Nahkampf


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25px Dieser Artikel erläutert den körperlichen Nahkampf ohne Schusswaffen. Für die Neonazi-Band siehe Nahkampf (Band).
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Soldaten der United States Army beim Nahkampftraining

Nahkampf ist die physische Auseinandersetzung auf kürzeste Distanz zwischen Kontrahenten mit dem Ziel einer machtbezogenen Überlegenheit über die Gegenpartei. Die bei der Austragung eingesetzten Mittel sind nebst dem eigenen Körper mit Nahkampftechniken wie Hebel und Griffe auch technische Mittel wie Blankwaffen, welche auf kürzeste Distanz zur Wirkung kommen. Beide Parteien nehmen dabei eine vorsätzliche oder eventualvorsätzliche Schädigung der eigenen Person, wie jener des Kontrahenten, billigend in Kauf.

Nahkampf kann in zwei Unterformen unterteilt werden:

  • Nahkampf ohne Sportcharakter als militärischer und ziviler Kampf auf kurze Entfernungen. Verstöße gegen die am Austragungsort oder für die Kombatanten oder Kontrahenten geltenden Gesetze werden nach der zivil- und/oder strafrechtlicher Gesetzgebung geahndet.
  • Nahkampf mit sportlichem Charakter. Sie werden nach sportlichen Maßstäben reglementiert, und ein Verstoß nach sportrechtlichen Gesichtspunkten geahndet.

Die Zielsetzung aller Formen des Nahkampfs, also die machtbezogene, hauptsächlich körperliche Überlegenheit, bleibt dabei erhalten, ungeachtet jeglicher Belohnungssysteme.

Geschichte

Schon in der Entstehungsphase menschlicher Zivilisation war Nahkampf die ursprüngliche und vorherrschende Art, körperliche Auseinandersetzungen auszutragen. Mit Fortschritt biologischer und zivilisatorischer Entwicklung des Menschen nahm dessen Fähigkeit zu, Dinge zu instrumentalisieren, technische Instrumente herzustellen und zweckdienlich einzusetzen. So entwickelte der Mensch größeres motorisches Geschick, u. a. speziell mit Daumen, Händen und Armen, in der Anwendung von Werkzeug und Waffen. In zivilisatorischer Hinsicht stieg die Fähigkeit, sich in Gruppen und Verbänden zusammenzuschließen und gemeinsame Ziele zu verfolgen.

Mit der Fähigkeit zur Entwicklung technischer Instrumente und Waffen, welche auf größere Distanz ihre Wirkung entfalteten, nahm die Bedeutung des unmittelbaren Nahkampfs aus militärischer Sicht ab. Trotzdem behielt die Fertigkeit zur Auseinandersetzung im Nahbereich mit rein körperlichen Mitteln oder mit Instrumenten ihre Bedeutung.

Zivilisatorische Entwicklungen des Nahkampfs sind beispielsweise das Ringen im Altertum und in der Neuzeit und japanische Kampfkünste, wie sie unter der Bezeichnung Budo subsumiert werden, sowie Kampfsport bzw. Kampfkünste anderer Herkunft u. a. Boxen.

Abgrenzungen

Nahkampf ohne Sportcharakter

Das Ziel des Nahkampfs liegt in der Anwendung geeigneter Mittel auf eine kurze Distanz, um gegen den Angewendeten eine Wirkung zu entfalten. Dabei ist es unerheblich, ob die Wirkung mit oder ohne ein Hilfsmittel angestrebt wird. Zur Anwendung kommen im Nahkampf sowohl Schußwaffen, als auch im waffenlosen Nahkampf Schläge und Stöße mit der baren Hand sowie Tritte, sowie beim Nahkampf mit Blankwaffen Messer oder Streitaxt, oder Behelfswaffen wie Stock, Tonfa, Pfefferspray und andere Hilfsmittel.

Aus der summarischen Definition des Nahkampfs heben sich speziell waffenorientierte Anwendungen gesondert hervor. Aufgrund ihrer Wirkung in Nahdistanz sind sie jedoch in ihrer Gesamtheit ebenfalls zu den Nahkampfdisziplinen zu zählen. Sie sind unter den jeweiligen Instrumenten oder Bezeichnung der Disziplin näher beschrieben.

Eine geräuschlose oder auch geräuschintensive Anwendung ist kein Kriterium des Nahkampfs. Geräuschlose Anwendung ist lediglich ein Mittel im Gefecht. Im Gegensatz dazu ist in vielen praktischen Anwendungen die stimmliche Unterstützung eine gewollte und wirkungsvolle Ergänzung. Sie dient nicht nur der Einschüchterung eines Kontrahenten. Verschiedene Nahkampftechniken entwickeln ihre volle Wirkung erst durch stimmliche Unterstützung aufgrund ihrer positiven Beeinflussung der Atmung.

