Kosmetik


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Der Ausdruck Kosmetik (vom altgriechischen Adjektiv κοσμετικός kosmetikós, aus dem Verb κοσμέω kosméo „ordnen“, „schmücken“) bezeichnet die Körper- und Schönheitspflege, bzw. die Erhaltung, Wiederherstellung oder Verbesserung der Schönheit des menschlichen Körpers.

Der Beruf Kosmetikerin ist eine klassische Frauendomäne. 2010 lag der Frauenanteil bei Ausbildung und Berufsausübung in den DACH-Ländern zwischen 95 und 100 %.

Etymologie

Im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Frankreich die Bezeichnung „cosmétique“, und erst um 1850 gelangte der Begriff Kosmetik von Frankreich aus in den deutschen Sprachraum, wo allgemein auch weiterhin von Schönheitsmitteln die Rede war, während im wissenschaftlichen Sprachgebrauch noch bis ins 18. Jahrhundert zwischen cosmetica medicamenta (Schminck-Arzteneyen) und ars cosmetica (Modearzneyen) unterschieden wurde.<ref>Christoph Wilhelm Hufeland: Gemeinnützige Aufsätze zur Beförderung der Gesundheit des Wohlseins und vernünftiger medicinischer Aufklärung, Bd. 1, Leipzig 1794, S. 107–116, der hier den Begriff „Modearzneyen“ verwendet und diese mit „Charlatanerieen“ gleichsetzt.</ref>

Unterteilung

Bestimmte Substanzen, die Kosmetika, reinigen, stabilisieren, vitalisieren, deodorieren oder parfümieren die Haut, Nägel und Haare. Auch natürliche Methoden und Übungen wirken kosmetisch; zu den bekanntesten dürften Kneippgüsse und Saunieren gehören. Die Grenzen zur Hygiene oder Wellness-Kuren sind fließend.

Kosmetik will das Körperäußere verschönern und pflegen und ist abhängig vom jeweiligen Kulturverständnis eines Volkes. Viele kosmetische Produkte zielen und zielten darauf ab, die Alterung und die Begrenztheit des Körpers weniger sichtbar zu machen. Im alten Ägypten der Pharaonenzeit wurde die Nekrokosmetik mit Balsamierungsverfahren entwickelt, um einen Leichnam noch lange vor dem Verfall zu bewahren.

Düfte und Geruchsstoffe hatten in der Frühzeit der Menschheitsentwicklung religiöse und medizinische Wurzeln. Der für den Menschen unsichtbare Duft von Pflanzen und Blumen, der die unsichtbare Seele der Blüte, der Pflanze war, brachte die Gefühle für die Schönheit der Natur und die Sinnesempfindungen in einen harmonischen Gleichklang.

Generell soll Kosmetik nicht nur verschönernd wirken, sondern mindestens ebenso das Lebensgefühl steigern; eventuell auch soziales Prestige ausdrücken. Das Zieren und Pflegen des Körpers ist so alt wie die Menschheit selbst.

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Rouge, Lidschatten, Mascara, Kajal, Lippenstift, Pinsel – dekorative Kosmetik

Der heutige Markt für Kosmetik (Körperpflegemittel) lässt sich in 5 Segmenten nach Verwendungsgebiet beschreiben:<ref>Kosmetikprodukte – haut.de: Wissenswertes zu Haut und Körperpflege</ref>

Geschichte

Prähistorische Zeit

Funde in Alicante und Lascaux weisen drauf hin, dass sich in prähistorischer Zeit Frauen ihre Gesichter mit roter Farbe bemalten. Bei den Indianern und in vielen afrikanischen Völkern sind ebenfalls Bemalungen von Gesichtern bis in die jüngste Neuzeit üblich gewesen.<ref name="Umbach">Wilfried Umbach: Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1995, S. 3 ff.</ref>

