Mrs. Miniver
Filmdaten | |
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Deutscher Titel | Mrs. Miniver |
Originaltitel | Mrs. Miniver |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1942 |
Länge | 134 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | William Wyler |
Drehbuch | James Hilton, George Froeschel, Claudine West, Arthur Wimperis |
Produktion | Sidney Franklin |
Musik | Herbert Stothart |
Kamera | Joseph Ruttenberg |
Schnitt | Harold F. Kress |
Besetzung | |
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Mrs. Miniver ist ein US-amerikanisches Filmdrama des Regisseurs William Wyler mit Greer Garson und Walter Pidgeon in den Hauptrollen aus dem Jahr 1942. Als literarische Vorlage diente der Roman Mrs. Miniver erlebt die Vorkriegszeit (Mrs. Miniver) der britischen Autorin Jan Struther, die darin das Leben der fiktiven Familie Miniver in England während des Zweiten Weltkriegs erzählt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
- „Dies ist die Geschichte einer bürgerlichen Familie in England. Die Frühsommer-Sonne des Jahres 1939 strahlt auf das friedliche Idyll des heiteren Lebens. Nichts scheint es für diese Menschen zu geben als Freude an den Kindern, an der Arbeit, am Spiel und am Garten. Bis die Sonne des Glückes verlöscht, weil Feuer auf die Erde fiel, weil das große Völkermorden begann. Dieser Film ist ein Dokument jener Zeit…“<ref> Vorspann aus dem Film Mrs. Miniver</ref>
Normalität bei den Minivers
Mrs. Kay Miniver läuft durch die belebten Straßen Londons. Sie will zunächst mit dem Bus nach Hause fahren, überlegt es sich jedoch anders, um das letzte Exemplar eines teuren Huts zu kaufen. Daraufhin steigt sie in einen Zug und trifft auf den Pfarrer und die vom Einkaufen erschöpfte Lady Beldon. Als sie am Bahnhof von Canterbury ankommt, führt sie der gutmütige Bahnhofsvorsteher Mr. Ballard in einen Raum, um ihr eine rote Rose zu zeigen, die er gezüchtet hat. Da Mrs. Miniver zu ihm stets freundlich war, möchte Mr. Ballard der Rose ihren Namen geben. Als Mrs. Miniver in ihrem Haus in einer kleinen Gemeinde eintrifft, wird sie von ihrem Ehemann Clem, einem Architekten, begrüßt.
Begegnung zwischen Vin und Carol
Am nächsten Morgen holen die Minivers ihren eigenwilligen Sohn Vin, der an der berühmten Oxford Universität studiert, vom Bahnhof ab. Während des Mittagessens erscheint unerwartet die Nachbarin und Enkelin von Lady Beldon. Die 18-jährige Carol Beldon will ihnen von der bevorstehenden Rosenausstellung und der Teilnahme von Mr. Ballard erzählen. Dieser hat seine Rose „Mrs. Miniver“ bei der Rosenausstellung angemeldet. Da Lady Beldon seit vierzig Jahren die begehrte Trophäe jedes Jahr gewonnen hat, befürchtet Carol einen Konflikt zwischen Mr. Ballard und ihrer Großmutter. Vin mischt sich schließlich ein und fängt einen Streit an. Als Carol geschickt kontert, verlässt Vin beleidigt den Tisch.
Innerhalb der nächsten Tage entwickelt sich die Rose zu einem kontroversen Gesprächsthema der Dorfgemeinde. Eines Abends findet in einer Kapelle des Dorfs ein Ball statt. Carol trifft dabei auf die Minivers und will sich für ihr Verhalten gegenüber Vin entschuldigen. Vin ist nicht anwesend, lässt Carol jedoch eine Nachricht zukommen, mit der er sie zu einem Gespräch unter vier Augen bittet. Wenig später erscheint Carol an der Bootsanlegestelle, wo sich Vin für sein Verhalten entschuldigen möchte, obwohl er seine Meinung nicht geändert habe. Er lässt sich von Carol auf einen Tanz einladen und gesteht ihr später, den schönsten Tag seines Lebens gehabt zu haben.
Kriegsbeginn
Bei einem Gottesdienst erhält der Pfarrer die Nachricht, dass der deutsche Überfall auf Polen soeben begonnen habe, und er entschließt sich, den Gottesdienst nach nur wenigen Worten zu beenden. Später besucht Vin die Beldons, um sich nach ihnen zu erkundigen. Als der Fliegeralarm einsetzt, bleibt er bei ihnen, während im Dorf die Einwohner gebeten werden, ihre Fenster zu verdunkeln.
