Landkreis Naugard
Der preußische Landkreis Naugard in Pommern bestand von 1818 bis 1945. Er lag im Regierungsbezirk Stettin und wurde, nach der größten Grundbesitzerfamilie Dewitz, auch der Dewitzsche Kreis genannt
Der Landkreis Naugard umfasste am 1. Januar 1945:
- vier Städte Daber, Gollnow, Massow und Naugard
- 111 weitere Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern
- einen Gutsbezirk (Forsten).
Naugard war mit einer Fläche von 1.261,98 km² (1941) der zweitgrößte Landkreis im Regierungsbezirk Stettin. 1939 wurden im Kreisgebiet 61.320 Einwohner gezählt, die auf 16.770 Haushaltungen verteilt waren.
Inhaltsverzeichnis
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Januar 1818 der Kreis Naugard im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Städte Daber, Gollnow, Massow und Naugard. Das Landratsamt war in Naugard.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Naugard, entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen, eine Gebietsreform statt, nach der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Naugard entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Am 15. Oktober 1939 wurden die Kreisgrenzen wie folgt verschoben:
- Eingliederung der Gemeinden Arnimswalde, Bergland, Friedrichsdorf, Hornskrug, Langenberg, Oberhof, Schwabach, Schwankenheim, Wilhelmsfelde und Wolfshorst aus dem aufgelösten Landkreis Randow in den Landkreis Naugard,
- Eingliederung der Gemeinden Augustwalde und Franzhausen aus dem Landkreis Naugard in den Stadtkreis Stettin.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt.
Landräte
- 1820–1824: Karl Günther Theodor von Dewitz
- 1824–1840: von Kameke-Lasbeck
- 1840–1888: Bernhard von Bismarck (1810–1893)
- 1888–1905: Ernst von Bismarck (1853–1931)
- 1905–1925: Ernst von Zitzewitz (1873–1945)
- 1926–1931: Wilhelm Gustav von Goßler (1883–1945)
- 1931–1937: Alfred Kieckebusch (* 1877)
- 1937–1945: Ernst Kribben (1898–1976)
Amtsbezirke
Im Jahr 1932 gab es im Kreis Naugard 31 Amtsbezirke:
- Augustwalde
- Barfußdorf
- Bernhagen
- Daarz
- Daberfreiheit
- Damerow
- Döringshagen
- Düsterbeck
- Eichenwalde
- Farbezin
- Friedrichsberg
- Friedrichswalde
- Fürstenflagge
- Groß Christinenberg
- Großenhagen
- Hackenwalde
- Hermelsdorf
- Hindenburg
- Karlshof
- Korkenhagen
- Kriewitz
- Külz
- Lübzin
- Priemhausen
- Sabow
- Speck
- Trechel
- Voigtshagen
- Wachlin
- Wangeritz
- Weitenhagen
Kommunale Verwaltungseinheiten 1932
Im Jahr 1932 gab es im Kreis Naugard vier Städte, 111 Landgemeinden und einen Gutsbezirk:
- Städte
- Daber
- Gollnow
- Massow
- Naugard
- Landgemeinden
- Alt Fanger
- Augustwalde
- Barenbruch
- Barfußdorf
- Bernhagen
- Birkenwalde
- Birkenwerder
- Blankenfelde
- Braunsberg
- Breitenfelde
- Buddendorf
- Burow
- Daarz
- Daberfreiheit
- Damerfitz
- Damerow
- Diedrichsdorf
- Dorotheenhof
- Düsterbeck
- Döringshagen
- Eberstein
- Eichenwalde
- Falkenberg
- Fanger
- Farbezin
- Franzfelde
- Franzhausen
- Freiheide
- Friedrichsberg
- Friedrichswalde
- Fürstenflagge
- Glewitz
- Glietzig
- Gollnowshagen
- Groß Benz
- Groß Christinenberg
- Groß Leistikow
- Groß Sabow
- Groß Sophienthal
- Groß Wachlin
- Großenhagen
- Gräfenbrück
- Gräwenhagen
- Hackenwalde
- Hermelsdorf
- Hindenburg
- Hinzendorf
- Hohen Schönau
- Ihnamünde
- Immenthal
- Jakobsdorf
- Jarchlin
- Karlsbach
- Karlshof
- Kartzig
- Kattenhof
- Kicker
- Klein Christinenberg
- Klein Leistikow
- Klein Sabow
- Klein Sophienthal
- Klein Wachlin
- Korkenhagen
- Kramonsdorf
- Kriewitz
- Külz
- Langkafel
- Lübzin
- Lüttkenhagen
- Marsdorf
- Maskow
- Matzdorf
- Minten
- Münchendorf
- Münsterberg
- Neu Fanger
- Neu Langkafel
- Neu Massow
- Neuendorf b. Massow
- Pagenkopf
- Parlin
- Pflugrade
- Plantikow
- Priemhausen
- Puddenzig
- Resehl
- Retztow
- Rosenow
- Rothenfier
- Rörchen
- Schloissin
- Schnittriege