Frühe Hochkulturen

Von den Assyrern und Babyloniern wurden aromatische Duftsubstanzen aus Hölzern, Pflanzenblüten und Harzen in Tempeln genutzt. Im alten Ägypten schminkten sich Männer und Frauen Lippen und Wangen mit roten Farbstoffen, die Haut mit Ägyptischer Erde. Auch die Färbung von Augenbrauen, Augenlidern und Haaren (mit Henna, Kajal oder Indigo) war in Ägypten verbreitet.<ref name="Umbach" />

Ägypten

Hauptartikel: Kosmetik im Alten Ägypten
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Kosmetikkästchen mit zwei Salbgefäßen aus Ägypten, um 1400 v. Chr.

Berühmt ist der hoch entwickelte Schönheitskult im Alten Ägypten, wo Schminke bereits 2000 Jahre vor den Pyramiden von Bedeutung war. Anders als in manchen späteren europäischen Epochen war bei den Ägyptern der Gedanke an körperlicher Reinheit und Hygiene sehr wichtig, sie kannten Reinheitsvorschriften, Dampfreinigungen und rituelles Kauen von Kräutern zur Mundreinigung. Seife als tägliches Mittel der Körperpflege kannten sie nicht, sie wuschen sich mit sodahaltigem Wasser, dafür hatten sie ein üppiges Arsenal an Geräten, Ölen, Fette, Salben, Duftstoffen, Essenzen und Schminke: Spiegel, Schminkbehälter, Kämme, Waschgeschirre, Pinzetten und Klingen zum Entfernen störender Haare, Perücken, Zinnober und roter Ocker für Lippen und Wangen, Henna für Haut, Haare, Fuß- und Fingernägel, für die Augen grüner Malachit oder grauer Bleiglanz und Kajal. In den medizinischen Papyri sind zahlreiche Rezepte, die nicht nur dem Vorbeugen oder Behandeln von Hautkrankheiten, sondern auch der Faltenreduzierung dienten. Auf das Schminken der Augen legten die Ägypter besonderen Wert, da dies auch eine medizinische Wirkung hatte: die mit Zusatzstoffen versehene schwarze Schminke beugte Augenkrankheiten vor. Aus diesem Grund waren auch Männer geschminkt. Das typisch ägyptisch wirkende Auge determinierte das Wort für „Schönheit“.

Griechen / Römer

In Athen wurden Schminke, Hautsalben und parfümierte Salben genutzt. Augenbrauen und Lippen schminkte die vornehme Griechin. Gesicht und Haut wurden mitunter mit weißer Schminke (Bleiweiß) bemalt. Der griechische Autor Theophrast nennt Zutaten und zahlreiche Rezepte für Salböle.

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Römisches Kosmetikzubehör im Musée d'Évreux

Bei den Römern veränderte sich mit zunehmenden Reichtum die Lebensweise von einfach hin zu einem luxuriösen Lebensstil. In Rom gab es importierte Duftstoffe aus Vorderasien, Haarperücken von germanischen Sklavinnen, Lippenstifte und andere Schminken. Die Seife wurde zunächst aus Gallien eingeführt. Die übermäßige Nutzung von Kosmetik wurde von einigen Römern durchaus skeptisch gesehen. Plautus betont in seiner "Gespensterkomödie" Mostellaria, dass am besten riecht, wer gar nicht riecht.<ref>Platus: Mostellaria. Szene 1.3 – Z 258-312: Weil, beim Castor, eine Frau richtig riecht, wenn sie gar nicht riecht.</ref> Die Kosmetik war in der Antike ein Bestandteil der Medizin. Der römische Arzt Galenus von Pergamon begründete den wissenschaftlichen Zweig der Zubereitung von Pharmapräparaten und Kosmetika. Nach seinem Namen nennt man diesen wissenschaftlichen Zweig Galenik. Berühmt wurde auch die Kaltcreme von Galenus, deren Bestandteile Rosenwasser, Olivenöl und Bienenwachs waren. Diese Kaltcreme wurde bei trockener und bei faltiger Haut eingesetzt.<ref name="Umbach" />

