Nablus


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32.21611111111135.266111111111Koordinaten: 32° 13′ N, 35° 16′ O{{#coordinates:32,216111111111|35,266111111111|primary

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Palästinensische Autonomiegebiete

Nablus (arabisch ‏نابلس‎, DMG Nābulus aus dem griechischen Neapolis ‚Neustadt‘, hebräisch: שכם Schechem) ist eine Stadt in den palästinensischen Autonomiegebieten mit 146.493 Einwohnern<ref>Palästinensisches Zentralamt für Statistik</ref> (Stand: 2014). Sie liegt zwischen zwei Bergen (arab.: Ibāl und Dschirzim, in der Bibel Ebal und Garizim). Das biblische Sichem (Dschabal an-Nār, ‚Feuerberg‘) und die römische Gründung Flavia Neapolis waren Vorgängersiedlungen an dieser Stelle.

Nablus ist Sitz der an-Najah-Nationaluniversität. Am Stadtrand von Nablus wird Josephs Grab von Juden, Muslimen und Christen verehrt.

Demographie

Im Distrikt Nablus einschließlich der Flüchtlingslager (Askar und Balata) und umliegenden Ortschaften leben 205.392 Einwohner. Im Distrikt Nablus befinden sich 14 israelische Siedlungen. 2014 wurde die Einwohnerzahl der Stadt Nablus vom Palästinensischen Zentralamt für Statistik mit 146.493 angegeben. Heute leben dort unter der muslimischen und christlichen Bevölkerung etwa 400 Angehörige des Volkes der Samaritaner.

Datei:NablusPanorama2.jpg
Das Panorama der Stadt Nablus

Geschichte

Mit Nablus verbinden sich 6000 Jahre turbulenter Geschichte. Die Besiedlung des Tals zwischen den Bergen Garizim und Ebal (mit Nablus als heutigem Zentrum) begann im frühen 4. Jahrtausend v. Chr. Hier lag der aus dem Alten Testament bekannte Ort Sichem (bzw. Shechem). Er spielte eine bedeutende Rolle im Handelsverkehr zwischen dem Mittelmeer und dem Jordantal und fand in den Büchern des Alten Testaments mehrmals Erwähnung. Politisch lag Sichem zunächst auf ägyptischem Territorium, es hatte aber einen eigenen König. Als Folge einer Zerstörung Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. blieb Sichem rund 100 Jahre lang verlassen. Nach der Befreiung von den Ägyptern machte Jeroboam I., von 926 bis 907 v. Chr. der erste König des Nordreichs Israel, Sichem zu seiner Hauptstadt. Unter der Herrschaft des israelitischen Königs Menachem (745-738 v. Chr.) wurde Sichem erneut zerstört, 724 v. Chr. fiel die Stadt den Assyrern in die Hände und blieb wiederum 150 Jahre lang unbewohnt.

In der Abfolge der sich ablösenden antiken Großmächte befand sich Nablus schließlich innerhalb der Grenzen des Babylonischen Reiches, danach im Reich der Perser. Nach dem Sieg Alexanders des Großen über Darius III 333 v.Chr. bei Issos kam der gesamte Vordere Orient einschließlich Palästina unter griechische Herrschaft. Sichem war nun Teil einer Kolonie der Makedonier. Alexander unterstützte das Anliegen der Samaritaner, Sichem zu ihrem Zentrum auszubauen. 63 v. Chr. nahmen die Römer unter ihrem Feldherrn Pompejus Palästina ein und machten es zur römischen Provinz Judäa. Die förmliche Gründung des heutigen Nablus in der Nachbarschaft des alten Sichem geht auf den römischen Kaiser Vespasian im Jahre 72 zurück. Zu Ehren seines Vaters Flavius Vespanianus gab er der Stadt den Namen Flavia Neapolis. Römische Veteranen und andere Kolonisten ließen sich hier nieder. Im 2. Jahrhundert errichtete Kaiser Hadrian ein Amphitheater, dessen Reste noch heute zu sehen sind. Unter Umar ibn al-Chattab, dem zweiten Kalifen nach dem Ableben des Propheten Mohammeds, entstand in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts im Nahen Osten eine neue muslimische Großmacht. Neapolis wurde zu Nablus – der arabischen Variante des bisherigen Namens.

