Lamborghini Countach
Lamborghini | |
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Lamborghini Countach LP400 | |
Countach | |
Produktionszeitraum: | 1974–1990 |
Klasse: | Sportwagen |
Karosserieversionen: | Coupé |
Motoren: | Ottomotoren: 3,9–5,2 Liter (276–335 kW) |
Länge: | 4140 mm |
Breite: | 2000 mm |
Höhe: | 1070 mm |
Radstand: | 2450 mm |
Leergewicht: | 1450 kg |
Vorgängermodell: | Lamborghini Miura |
Nachfolgemodell: | Lamborghini Diablo |
Der Lamborghini Countach [kuŋˈtaʧ] ist ein Sportwagen des Fahrzeugherstellers Lamborghini und wurde von 1974 bis 1990 produziert. Sein Name wird im Deutschen mitunter fälschlich [ˈkaʊn.tɘtʃ] ausgesprochen.<ref>Die reine Lehre: Lamborghini Countach. www.radical-classics.com, S. 3-4, abgerufen am 22. August 2015. </ref>
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Name Countach resultiert aus einem Ausruf in einem Dialekt aus dem Piemont-Grenzgebiet zur Schweiz. Das orthographisch nicht festgelegte Wort Countach steht für einen Ausruf, der Erstaunen und Bewunderung in sich vereint, und kann mit „non plus ultra“ oder „nicht übertreffbar“ übersetzt werden.
Entstehungsgeschichte
Der Countach war zusammen mit der Mittelmotor-Variante des Ferrari 365 der wichtigste Trendsetter auf dem Sportwagenmarkt der 1970er-Jahre. Anfang März des Jahres 1971 stellte Lamborghini eine LP500 genannte Designstudie auf dem Genfer Auto-Salon vor. Ursprünglich war keine Serienfertigung des Fahrzeugs geplant, doch fand die Studie so positiven Anklang, dass man sich bei Lamborghini nachträglich anders entschied. Allerdings wurde es zunächst ein LP400 mit dem schon bekannten 4-Liter-V12. LP steht für longitudinale posteriore („längsgerichtet rückwärtig“), was sich auf die Position des Motors bezieht. Im Gegensatz zum Mittelmotor des Vorgängers Lamborghini Miura ist er beim Countach wie zuvor bei Motorsport-Prototypen eingeführt längs eingebaut. Ungewöhnlich ist der Hinterradantrieb mit Fünfganggetriebe vor dem Motor und einer Welle durch die Ölwanne zum Differentialgetriebe.
Ein Prototyp des Countach wurde im März 1973 auf dem Genfer Auto-Salon der Öffentlichkeit präsentiert, gerade zur Ölkrise. Lamborghini hielt das Auto für so gut, dass es sich seiner Meinung nach trotzdem verkaufen musste. Im März des Folgejahres wurde ebenfalls auf dem Genfer Autosalon das fertig entwickelte Fahrzeug vorgestellt. Das erste Kundenfahrzeug wurde am 11. April 1974 ausgeliefert. Anders als die Studie bekamen die Serienfahrzeuge spezielle Lufteinlässe in den Flanken und große Lufthutzen auf den hinteren Kotflügeln.<ref>Tobias Grüner: Die neue Liga der Supersportler. Motor Presse Stuttgart. 5. Oktober 2013. Abgerufen am 7. Februar 2014.</ref>
Modellgeschichte
Von 1974 bis 1978 wurde das Fahrzeug als Lamborghini Countach LP400 angeboten. Es hatte einen V12-Motor mit 3.929 cm³ Hubraum und eine Motorleistung von 276 kW (375 PS). Im Gegensatz zum Plattformrahmen des Miura hat der Countach einen Gitterrahmen, die Karosserie wurde von Marcello Gandini aus dem Haus Bertone entworfen, wurde jedoch von Lamborghini selbst produziert.
Was beim Miura sanfte Rundungen waren, stellt sich beim Countach eckig und aggressiv dar. Die Frontscheibe ist extrem flach und die Scherentüren öffnen sich im Halbkreis nach oben und vorn. Der LP400 war zehn Jahre lang der schnellste Lamborghini, nicht zuletzt, weil verschärfte Schadstoffregelungen vor allem in den USA bei späteren Modellen eine Drosselung der Motorleistung notwendig machten. Erst als Lamborghini den LP500S mit deutlich mehr Hubraum ausstattete, wurde die Leistung des Jahres 1974 wieder erreicht.
In den Jahren 1978 bis 1982 wurde der Lamborghini Countach LP400S angeboten. Er hat den gleichen Motor wie der LP400, jedoch mit leicht reduzierter Leistung von 261 kW (355 PS) und verfügt über eine überarbeitete Karosserie mit Kotflügelverbreiterungen und einem Frontspoiler. Erstmals war optional ein auffälliger Heckflügel erhältlich, der den Anpressdruck auf die Hinterachse erhöhen sollte. Als Vorbild diente das Kundenfahrzeug des kanadischen Ölmagnaten Walter Wolf (siehe unten).