Waffenloser Nahkampf

Bei der waffenlosen Anwendung von Nahkampftechniken bedient sich ein Anwender des Körpereinsatzes mit dem Ziel, einen Kontrahenten an einer Aktion zu hindern. Eine Schädigung des Kontrahenten wie auch der eigenen Person des Anwenders wird dabei billigend in Kauf genommen. Das Bewegungsrepertoire besteht aus einzelnen, wie auch aus Kombinationen verschiedener Bewegungen, wie Block-, Stoß-, Schlag-, Tritt-, Griff-, Druck- und Wurftechniken.

Militärischer Nahkampf und Nahkampfwaffen

Die Zielsetzung kann beim militärischen Nahkampf die weitgehend geräuschlose sowie bedingt waffenlose Anwendung sein. Eine Schädigung des Kontrahenten ist dabei gewollt, selten wie bei der Festnahme auch im militärischen Bereich nicht.

Die Wehrmacht zeichnete Soldaten für den Nahkampf mit der Nahkampfspange aus, und definierte als Nahkampftage, dass der Soldat diesen mit der blanken Waffe und Nahkampfmitteln Mann gegen Mann geführt haben musste und an denen der ausgezeichnete Soldat Gelegenheit fand, das Weiße im Auge des Feindes zu sehen. Diese stand neben den persönlichen Tapferkeitsauszeichnungen hoch in der Rangfolge der Wehrmachtsauszeichnungen.

Militärisch wird im Nahkampf mit Behelfswaffen jede Art von Hieb-, Schnitt- und Schlagwaffen eingesetzt die zur Verfügung steht. Dazu gehören u. a. Bajonett, Kampfmesser oder Dolch, Schlagring auch als Griffschutz an der kurzen Blankwaffe, früher auch Holzkeulen, Stein- und Metallbeile, Wurfgeschosse aus Metall (Schleuderblei) oder Rundsteine für Schleudern sowie Speere. Zu den auch im zivilen Bereich gängigen Nahkampfwaffen gehören u. a. der Kubotan.

Japanische Sonderkonstruktionen aus Alltagswerkzeugen sind z. B. das Kusarigama, das Tonfa oder die Nunchaku sowie die Hellebarde als säbelartige Schnitt- und Stichwaffe. Zu den Nahkampfwaffen zählen auch Blankwaffen die wie das Shuriken (Wurfstern) im Nahbereich eingesetzt werden.

Mit dem Aufkommen von einschüssigen Musketen wurde bis in die Zeit der Bewaffnung mit Repetiergewehren im Nahkampf das Bajonett eingesetzt. Dieses ersetzte die Pike zum Schutz vor in die Infanterie angreifende Kavallerie und nach dem Schuss als Stangenwaffe gegen feindliche Infanterie. Bedeutung hatte die Blankwaffe noch in der Zeit als Handfeuerwaffen noch mit Schwarzpulver gezündet wurden. Dieses war witterungsempfindlich und zündete durch Luftfeuchtigkeit nicht bei Regen. Das Bajonett verlor jedoch mit dem Aufkommen von halb- und vollautomatischen Waffen insbesondere Maschinenkarabinern als Primärbewaffnung und Pistolen als Sekundärbewaffnung und schon in den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs seinen Zweck.

Als Blankwaffen werden heute noch durch die Gurkhas das Kukri und durch die russische Infanterie, Marineinfanterie, Fallschirmjäger und Speznas der feststehende Kurzspaten als Nahkampfwaffe auch durch Wurf eingesetzt. Der als Pionierschanzzeug bezeichnete Kurzspaten wurde schon im Ersten Weltkrieg durch die Sturmbataillone als Nahkampfwaffe beim Handstreich auf feindliche Grabenstellungen eingesetzt. Diese sind jedoch nur auf kürzeste Entfernung von Bedeutung und bei einem mit einer Schusswaffe ausgerüsteten Gegner nur untergeordnet.

Die Anwendung von körperlichen Techniken ist im militärischen Nahkampf die Ausnahme. Der General Hermann Geyer stellte schon nach dem Ersten Weltkrieg in seinem Handbuch Der Angriff im Stellungskrieg fest: „Der Nahkampf wird mit der Schusswaffe entschieden.“ Im Orts- und Häuser- sowie bedingt im Waldkampf kann es jedoch noch zum waffenlosen Nahkampf und mit Behelfswaffen kommen. In der Neuzeit wird der Nahkampf vor allem mit Faustfeuerwaffen geführt, wie sich dies schon in den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs zeigte. Eine der wesentlichen Nahkampfarten ist das israelische Krav Maga, in Russland Sambo.

