Nomade


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Tuareg, klassische Hirtennomaden aus der Sahara
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Himba</b>frauen, Halbnomaden im NW von Namibia
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Nenzen, Rentiernomaden in der sibirischen Tundra
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Hadza aus Tansania, eines der letzten Jäger- und Sammlervölker Afrikas

Als Nomaden (altgr. νομάς nomás, „weidend“, „herumschweifend“) werden im engeren Sinn Menschen bezeichnet, die aus ökonomischen Gründen eine nicht sesshafte Lebensweise führen. Zumeist bilden die mit der Arbeit zusammenhängenden Wanderbewegungen gleichbleibende Vorgänge die u. a. durch extreme klimatische Bedingungen oder Tierwanderungen notwendig werden, um den Lebensunterhalt über das ganze Jahr zu sichern.<ref name="Gebhardt, Hitzler">Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden: Wissensformen und Denkstile Der Gegenwart. 1. Auflage, VS-Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006. S. 11-13.</ref> Die Übertragung des Begriffes auf ganze Gesellschaften ist problematisch: Häufig sind „nomadische Gesellschaften" nicht homogen, es gibt z. B. auch permanente Dörfer oder zeitweise Sesshaftigkeit in Städten. Überdies wird dadurch die Eigenbegrifflichkeit dieser Ethnien ignoriert<ref name="Nippa 138, 139" />

Traditionelle Nomaden sind die Angehörigen unspezialisierter Jäger und Sammler sowie der Hirtenvölker trockener und kalter Wüsten, Steppen und Tundren, in denen dauerhafter Bodenbau keine Perspektive hat. Die (ursprüngliche) hirtennomadische Lebensweise wird im deutschen Sprachraum mit dem Begriff „Nomadismus" belegt. In vielen anderen europäischen Sprachen (Englisch: Nomadism, Französisch: Nomadisme, Spanisch: Nomadismo, Schwedisch: nomadisk livsstil) wird hingegen nicht differenziert, so dass die korrekte deutsche Übersetzung „Nomadentum“ heißen müsste. Zur deutlicheren Unterscheidung werden im Deutschen bisweilen die Begriffe Hirtennomadismus oder Pastoralnomadismus verwendet.

Selten werden auch Wanderfeldbauern als Nomaden bezeichnet, da sie alle drei bis fünf Jahre aus ökonomischen Gründen ihren Wohnort wechseln.

Die als „Fahrendes Volk" bezeichneten Vagabunden werden hingegen nicht zu den Nomaden gerechnet, da sie regellos umherziehen und häufig nicht (nur) aus ökonomischen, sondern aus kulturellen oder weltanschaulichen Gründen nicht sesshaft sind.<ref name="Gebhardt, Hitzler" />

Im weiteren Sinn wird das Wort in jüngerer Zeit auch für sogenannte „Mietnomaden“ oder „Jobnomaden“ verwendet; letztere verstanden als Personen, die aus eigener Entscheidung keine dauerhafte berufliche Anstellung anstreben, sondern die Stellung und in Verbindung damit auch den Wohnort häufig wechseln.

Stellung der Nomaden in sesshaften Gesellschaften

Nomaden waren den Machthabern sesshafter Völker aller Zeiten sehr oft suspekt und wurden nicht selten als Barbaren betrachtet.<ref name="Nippa 30 u. 56-58" /> Aufgrund ihrer mobilen Lebensweise waren sie schwer zu kontrollieren, sie wechselten immer wieder über Landesgrenzen und entzogen sich jeglichem Einfluss;<ref name="Nippa 82-83" /> obgleich sie dennoch häufig freundschaftliche Kontakte zu sesshaften Bauern unterhielten, mit denen sie Güter tauschten.<ref name="Nippa 242-245" /> Unabhängig davon wurden sie verfolgt und bekämpft in jeder nur erdenklichen Weise, so dass sie zahlreichen Formen von Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt waren.