Nablus entwickelte sich erneut zu einem blühenden Handelszentrum im Orient – eine Rolle, die die Stadt bis zum 20. Jahrhundert behauptete. Manche Historiker sprechen deshalb von Nablus als der „ungekrönten Königin Palästinas“. Unter den aufeinander folgenden Dynastien der Umayyaden, Abbasiden und Fatimiden lebten Muslime, Christen, Juden, Samaritaner und Perser in Nablus friedlich miteinander. Im 10. Jahrhundert bezeichnete der arabische Geograph Al-Muqaddasi Nablus als „Klein-Damaskus“. 1099 unterstellte sich Nablus freiwillig den siegreich vorrückenden Heerscharen der europäischen Kreuzfahrer unter Tankred von Tarent. Die Stadt lag nun auf dem Territorium des christlichen Königreichs von Jerusalem und einige Kreuzfahrer ließen sich hier zusätzlich nieder. Im Verlauf der Intrigen um die Erbfolge des Königs Baldwin II. von Jerusalem verlegte die Königin Melisende, Baldwin II. Tochter, 1150 ihre Residenz nach Nablus. Die Herrschaft der christlichen Kreuzfahrer endete 1187 mit der Eroberung von Nablus durch den muslimischen Sultan Saladin.

Bei einem Erdbeben mit einer Stärke von womöglich 7,5 auf der Richterskala im Jahre 1202 wurde die Stadt zerstört, aber rasch wieder aufgebaut. 1260 übernahmen die Mamluken die Kontrolle über Nablus und stoppten den Vormarsch der Mongolen. 1517 gelangte Palästina als Teil der Provinz von Damaskus unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Nablus war einer von sechs Distrikten Palästinas mit fünf Unterdistrikten. Die Grenzen entsprachen traditionellen Einzugsgebieten von jeweiligen Familien. Der Einfluss der fremden Staatsmacht in der Ferne blieb gering und die wirtschaftliche Bedeutung von Nablus blieb ungebrochen.

1908 begannen Planungen für einen Anschluss von Nablus an die Hedschas-Bahn. Beim Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg waren die Schienen schon bis kurz vor die Stadt verlegt. Der Sieg der Engländer am 19. September 1918 in der Schlacht bei Nablus war ein wichtiger Baustein bei der Niederlage der Osmanen. ¬Im Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich vom 10. August 1920 wurde das britische Mandatsgebiet von „Palästina und Trans-Jordanien“ geschaffen, in dem nun auch Nablus lag. Von den zunehmenden Spannungen zwischen Arabern und Juden in den 1930er Jahren in der Folge einer massiven Einwanderung von Juden blieb Nablus nicht verschont. Beim Überfall auf einen Militärkonvoi im Oktober 1938 kamen bei Nablus 19 Menschen ums Leben. 1937 entging der Bürgermeister von Nablus knapp einem Attentat. Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die britischen Truppen im Mai 1948 aus Palästina zurückzogen und David Ben Gurion die Unabhängigkeit Israels erklärte, erhielt Nablus seinen heutigen Status. In der Stadt wurden die Flüchtlingslager Askar und Balata geschaffen, in denen nach Angaben der UN noch heute fast 40 000 Menschen leben.

Wirtschaft

Die Wirtschaft in Nablus ist heute durch die politischen Rahmenbedingungen für die palästinensischen Autonomiegebiete und die praktische Abhängigkeit von israelischen Behörden stark eingeschränkt. Eine Spezialität ist die Herstellung von Speiseöl. Schon um 1300 berichtete der arabische Geograph Al-Dimashqi: „Die Stadt steht wie ein Palast in ihren Gärten und hat eine große Anzahl von Bäumen. Das Öl ihrer Oliven wird in alle Länder Ägyptens, Syrien, den Hedschas und die arabische Wüste gebracht“. Das Öl wird auch für die Seifenherstellung verwendet. Die Fertigung lässt sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen und trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.

Ein starkes Standbein ist außerdem die Textilindustrie, insbesondere die Jeans-Fertigung. Über die Grenzen von Nablus hinaus ist die Süßspeise „Knafeh“ begehrt. Schließlich beherbergt Nablus seit 1995 die Börse Palästinas (PEX). An ihr sind 49 Unternehmen gelistet (Stand Oktober 2015).

Sehenswürdigkeiten

Die Altstadt von Nablus mit vielen Relikten historischer Bausubstanz und den Einkaufsmöglichkeiten in seinem Suq ist alleine schon eine touristische Attraktion. Ziel von Pilgern ist der sogenannte Jakobsbrunnen, der im Johannesevangelium erwähnt wird. An ihm soll einst Jesus eine Frau aus der Volksgruppe der Samaritaner getroffen haben, die ihm zu trinken anbot. Darüber steht heute eine griechisch-orthodoxe Kirche.

Zu nennen ist die Ausgrabungsstätte Balata mit den Spuren von Sichem. Aus römischer Zeit sind die Überreste eines Amphitheaters erhalten geblieben. Auch ein Besuch der verbliebenen Samaritaner-Gemeinde auf dem Berg Garizim ist möglich.

Partnerstädte

Nablus hat folgende Partnerstädte:

Praktische Kooperationsprojekte sind außerdem zwischen Nürnberg und Nablus angelaufen.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Nablus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />