Lausitzer Neiße
Die Lausitzer Neiße (obersorbisch Łužiska Nysa; niedersorbisch Łužyska Nysa; tschechisch Lužická Nisa; polnisch Nysa Łużycka; früher auch Görlitzer Neiße) ist ein 254 km langer linker Nebenfluss der Oder. Die Lausitzer Neiße ist der längste der Neiße-Flüsse und bildet, als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges, einen Teil der deutsch-polnischen Grenze. Aufgrund ihres Bezuges zu Deutschland wird sie deshalb häufig nur mit Neiße bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Die Lausitzer Neiße entspringt mit den Quellflüssen (Wiesentaler Neiße, Weiße Neiße, Schwarze Neiße und Gablonzer Neiße) im Isergebirge in Tschechien.
Die Wiesentaler Neiße (Lučanská oder Lužická Nisa) entspringt am nördlichen Fuß der Černá studnice (Schwarzbrunnkoppe) und fließt durch den Ort Lučany nad Nisou (Wiesental).
Die Gablonzer Neiße oder Neudorfer Bach (Novoveský potok) mündet in Jablonec nad Nisou (Gablonz) in die Neiße.
Die Weiße Neiße (Bílá Nisa bzw. Rýnovická Nisa) fließt durch Bedřichov (Friedrichswald) und Janov nad Nisou (Johannesberg) und mündet unterhalb von Jablonec in die Neiße.
Nördlich von Bedřichov wird die Schwarze Neiße (Černá Nisa) in der Talsperre Bedřichov gestaut, fließt durch Kateřinky (Katharinberg) und mündet in Stráž nad Nisou (Alt Habendorf) in die Neiße.
Die Neiße fließt durch Jablonec nad Nisou (Gablonz) und Liberec (Reichenberg) und erreicht bei Hartau in 234 m Höhe die deutsche Grenze. Der Mittlere Abfluss (MQ) an der tschechisch-deutschen Grenze liegt bei 5,4 m³/s. Die Flusslänge in Tschechien beträgt 55,1 km, das dortige Wassereinzugsgebiet 375,3 km².<ref>http://www.kraj-lbc.cz/public/ozivpr/priloha_c_1_text_koncepce_0ba3566a3f.pdf</ref>
Bis zum Dreiländereck südlich von Zittau bildet der Fluss auf etwa einem Kilometer die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. In ihrem weiteren Lauf nach Norden ist die Neiße auf 124 Kilometer der Grenzfluss zwischen Sachsen und dem polnischen Powiat Zgorzelecki in der Woiwodschaft Niederschlesien (Dolnośląskie). Nordwärts verläuft der Fluss weiter durch Görlitz/Zgorzelec, vorbei an Rothenburg/O.L.. Auf der rechten Neißeseite beginnt in Sobolice (Zoblitz) die Woiwodschaft Lebus (Lubuskie). Die Neiße fließt weiter in Richtung des Fürst-Pückler-Parks bei Bad Muskau. Hinter dem Dorf Köbeln, das Hermann von Pückler-Muskau im 19. Jahrhundert von der rechten auf die linke Neißeseite verlegen ließ, verlässt die Neiße die Oberlausitz und bildet ab hier auf deutscher Seite die Grenze zu Brandenburg. Sie fließt vorbei an den niederlausitzischen Städten Forst (Lausitz) und Guben/Gubin und mündet schließlich rund 15 Kilometer vor Eisenhüttenstadt bei Ratzdorf/Kosarzyn (Kuschern) in die Oder bei km 542,40.
Die 410 m<ref name="laenge">Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes</ref> lange Mündungsstrecke der Lausitzer Neiße (LsN) zählt zu den sog. sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes<ref>Verzeichnis F der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes</ref> in der Zuständigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde.
Brücken zwischen Deutschland und Polen
Über 90 % der vorhandenen Brücken wurden gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Roten Armee zu behindern.<ref> MDR Film: "Die Neiße:Grenzenlose Wildniss" veröffentlicht im Februar 2014, Online Link: [1], abgerufen am 25. Februar 2014</ref> Ein Wiederaufbau der Brücken durch die DDR fand kaum statt, aber auch nach dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen sind noch viele Neißebrücken gesperrt, unter anderem aufgrund fehlender finanzieller Mittel zu deren Sanierung. Damit entsteht auch eine Chance auf eine naturnahe Landschaft ohne Straßenverkehr.
