Low-Level-Lasertherapie


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Bei der Low-Level-Lasertherapie handelt es sich um eine alternativmedizinische und -veterinärmedizinische Behandlung, die mittels Laserlicht – also monochromatischem und kohärentem Licht – durchgeführt wird. Ziel der Behandlung ist es, Schmerzen zu reduzieren, die Wundheilung zu beschleunigen und Entzündungen zu bekämpfen. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Namensgebung

Die Low-Level-Lasertherapie ist unter verschiedenen Namen bekannt. Neben dem veralteten Namen Softlaser-Therapie werden ferner noch die Begriffe Kaltlichtlaser-Therapie, Laserbiostimulation und Laserbiomodulation verwandt. Der Name Low Level Laser ist eigentlich irreführend, da die Therapie auch mit Lasern hoher Leistung durchgeführt werden kann. Von Wissenschaftlern in diesem Bereich wird daher der Name Laser-Photo-Therapie (engl. Laser Photo Therapy) gebraucht, jedoch hat sich dieser Name (auch in der wissenschaftlichen Literatur) noch nicht überall durchgesetzt.

Geschichte

Erste medizinische Anwendungen der Lasertechnik gab es bereits wenige Jahre nach der Erfindung des Lasers im Jahre 1960. So untersuchte Endre Mester bereits im Jahre 1963 an der Semmelweis Universität in Budapest den Einfluss von Laserstrahlung auf Gewebe insbesondere im Hinblick auf eine mögliche karzinogene Wirkung der Laserstrahlung. Dazu bestrahlte er Mäuse an Hautstellen, welche vorher durch Rasieren der Haare zugänglich gemacht wurden. Die Ergebnisse seiner Experimente interpretierte er dahingehend, dass die untersuchten Laser keine karzinogene Wirkung hatten, sondern auch, dass die Haare der Mäuse in der Behandlungsgruppe deutlich schneller regenerierten als in der Kontrollgruppe. In weiteren Untersuchungen will er auch eine verbesserte Epithelisation schlecht heilender Wunden gefunden haben. Mester veröffentlichte seine Ergebnisse ab 1967 in mehreren Publikationen. Diese Studien werden heute von manchen Autoren als der Ausgangspunkt und erster Nachweis der LLLT gesehen, eine wissenschaftlich Rezeption oder gar experimentelle Nachprüfung seiner Ergebnisse liegt bislang nicht vor.<ref>Endre Mester, B.Szende u. a.: The effect of laser beams on the growth of hair in mice. In: Radiobiol Radiother. 9/1968, S. 621–626</ref><ref>Endre Mester: Über die Wirkung von Laserstrahlen auf die Bakterienphagozytose der Leukozyten. In: Acta biol. Med. germ. 21/1968, S. 317–324</ref><ref>Endre Mester: Clinical application of laser beams. In: Lyon Chir. 65/1969, S. 335–345</ref><ref>Endre Mester: Effect of laser rays on muscle fibre regeneration. In: Acta Chir. Acad. Sci. Hung. 13/1972, S. 315–324</ref><ref>Endre Mester: Laser – induced stimulation of the vascularisation of the healing wound. In: Separat.Exp. 30/1974, S. 341–345</ref>

Hypothesen zum Wirkungsmechanismus

Die durch das Laserlicht in lebenden Zellen ausgelösten photochemischen Prozesse sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Spekulationen und längst nicht eindeutig geklärt. Von den Protagonisten dieser Therapie wird eine zentrale Bedeutung des Einflusses des Lichts auf die Mitochondrien angenommen. Diese Zellorganellen sind im Wesentlichen dafür verantwortlich, der Zelle Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) zur Verfügung zu stellen. Dies geschieht in den an der inneren Zellmembran befindlichen Atmungsketten, die über mehrere Redoxreaktionen aus Adenosindiphosphat (ADP) und Phosphor durch den Prozess der Phosphorylierung schließlich ATP synthetisieren. Diese Spekulationen wurden bislang trotz einiger Einzelstudien ihrer Protagonisten im medizinisch-naturwissenschaftlichen Diskurs nicht rezipiert; reputable Sekundärliteratur zum Wirkungsmechanismus der Low-Level-Lasertherapie liegt bislang nicht vor.

Anwendung

Die Anwendungsempfehlungen richten sich vor allem auf oberflächliche Entzündungen von Haut und Schleimhaut sowie auf Verschleißerscheinungen, Entzündungen der Bewegungsorgane und Gelenke, als auch gegen Allergien (z. B. Hausstaub, Tierhaare, Heuschnupfen).

Eine standardisierte Anwendungsform für eine Therapie gibt es nicht. Genauso wie die Geräteleistung variieren die Anwendungsparameter von Therapeut zu Therapeut. Softlasergeräte finden sich u. a. in Praxen von Heilpraktikern, Orthopäden (vor allem Sportärzten) und HNO-Ärzten.

Die Softlaser-Behandlung gilt als nebenwirkungsfrei und schmerzlos. Der Laserstrahl durchdringe die Unterhautschichten und wirke nach Ansicht seiner Anwender als heilsame „Biostimulation“ auf den Stoffwechsel im Bindegewebe. Dies führe zur Regeneration der Hörzellen, zur Stimulation des Immunsystems, zur Forcierung der Zellteilung und zur Aktivierung bestimmter Abwehrmoleküle. Wissenschaftliche Belege hierfür fehlen.

Es werden je nach Ausbildung des Therapeuten entweder schmerzende Körperstellen flächig bestrahlt, oder es werden gezielt Akupunkturpunkte behandelt (Laserakupunktur). Eine selten angebotene Variante ist die Laserblutbestrahlung (Blutakupunktur), bei der grünes Licht über einen Katheter in einer Vene auf das Blut einwirken soll.

