Oberkasseler Brücke
Koordinaten: 51° 13′ 54″ N, 6° 46′ 3″ O{{#coordinates:51,231666666667|6,7675|primary
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Oberkasseler Brücke | ||
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Blick von der linken Rheinseite | ||
Überführt |
Landesstraße 392 | |
Querung von | ||
Ort | Düsseldorf | |
Konstruktion | Schrägseilbrücke | |
Gesamtlänge | 614,72 Meter | |
Breite | 35 Meter | |
Längste Stützweite | 257,75 Meter | |
Eröffnung | April 1976 | |
Planer | Hans Grassl | |
Lage | ||
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Die Oberkasseler Brücke, wenn auch nicht in ihrer heutigen Form, ist die älteste der Düsseldorfer Rheinbrücken für den Individualverkehr. Nach der Hammer Eisenbahnbrücke ist sie die zweite feste Rheinbrücke in Düsseldorf. Die Oberkasseler Brücke hatte in Höhe des Altstadtufers bereits zwei Vorgängerbauten, die noch als Schiffbrücken konstruiert waren.
Sie gehört mit der Theodor-Heuss-Brücke und der Rheinkniebrücke zur ursprünglichen Düsseldorfer Brückenfamilie, die die Entwicklung der Schrägseilbrücken weltweit für viele Jahre maßgeblich beeinflusst hat.<ref>Holger Svensson: Schrägkabelbrücken. 40 Jahre Erfahrung weltweit. Ernst & Sohn, Weinheim 2011, S. 60</ref>
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Oberkasseler Brücke verbindet die am rechten Rheinufer liegende Innenstadt mit dem linksrheinischen Stadtteil Oberkassel. Sie ist ein Teil einer Verkehrsarterie, die durch die Heinrich-Heine-Allee und die Hofgartenrampe auf der einen und die Luegallee auf der anderen Seite gebildet wird. Sie führt zwei Gleise der Stadtbahn Düsseldorf und beidseitig je zwei Kfz-Fahrspuren und einen Geh- und Radweg über den Rhein.
Beschreibung
Die Oberkasseler Brücke ist eine Schrägseilbrücke mit einem auf der linken Rheinseite in der Mittelachse der Brücke stehenden, senkrechten Pylon und vier harfenförmig und in Längsrichtung fast symmetrisch angeordneten Seilen.<ref>Gerhard Mehlhorn (Hrsg.): Handbuch Brücken. 2. Auflage, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-04422-9, S. 92.</ref> Ihre von dem Pylon über den Rhein reichende Hauptöffnung hat eine Spannweite von 257,75 m. Dort lagert der Brückenträger auf einem unmittelbar am Ufer stehenden Pfeiler und wird in geringfügig veränderter Form verlängert, um den Parkplatz auf der Unteren Rheinwerft und die hier Joseph-Beuys-Ufer genannte B 1 zu überqueren. Der Brückenträger schließt neben der Tonhalle in Höhe ihrer Dachterrasse an die Hofgartenrampe an. Die andere, linksrheinische Hälfte überbrückt das Hochwasserbett. Das Brückendeck ist unter den Seilverankerungen durch schmale Pfeiler abgestützt und endet auf einem Widerlager vor der Unterführung des Kaiser-Friedrich- / Kaiser-Wilhelm-Rings, die von einer kurzen Betonbrücke überquert wird. Das gesamte Brückenbauwerk ist 615 m lang.
Der 103 m hohe Pylon steht im Flachwasser der leichten Linkskurve des Flusses. Unterhalb des Brückendecks besteht er aus einem massiven Betonpfeiler, der mit Naturstein verkleidet wurde. Oberhalb des Brückendecks erhebt sich ein schlanker, rechteckiger, sich nach oben leicht verjüngender Stiel aus geschweißten Stahlblechen, der die Fahrbahn um 79 m überragt. Aus architektonischen Gründen hat dieser Stiel in der Längsrichtung leicht überstehende Kanten und an den Breitseiten je eine senkrechte, durch kleine Querstege unterbrochene Sicke.
Von dem Pylon sind in beide Fahrtrichtungen vier parallel laufende Doppelseile zur Mittelachse des Brückendecks gespannt, die im Pylon über Sattellager geführt sind. Die Doppelseile sind horizontal dicht nebeneinander angeordnet, so dass sie aus größerer Entfernung wie ein einziges Seil aussehen. Jedes der Seile wurde aus 24 vollverschlossenen Drahtseilen mit Durchmessern von 63 bis 72,5 mm gefertigt, die in einem Sechseck-Profil gebündelt, dann mit einer hydraulischen Seilpresse zu einem runden Kabel geformt und anschließend ummantelt wurden.