Hinlänglich bekannt sind in diesem Zusammenhang die Feldzüge gegen die nomadisch lebenden Indianer Nordamerikas. Den Bisonjägern der Plains entzog man in den 1870er Jahren durch die Dezimierung der Büffelherden systematisch die Lebensgrundlage. Solche „ethnischen Säuberungen“ unter Nomadenstämmen sind jedoch ein weltweites Phänomen. So wurden zum Beispiel die wildbeuterisch lebenden San Süd- und Südwestafrikas von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts vernichtet, versklavt oder vertrieben.<ref>Fred Krüger, Georgia A. Rakelmann, Petra Schierholz (Hrsg.): Botswana - Alltagswelten im Umbruch: facettes of a changing society. Auflage, LIT-Verlag, Hamburg 2000. S. 160-161.</ref> Auch die Nomaden Nordeuropas – die Samen – blieben nicht von solchen Repressalien verschont. Mit der Ausbreitung des Sozialdarwinismus entstand in Schweden eine rassische Trennung der angeblich „primitiven" Nomaden von den anderen Schweden. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre vertrat die Regierung die Auffassung, dass man die „Samenrasse“ bevormunden müsse, da sie nicht in der Lage sei, eine höhere Kulturstufe einzunehmen. Man „beschützte“ sie dergestalt, dass man u. a. sogenannte „Nomadenschulen“ einrichtete, in der die samischen Kinder auf niedrigstem Niveau unterrichtet wurden oder den Samen verbot, in „richtigen“ (rechteckigen) Häusern zu wohnen.<ref>Kjellström, Rolf: Samernas liv (schwedisch). Carlsson Bokförlag, Kristianstad 2003, ISBN 91-7203-562-5</ref><ref>http://www.jokkmokkguiderna.com/jokkmokks_vintermarknad_historia</ref><ref name="Nippa 140-141" />

Auch heute noch sind Nomaden Diffamierung, Diskriminierung und sozialer, ökonomischer und politischer Marginalisierung ausgesetzt und in vielen Staaten eine von der Mehrheitsbevölkerung nicht erwünschte Minderheit.<ref>Stefan Leder: Nomaden und Sesshafte in Steppen und Staaten. Universitäten Halle-Wittenberg und Leipzig, 2005.</ref><ref name="Nippa 82-83" /> Vielfach wird die Bezeichnung Nomade daher abwertend (pejorativ) verwendet.<ref name="Nippa 30 u. 56-58" />

Rezeption

Das LIFE-Netzwerk (Local Livestock for Empowerment of Rural People) ist eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen, die hauptsächlich in Asien und Afrika mit Tierhaltergemeinschaften zusammenarbeitet und sich im Rahmen von internationalen Prozessen bei der Welternährungsbehörde (FAO) und der Internationalen Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) für Tierhalterrechte einsetzt.<ref>PROVIEH Magazin 02/2012, Mensch und Tier, S. 41: vgtm.de (12. August 2012)</ref>

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Nomade – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references> <ref name="Nippa 30 u. 56-58">Annegret Nippa u. Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.): Kleines abc des Nomadismus. Publikation zur Ausstellung “Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt.” Hamburg 2011. S. 30.</ref> <ref name="Nippa 82-83">Annegret Nippa u. Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.): Kleines abc des Nomadismus. Publikation zur Ausstellung “Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt.” Hamburg 2011. S.82-83.</ref> <ref name="Nippa 138, 139">Annegret Nippa u. Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.): Kleines abc des Nomadismus. Publikation zur Ausstellung “Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt.” Hamburg 2011. S. 138, 139.</ref> <ref name="Nippa 140-141">Annegret Nippa u. Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.): Kleines abc des Nomadismus. Publikation zur Ausstellung “Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt.” Hamburg 2011. S.140-141.</ref> <ref name="Nippa 242-245">Annegret Nippa u. Museum für Völkerkunde Hamburg (Hrsg.): Kleines abc des Nomadismus. Publikation zur Ausstellung “Brisante Begegnungen. Nomaden in einer sesshaften Welt.” Hamburg 2011. S.242-245.</ref> </references> <references />