Einige Monate später wird Vin, der sich in der Zwischenzeit zum Piloten ausbilden ließ und seine Flugübungen mit Auszeichnung bestanden hat, in sein Heimatdorf versetzt. Am Abend macht er Carol einen Heiratsantrag, bevor er wieder gehen muss. In der folgenden Nacht wird Clem Miniver gebeten, sein Motorboot den Alliierten zur Verfügung zu stellen. In einer Bar der französischen Hafenstadt Dünkirchen trifft Clem auf weitere Kameraden und einen Offizier, der ihnen die Lage erklärt. Alle verfügbaren Motorboote mit einer Bootlänge von über 10 Metern sollen beschlagnahmt und bemannt werden, um 400.000 Männer, die von der gegnerischen Artillerie eingeschlossen wurden, aus dem „Kessel von Dünkirchen“ zu befreien.
Deutscher Pilot
Eine Woche ist bereits vergangen und Mrs. Miniver hat ihren Ehemann und ihren Sohn immer noch nicht wiedergesehen. Sie verlässt ihr Haus und trifft auf Mr. Ballard. Nach einem kleinen Gespräch mit ihm findet sie zufällig in einem Gebüsch einen deutschen Piloten, der seit Wochen gesucht wird. Mrs. Miniver versucht ihm unauffällig seine Waffe abzunehmen, doch er erwacht und verfolgt sie bis zu ihrem Haus. Er ist verwundet und verlangt von ihr einen Mantel. Als er plötzlich ohnmächtig wird, nimmt ihm Mrs. Miniver die Waffe ab und ruft die Polizei, die den Deutschen schließlich festnimmt.
Nachdem Clem Miniver nach Hause zurückkehrt, erscheint Lady Beldon und erklärt, dass ihre Enkelin zu jung sei, um Vin zu heiraten. Sie selbst habe mit 16 Jahren ihren Willen gegenüber ihren Eltern durchgesetzt und einen Mann geheiratet, der später im Krieg starb. Diese schmerzvolle Erfahrung will sie Carol ersparen. Letztlich gibt sie jedoch nach, als sie erkennt, dass sich Carol und Vin innig lieben.
Bombardement des Dorfes
In den darauffolgenden Wochen wird das Dorf nachts von feindlichen Fliegern bombardiert. Auch das Haus der Minivers wird beschädigt. Als Lady Beldon und die Minivers Vin und Carol als inzwischen verheiratetes Paar vom Bahnhof abholen, treffen sie auf Mr. Ballard, der überzeugt ist, bei der kommenden Blumenausstellung als Sieger hervorzugehen. Am Nachmittag findet bereits die Blumenausstellung statt. Ein Diener überreicht der Gastgeberin Lady Beldon auf einem Zettel die Ergebnisse der Preisrichter, die ihr den ersten und Mr. Ballard den zweiten Platz gegeben haben. Als Lady Beldon die Ergebnisse bekanntgeben will, betrachtet sie erneut die Rose ihres Konkurrenten und entschließt sich, den Preis Mr. Ballard zuzusprechen.
Die Veranstaltung wird jäh von einem Soldaten gestört. Erneut sind deutsche Bomber unterwegs. Lady Beldon unterbricht die Veranstaltung und erklärt, dass sie alle Gäste in ihrem geräumigen Keller unterbringen könne. Mrs. Miniver und Carol fahren jedoch nach Hause und müssen mit ihrem Wagen stehen bleiben, als deutsche Flieger über ihnen kreisen. Als sie ein brennendes Flugzeug abstürzen sehen, wird Carol von einem Schuss verletzt. Zu Hause angekommen verständigt Mrs. Miniver umgehend einen Arzt, doch Carol stirbt, noch ehe sie medizinisch versorgt werden kann. Tags darauf kehrt Vin von seinem Einsatz zurück. Er hat die Nachricht von Carols Tod bereits erhalten. Am nächsten Tag werden alle kürzlich verstorbenen Mitglieder der Gemeinde in der zerstörten Kapelle betrauert. Lady Beldon singt allein in ihrer eigenen Reihe, bis Vin schließlich zu ihr geht, um ihr beizustehen.