Frühes Christentum

Im Neuen Testament (Mk. 14,3) wird Jesus in Betanien von einer Frau mit kostbarem Nardenöl aus einem Alabastergefäß gesalbt. Zu Sakramenten wie Taufe, Firmung und Krankensalbung sind Salböle erforderlich. Für hygienische und medizinische Zwecke ist die Verwendung von Ölen oder Salben bei frühen Kirchenschriftstellern akzeptiert. Öle werden über Reliquien geschüttet und sollen über den Kontakt mit dem Heiligen ein wundertätiges Potenzial erhalten.

Frühe christliche Autoren hatten in der Regel Vorbehalte gegen Kosmetik. Die Frau sollte innere Werte höher schätzen als äußere Schönheit. Überdies betonen etwa Tertullian und Cyprian, dass Kosmetik den göttlichen Schöpfungsakt nicht respektiere. In gewisser Weise wurde die kosmetische Beeinflussung des Äußeren als persönliche Herausstellung gegenüber anderen Menschen und als narzisstische Haltung kritisiert.<ref name="autogenerated2">Wilfried Umbach: Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1995, S. 6 ff.</ref>

Früh- und Hochmittelalter

Im Frühmittelalter mag die Haltung der Kirchenschriftsteller mit zu einer abnehmenden Nutzung von schönheitsfördernden Kosmetika beigetragen haben. Kostspielige kosmetische Mittel wurden als heidnisch verdammt. Eine Frau, die ihr Gesicht und ihre Lippen bemalte, konnte in den Verdacht geraten, eine Hure zu sein. Im Osten des römischen Reiches ist die Tradition der Kosmetiknutzung mit der islamischen Eroberung nicht abgerissen. Im Islam wurde insbesondere auch die Duft- und Parfümkosmetik ausgebaut. Das größte Rosenanbaugebiet Europas in Bulgarien zur Herstellung von Rosenöl verdankt sein Entstehen der islamischen Liebe zu schönen Düften. Im Westen mag auch die Tatsache, dass traditionelle Rohstoffe (exotische Duftstoffe) nicht mehr oder nur noch schwer zu bekommen waren, zu einem Niedergang der Kosmetikkultur beigetragen haben.<ref name="autogenerated1">Wilfried Umbach: Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1995, S. 147 ff.</ref>

Renaissance

Erst in der Renaissance gewinnt die Kosmetik wieder an Bedeutung. Es werden Perücken getragen, Puder wird angewendet, Parfüms zur Überdeckung des Körpergeruchs kommen in Mode.

Gesetzgebung

Seit 1976 unterliegen Kosmetika einer einheitlichen europäischen Gesetzgebung, der EU-Kosmetikverordnung Nr. 1223/2009 vom 30. November 2009, deren Übergangsfristen zum 11. Juli 2013 abliefen.<ref>Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des europäischen Parlaments und des Rates (PDF)</ref> Als EU-Verordnung ist sie EU-weit direkt gültig ohne nationalgesetzliche Umsetzungen, sie ersetzte zuvor geltende nationale Gesetze (z. B. die deutsche Kosmetik Verordnung) und europäische Richtlinien. In ihr werden neben der Definition die Sicherheitsanforderungen an die Produkte und die Anforderungen an die Kennzeichnung EU-weit einheitlich geregelt. Eine EU-einheitliche und zentrale Registrierungspflicht aller Hersteller, Vertreiber, Produkte und der Verantwortlichen ist ebenfalls geregelt. Gesetzlich sind kosmetische Mittel über ihre Zweckbestimmung definiert als Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die ausschließlich oder überwiegend dazu bestimmt sind, äußerlich am Körper des Menschen oder in seiner Mundhöhle zur Reinigung, zum Schutz, zur Erhaltung eines guten Zustandes, zur Parfümierung, zur Veränderung des Aussehens oder dazu angewendet zu werden, den Körpergeruch zu beeinflussen.