Nach der folgenden Modellpflege wurde von 1982 bis 1985 der Lamborghini Countach LP500S produziert. Dieses Modell hatte einen größeren V12-Motor mit 4.754 cm³ Hubraum und eine Leistung von 276 kW (375 PS).
1985 folgte der Lamborghini Countach LP5000S Quattrovalvole oder kurz Countach LP5000S QV. Der Hubraum wurde auf 5.167 cm³ erhöht, die Motorleistung stieg auf 335 kW (455 PS). Dieses Modell hat einen Motor mit vier Ventilen pro Zylinder, wie schon die Modellbezeichnung verrät (Quattro (it.)=Vier; Valvole (it.)=Ventile). Bei diesem Modell wurde die Motorhaube etwas nach außen gewölbt, um genug Raum für den größeren Motor zu schaffen. Ab dieser Modellreihe war der Countach auch in den Vereinigten Staaten erhältlich. Äußerlich unterschied sich dieses Fahrzeug aufgrund der dortigen Vorschriften durch große, aufgesetzte Stoßstangen. Das Gemisch wurde – anders als bei den europäischen Modellen – durch eine Bosch K-Jetronic-Einspritzanlage aufbereitet. Die Leistung wurde mit 309 kW (420 PS) angegeben; diese Modellreihe wurde bis 1988 produziert.
Im Jahre 1988 wurde eine Interims-Version aufgelegt, diese unterscheidet sich optisch durch Schweller mit integrierter Luftzufuhr für die Hinterradbremse, im Innenraum ist eine Klimaautomatik eingebaut, wie sie im nachfolgenden Anniversary zu finden ist.
Die letzte Baureihe stellt der von 1988 bis 1990 gebaute Lamborghini Countach 25 Anniversary dar, ein Jubiläumsmodell zum 25-jährigen Bestehen der 1963 gegründeten Firma Automobili Lamborghini. Die Motorleistung wurde nicht erhöht, jedoch wurde die Karosserie verändert. Neben neu gestalteten Heckleuchten und den dazwischenliegenden Blenden wurden Schwellerverkleidungen mit Lufteinlässen und ein geänderter Frontspoiler mit seitlichen Lufteinlässen verbaut.
Prototypen und Spezialanfertigungen
Countach LP500
Im Gegensatz zu den späteren Produktionsversionen hat der LP500 ein Chassis aus Stahlplatten und eine Stahlkarosse. Bezüglich der Fahrleistungen sind keine verlässlichen Werte vorhanden, da das Auto ständig verändert und nie offiziell von der Fachpresse getestet wurde.
Walter Wolf Countach
1975 bat der Multimillionär Walter Wolf den damaligen Lamborghini-Chefingenieur Gian Paolo Dallara, den Countach etwas zu überarbeiten. Neben kleinen Veränderungen an der Karosserie (ähnlich dem erst ab 1978 erhältlichen LP 400 S) inklusive eines stark vergrößerten Heckflügels und einer speziellen Innenausstattung wurde vor allem der Motor verändert. Man verbaute hier den 5-Liter-V12-Motor aus der Studie. Die knapp 330 kW (448 PS) beschleunigen dieses Modell auf über 315 km/h. Neu entwickelte Pirelli-Reifen sorgen für die nötige Bodenhaftung. Laut verschiedenen Quellen wurden drei Exemplare hergestellt. Das erste Exemplar, in rot lackiert mit der Nummer 1120148 befindet sich in Japan, ein weiteres, blau lackiertes in Deutschland (Nummer 1120202). Wolf selbst besaß einen blauen Countach (Nummer 1121210), dessen aktueller Verbleib unbekannt ist.<ref>Die schönsten Autos der Welt, Vann/Maxeiner, 1985</ref>
Countach Turbo S
Im Jahr 1984 erteilte Ferruccio Lamborghini den Auftrag zur Fertigung zweier mittels zwei Turboladern aufgeladenen Prototypen. Durch den per Dampfrad zwischen 0,7 und 1,5 bar verstellbaren Ladedruck wurde dem 4,8 l 12-Zylinder dann 748 PS und 876 Nm Drehmoment entlockt, was für eine Höchstgeschwindigkeit von 333 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden ausreichte. Dadurch war der Wagen das damals schnellste Straßenfahrzeug. Heute ist das zuerst produzierte Exemplar verschollen, das zweite schwarze in der Hand eines schwäbischen Unternehmers.<ref>Markus Stier: Achtung, die Bullen kommen! Lamborghini Countach LP 5000 QV, Turbo S, LP 400. In: Motor Klassik. 26. Dezember 2012, abgerufen am 26. Dezember 2010 (Online Version zum Artikel in Heft 10 / 2010). </ref>
Countach Evoluzione
Der Lamborghini Countach Evoluzione war der erste Prototyp für einen Countach-Nachfolger. Das Besondere an ihm war das Leergewicht von nur 980 kg. Das war möglich, weil der Wagen zum Großteil aus kohlenstofffaserverstärktem Kunstharz bestand. Außerdem wurde zur Gewichtseinsparung auf eine Lackierung verzichtet. Der Motor stammt aus dem Countach, leistet aber 360 kW bei 7500/min. Die Höchstgeschwindigkeit ist 330 km/h; er beschleunigt in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Countach L150
Das Projekt L150 war ein Redesign des Countach mit temperaturgesteuerten Lamellen anstelle der großen Luftöffnungen, einer aerodynamisch besser geformten Wagenfront und in die Seite integrierten Kotflügelverbreiterungen. Der einzige gebaute Prototyp befindet sich heute in einer Privatsammlung in Japan. Er besitzt einen 5,2-l-V12-Motor, der 335 kW (455 PS) mit 7000/min leistet.
