtsbegrenzungen bei der Mitgliedschaft untersagte. Der Rechtsstreit endete letztinstanzlich im Jahr 1987 mit einem Unterliegen von Rotary International vor dem Obersten Bundesgericht der USA.<ref>Board of Directors of Rotary International v Rotary Club of Duarte. 481 U.S. 537. Online einsehbar unter http://www.law.cornell.edu/supremecourt/text/481/537 abgerufen am 14. Dezember 2013.</ref> Im Zuge dieses Urteils wurde die Mitgliedschaft generell für Frauen geöffnet, es existieren allerdings auch heute noch reine Männerclubs, beispielsweise in Hamburg. <ref>http://www.abendblatt.de/hamburg/article117658677/Lions-gegen-Rotarier-zwei-Weltclubs-im-Vergleich.html</ref>
Aufnahme
Jeder einzelne Rotary-Club ist frei, die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft eigenständig festzulegen. Man kann einem Rotary-Club jedoch nicht selbst beitreten, sondern muss von Mitgliedern des Clubs zur Aufnahme vorgeschlagen werden. Daran schließt sich ein Aufnahmeverfahren an, das zumeist von einem Aufnahmeausschuss geleitet wird. Nach einem positiven Votum des Aufnahmeausschusses und des Vorstandes wird eine Kandidatin oder ein Kandidat in den Club aufgenommen, wenn die Clubmitglieder keinen berechtigten Einspruch dagegen erheben und er die Mitgliedschaft nicht selbst ablehnt.
Diese Art der Mitglieder-Rekrutierung (Kooptation) lässt unter den Mitgliedern ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Sie kann allerdings auch zu geschlossenen und kohäsiven Gruppen führen, da die Mitglieder meistens ihresgleichen rekrutieren und Andersdenkende durch die eigene Einigkeit ausschließen können. Nach Ansicht der Rotarier werden so allerdings die besten Kräfte einer Region für ihre Gemeinschaft gewonnen.
Unterorganisationen
Intercountry Committees (ICC)
Durch aktuell 26 Internationale Länderausschüsse und weitere 33 Kontaktstellen (2013) mit je einer Deutschen Sektion werden Internationale Ländertreffen organisiert, die das gegenseitige Verständnis von Rotariern verschiedener Länder fördern, Clubs und Distrikte bei der Schaffung von Kontakten zu Clubs und Distrikten anderer Länder unterstützen. Ein besonderes Ziel ist die transnationale Durchführung von Weltgemeindienstprojekten.
Fellowships
Rotary Fellowships sind selbständige, internationale Gruppen, die einem gemeinsamen Interesse nachgehen. Ihre Mitglieder sind im Regelfall Rotarier, Ehepartner von Rotariern und Rotaracter. Die verbindenden Gemeinsamkeiten einer Fellowship können Freizeitaktivitäten (Sport, Hobbys), berufliche Interessen oder besondere Dienstmöglichkeiten sein. Im Mittelpunkt steht bei Ihnen clubübergreifend Spaß zu haben und Rotary zu erleben. Beispiele für Fellowships sind:
- Antique, Classic and Historic Automobile World Fellowship of Rotarians
- International Caravanning Fellowship of Rotarians
- International Fellowship of Carnival, Parades and Festivals
- Rotarian Doctors Fellowship
- Esperanto World Fellowship Of Rotarians
- Marathon Fellowship of Rotarians
- International Fellowship of Motorcycling Rotarians
Jede Fellowship besitzt eine weltumspannende Dachorganisation und ist in regional gebildete Chapter, die oft länderübergreifend organisiert sind, gegliedert.
Rotaract
Rotaract steht für „Rotary in action“. Die Organisation wurde in den sechziger Jahren von Rotary International gegründet, um unter jungen Menschen im Alter von 18 bis 32 Jahren die Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein, internationalem Geist und ethischen Grundsätzen zu fördern. Sie besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich junge Menschen engagieren, und ruht auf den drei Säulen „Lernen − Helfen − Feiern“.
Rotaract International ist eine weltumspannende Gemeinschaft mit Clubs in mehr als 155 Ländern. Mehr als 170.000 Mitglieder gehören rund 7.500 Rotaract Clubs an. In Deutschland engagieren sich derzeit über 2700 Mitglieder in 175 Clubs. Weltweit sind es 8.019 Clubs mit ca. 184.437 Mitgliedern in 139 Ländern (Stand: Dezember 2005). Jeder Rotaract Club wird in Patenschaft eines Rotary Clubs gegründet. Die deutschen Rotaract Clubs sind in 15 Distrikten zusammengefasst, die den rotarischen Distrikten entsprechen, jedoch keine Entsprechung in den Landesgrenzen finden. Die Clubs wählen jährlich einen Distriktsprecher, der die Kommunikation zwischen den Clubs fördert und den Distrikt im Rotaract Deutschland Komitee (RDK) vertritt. Das RDK besteht weiterhin aus fünf Ressorts und einem Vorsitzenden, welche die Clubs infrastrukturell unterstützen und informieren. Darüber hinaus wird ein Beauftragter für Interact und ein Rotaract- und Interact-Beauftragter des Deutschen Governorrates bestimmt. Das RDK wird jedes Jahr auf der Rotaract Deutschlandkonferenz (Deuko) gewählt.