Die Kosmetikverordnung 1223/2009 schreibt vor, dass der verantwortliche Hersteller bzw. Importeur die gesundheitliche Unbedenklichkeit seiner Produkte vor der Vermarktung feststellt und schließt die Verwendung von Tierversuchen zur Ermittlung toxikologischer Daten ausdrücklich aus. Hierzu benötigt er einen Sicherheitsbewerter, der persönlich dafür verantwortlich zeichnet (diese Person kann auch eine juristische Person sein), dass das kosmetische Mittel bei bestimmungsgemäßer und vernünftigerweise vorhersehbarer Verwendung risikoarm angewendet werden kann. Diese Regelung stellt ein wichtiges Instrument des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes dar.

Betreiber von Kosmetikbetrieben in Deutschland müssen zudem die Hygiene-Verordnungen des jeweiligen Bundeslandes einhalten. Diese gilt bei Tätigkeiten bei denen Verletzungen der Körperoberfläche vorgenommen werden, soweit hierbei Geräte, Werkzeuge oder Gegenstände eingesetzt werden, die bei ihrer bestimmungsgemäßen Anwendung am Menschen Verletzungen der Haut oder Schleimhaut verursachen oder unbeabsichtigt verursachen können. Die Verordnung soll verhindern, dass Krankheiten wie Hepatitis B und C oder AIDS, die insbesondere durch Blut übertragen werden können, verbreitet werden. Beispiele für das Arbeiten unter hygienisch einwandfreien Bedingungen sind saubere Arbeitsräume, eine arbeitsplatznahe Möglichkeit zum Waschen und Desinfizieren der Hände, die fachgerechte hygienische Aufbereitung der Instrumente oder die Hautdesinfektion unter Verwendung spezieller alkoholischer Hautdesinfektionsmittel (Antisepsis).

Wirtschaft

Im Jahr 2007 wurden in Deutschland folgende Mengen an Kosmetikprodukten hergestellt:<ref name="Bundesamt">Statistisches Bundesamt: Fachserie 4, Reihe 3.1, Produzierendes Gewerbe (2007), Abschnitt Chemische Erzeugnisse, Meldenr. 2452</ref>

Produkt Menge t/Jahr
Parfüm 287
Duftwässer 4309
Schminkmittel (Augen) 1370
Schminkmittel (Lippen) 3170
Handpflegemittel 14106
Nagelpflegemittel 2190
Fußpflegemittel 4483
Schminkmittel (Gesicht) 6270
Produkt Menge t/Jahr
Sonnenschutzmittel 11670
Flüssige Haarwaschmittel 135110
Haarsprays 35970
Haarfärbemittel 55080
Zahnputzmittel 73260
Duschbäder 99400
Schaumbäder 42380

Der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e.V. (IKW) setzt sich für die ca. 45.000 Beschäftigten in diesen beiden Industriebereich ein.

Die Pro-Kopf-Ausgaben für Kosmetika lagen in Deutschland bei etwa 153 € pro Jahr. Damit liegt Deutschland nur im westeuropäischen Mittelfeld. Der wirtschaftlich bedeutendste Sektor, die Haarpflegemittel, erzielten einen jährlichen Umsatz von über 3 Milliarden €, dicht gefolgt von der Hautkosmetik.<ref>IKW-Wirtschaftspresskonferenz 2008, SÖFW-Journal 134, 12-2008, S. 53.</ref>