Therapeutischer Wert

Der therapeutische Wert der Softlaser wird in der Literatur unterschiedlich, überwiegend kritisch betrachtet. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Eine systematische Übersichtsarbeit zur Anwendung bei Nackenschmerzen kommt zum Schluss, dass kurz- und mittelfristig eine schmerzlindernde Wirkung existiere.<ref>Chow et. al. Efficacy of low-level laser therapy in the management of neck pain: a systematic review and meta-analysis of randomised placebo or active-treatment controlled trials. The Lancet, Volume 374, Issue 9705, S. 1897–1908, 5. Dezember 2009 doi:10.1016/S0140-6736(09)61522-1</ref> Kontrovers hierzu konstatiert Edzard Ernst keine über Placebo hinausgehende Wirkung bei dieser Indikation.<ref> E. Ernst: The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine. 1 Auflage. Harcourt Publishers Limited, London 2001, ISBN 0 7234 3207 4, S. 323.</ref>

Speziell zur Anwendung des Low-Level-Lasers bei Tinnitus liegen mehrere randomisierte, kontrollierte Studien vor, allerdings jeweils mit geringer Patientenzahl. Während einige davon zu positiven Ergebnisse kommen<ref>A. Gungor u. a.: Effectiveness of transmeatal low power laser irradiation for chronic tinnitus. In: Journal Laryngol. Otol. 5/2008, S. 447–451, PMID 17625032</ref><ref>D. Cuda, A. De Caria: Effectiveness of combined counseling and low-level laser stimulation in the treatment of disturbing chronic tinnitus. In: Int. Tinnitus Journal 2/2008, S. 175–180, PMID 19205171</ref>, können andere eine Wirksamkeit der Low-Level-Lasertherapie für Tinnitus nicht belegen.<ref>von Wedel H, Calero L, Walger M, Hoenen S, Rutwalt D: Soft-laser/Ginkgo therapy in chronic tinnitus. A placebo-controlled study. Adv Otorhinolaryngol. 1995;49:105-8. PMID 7653340</ref><ref>Nakashima T, Ueda H, Misawa H, Suzuki T, Tominaga M, Ito A, Numata S, Kasai S, Asahi K, Vernon JA, Meikle MB. Transmeatal low-power laser irradiation for tinnitus. Otol Neurotol. 2002 May;23(3):296-300. PMID 11981384</ref><ref>Mirz F, Zachariae R, Andersen SE, Nielsen AG, Johansen LV, Bjerring P, Pedersen CB: The low-power laser in the treatment of tinnitus. Clin Otolaryngol Allied Sci. 1999 Aug;24(4):346-54. PMID 10472473</ref><ref>Teggi R, Bellini C, Piccioni LO, Palonta F, Bussi M: Transmeatal low-level laser therapy for chronic tinnitus with cochlear dysfunction. Audiol Neurootol. 2009;14(2):115-20. PMID 18843180</ref><ref>Ngao CF, Tan TS, Narayanan P, Raman R: The effectiveness of transmeatal low-power laser stimulation in treating tinnitus. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2013 Apr 19. PMID 23605244</ref> Auch eine entsprechende Studie zum Medium-Power-Laser (450 mW, 830 nm) aus dem Jahr 2013 konnte keine Wirkung der Behandlung oberhalb vom Placeboeffekt feststellen.<ref>Dejakum K, Piegger J, Plewka C, Gunkel A, Thumfart W, Kudaibergenova S, Goebel G, Kral F, Freysinger W: Medium-level laser in chronic tinnitus treatment. Biomed Res Int. 2013;2013:324234. PMID 24294604</ref>

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde kommt bei der Bewertung der Laser-Biostimulation zum Schluss, dass die eingesetzten Mittel angesichts ihrer niedrigen Leistungsdichte mit Laserpointern vergleichbar seien. Aufgrund zahlreicher Doppel-Blindstudien sei mit hoher Gewissheit davon auszugehen, dass die Laserbiostimulation keine substanzielle Wirkung habe und dass therapeutische Effekte auf dem Placeboeffekt beruhten.<ref>Laser in der Parodontologie Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Mund-Zahn- und Kieferheilkunde und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. DZZ 60(6) 2005 (PDF; 186 kB)</ref><ref>Røynesdal AK, Björnland T, Barkvoll P, Haanaes HR., The effect of soft-laser application on postoperative pain and swelling. A double-blind, crossover study., Int J Oral Maxillofac Surg. August 1993;22(4):242-5, PMID 8409569</ref><ref>Fernando S. (1993): A randomised double blind comparative study of low level laser therapy following surgical extraction of lower third molar teeth. Br J Oral Maxillofac Surg 31, 170-172, PMID 8512911</ref><ref>Taube S. (1990): Helium-neon laser therapy in the prevention of postoperative swelling and pain after wisdom teeth extraction. Proc Finn Dent Soc 86, 23-27, PMID 2385579</ref>

Gerätetechnik

Es werden drei Lasertypen unterschieden:

  • Hard-Laser mit Leistungen zwischen 30 und 180 Watt (Einsatz in der Chirurgie)
  • MID-Laser mit Emissionsstärke im zweistelligen Milliwattbereich
  • Soft-Laser mit sehr weicher Emission im niedrigen Milliwattbereich

Zur Anwendung im physiotherapeutischen Bereich kommen meist die sogenannten MID-Laser. Die Strahlungsleistung liegt bei etwa 70 Milliwatt.

Die Low-Level-Lasertherapie wird nur mit Soft-Lasern durchgeführt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

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