Auf europäischer Ebene sind die Rotaract Clubs durch das European Rotaract Information Centre (E.R.I.C.)verbunden.
Interact
Interact wurde 1962 durch den Weltpräsidenten von Rotary International in Melbourne, Florida, USA gegründet, um unter Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren persönliches und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Die Organisation besteht aus einzelnen Clubs, in denen sich die Jugendlichen engagieren. Das Motto von Interact lautet ebenfalls „Lernen − Helfen − Feiern“. Interact Clubs werden von Rotary Clubs gesponsert und bieten so den Teilnehmern des Jugendaustauschprogramms die Möglichkeit, einheimische Mitglieder kennenzulernen.
Interact ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine weltweite Gemeinschaft aus über 200.000 Mitgliedern in mehr als 10.700 Clubs in 109 Ländern.
Inner Wheel
Inner Wheel ist eine internationale Frauenvereinigung, deren Mitglieder weibliche Angehörige von Rotariern sind. Sie stammt aus der Zeit, als Frauen der Eintritt zu Rotary verwehrt war, so dass Inner Wheel als eine eng mit Rotary verbundene Organisation für Frauen errichtet wurde. Auch weibliche Mitglieder von Rotaract, Ehefrauen und Mütter von Rotaractlern, sowie aktive und ehemalige Rotarierinnen haben Zugang zu Inner Wheel. Seit 2003 können auch außerordentliche Mitglieder ohne Verbindung zu Rotary aufgenommen werden.
International Inner Wheel ist eine eigenständige Frauenorganisation und gehört mit circa 100.000 Mitgliedern in über 100 Ländern zu den größten der Welt. Die historischen Wurzeln sind bei Rotary.
Rotex
Rotex (Rotary Exchangee – ex steht auch für ehemalig) ist eine Organisation unter dem Dach von Rotary International, welche dort auf Distriktebene aufgehängt ist, und den Jahresschüleraustausch von Rotary unterstützt. Ein Beispiel dafür ist das Patenprogramm in der Schweiz, bei dem Rotexmitglieder als Paten neuen Austauschschüler zur Seite stehen. Außerdem organisiert der Verein regelmäßige Treffen und Aktivitäten, an denen Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die Mitglieder von Rotex (auch Rotexer genannt) sind überwiegend ehemalige Jahresaustauschschüler, die mit Rotary im Ausland waren. Es gibt aber auch immer wieder Mitglieder, die entweder nicht mit Rotary oder gar nicht an einem Schüleraustausch teilgenommen haben. Genauso wie für den Schüleraustausch mit Rotary ist es für die Aufnahme bei Rotex keine Voraussetzung, dass Eltern Rotarier sind. Es ist sogar so, dass nur ein kleiner Teil der Mitglieder bei Rotex verwandtschaftliche Beziehungen zu Rotary hat.
Da sich die Struktur und Arbeit einzelner Rotex-Clubs von Distrikt zu Distrikt unterscheiden, gab es in den vergangen Jahren verstärkte Bemühungen, mithilfe internationaler Konferenzen den Erfahrungsaustausch unter Rotexern zu vereinfachen und die distriktübergreifende Kooperationen auszubauen. Die erste "International Rotex Convention" wurde 2012 in Bordeaux veranstaltet und seitdem werden im Zweijahresrhythmus Rotex-Konferenzen organisiert.<ref>http://www.rotex-convention.com/index.php/convention</ref>
Auszeichnungen
Paul Harris Fellow
Für besondere Verdienste verleiht Rotary International den Paul Harris Fellow. Diese Auszeichnung kann sowohl an Rotarier als auch an Nichtrotarier verliehen werden. Sie ist die höchste Anerkennung für Persönlichkeiten, die sich für die Ziele oder um Rotary International verdient gemacht haben.
Kritik
Von einem Beratungsinstitut für junge Akademiker werden die Rotary Clubs wie auch andere Service-Clubs als „allgemein überschätzt“ und „teilweise recht elitär“ beschrieben.<ref>www.karrieremagazin.net [1] geladen 19. August 2014</ref>
Literatur
- Edwin A. Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste-Verlag Düsseldorf, 2004, ISBN 3-7700-1184-8.
- Sebastian Gradinger: Service Clubs – zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital. Universität Trier 2006, ISBN 3-8364-4651-0.
- Service Clubs: Qualität zählt mehr als Vitamin B. In: manager-magazin.de vom 16. November 2006.
Weblinks
- Rotary International
- Rotary Region Deutschland
- Rotary Region Schweiz und Liechtenstein
- Rotary Region Österreich, Ungarn, Slowenien, Bosnien und Kroatien
- Interact International
- Inner Wheel Deutschland; siehe auch: International
- YEP Online – Rotarische Kontaktbörse für Austauschstudenten
Einzelnachweise
<references />