Mineral-Aggregat


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche

Mineral-Aggregate (Mineral-Vergesellschaftungen) sind Verwachsungen von Kristallen entweder einer oder mehrerer Mineralarten.<ref name="Autorenkollektiv">Autorenkollektiv: Lexikon der Geowissenschaften, Band III, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2000, ISBN 3-8274-0422-3, S. 386 f.</ref> Im Gegensatz zu Kristallzwillingen entwickeln sich die Kristalle eines Aggregates regellos in verschiedene Richtungen.

Erscheinungsbild

Das Erscheinungsbild der Mineral-Aggregate hängt unter anderem von der Größe, der Ausbildung, vom Gefüge sowie der Art und der Anzahl der Minerale ab. Es gibt insgesamt zehn Arten von Aggregatformen, deren Unterarten je nach Wachstumsform spezielle, die Kristallform beschreibende Namen tragen, der oft auch mit deren Kristallhabitus übereinstimmt:<ref name="Autorenkollektiv" />

  1. Massig, derb, amorph, erdig: Zu diesem Typ gehören unter anderem viele Erze wie Chalkopyrit, aber auch Schmucksteine wie der Opal oder Türkis.
  2. Körnige bis kristalline Aggregate: Die Spannweite dieses Aggregattyps reicht von kryptokristallinen und mikrokristallinen (noch mit dem Mikroskop erkennbar) Kristalliten bzw. Körnern bis zu gut ausgebildeten Kristallen. Unterarten sind hier folgende Ausbildungen:
    1. Faserig, haarig oder filzig wie Chrysotil, Natrolith oder Okenit
    2. Nadelig bis stängelig wie beispielsweise Kakoxen, Rutil oder Stibnit
    3. Säulenförmig wie der Quarz und viele andere
    4. Glimmerartig, schuppig oder blättrig wie z.B. Muskovit oder Biotit
    5. Radialstrahlig und rosettenförmig wie unter anderem Aurichalcit, Natrolith, Hämatit, Ilmenit und Molybdänit.
  3. Stufen und Drusen: Ein Mineral-Aggregat mit freistehenden Kristallen wird nach alter Bergmannssprache als Kristallstufe oder kurz Stufe bezeichnet. Viele Stufen sind Teile von Drusen. Aggregate dieses Typs lassen sich entsprechend ihrer Möglichkeiten zur Kristallentwicklung in kammartige bzw. bürstenförmige (mehr oder weniger parallel zueinander) und tafelige (unbehindertes Wachstum in zwei Richtungen) einteilen.
  4. Sekretionen: Werden Hohlräume mit kolloidalen oder kristallbildenden Mineralsubstanzen ausgefüllt, entstehen oft konzentrisch bzw. schalig aufgebaute Aggregate. Bestes Beispiel sind hier die aus Kieselsäure gebildeten Achat-Mandeln, aber auch Rhodochrosit und die Schalenblende.
  5. Konkretionen: Dieser Aggregattyp bildet sich in Form von unregelmäßigen Kugeln oder grobblättrigen bis rosenförmigen Verbackungen vorwiegend in Sedimenten. Sandrosen (Varietät von Gips oder Baryt) von oft beeindruckender Größe bilden sich auf diese Weise.
  6. Oolithe oder Sphärolithe: Unter dem Begriff Oolith oder Sphärolith werden alle Aggregat in kugeliger, traubiger (botryoidaler), knollige, rogenartiger, nieriger, opalähnlicher oder blasiger Form. Ebenfalls hinzugezählt werden auch Mineral-Aggregate mit schaligem Aufbau, sowie als größere kugelige bis traubige Form der sogenannte „Glaskopf“.
  7. Fließformen: Unter den Fließformen finden sich vor allem kollomorphe Aggregate wie Tropfsteine (Stalaktiten, Stalagmiten und ähnliche), aber auch die bekannten Lockenformen, wie sie unter anderem bei Gips oder Psilomelan auftreten.
  8. Röhren, Kapillar- und korallenähnliche Aggregate: Unter anderem Kylindrit und Aragonit in der Varietät Eisenblüte bilden diese Formen aus.
  9. Skelette und Dendriten: Die überwiegende Mehrheit der metallischen Minerale wie Gold, Silber, Kupfer und andere wachsen in dieser Form und bilden neben Skeletten und Dendriten (baumartige Aggregate) auch Drähte, Gespinste und Geflechte aus.
  10. Krusten, Ausblühungen (Effloreszenz), Anflüge und Beschläge: Viele Sekundärminerale überziehen Primärminerale, aus denen sie z.B. durch Verwitterung entstehen, mit dünnen, krustigen Überzügen oder Ausblühungen. Weitere, auf diese Aggregatform anspielende Begriffe sind Anflüge, Beläge und Beschläge. Bekannt sind unter anderem die oft ineinander übergehenden Azurit-Malachit-Ausblühungen sowie Schwefelkrusten an Fumarolen.

Einzelnachweise

<references/>

Literatur

  •  Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 15.
  •  Jaroslav Bauer, Vladimír Bouska, František Tvrz: Der Kosmos-Edelsteinführer. Kosmos Gesellschaft für Naturfreunde, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1982, ISBN 3-440-04925-6, S. 22, 23.

Weblinks