Mercurius
Mercurius (eingedeutscht Merkur) war ein Gott in der römischen Religion. Sein Name geht auf das lateinische Wort merx, Ware, zurück. Er wurde mit dem griechischen Hermes gleichgesetzt. Dessen Herkunft und übrige Eigenschaften wurden auf ihn übertragen. Er gilt als der „Götterbote“, Gott der Händler und Diebe.
Inhaltsverzeichnis
Gott des Handels
In Rom wurde ihm als Beschützer des für diese Stadt so wichtigen Kornhandels ein öffentlicher Kultus eingerichtet. 495 v. Chr. weihten die Römer für ihn einen Tempel am Circus maximus (am Aventin) ein, gleichzeitig wurde eine Zunft der Kaufleute geschaffen, deren Mitglieder sich mercuriales nannten. Am Stiftungstag des Tempels und der Zunft, am 15. Mai, opferten die Kaufleute dem Gott und seiner Mutter Maia und besprengten aus einer ihm geweihten Quelle an der Porta Capena Haupt und Waren mit Wasser.
Merkmale
Zu den Attributen von Merkur gehört der Caduceus, ein geflügelter Helm, Flügelschuhe und häufig ein Geldbeutel, den er in der rechten Hand hält.
Verehrung in den römischen Provinzen
Im römischen Reich während der Kaiserzeit wurde Mercurius mit dem Handel nach Westen und Norden verbreitet. In den keltischen und germanischen Provinzen war schließlich die Verehrung von Merkur stärker noch als in Rom selbst. Darauf weisen hunderte von Funden hin, bei denen es sich zumeist um Inschriften auf Weihesteinen oder Tafeln aus Bronze handelt. Die Darstellung auf diesen Steinen, die in den germanischen Rheinprovinzen gefunden wurden, ist von der Form und dem Ausdruck her römisch, aber die Namenskomposite sind germanischer Herkunft verbunden mit dem Stiftungszweck und einer bestimmten Personengruppe, seien es einzelne Stämme oder ein lokaler Bezug.
In den Provinzen begegnet er auch mit zahlreichen einheimischen Beinamen wie Mercurius Cissonius oder Mercurius Gebrinius.
Wochentag
Nach Merkur wurde der vierte (heute dritte) Wochentag Mittwoch mit Mercurii dies benannt. Dies hat sich in einigen romanischen Sprachen (italienisch mercoledì; französisch: mercredi; spanisch: miércoles) und im Albanischen als e mërkurë bis heute erhalten.
Nach Tacitus (Germania) setzten spätantike und frühmittelalterliche Chronisten den germanischen Gott Wodan/Odin mit Merkur gleich, was sich bei der Bezeichnung des Tages zum Beispiel als wednesday im Englischen und onsdag im Schwedischen bis heute nachvollziehen lässt.
Literatur
- Hermann Steuding: Mercurius. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2802–2831 (Digitalisat).
- Georg Wissowa: Religion und Kultus der Römer. Beck, München 1902, S. 248–249 (Digitalisat). 2. Auflage 1912, davon Nachdruck 1971, ISBN 3-406-03406-3
- Wilhelm Kroll: Mercurius 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XV,1, Stuttgart 1931, Sp. 975–982.
- Erika Simon, Gerhard Bauchhenß: Mercurius. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VI, Zürich/München 1992, S. 500–554.
- C. Robert Phillips: Mercurius. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 1–4.
- Bernhard Huß: Hermes. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 344–351.
Weblinks
- Pachten Merkur.jpg
Skulptur des Merkur in Pachten (Contiomagus)
- MzHbf-7-Hermes.jpg
Abbildung am Mainzer Hauptbahnhof
- Luepertz MERCURius.jpg
Markus Lüpertz: Mercurius vor dem Posttower in Bonn
- HL Puppenbrücke – Merkur.jpg
Merkur auf der Puppenbrücke zu Lübeck