Die Sortierung der Brücken erfolgt stromabwärts, soweit bekannt.
- Himmelsbrücke südlich von Zittau am Dreiländereck (Abriss Oktober 2013)<ref>Himmelsbrücke Zittau, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Autobrücke Zittau, Friedensstraße<ref name="Friedensstr">Himmelsbrücke Zittau, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Fußgängerbrücke Zittau, Lusatiaweg (am 21. Dezember 2007 wiedereröffnet, erneute Sperrung im August 2010.)<ref>Fußgängerbrücke Lusatiaweg, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Brücke an der Zittauer Straße Zur Reißigmühle (Abriss Ende 2011)<ref>Brücke an der Reißigmühle bleibt vorerst geschlossen, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Zittau–Liberec
- Eisenbahnbrücke der Schmalspurbahn Zittau-Hermsdorf, 1945 stillgelegt
- Autobrücke Zittau, Chopinstraße nach Sieniawka (S146 / 354)
- Autobrücke Zittau, Bundesstraße 178 nach Sieniawka und Kopaczow / Oldrichov (Eröffnung 1. Juni 2013)
- Brücke bei Drausendorf (Zugang auf deutscher Seite 2009 durch Dammbau abgetragen, Abriss im April 2012)<ref>Brücke bei Drausendorf nicht nutzbar, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Gießmannsdorfer Brücke am Kraftwerkswehr Hirschfelde (im September 2013 abgerissen)<ref name="Hirschfelde" />
- Fußgängerbrücke über das Kraftwerkswehr Hirschfelde (nicht nutzbar da Privatgelände)<ref name="Hirschfelde">Brücken in Hirschfelde bleiben ungenutzt, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Aschebrücke Hirschfelde (2009 abgerissen)
- Brücke an der Neißgasse bei Hirschfelde (nicht nutzbar aufgrund Sanierungsbedarf)<ref>Brücke an der Neißegasse in Hirschfelde bleibt ungenutzt, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- drei aufeinander folgende Eisenbahnbrücken der Neißetalbahn nördlich von Hirschfelde
- ehemalige Fußgängerbrücke im Ortsteil Rosenthal am Anfang des Neißetals nach Rohnau, heute Trzciniec (Am 7. August 2010 durch das Hochwasser der Neiße weggerissen)
- ehemalige Brücke in Ostritz am Sägewerk-Wehr im Kloster St. Marienthal (1945 gesprengt)
- ehemalige Brücke in Ostritz am Neißeweg zwischen Kloster St. Marienthal und Rusdorf, heute Posada (1945 gesprengt, ein Wiederaufbau ist geplant)
- ehemalige Blumberger Brücke zwischen Ostritz und Bratków (ehemals Blumberg)<ref>Blumberger Brücke, abgerufen am 19. Februar 2012</ref>
- Fußgängerbrücke in Ostritz zum Bahnhof Krzewina-Zgorzelecka (1945 gesprengt, für Fußgänger wieder aufgebaut, Ausbau für Kraftfahrzeuge ist geplant)
- Eisenbahnbrücke der Neißetalbahn südlich von Hagenwerder
- Autobrücke zwischen Hagenwerder und Radomierzyce (1945 zerstört, am 6. November 2003 wiedereröffnet)
- ehemalige Eisenbahnbrücke der ehemaligen Bahnstrecke Görlitz–Zawidów
- ehemalige hölzerne Fußgängerbrücke in Deutsch-Ossig (zum Kriegsende 1945 gesprengt)
- Brückenruine in Görlitz, Ortsteil Weinhübel (am 7. Mai 1945 gesprengt)
- ehemalige Fußgängerbrücke am Neißeviadukt (am 7. Mai 1945 gesprengt)
- Neißeviadukt zwischen Görlitz und Zgorzelec der Bahnstrecke Zgorzelec–Wałbrzych (am 7. Mai 1945 gesprengt und Wiederaufbau in den 1950er Jahren, Wiederaufnahme des Verkehrs am 22. Mai 1957)
- Stadtbrücke Görlitz–Zgorzelec (am 7. Mai 1945 gesprengt, trotz umgehenden Wiederaufbaus erst am 1. Oktober 1958 wieder für den Kraftverkehr freigegeben)
- ehemalige Fußgängerbrücke am alten Schützenhaus, zwischen Schützenweg und ehem. Prager Straße (am 7. Mai 1945 gesprengt)
- Görlitzer Altstadtbrücke (Fußgängerbrücke) – Die Brücke wurde am 7. Mai 1945 gesprengt und am 20. Oktober 2004 wieder aufgebaut.