Inhaltsstoffe

Die Inhaltsstoffe von kosmetischen Mitteln sind innerhalb der Europäischen Union auf den jeweiligen Verpackungen angegeben. Beginnend mit dem Hinweis „Ingredients“ erscheinen die Bestandteile in absteigender Reihenfolge ihrer Konzentration. Rohstoffe, mit einem Anteil von weniger als 1 Prozent, erscheinen am Ende in ungeordneter Reihenfolge. Die Inhaltsstoffe eines Produktes sind nicht nur vollständig aufgelistet, sondern sie folgen dabei einer einheitlichen Nomenklatur (INCI = International Nomenclature Cosmetic Ingredients) und gewähren damit eine hohe Transparenz sowohl für Verbraucher, Behörden, Testinstitute als auch für andere interessierte Kreise. Neben den INCI Bezeichnungen werden auch die Funktionen der Stoffe angegeben. Insgesamt werden 63 verschiedene Funktionen kosmetischer Inhaltsstoffe beschrieben.

Naturkosmetik

Eine einheitliche oder gar international akzeptierte Definition für Naturkosmetik existiert nicht. Üblicherweise versteht man darunter kosmetische Produkte, die ihrem Anspruch nach schonender für Mensch und Umwelt und aus „natürlichen“ (naturnah, naturidentisch) oder „ökologisch“ angebauten Rohstoffen hergestellt sind. In Ermangelung einer Definition existieren verschiedene Zertifizierungen mit teilweise deutlich voneinander abweichenden Kriterien. Beispiele hierfür sind NaTrue, BDIH, ICADA und ECOCERT.

Werbung

Nach Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) ist es verboten, „kosmetische Mittel unter irreführender Bezeichnung, Angabe oder Aufmachung in den Verkehr zu bringen oder für kosmetische Mittel allgemein oder im Einzelfall mit irreführenden Darstellungen oder sonstigen Aussagen zu werben“. Als irreführend wird speziell hervorgehoben, wenn „einem kosmetischen Mittel Wirkungen beigelegt werden, die ihm nach den Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zukommen oder die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert sind“ oder „durch die Bezeichnung, Angabe, Aufmachung, Darstellung oder sonstige Aussage fälschlich der Eindruck erweckt wird, dass ein Erfolg mit Sicherheit erwartet werden kann“. Neben dieser klaren gesetzlichen Vorgabe kontrollieren sich auch die im Wettbewerb stehenden Unternehmen gegenseitig. Firmen, die sich über unzutreffende Werbung etwaige Wettbewerbsvorteile beschaffen wollen, müssen mit der Gegenreaktion ihrer Konkurrenten und den damit häufig verbundenen juristischen Konsequenzen rechnen. Trotz dieser engen Grenzen bedient sich die Kosmetik-Industrie einer reichen Bildersprache um Konsumenten für ihre Produkte zu gewinnen.

Die meisten Menschen zeigen eine deutliche Neigung, die Sprache für die Abbildung der Wirklichkeit zu halten. Sie schließen von der Existenz eines Wortes auf die Existenz eines entsprechenden Sachverhaltes. Daraus erwächst eine Form der Sprachverführung, die man Wort- oder Sprachrealismus nennt<ref>Kainz 1972, S. 43; Kroeber-Riel & Meyer- Hentschel 1982, S. 158.</ref> Kosmetik-Markennamen enthalten daher häufig mehr oder weniger direkt Hinweise auf Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten der Produkte. Wenn Konsumenten einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen Namen und Eigenschaft des Produktes annehmen, unterliegen sie dieser Beeinflussungstechnik. Glaubt man an die Möglichkeit eines Gasaustausches durch die Poren der Epidermis, nur weil es in der deutschen Sprache das Wort Hautatmung gibt, ist man einer Sprachverführung durch den Wortrealismus erlegen<ref>Kainz 1972, S. 44.</ref>. Wenn beispielsweise Kosmetikartikel mit Ausdrücken wie „Aufbaustoffe“, „Cremebad“, „Schönheitsspülung“ oder „Nährcreme“ versehen werden und der Konsument diese Produktbezeichnungen mit den Produkteigenschaften gleichsetzt, liegt ebenfalls diese Beeinflussungstechnik vor. Objektiv ist es jedoch nicht möglich, die Haut von außen oder den Körper oberflächlich zu ernähren.<ref>Kroeber-Riel & Meyer-Hentschel 1982, S. 159.</ref>

