Langlebige Kiefer
Langlebige Kiefer | ||||||||||||
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Datei:Pinus longaeva 6.jpg
Langlebige Kiefer (Pinus longaeva) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pinus longaeva | ||||||||||||
D.K.Bailey |
Die Langlebige Kiefer (Pinus longaeva, Syn. Pinus aristata var. longaeva (D. K. Bailey) Little), auch Langlebige Grannen-Kiefer oder Westliche Grannen-Kiefer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Kiefern (Pinus) innerhalb der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Bis etwa 1970 wurde sie als eine lokale Varietät der Grannen-Kiefer (Pinus aristata) angesehen und wurde dann als eigene Art Pinus longaeva abgetrennt. Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer, die über 4000 Jahre alt sind. Eines davon, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen „Methuselah“. Seit 2012 ist ein neuer Rekordhalter, ebenfalls in den White Mountains bekannt. Sein Alter wird mit 5075 Jahren bis dato angegeben.<ref>Rocky Mountain Tree Ring Research: Database of ancient trees (Stand: Januar 2013)</ref>
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Habitus
Die Langlebige Kiefer ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von 5 bis 20 Meter und Brusthöhendurchmesser von bis zu 1,5 Meter, in Ausnahmefällen bis 3,5 Meter, erreicht. Die Stammform und Wuchshöhe hängen stark vom jeweiligen Standort ab. Die Art behält jedoch auch nahe der Baumgrenze eine aufrechte Wuchsform bei. Junge Bäume wachsen gerade und besitzen kurze, schlanke Äste. Altbäume, die Wind oder starker Trockenheit ausgesetzt sind, stellen meist bei 5 bis 10 Meter das Höhenwachstum ein und wachsen fast nur mehr im Umfang. Extreme Brusthöhendurchmesser werden wahrscheinlich durch das Zusammenwachsen mehrerer Stämme erreicht. Als arttypisch gelten die herabhängenden, gebogenen und in verschiedene Richtungen weisenden Äste. Langtriebe werden zwischen 0,8 und 7,2 Zentimeter lang. Viele Seitentriebe entstehen aus dem Terminalknospen der Kurztriebe.<ref name="Schütt435-436">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 435–436.</ref>
Nadeln
Die 2 bis 4 Zentimeter langen Nadeln stehen zu fünft, selten zu viert, dicht zusammen an Kurztrieben. Sie sind glänzend dunkelgrün gefärbt, relativ steif, besitzen eine stumpfe Spitze und liegen dem Zweig eng an. Auf der Nadelunterseite befinden sich mehrere Spaltöffnungsreihen. Es werden selten farblose Harztropfen mit glatter Oberfläche gebildet. Die Nadeln verbleiben zwischen 25 und 30, in Extremfällen bis zu 38 Jahre am Baum. Mögliche Ursache für so ein hohes Nadelalter ist die jährliche Erneuerung des Phloems der Nadelbündel oder die Mächtigkeit der Cuticulawachsschicht, die nicht mit dem Nadelalter abnimmt, sondern immer zwischen 5 und 9 Mikrometer dick ist.<ref name="Schütt436-437">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 436–437.</ref>
Blüten, Zapfen und Samen
Die rötlichen, 10 bis 12 Millimeter langen, männlichen Blütenzapfen stäuben von Juli bis Anfang August. Die weiblichen Blütenzapfen sind blau. Die anfangs tief purpurroten, spindelförmigen Zapfen werden zwischen 5,5 und 8,5 Zentimeter lang und sind an der Basis am breitesten. Ein geringer Teil der Population bildet grüne Zapfen aus. Die Zapfenschuppen sind stark verharzt und besitzen einen Nabel, der in einer 4 bis 6 Millimeter langen, grannenartigen Verlängerung ausläuft. An der Zapfenbasis sind diese Verlängerungen kürzer oder fehlen ganz. Selbst 3.000 Jahre alte Bäume bilden noch Zapfen aus. Die blass braunen, ein wenig marmorierten und geflügelten Samen reifen Ende September/Anfang Oktober. Sie werden 6 bis 8 Millimeter lang. Der Flügel ist nur schwer vom Samenkörper zu trennen.<ref name="Schütt437">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 437.</ref> Die eigentlich auf Windverbreitung (Anemochorie) ausgelegten Samen der Langlebigen Kiefer werden vor allem an windexponierten Hochlagen vom Kiefernhäher (Nucifraga columbiana) verbreitet.<ref name="Schütt438-440"/>
Borke
Die grau bis rötlichbraune Borke variiert sowohl in der Färbung als auch in der Struktur stark.<ref name="Schütt438">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 438.</ref> Die Borke bedeckt vor allem an Extremstandorten nur einen Bruchteil des Stammes. Es wird dadurch nur ein Teil der Krone regelmäßig versorgt und ist damit grün.<ref name="Schütt438-440"/>
Holz
Das rötlich getönte Holz ist harzreich und relativ hart. Gelegentlich treten Harzkanäle in den Holzstrahlen auf. Die Jahresringe sind gut zu erkennen. Das Holz lässt sich weder anatomisch noch im Erscheinungsbild von dem der Grannen-Kiefer (Pinus aristata) oder dem der Fuchsschwanz-Kiefer (Pinus balfouriana) unterscheiden.<ref name="Schütt438"/>
Ähnliche Arten
- Die ansonsten sehr ähnliche Grannen-Kiefer (Pinus aristata) ist durch ihre charakteristischen weißen Harzflöckchen an Nadeln und Zapfen nicht zu verwechseln.