Zu militärischem und polizeilichem Nahkampf siehe auch Close Quarters Battle. In neuester Zeit wurden Waffen mit beschränkter letaler Wirkung entwickelt. Polizeilich sind dies u. a. Taser und Reizstoffsprühgeräte. Deren Einsatz ist jedoch Soldaten nach dem Kriegsvölkerrecht und über das Verbot von Chemiewaffen nicht erlaubt.

Polizeilicher Nahkampf

Zur Durchsetzung polizeilicher Maßnahmen insbesondere im Bereich der Festnahmetechnik kann der Einsatz von körperlichen unmittelbaren Zwangsmaßnahmen durch Griffe, Würfe aber auch Schläge oder Stöße erfolgen, passiv zur Abwehr auch mit einem Block. Zum polizeilichen Nahkampf gehört auch der Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock als Teleskopschlagstock oder Tonfa.

Im Polizeisport und in der Ausbildung wurde in früheren Zeiten nach Einführung die Sportarten Boxen und Judo gelehrt, heute wird ein Kombinationsnahkampf gelehrt.

Nahkampf mit sportlichem Charakter

Nahkampf mit sportlichem Charakter verfolgt das Ziel, mit der Überlegenheit über den Kontrahenten einen Sieg nach sportlichen Maßstäben zu erreichen. Schon in der Antike zeichnete sich der sportliche Sieg durch ein Belohnungssystem aus (Ruhm, Ehre, gesellschaftliche Privilegien). Die legitimen Mittel zur Zielerreichung in sportlichen Nahkampfdisziplinen sind in den entsprechenden Regelwerken, bzw. in der Zivilgesetzgebung festgehalten. Sie bestehen beispielsweise aus Schlägen und Hebeltechniken, welche den Kontrahenten zur Aufgabe zwingen, bzw. einer punktemäßigen Überlegenheit nach einer zeitlich befristeten Bemessungsdauer.

Viele dieser Disziplinen haben für die Ausübenden eine positive Wirkung bezüglich motorischer Fertigkeiten (Flinkheit, Geschicklichkeit, Körperbeherrschung, Durchhaltewillen), technischer Fertigkeiten (Präzision) und Entwicklung persönlicher Kompetenzen bei der Bewältigung von Niederlagen und Erlernen von Fairness und Respekt.

Beispiele sportlicher Nahkampfdisziplinen sind:

Herkunft Disziplin
weltweit Boxen, Fechten
Europa und Vorderasien Ringen verschiedener Stilrichtungen (griechisch-römisch, Freistil)
Schweiz Schwingen
China Wushu
Japan Jiu Jitsu und Judo, Aikijutsu und Aikido, Karate, Kobudo, Sujutsu, Yarijutsu (Speerkampf), Naginajutsu (jap. Hellebarde), Tojutsu, Kenjutsu und Kendo (Schwertkampf), Tantojutsu (Messerkampf), Jōjutsu und Jōdō (Stock- und Schwertkampf), Kasarijutsu (Umgang mit der Kette), Ninjutsu (vergleich Ninja), Sumo
Korea Taekwondo
Thailand Muay Thai

Die Grenzen zwischen zivilen sportlichen und militärischen Nahkampfstilen sind fließend. So werden beispielsweise im japanischen Militär Aikijutsu und in der Polizei Tokios Kobudo und Aikido unterrichtet.

Nahkampfstile

Literatur

  • Frank Pelny: GJOGSUL: Militärischer Nahkampf in der NVA. Books On Demand, ISBN 3833422289.
  • Close Combat (MCRP 3-02B). USMC, Februar 1999, ISBN 1-58160-073-9.
  • William E. Fairbairn: Get Tough! Details basic commando techniques. 1942. Reprint ISBN 0-87364-002-0.
  • Rex Applegate: Kill or Get Killed. 1943. Widely redistributed within the USMC from 1991 as FMFRP 12-80. ISBN 0-87364-084-5.
  • Richard Strozzi-Heckler: In Search of the Warrior Spirit: Teaching Awareness Disciplines to the Green Berets. Dritte Auflage. ISBN 1-55643-425-1.
  • Fleet Marine Force Manual (FMFM) 0-7, Close Combat. USMC, Juli 1993.
  • Combatives : FM 3-25.150. Commercial reprint of 2002 U.S. Army manual incorporates Brazilian Jiu-Jitsu. ISBN 1-58160-448-3.

Weblinks