Das stählerne, 35 m breite Brückendeck besteht aus einem mehrzelligen, 28,5 m breiten Hohlkasten mit 3,25 m weit auskragenden Gehwegträgern. Sein 10 m breiter Mittelstreifen wird für den Pylon und die Seilverankerungen sowie für die beiden Stadtbahn-Gleise benötigt. Daneben befinden sich die beiden 9,25 m breiten Richtungsfahrbahnen mit je zwei Fahrspuren, die 3 m breiten Geh- und Radwege und der 0,25 m breite Rand für das Geländer.<ref>Hans Grassl: Die neue Oberkasseler Rheinbrücke. In: Oberstadtdirektor der Landeshauptstadt Düsseldorf (Hrsg.): Brücken für Düsseldorf 1961-62. Springer, Berlin ca. 1963, S. 59 ff.</ref> Am Rande der Geh- und Radwege in Richtung der Fahrbahn stehen senkrechte Beleuchtungsmasten.
Geschichte
Die erste Oberkasseler Brücke wurde 1896 bis 1898 im Auftrag der Rheinischen Bahngesellschaft AG und auf Initiative und durch Finanzierung der Rheinbahngründer Heinrich Lueg, Franz Haniel junior, Friedrich Vohwinkel und August Bagel als Teil der K-Bahn gebaut und am 12. August 1898 eröffnet. Ihre beiden großen Eisenfachwerkbögen mit jeweils rund 181 Metern Spannweite und die vier kürzeren Bögen über dem Düsseldorfer Rheinwerft und dem flachen Oberkasseler Ufer wurden durch den Ingenieur Reinhold Krohn geplant und von der Gutehoffnungshütte in (Oberhausen-) Sterkrade ausgeführt. Die beiden historistischen Tortürme und die Aufbauten des Mittelpfeilers mit der Figur des rheinaufwärts blickenden Bergischen Löwen hatte der Düsseldorfer Architekt und Maler Adolf Schill entworfen, seit 1880 Professor für Dekoration und Ornamentik an der Kunstakademie Düsseldorf.<ref>Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst, insbesondere im XIX. Jahrhundert. herausgegeben vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Verlag August Bagel, Düsseldorf 1902, S. 353, archive.org</ref> Die Portale waren nicht nur wichtige Blickpunkte der Luegallee und des ungefähr parallel zum Brückenbau vorgeschobenen Rheinufers, sondern gleichzeitig auch Stationen zur Entrichtung der anfänglich erhobenen Brückenmaut. Alle massiven Bauteile wurden durch die Bauunternehmung Philipp Holzmann & Cie. GmbH ausgeführt. Die Baukosten betrugen rund sechs Millionen Mark.
Die Brücke verbesserte nicht nur die Rheinschifffahrt, indem sie die bisherige Pontonbrücke am Altstadtufer, die ein Schifffahrtshindernis darstellte, entbehrlich machte. Sondern sie verbesserte auch die überörtlichen terrestrischen Individualverkehre und die Anbindung der Bürgermeisterei Heerdt, zu der auch Oberkassel gehörte, und war ein wesentlicher Schritt hin zur späteren Eingemeindung dieser Stadtteile nach Düsseldorf. In Oberkassel setzte nach Fertigstellung der Brücke und nach Eröffnung der auf ihr verkehrenden K-Bahn eine Art Bauboom ein. Insbesondere die ufernahen Bereiche wurden zu einem bevorzugten, innenstadtnahen Wohnquartier.
1925/1926 wurde die Oberkasseler Brücke dem gestiegenen Verkehrsaufkommen entsprechend verstärkt und verbreitert. So wurde die Straßenbahntrasse von der Fahrbahn getrennt; die Gleise lagen nun an den Außenseiten der Brückenbögen. Die Aufbauten auf den Brückenpfeilern wurden dabei vollständig entfernt. An diesem Umbau war der Düsseldorfer Architekt Eduard Lyonel Wehner beteiligt.
Nach 1933 erhielt das Bauwerk zum Gedenken an die Seeschlacht vor dem Skagerrak des Ersten Weltkriegs den Namen „Skagerrak-Brücke“. Wie alle anderen Düsseldorfer Rheinbrücken auch wurde die Skagerrak-Brücke am 3. März 1945 von der Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Briten und Amerikaner über den Rhein zu verzögern.