Ausbildung

Deutschland

Die Berufsausbildung auf dem Gebiet der angewandten Kosmetik begann in Deutschland 1912, als der in der Berliner Charité tätige Arzt Dr. Richter einen Lehrgang für kosmetisch-medizinische Assistentinnen einrichtete, der zum Beginn des Ersten Weltkriegs eingestellt wurde. In den zwanziger Jahren bildeten Firmen (Elizabeth Arden, Helena Rubinstein), Friseurinnen und Masseurinnen zu Kosmetikerinnen aus – Elisabeth von Lettow-Vorbeck, Charlotten Daniger und Isa Schreck von Rutkowski boten in ihren Schulen Kurzlehrgänge an. In den dreißiger Jahren wurde auf Betreiben der „Fachgruppe für Schönheitspfleger beim Reichsstand des Deutschen Handwerks“ 1939 vom zuständigen Ministerium eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung erlassen, die wegen des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zur Anwendung kam. In den fünfziger Jahren waren Kurzlehrgänge für Kosmetik, Handpflege und Fußpflege üblich. Mit der Zunahme der für eine Berufsausübung erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten verlängerte sich in den sechziger Jahren die Ausbildungszeit auf halbjährige, später einjährige Lehrgänge. Eine rein betriebliche Ausbildung wurde nach wenigen Jahren wegen unzureichender Ergebnisse wieder aufgegeben. In den siebziger und achtziger Jahren wurden in der Mehrzahl der Bundesländer private ein- und zweijährige Berufsfachschulen für Kosmetik staatlich anerkannt, deren Absolventinnen als „staatlich geprüfte“ oder „staatlich anerkannte“ Kosmetikerinnen ihren Beruf ausüben. Gegen den Widerstand der Berufsverbände erließ das Bundeswirtschaftsministerium 2003 eine Verordnung, die neben der vollschulischen Ausbildung das duale System einführte.

Es gibt heute drei Möglichkeiten, sich zur Kosmetikerin/zum Kosmetiker ausbilden zu lassen:

  1. Kosmetikausbildung im dualen System: Diese Schulform existiert seit 2003. Hierbei handelt es sich um eine dreijährige Ausbildung, die sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule absolviert wird. Grundlage ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Kosmetikinstitut. Ein bis zwei Tage die Woche findet der Berufsschulunterricht statt und die restliche Zeit wird im Betrieb ausgebildet. Die Ausbildung ist kostenlos und der Auszubildende erhält eine Ausbildungsvergütung. Den Abschluss bildet eine Prüfung vor den Gremien der Handwerkskammer bzw. der Industrie- und Handelskammer.
  2. Kosmetikausbildung in Berufsfachschulen in freier Trägerschaft: Die Ausbildung liegt meist zwischen ein bis zwei Jahren und ist kostenpflichtig. Auch hier besteht bei einigen Ergänzungsschulen die Möglichkeit, einen staatlich anerkannten Abschluss zu erhalten.
  3. Kosmetikausbildung in der Höheren Berufsfachschule für Kosmetik mit Fachhochschulreife: Diese, seit ca. 10 Jahren existierende Ausbildung, erfolgt an einem staatlichen oder privatem Berufskolleg (nur in MV und NRW). Diese dreijährige, kostenlose Ausbildung findet in vollzeitschulischer Form, (d.h. sowohl die praktische als auch die theoretische Ausbildung) am Berufskolleg statt. Diese Ausbildung führt, nach erfolgreichem Ablegen der Abschlussprüfungen, zu einer Doppelqualifizierung: zum einen als staatlich geprüfte/r Kosmetiker/in und zum anderen erlangt man die Fachhochschulreife. Eingangsvoraussetzung ist die Fachoberschulreife (FOR), gg. mit Qualifikation.
  4. Studium an der Fachhochschule: Entwicklung und Herstellung von Kosmetika und Waschmittel wird als Bachelorstudiengang Technologie der Kosmetika und Waschmittel<ref>Bachelorstudiengang Technologie der Kosmetika und Waschmittel der Hochschule Ostwestfalen-Lippe.</ref> (Bachelor of Science) an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe angeboten. Ab dem Wintersemester 14/15 wird an der Fachhochschule Kaiserslautern der Bachelorstudiengang Chemietechnik, Vertiefungsrichtung Kosmetik angeboten.<ref>Bachelorstudiengang Chemietechnik der Fachhochschule Kaiserslautern.</ref> Studiengänge für Forschung und Lehre verwenden auch die Bezeichnung Kosmetologie<ref>Lehramtsstudium an der Universität Osnabrück</ref> oder Kosmetikwissenschaft.<ref>Bachelor- und Masterstudiengang der Universität Hamburg.</ref>