Motordaten
Modell | Hubraum | Motortyp | Leistung | max. Drehmoment | Verdichtung | Gemischaufbereitung |
Studie LP500 | 4971 cm³ | V12 | 328 kW (446 PS) | 448 Nm bei 5750/min | 10,5:1 | Vergaser |
LP400 | 3929 cm³ | V12 | 276 kW (375 PS) | 361 Nm bei 5000/min | 10,5:1 | Vergaser |
LP400S | 3929 cm³ | V12 | 261 kW (355 PS) | 356 Nm bei 5000/min | 10,5:1 | Vergaser |
LP500S | 4754 cm³ | V12 | 276 kW (375 PS) | 418 Nm bei 4500/min | 9,2:1 | Vergaser |
LP5000S QV 25 Anniversary |
5167 cm³ | V12 | 335 kW (455 PS) | 500 Nm bei 5200/min | 9,5:1 | Vergaser |
Evoluzione | 5167 cm³ | V12 | 360 kW (490 PS) | 9,5:1 | Vergaser | |
LP500 Turbo S Prototyp | 4754 cm³ | V12 | 549 kW (748 PS) | 876 Nm bei 4500/min | Vergaser aufgeladen mit 2 Turboladern |
Fahrleistungen, Verbrauch, Gewicht
Modell | Höchstgeschwindigkeit | Beschleunigung 0 bis 100 km/h | Ø Verbrauch auf 100 km | Leergewicht |
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LP500 Prototype | 300 km/h | 5 s | --- Liter | 1130 kg |
LP400 | 309 km/h | 5,4 s | --- Liter | 1065 kg |
LP400S | 292 km/h | 5,9 s | --- Liter | 1200 kg |
LP500S | 300 km/h | 5,4 s | 26 Liter | 1480 kg |
LP5000S QV | 295 km/h | 4,9 s | 20-30 Liter | 1490 kg |
25 Anniversary | 295 km/h | 4,9 s | 20-30 Liter | 1590 kg |
Evoluzione | 330 km/h | 4,2 s | 20-50 Liter | 980 kg |
LP500 Turbo S Prototyp | 333 km/h | 3,6 s | --- Liter | 1515 kg |
Produktionszahlen
LP500 | LP400 | LP400S | LP500S | Quattrovalvole | 25 Anniversario | Evoluzione | L150 | LP500 Turbo S |
1 Stück | 150/157 Stück | 237 Stück | 321 Stück | 610 Stück | 657 Stück | 1 Stück | 1 Stück | 2 Stück |
Kit Car
Der Lamborghini Countach erfreute sich als Vorlage für Kitcar-Hersteller in Großbritannien großer Beliebtheit. Allein der Hersteller Prova Design fertigte von 1986 bis 1999 über 1200 Bausätze der Baureihe LP400S. Der Kit soll so gut gewesen sein, dass Ferruccio Lamborghini – er billigte den Nachbau – diesen mit „besser als das Original“ bezeichnete.<ref>Steve Hole: A-Z of Kit Cars. Haynes Publishing, 2012, ISBN 978-1-84425-677-8, S. 200</ref> Kleine Stückzahlen verschiedener Baumuster fertigten u.a. die Hersteller Mirage Countach (70 Exemplare LP400S), Panache Cars (60 Exemplare LP400), Brightwheel (25 Exemplare LP400S) und Silhouette Cars (23 Exemplare LP500S), so dass nicht nur in England weitaus mehr Bausätze als echte Countach auf den Straßen zu finden waren.<ref>Vgl. Steve Hole: A-Z of Kit Cars. Haynes Publishing, 2012, ISBN 978-1-84425-677-8</ref>
Literatur
- Anthony Pritchard: Lamborghini. Heel Verlag, Königswinter 2006, ISBN 3-89880-574-3
Weblinks
- Lamborghini by KLD Concept (Fotos, Videos, News, Forum, etc. franz.)
- private Countach-Homepage
- Timpelen
- Private Countach-Homepage eines Fans (deutsch, seltene Fotos, u.a. erster US-Countach, Fahrbericht, Videos etc.)
Einzelnachweise
<references/>
Aktuelle Modelle: Aventador | Huracán Special Editions: Sesto Elemento | Veneno | Aventador J
Historische Modelle: 350 GT | 350 GTV | 400 GT | Countach | Diablo | Espada | Gallardo | Islero | Jalpa | Jarama | LM002 | Miura | Murciélago | Silhouette | Urraco
Konzeptfahrzeuge: Calà | Egoista | Estoque | Genesis | Marzal | P140 | Urus