Hintergrund
Buchvorlage
Mrs. Miniver basiert auf den Erzählungen der britischen Schriftstellerin Jan Struther (* 6. Juni 1901, † 20. Juli 1953, geborene Joyce Anstruther). Sie verfasste 1937 mehrere Erzählungen, die in der Tageszeitung The Times veröffentlicht wurden. Die Protagonistin der Geschichten ist die fiktive Figur der Mrs. Miniver, die mit ihrer Familie in der Nähe von London lebt. In ihren späteren Geschichten nahm Struther immer mehr Bezug auf den bevorstehenden Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1939 schrieb sie die Geschichten in Briefform auf, um die Kriegserfahrungen der einzelnen Charaktere zu verdeutlichen. Danach veröffentlichte sie ein Buch, das in den Vereinigten Staaten ein großer Erfolg wurde. Der Produzent Sidney Franklin brachte schließlich die Verfilmung der Erzählungen ins Rollen, als er George Froeschel, James Hilton, Claudine West und Arthur Wimperis damit beauftragte, aus dem Stoff ein geeignetes Drehbuch zu schreiben. Das Skript beginnt 1939, als England Deutschland den Krieg erklärt, während die Buchvorlage an dieser Stelle endet. Die Handlung wurde komplett neu geschrieben, sodass nur die Charaktere der literarischen Vorlage treu blieben.<ref>Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 125</ref>
Dreharbeiten
Im November 1941 begannen die Dreharbeiten. Obwohl der Film in England spielt, wurde er ausschließlich in Culver City, Kalifornien, gedreht. Der US-amerikanische Filmregisseur William Wyler wollte die Hauptrolle zunächst mit Norma Shearer besetzen, die jedoch wenig begeistert war, die Mutter halberwachsener Kinder zu spielen. Kurzzeitig war auch Irene Dunne als Mrs. Miniver im Gespräch. Schließlich übernahm Greer Garson die Hauptrolle, obwohl sie diese aus Altersgründen ebenfalls nicht spielen wollte. Sie fürchtete zudem den weithin bekannten Perfektionismus von Wyler, der Szenen besonders häufig wiederholen ließ, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Am Set kam es deshalb wiederholt zu Spannungen zwischen dem Regisseur und seinen Darstellern.<ref>Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 129–130</ref> Garson verstand sich hingegen besonders gut mit Richard Ney, der im Film die Rolle ihres eigenwilligen Sohnes Vin Miniver spielte. Sie heirateten am 24. Juli 1943. Die Ehe hielt jedoch lediglich vier Jahre bis zum 25. September 1947.
Rezeption
Am 4. Juni 1942 fand die Weltpremiere in New Yorks Radio City Music Hall statt, wo der Film stolze zehn Wochen lang lief. In den späten 1940er Jahren wurde der Film auch in europäischen Ländern gezeigt. Mit Produktionskosten von $1.344.000 war der Film für MGM eine durchschnittlich teure Produktion, die am Ende jedoch mit einem Einspielergebnis von $8.878.000 und einem Gesamtprofit von $4.831.000 zum finanziell erfolgreichsten Film von 1942 avancierte.<ref>Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 148</ref> Mrs. Miniver erhielt zudem insgesamt zwölf Oscar-Nominierungen, von denen das Filmdrama sechs gewann. Laut einer Umfrage des US-amerikanischen Magazins Film Daily wählten 555 von 592 Filmkritikern Mrs. Miniver zum „Film des Jahres 1942“.
Der britische Premierminister Winston Churchill behauptete in einem Bericht, dass der Film dem Kriegsende mehr gebracht habe als eine Flotte von Zerstörern. US-Präsident Franklin D. Roosevelt war von der finalen Rede des Vikars in der zerbombten Kirche derart beeindruckt, dass er sie mit Flugblättern in Europa verteilen und über das Radio in den USA verkünden ließ.<ref>Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 134</ref> Zu den Bewunderern des Films gehörte auch Propagandaminister Joseph Goebbels: „Hier ist alles das in Vollendung zu sehen, was ich seit Monaten, ja seit Jahren von der deutschen Filmproduktion verlange und fordere.“ Er präsentierte den Film deutschen Filmproduzenten, „um ihnen zu zeigen, wie es gemacht werden muß.“<ref>Die Tagebücher von Joseph Goebbels: Teil II: Juli-September 1943. K.G. Saur, München 1993, S. 64</ref>
Kritiken
„Der Film ist so warmherzig, so gut gemacht, dass Mrs. Minivers Familie zur Familie des Publikums wird […]. Mrs. Miniver bringt den Krieg wahrlich in die eigene Familie.“
„Im Rahmen einer menschlich ansprechenden Familiengeschichte drängt Wylers Regie die Absicht, die USA auf den Krieg einzustimmen, soweit zurück, daß ein künstlerisch beachtliches Drama von allgemeiner Bedeutung entstand.“
„William Wylers sorgfältiges Melodram über Zivilcourage und die psychischen Folgen eines Krieges gewann seinerzeit sechs Oscars, darunter auch als Bester Film – er entstand, um den Menschen Mut zu machen, und zeigt ein idealisiertes England: Trotz Fliegerangriffe werden hier weiterhin preisgekrönte Rosen gepflegt. […] Greer Garson beeindruckt mit ihrer Oscar-preisgekrönten Darstellung.“