- ehemalige Fußgängerbrücke (Gasrohrüberführung) zwischen Nikolaigraben und den ehem. Bleichen am polnischen Ufer (am 7. Mai 1945 gesprengt)
- Autobahnbrücke A 4 bei Görlitz, Ortsteil Ludwigsdorf (im August 1996 eröffnet)<ref>Bau der Autobahnbrücke A4 über die Neiße, abgerufen am 27. Juli 2009</ref>
- Fußgängerbrücke bei Deschka (1945 gesprengt und am 1. Juli 2007 wieder aufgebaut)<ref>Brückenneubau bei Deschka, abgerufen am 27. September 2009</ref>
- Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Węgliniec–Falkenberg/Elster bei Zentendorf
- hölzerne Wutbrücke nördlich von Neißeaue zwischen der Kulturinsel Einsiedel und Bielawa Dolna (1945 gesprengt, seit dem 2. Mai 2008 besteht eine Selbstbedienungsfähre für Wanderer und Radler)<ref>Fähre zwischen Kulturinsel Einsiedel und Bielawa Dolna, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Brücke zwischen Rothenburg und Tormersdorf (1945 gesprengt)<ref>Tormersdorfer Allee, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Brücke bei Lodenau (1945 gesprengt, eine neue Brücke ist von polnischer Seite erwünscht)<ref name="kreis-goerlitz.de">Brückenbau über die Neiße bei Krauschwitz und Lodenau, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Eisenbahnbrücke der Kleinbahn Horka–Rothenburg–Priebus nördlich von Steinbach (1945 gesprengt)
- ehemalige Brücke zwischen Klein Priebus und Buchwalde (1945 gesprengt)<ref name="sagar.de">ehemalige Neißebrücke südlich von Bad Muskau, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Autobrücke bei Podrosche (1945 gesprengt, ein Neubau besteht seit 1994)<ref name="sagar.de" />
- ehemalige Brücke der ehemaligen Gemeinde Neißebrück zwischen Werdeck und Pattag (1945 gesprengt)<ref name="sagar.de" />
- ehemalige Straßenbrücke bei Pechern (1945 gesprengt, ist nur noch als Wehr existent)<ref name="sagar.de" />
- ehemalige Holzbrücke bei Sagar (1945 zerstört, neue Brücke im Bau befindlich)<ref name="kreis-goerlitz.de" /><ref name="sagar.de" />
- Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Weißwasser–Bad Muskau nach Lubsko (seit dem 1. Januar 2001 stillgelegt, seit 2015 als Fußgänger-/Radwanderweg genutzt)
- Autobrücke Bad Muskau (1945 gesprengt, wiederaufgebaut)<ref name="sagar.de" />
- Doppelbrücke im Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (1945 zerstört, seit 2003 besteht die Doppelbrücke wieder)
- Englische Brücke im Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (1945 zerstört, seit Oktober 2011 besteht die Brücke wieder)
- ehemalige Brücke bei Żarki Wielkie (1945 gesprengt)
- Fußgängerbrücke zwischen Zelz und Siedlec (1945 gesprengt, seit dem 5. September 2008 wieder begehbar)<ref name="niederlausitz-aktuell.de">Brückenbau bei Zelz, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Brücke zwischen Bahren (Neiße-Malxetal) und Buchholz, jetzt Bukowina (1945 gesprengt)
- Autobahnbrücke A 15 (1945 gesprengt, 1975 halbseitig wieder aufgebaut, am 21. September 1998 komplett neu erbaut)<ref>Zerstörung und Wiederaufbau Autobahnbrücke A15 über die Neiße, abgerufen am 28. Juli 2009</ref><ref>Neubau der Autobahnbrücke bei Forst, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- ehemalige Brücke im Ortsteil Klein Bademeusel der Stadt Forst
