Kreuzfahrerstaaten


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Die Kreuzfahrerstaaten um 1135.
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Kleinasien und die Kreuzfahrerstaaten um 1140

Die Kreuzfahrerstaaten im engeren Sinne sind die als Ergebnis des Ersten Kreuzzugs in Palästina und Syrien errichteten vier Staaten:

Die ständigen Kriege zwischen den islamischen Mächten ermöglichten es den Kreuzfahrern, das Küstenland zu besetzen und für den Nachschub offen zu halten. Die Kreuzfahrer wurden zusammenfassend als Franken, das Land als Outremer bezeichnet.

Geschichte

Die Grafschaft Edessa wurde 1098 als erster Kreuzfahrerstaat gegründet. Unter Joscelin II. († 1159) fiel sie schon 1144 gegen den islamischen Herrn von Mosul und Aleppo, was den Zweiten Kreuzzug zur Folge hatte.

Das ebenfalls 1098 errichtete Fürstentum Antiochia wurde unter seinen ersten normannischen Herrschern Bohemund von Tarent († 1111) und dessen Neffen Tankred († 1112) durch Eroberungen gegen die Muslime und Byzanz erweitert. Sie hinterließen einen gefestigten Staat, für den aber Raimund von Poitiers 1137 dem byzantinischen Kaiser huldigen musste. 1268 erlag Antiochia, inzwischen wirtschaftlich verarmt, einem Mamlukenheer des Sultans Baibars von Ägypten.

Nicht viel später (1289) fiel Tripolis, seit Bohemund IV. von den Fürsten Antiochias mitregiert; es war 1109 als letzter der Kreuzfahrerstaaten errichtet und Bertrand von St. Gilles als vasallitische Grafschaft des Königreiches Jerusalem verliehen worden.

Unter Balduin I., dem ersten König von Jerusalem (1100), und seinen nächsten Nachfolgern Balduin II. (1118–1131), Fulko von Anjou (1131–1143) und Balduin III. (1143–1162) konnte das Gebiet erweitert und gegen die Sarazenen behauptet werden. 1187 besiegte Saladin die Kreuzfahrer vernichtend bei Hattin und eroberte anschließend Jerusalem und den Großteil des Königreiches.

Die Christen gewannen 1191 Akkon unter Führung von Richard Löwenherz zurück, der 1192 mit Saladin vertraglich die christliche Herrschaft im Küstenstrich von Tyrus bis Jaffa vereinbarte. Der Deutsche Kreuzzug eroberte 1197 den Küstenstreifen von Tyrus bis Tripolis zurück.

Der Kreuzzug Friedrichs II., der sich 1229 zum König von Jerusalem krönte, brachte auf diplomatischem Wege Jerusalem und weitere Gebiete wieder an die Kreuzfahrer. Theobald von Champagne und Richard von Cornwall konnten im Kreuzzug der Barone 1239–1241 Askalon und die Ländereien westlich des Jordans zurückgewinnen. Jerusalem ging 1244 allerdings endgültig verloren. Akkon, Mittelpunkt des restlichen Königreiches, war durch innere Kämpfe geschwächt und fiel nach der letzten mittelalterlichen Belagerung 1291. Der Rest Palästinas wurde – bis auf die Stadt Gibelet (Byblos) (Eroberung 1298) und die Inselfestung Ruad vor der syrischen Küste (Eroberung 1302) noch im selben Jahr – geräumt (Flucht nach Zypern).

Die aus Palästina/Syrien nach Zypern vertriebenen Johanniter eroberten ab 1306 Rhodos, das sie bis zur Eroberung durch die Osmanen 1522 beherrschten.

Gesellschaft in den Kreuzfahrerstaaten

Einsicht in Alltagsleben und Gesellschaft der Kreuzfahrerstaaten geben verschiedene christliche und islamische Quellen. Insbesondere zu nennen sind Wilhelm von Tyrus, der Erzbischof von Tyrus im Königreich Jerusalem und Kanzler unter König Balduin IV., sowie Fulcher von Chartres, einem Geistlichen und Teilnehmer des ersten Kreuzzugs, auf der christlichen Seite. Auf der islamischen Seite hervorzuheben sind Usama ibn Munqidh, der als Diplomat umfassend Einsicht in die inneren Verhältnisse der Kreuzfahrerstaaten nehmen konnte, sowie Ibn Dschubair, der ausführliche Reiseberichte über seine Pilgerfahrten verfasste und dabei auch die Levante mit den Kreuzfahrerstaaten nicht ausließ.<ref>Vgl. H. E. Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 186, 191 sowie F. Gabrieli: Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Aus den arabischen Quellen. München 1973, S. 115-126.</ref>