- Die Fuchsschwanz-Kiefer (Pinus balfouriana) hat praktisch keine Grannenfortsätze an den Zapfenschuppen.
Verbreitung und Standort
Die Langlebige Kiefer kommt in verschieden, voneinander isolierten Beständen in Kalifornien, Utah und Nevada vor und wächst dort in den Gebirgsregionen. Das Verbreitungsgebiet reicht nach Westen bis zu den White Mountains im östlichen Kalifornien, nach Nordosten bis zum Sowers Canyon in Utah, nach Osten bis ins White Pine County und nach Süden bis zum Clark County in Nevada.<ref name="Schütt434-435"/> Weltberühmt ist das Vorkommen in den White Mountains, da dort mehrere über 4000 Jahre alte Exemplare stehen.
Die Langlebige Kiefer ist eine Lichtbaumart, die in Höhenlagen zwischen 2200 und 3700 Metern vorkommt und dort häufig die Waldgrenze bildet. Sie wächst meist auf Graten und Steilhängen und ist völlig winterhart. Die Art reagiert allerdings empfindlich auf Seitendruck und Beschattung. Die Jahresniederschläge betragen im Mittel 300 mm. In den wärmsten Monaten der sehr kurzen Vegetationszeit liegt das Monatsmittel kaum über 10 °C. Es werden vor allem Kalkstein- und Dolomit-Verwitterungsböden sowie Granit, Quarzit und Sandstein besiedelt. Am natürlichen Standort treten häufig Winterstürme auf.<ref name="Schütt438-440"/>
Ökologie
Die Langlebige Kiefer bildet an der Waldgrenze lichte Reinbestände. Auf den nährstoffreicheren und besser mit Wasser versorgten Böden am unteren Ende ihrer Höhenverbreitung kommt sie gemeinsam mit der Nevada-Zirbelkiefer (Pinus flexilis) vor. Sie erreicht nur auf flachgründigen, nährstoffarmen, sehr trockenen und stark windexponierten Lagen fast ohne Bodenbewuchs und Konkurrenzbaumarten ein extrem hohes Alter. In diesen Lagen wird die Art auch von keinerlei Schädlingen befallen.<ref name="Schütt438-440">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 438–440.</ref>
Der Kiefernhäher (Nucifraga columbiana) sammelt die Samen und vergräbt sie in rund 30 Zentimeter tiefen Löchern. Nur durch das Vergraben können die Samen an windexponierten Standorten keimen, da Samen, die an der Oberfläche liegen, austrocknen oder verweht werden. Keimlinge aus solchen Ansammlungen bilden häufig bis zu elf Stämme zählende Gruppen. Dabei wachsen die Keimlinge so dicht, dass spätere Stammfusionen unvermeidlich sind.<ref name="Schütt438-440"/>
Nutzung
Die Langlebige Kiefer hat keinerlei wirtschaftliche Bedeutung. Da sie in der Lage ist, stark exponierte Extremstandorte zu besiedeln und dort die Waldgrenze zu bilden, ist sie von großer ökologischer Bedeutung.<ref name="Schütt434">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 434.</ref> 1964 ließ der Geografiestudent Donald Rusk Currey in Nevada ein Exemplar (mit 4950 Jahresringen, wie sich dann herausstellte) fällen, dessen Überreste nun als Standard für die dendrochronologischen Jahresringtabellen dienen. Diese sind auch eine wesentliche Kalibrierungshilfe für die Radiokohlenstoffmethode. Das in Nevada gefällte Exemplar trägt den Namen „Prometheus“. Auf den Untersuchungen dieser Baumart basiert die Bristlecone-Pines-Chronologie.
Systematik
Die Art Pinus longaeva wurde 1970 von Dana K. Bailey von der Grannen-Kiefer (Pinus aristata) aufgrund von nadel- und zapfenmorphologischen sowie chemotaxischen Unterschieden ausgegliedert.<ref name="Schütt434-435">Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 434–435.</ref>
Quellen
Literatur
- Horst Kramer: Bristlecone Pines – die ältesten Bäume der Welt, in: Der Forst- und Holzwirt, 38. Jahrgang, Heft 2/1983, S. 32–35.
- Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2004, ISBN 3-933203-80-5, S. 433–440.
Referenzen
<references/>
Weblinks
- Kurze Artbeschreibung. (Memento vom 16. Juni 2007 im Internet Archive)
- Willkommen im Hain des ewigen Lebens (FAZ, Richard Friebe)
- Oldest Living Tree Tells All.
- Pinus longaeva in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Conifer Specialist Group, 1998. Abgerufen am 11. Mai 2006