- ehemalige Brücke im Ortsteil Groß Bademeusel der Stadt Forst
- Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Cottbus–Żary bei Forst
- ehemalige Fußgängerbrücke in Forst an der Sorauer Straße (1945 gesprengt)
- Brückenruine in Forst am Gutenbergplatz/Mühlenstraße nach Zasieki (1945 gesprengt, Wiederaufbau im Gespräch)
- Autobrücke nördlich von Forst zur Bundesstraße 112
- ehemalige Brücke bei Sacro (1945 gesprengt)
- kleine Wehrbrücke für Fußgänger in Grießen
- Fußgängerbrücke mit Treppe zwischen Groß Gastrose/Albertinenaue und Gubin-Markosice<ref name="Albertinenaue">Bürgerinitiative macht angesprengte Neißebrücke wieder begehbar, abgerufen am 29. Dezember 2009</ref>
- Autobrücke für die Bundesstraße 97 bei Klein Gastrose
- Fußgängerbrücke zwischen den Neiße-Terrassen von Guben und der Theaterinsel von Gubin (2008 eröffnet)<ref>Fußgängerbrücke zwischen Guben und Gubin illegal?, abgerufen am 28. Juli 2009</ref>
- Autobrücke in Guben, Frankfurter Straße
- Eisenbahnbrücke der Bahnstrecke Guben–Zbąszynek
- Autobrücke bei Coschen (1945 zerstört, Wiederaufbau am 3. November 2014 eröffnet)<ref>Planungsbericht des Wiederaufbaus der Neißebrücke Coschen (PDF; 4,8 MB), abgerufen am 28. Juli 2009</ref><ref>Bericht des rbb zur Eröffnung der Neiße-Brücke bei Coschen und Zytowan, abgerufen am 13. März 2015</ref>
Bilder
- Vom Lauf der Neiße
- NeisseHartau.jpg
Die Neiße am Übertritt von Tschechien nach Deutschland.
- Altstadtbruecke goerlitz gnu photo behrendt.jpg
Die Altstadtbrücke in Görlitz.
- Neisse bei skerbersdorf 640x480.jpg
Die Neiße bei Skerbersdorf.
- Die Neiße zwischen Albertinenaue und Grießen.jpg
Blick von der Fußgängerbrücke zwischen Markosice und Albertinenaue in Richtung Norden
- Oder Fluss.jpg
Die Mündung der Neiße in die Oder.
- Geschlossene Neiße-Grenzbrücken zwischen Deutschland und Polen
- Border Bridge Zittau Zur Reißigmühle Neiße.JPG
Zur Reißigmühle in Zittau. Ende 2011 abgerissen.
- Brücke zwischen Rosenthal und Rohnau.jpg
Die ehemalige Fußgängerbrücke nach Rohnau in Hirschfelde-Rosenthal wurde am 7./8. August 2010 Opfer des verheerenden Hochwassers.
- Drausendorf neissebruecke 2009 h.JPG
Drausendorfer Brücke. Im April 2012 abgerissen.
- Himmelsbrücke Zittau Porajow Poritsch Border Bridge Neisse.JPG
Himmelsbrücke in Zittau.
- Hirschfelde Grenzbrücke Neisse Kraftwerk.JPG
Brücke am ehemaligen Kraftwerk in Hirschfelde
- Hirschfelde Grenzbrücke Neißgasse Polen.JPG
Brücke an der Neißgasse in Hirschfelde
- Neiße-Brücke zwischen Groß Gastrose Albertinenaue und Markovice.JPG
Brücke zwischen Groß Gastrose/Albertinenaue und Gubin-Markosice, für Fußgänger durch eine Treppe nutzbar gemacht
Wassersport
Wie auch auf der Oder bestehen auf der Neiße seit dem Beitritt Polens zur EU keine besonderen Einschränkungen für den Wassersport. Die Fließgeschwindigkeit der Neiße ist relativ hoch und es gibt Wildwasserabschnitte. Das Befahren der Neiße mit Motorbooten ist auf der gesamten Länge verboten.
Weblinks
- Commons Commons: Lausitzer Neiße – Sammlung von Bildern
- Commons Commons: Lausitzer Neiße – Sammlung von Bildern
- Neiße im Stadtwiki Görlitz
- Grenzbrücken über die Neiße
- 360° Blick von der Neißebrücke bei Drausendorf
Einzelnachweise
<references />