Zur gesellschaftlichen Stratifikation in den Kreuzfahrerstaaten ist anzumerken, dass die herrschende Schicht der lateinisch-christlichen „Franken“, während des gesamten Bestehens ihrer Herrschaften in der Levante, sehr dünn war und sich auf die Städte, insbesondere die Küstenstädte, sowie Festungen konzentrierte. Zwar wurden auch fränkische Siedler auf dem Land sesshaft, doch scheinen diese zumindest die Gebiete bevorzugt zu haben in denen hauptsächlich Ostchristen und keine Muslime siedelten.<ref>Vgl. H. E. Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 186-191.</ref> Diese beiden Gruppen bildeten, mit verschiedenen regionalen Verteilungen, die Bevölkerungsmehrheit in den Kreuzfahrerherrschaften, insbesondere auf dem Land, außerdem lebte auch eine kleine Minderheit an Juden in diesen Gebieten.<ref>Vgl. H. E. Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 191-193.</ref>

Trotz der verschiedenen religiösen, ethnischen und kulturellen Unterschiede zwischen lateinisch-christlichen Kreuzfahrern und den einheimischen Muslimen und Ostchristen entwickelte sich nun unter der Herrschaft der Franken eine Art modus vivendi, eine praktische Kooperation der verschiedenen Gruppen, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Dies darf aber nicht mit Toleranz und Integration im modernen Sinne verwechselt werden. Die Franken etwa duldeten die muslimische Bevölkerung und gewährten ihr einige Rechte bei gleichzeitiger Besteuerung, da es einfach nicht genug christliche Siedler (aus Europa) gab um die Wirtschaft am Leben zu erhalten. Ebenso kooperierten die Franken insbesondere im Bereich des Handels mit den Muslimen, die etwa Karawanen mit Handelsgütern in das christliche Gebiet führten und deren Waren von den Franken mit Zöllen belegt wurden, zu diesem Zweck wurden sogar christliche Beamte eingesetzt die des Arabischen mächtig waren. Auf der anderen Seite kooperierten auch die Muslime mit ihren neuen Herren, zumal sich etwa für die Bauern auf dem Land wohl nicht viel änderte, weiterhin zahlten sie Steuern und Abgaben, bloß nun an neue Herren, ansonsten wurden sie weitestgehend in Ruhe gelassen.<ref>Besondere Einblicke gewährt hier etwa der Reisebericht des Ibn Dschubair: M. Ibn-Gubair: Tagebuch eines Mekkapilgers, hrsg. und übersetzt von Regina Günther, Stuttgart 1985, S. 223-225.
Vgl. weiterhin: H. E. Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 186.</ref>

Kreuzfahrerstaaten am Rande der Kreuzzüge

Zu den Kreuzfahrerstaaten wird auch das Königreich Zypern gezählt, das während des Dritten Kreuzzugs gegründet wurde. Richard Löwenherz eroberte die Insel auf seinem Weg ins Heilige Land, die in der Folgezeit das Herrschaftsgebiet der entthronten Könige von Jerusalem bis 1489 wurde.

Ein weiterer christlicher Staat am Rande der Kreuzzüge war das Königreich Kleinarmenien, das sich unter einheimischen Herrschern auf der Flucht vor den Seldschuken einige Jahre zuvor etabliert hatte und sich rund 300 Jahre halten konnte.

Im Vierten Kreuzzug wurde das Byzantinische Reich von den Kreuzfahrern erobert (1204), wobei vier weitere Staaten entstanden:

Die Venezianer schufen darüber hinaus in der Folge des Vierten Kreuzzuges das Herzogtum Archipelagos in der Ägäis.

Thessaloniki und das Lateinische Kaiserreich wurden von den Byzantinern bis 1261 zurückerobert. Nachfolger der Kreuzfahrer regierten in Athen, auf dem Peloponnes und in Morea bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts.

1271 eroberte Karl von Anjou, König von Sizilien, den Norden des Despotats Epirus und gründete 1272 das Königreich Albanien (Regnum Albaniae), welches bis 1368 bestand. Ein weiterer Kreuzfahrerstaat unter Einfluss des Königreiches Neapel war die Pfalzgrafschaft Kefalonia und Zakynthos.

1319 errichtete die Katalanische Kompanie das Herzogtum Neopatria in Mittelgriechenland, das zusammen mit dem Herzogtum Athen Teil der Krone Aragon war.

Siehe auch

Literatur

  • M. W. Baldwin (Hrsg.): The first hundred years. A History of the Crusades. Bd 1. Univ. of Pennsylvania Press, Philadelphia 1958, The University of Wisconsin Press, Madison 1969, S. 368ff. (online)
  • Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge. Kohlhammer, Stuttgart 1965, 102005. ISBN 3-17-018679-5.
  • Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. Deutsch von Peter de Mendelssohn. C.H. Beck, München 2001, 2005. ISBN 3-406-39960-6.
  • Elizabeth Yehuda: Im Land der heiligen Kriege. Abenteuer Archäologie. Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg 2006,2,52ff. ISSN 1612-9954 (Land und Leute, Ergebnisse der Archäologie von einer israelischen Archäologin)
  • Rodney Stark: GottesKrieger, Die Kreuzzüge in neuem Licht, Haffmans Tolkemitt GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-942989-85-5.

Einzelnachweise

<references />