- Schwarzow
- Schönhagen
- Schönwalde
- Speck
- Stevenhagen
- Strelowhagen
- Trechel
- Trutzlatz
- Voigtshagen
- Walsleben
- Wangeritz
- Weitenhagen
- Wittenfelde
- Wißmar
- Wolchow
- Wussow
- Zampelhagen
- Zickerke
- Zimmermannshorst
- Gutsbezirk
- Friedrichswalde, Forst
Bevölkerung
Im Jahr 1925 wurden im Kreis Naugard 59.018 Einwohner gezählt, von denen 57.379 Evangelische, 688 Katholiken, 597 Angehörige von Freikirchen und 148 Juden waren.<ref>Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Provinz Pommern. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Oktober 1932. Berlin 1932, S. XXVIII.</ref> Im Jahr 1933 wurden 61.829 Einwohner gezählt.<ref>Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Achtzehnter Band, Leipzig 1934, S. 153.</ref>
Kommunalverfassung
Die Landkreis Naugard gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Daber, Gollnow, Massow und Naugard, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Ortsnamen
Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im Wesentlichen bis 1945 beibehalten. Nur das anlautende C wurde 1936 in den folgenden Ortsnamen ersetzt:
- Carlsbach: Karlsbach,
- Carlshof: Karlshof,
- Cartzig: Kartzig,
- Cramonsdorf: Kramonsdorf,
- Criewitz: Kriewitz
Verkehr
Abgesehen von einer Station der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft ganz im Süden des Kreises, die 1846 bedient wurde, blieb das Gebiet noch bis 1882 ohne Schienenverkehr >111.0<. Dann eröffnete die Preußische Staatsbahn eine Strecke von Altdamm über Gollnow und Naugard in Richtung Kolberg, von der 1892 in Gollnow die Linie nach Wietstock abzweigte >111.c+d<. Von dort durchzog erst 1909 die Strecke nach Plathe die Nordspitze des Kreises >111.h<.
Um diese Zeit ergänzten die kreiseigenen Naugarder Kleinbahnen das Schienennetz mit zwei Linien:
- 1902 von Naugard nach Daber >113.l< und
- 1903 von Gollnow nach Massow >113.k<
In Daber bestand Anschluss an die 1895 bzw. 1896 eröffneten Schmalspurlinien der AG Saatziger Kleinbahnen nach Stargard >113.j< und der Regenwalder Kleinbahnen AG nach Regenwalde >113.m<. Im Nordwesten des Kreises lag seit 1903 eine Haltestelle der Strecke Gülzow - Kantrack der Greifenberger Kleinbahnen AG >113.q<.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Religion
Der prozentuale Anteil der Konfessionen an der Gesamtbevölkerung betrug im Jahre 1932:
- evangelische Glaubensgemeinschaft 97,2 %
- römisch-katholische Glaubensgemeinschaft 1,2 %
- jüdische Glaubensgemeinschaft 0,3 %
Literatur
- Unser Pommerland, Jg. 21, H. 7–8: Der Kreis Naugard.
- Hans-Georg Grams: Unsere Heimat Hinterpommern – Eichenwalde – Die Menschen und ihr Schicksal: Von der Besiedelung bis zur Vertreibung. Max Schick GmbH, München 2003, ISBN 3-9803273-2-9.
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Pommern – Landkreis Naugard (2006).
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Naugard in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
- http://www.hinterpommern.de/Literatur/Regional/naugard.html
Weblinks
- http://www.geschichte-on-demand.de/naugard.html - Historische Daten
- Landkreis Naugard Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 6. Juli 2013.
Einzelnachweise
<references />
Regierungsbezirke: Grenzmark | Köslin | Stettin | Stralsund – Stadtkreise: Greifswald | Kolberg | Köslin | Schneidemühl | Stargard | Stettin | Stolp | Stralsund
Landkreise: Anklam | Arnswalde | Belgard | Bublitz | Bütow | Cammin | Demmin | Deutsch Krone | Dramburg | Flatow | Franzburg-Barth | Friedeberg | Greifenberg | Greifenhagen | Greifswald | Grimmen | Fürstenthum | Kolberg-Körlin | Köslin | Lauenburg | Lauenburg-Bütow | Naugard | Netzekreis | Neustettin | Pyritz | Randow | Regenwalde | Rügen | Rummelsburg | Saatzig | Schivelbein | Schlawe | Schlochau | Stolp | Ueckermünde | Usedom-Wollin