Österreich

In Österreich gibt es seit 1996 den Lehrberuf Kosmetiker.<ref>Kosmetiker Ausbildungsordnung (PDF; 45 kB)</ref> Die Lehrzeit beträgt zwei Jahre. Lehrlinge beenden die Ausbildung mit der Lehrabschlussprüfung. Zahlreiche private Institutionen bieten ebenfalls Ausbildungen an, meistens in Form von Kursen. Der Zugang zur selbstständigen Berufsausübung (reglementiertes Gewerbe der Kosmetik) ist gesetzlich geregelt und hängt von der Ausbildung bzw. Berufserfahrung ab.<ref>http://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblPdf/2003_139_2/2003_139_2.pdf</ref>

Literatur

  • Paul Faure: Magie der Düfte: eine Kulturgeschichte der Wohlgerüche; von den Pharaonen zu den Römern. dtv 30370, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-423-30370-0. (Originaltitel: Parfums et aromates de l'antiquité übersetzt von Barbara Brumm) (Erstausgabe bei Artemis, Zürich / München 1990, ISBN 3-7608-1923-0).
  • Annabel A. Fendl: Fachbegriffe Kosmetik. Holland + Josenhans, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7782-5933-7.
  • Franz Greiter: Moderne Kosmetik. ein Lehr- und Lernbuch für eine zeitgemässe Präventive. Hüthig, Heidelberg 1985, ISBN 3-7785-0820-2.
  • Emmerich Paszthory: Salben, Schminken und Parfüme im Altertum. In: Zaberns Bildbände zur Archäologie Band 4, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1417-5.
  • Karlheinz Schrader: Grundlagen und Rezepturen der Kosmetika Unter Mitwirkung von H. P. Frosch, 2. Auflage, Hüthig, Heidelberg 1989, ISBN 3-7785-1491-1.
  • Edmund Schrümpf, Richard Trauner, Edith Lauda: Lehrbuch der Kosmetik. 3., neubearbeitete Auflage. Maudrich, Wien/ München/ Bern 1974, ISBN 3-85175-236-8. (Erstausgabe 1957).
  • Wilfried Umbach: Kosmetik. Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 3-13-712602-9.
  • Wilfried Umbach (Hrsg.): Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiley-CH, Weinheim 2004, ISBN 3-527-30996-9.
  • Friedrich Vogel: Kosmetik aus der Sicht des Chemikers. In: Chemie in unserer Zeit. Wiley-VCH, Weinheim Nr. 5, 1986, ISSN 0009-2851
  • Friedrich Vogel: Das Experiment. Kosmetika – Do it yourself. In: Chemie in unserer Zeit. Wiley-VCH, Weinheim Nr. 3 1987, ISSN 0009-2851

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Kosmetik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Kosmetik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />