Mittfrühling
Als Mittfrühling bezeichnet man in der Meteorologie die mittlere Phase des Frühlings, im Allgemeinen die Zeit von Mitte März bis Mitte April. Nach anderen Konzepten beschreibt es speziell die Mitte April, beziehungsweise als Erstfrühling in der Phänologie das volle Einsetzen der Vegetationsperiode.
Der astronomische Frühlingsbeginn, die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche (das aufsteigende Äquinoktium) liegt um den 21. März (es kann auf den Tag davor oder danach fallen), der meteorologische Frühlingsbeginn – aus statistischen Gründen – 1. März, daher nennt man allgemein das mittlere Drittel des meteorologischen Frühlings, nach Ende des Vorfrühlings, den Mittfrühling oder Hochfrühling (wobei Letzteres oft auch das Ende des Frühling, den Vollfrühling meint). Das astronomische Konzept kommt ursprünglich aus der Berechnung des Osterdatums, das das Maximum des Frühling-Werdens beschreiben soll: Um die Tagundnachtgleiche ist die tägliche Verlängerung des Lichten Tages an höchsten, innerhalb einer Woche verlängert sich der Tag um etwa eine halbe Stunde (bis über 4 min/d), dann schwächt sich das auffallende Längerwerden schnell wieder ab.
Nach dem Singularitätenmodell von Hermann Flohn aus den 1940ern hat man den Mittfrühling (abgekürzt Fm) als eine für Mitteleuropa typische Hochdrucklage um den 17.-22. April spezifiziert. Diese Situation, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts deutlich war, ist heute wenig signifikant.
Der Phänologische Kalender bestimmt das tatsächliche Eintreten des Vegetationsbeginns im Jahr. Um das messen zu können, bestimmt man Zeigerpflanzen und/oder charakteristisches Tierverhalten, über das man statistisch das Fortschreiten von Süd nach Nord ermitteln kann (Isochronenmodell), und wie weit das Jahr vor Ort im Vergleich zu anderen fortgeschritten ist. Der Erstfrühling<ref name="Erstfrühling"> Erstfrühling, ZAMG: Phänologie</ref> als Phänologische Jahreszeit beginnt in Mitteleuropa um Anfang April, in höheren Lagen und Breiten auch viel später. Er äußert sich
- in der Blüte<ref name="Erste Blüte"> Erste Blüte, ZAMG: Phänologie</ref> des Buschwindröschens, des Löwenzahns und der Forsythie, später von Schlehdorn und Ahorn, Vogel-(Wild-)Kirsche. Die Blätter treiben aus<ref name="Austrieb"> Austrieb, ZAMG: Phänologie</ref> und entfalten sich<ref name="Blattentfaltung"> Blatt-/ Nadelentfaltung (Lärche), ZAMG: Phänologie</ref>, zunächst Haselstrauch, Rosskastanie und Birke, etwa eine Woche später auch Rotbuche, Stieleiche, Linde und Ahorne, auch im Besonderen im Bergland (Wilde) Heidelbeere, Bergahorn und Lärche (Nadeln).
- Landwirtschaftliche Zeiger sind ergrünendes Dauergrünland, das Wintergetreide schosst (geht auf),<ref name="Austrieb / Aufgang"> Austrieb / Aufgang, ZAMG: Phänologie</ref> der Raps schiebt<ref name="Ährenschieben"> Ährenschieben / Rispenschieben, ZAMG: Phänologie</ref> Ähren und bildet Knospen.<ref name="Knospenbildung"> Knospenbildung, ZAMG: Phänologie</ref> Auch beginnt die Aussaat<ref name="Aussaat"> Aussaat, ZAMG: Phänologie</ref> von Spätkartoffeln, Futterrüben, Mais und Sonnenblumen. Im Obst- und Weinbau erblühnen Stachel- und Johannisbeere, Süß-(Kultur-)Kirsche, Pflaume (Zwetschke), Apfel und Birne. Die Weinrebe blutet das erste Mal (Saftfluss an den Schnittstellen).
Die typischen Vorfrühlingblüher sind meist „Hummelblumen“, weil die Hummeln eine Bienengruppe sind, die bei viel tieferen Temperaturen fliegen können, und daher früher mit dem Bestäuben beginnen können. Im Mittfrühling fliegt dann insbesondere die Honigbiene.
Im Chinesischen [Bauern-/Fest-]Kalender chinesisch 農曆, Pinyin nónglì, der 24 Untergliederungen umfasst, und, obschon er eher für Nordchina gilt, in ganz China üblich ist, umfasst der Erstfrühling die Zeit nach ‚Erwachen der Insekten‘ (驚蟄, jīngzhé), dem 5./6. März, die Frühlings-Tagundnachtgleiche 20./21. März heisst ‚Mittfrühling‘ (春分, chūnfēn), und ‚Lichte Klarheit‘ (auch als ‚Glanz und Schein‘ übersetzbar, 清明, qīngmíng) ist 4./5. April, und ‚Getreideregen (Kornregen)‘ (穀雨, gǔyǔ) der 20./21. April. Die Wetterregeln für diese Tage lassen ohne Spätfrost und bei leichtem Regen und warmen Winden gute Ernte erhoffen. Zu Qingming gedenkt man der Toten, wie man das Europa zu Allerseelen im Herbst macht. Guyu ist, wie der Name sagt, die Zeit der Getreidesaat.<ref name="CH">Die neue Vokabel: Wintersonnwende. In: Ostasieninstitut Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein: Kaleidoskop, 21. Dezember 2011</ref>
In Japan tritt der Mittfrühling nordostwärts wandernd vom späten März in Kyūshū bis um Anfang Mai in Hokkaidō ein. Phänologisch wird das an der Kirschblütenfront festgestellt, die in Japan von enormer medialer Bedeutung ist, weil das Kirschblütenfest (Hanami, 花見 ‚Blüten betrachten‘) eines der wichtigsten Feste ist.
Literatur
- Peter Bissolli, Christian-Dietrich Schoenwiese: Kalendergebundene Witterungserscheinungen in neuem Licht. In: Naturwissenschaftliche Rundschau, 44 (1991) 5, ISSN 0028-1050, S. 169–175
Einzelnachweise
<references />
Frühwinter • Weihnachtstauwetter • Hochwinter • Spätwinter • Vorfrühling • Märzwinter • Mittfrühling • Spätfrühling • Eisheilige • Frühsommer • Schafskälte • Hochsommer • Hundstage • Spätsommer • Frühherbst • Altweibersommer • Spätherbst • Martini-Sommer
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