Noch im selben Jahr wurde an ihrer Stelle von britischen Pionieren eine Pontonbrücke, „Freeman-Brücke“ genannt, errichtet und am 4. Oktober 1945 eröffnet. Diese von einer Zeitung der britischen Militärregierung als „Meisterwerk der Technik“ gerühmte Konstruktion wurde 1947 durch Eisgang beschädigt, wodurch sie für vier Monate ausfiel, und im Dezember desselben Jahres durch einen Schiffsunfall zerstört. 1948 wurde dann die „Dauerbehelfsbrücke“ aus „schwerstem deutschen Pioniermaterial“ als langjährig genutztes Provisorium fertiggestellt. Bereits im Dezember 1947 wurde sie mit dem nördlichen Fußgängersteig, im Februar 1948 auch mit dem südlichen Fußgängersteig dem Verkehr übergeben.<ref>Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf. Triltsch Verlag, Düsseldorf 1983, S. 191</ref>
Wegen des zunehmenden Verkehrs stellte der Leiter des Düsseldorfer Stadtplanungsamtes und Architekt Friedrich Tamms schon bald Planungen über eine Entlastung der Oberkasseler Behelfsbrücke und ihren anschließenden Neubau an. Zunächst wurde die von Fritz Leonhardt geplante und entsprechend den Vorstellungen von Tamms geänderte Theodor-Heuss-Brücke 1957 dem Verkehr übergeben. Anschließend beauftragte Tamms auch die Planung der Oberkasseler Brücke und der Rheinkniebrücke, wobei Fritz Leonhardt für die Rheinkniebrücke, Hans Grassl für die Oberkasseler Brücke federführend war und sich der zuständige Dezernent als Architekt der formalen Gestaltung annahm.<ref>Friedrich Tamms: Planung und Gestaltung. In: Oberstadtdirektor der Landeshauptstadt Düsseldorf (Hrsg.): Brücken für Düsseldorf 1961–62. Springer, Berlin ca. 1963, S. 7ff.</ref> Da aus wirtschaftlichen Gründen für die erforderliche Spannweite nur eine Schrägseilbrücke in Frage kam und Tamms das Stadtbild nicht durch Pylone am rechten Ufer stören wollte, entschied man sich für eine einhüftige Brücke mit nur einem Pylonstiel am linken Ufer. Die enge Verwandtschaft zwischen den drei Brücken ergab sich nicht nur aus der Zusammenarbeit aller Beteiligten in der kurzen Planungsperiode, sondern wurde von Tamms gefördert.
Da der Verkehr auf der alten Oberkasseler Brücke nicht beeinträchtigt werden durfte, musste zunächst die Rheinkniebrücke gebaut werden. Die neue Oberkasseler Brücke wurde anschließend zwischen 1969 und 1973 zunächst ein wenig stromaufwärts gebaut, während der Verkehr weiter über die alte Brücke lief. Nach der provisorischen Verkehrsfreigabe im Dezember 1973 wurde der Verkehr auf die neue Brücke umgeleitet, während die alte abgebrochen und an ihrer Stelle der endgültige Unterbau für die neue Brücke vorbereitet wurde.
Spektakulär war dann die Brückenverschiebung am 7. und 8. April 1976. Der komplette Oberbau der Brücke samt Pylon und Schrägseilen mit einem Gesamtgewicht von 12.500 Tonnen wurde um 47,5 Meter stromabwärts an den Platz der alten Brücke verschoben. Dieser Querverschub verlief mit einer Geschwindigkeit von 3,6 Metern pro Stunde (entspricht einem Millimeter pro Sekunde), dauerte dreizehn Stunden und erfolgte unter Einsatz zweier Hydropressen, die mit Gestängen einen Widerstand von 375 Tonnen überwanden. Die Brücke glitt mit Hilfe von Scheiben aus Teflon auf spiegelblanken Stahlplatten.<ref>Presseamt der Landeshauptstadt Düsseldorf in Zusammenarbeit mit dem Brücken- und Tunnelbauamt, Dr.-Ing. R. Recknagel: Querverschub Oberkasseler Brücke, 1976</ref> In nur drei Wochen wurden die Anschlüsse hergestellt, am 30. April 1976 erfolgte die endgültige Verkehrsfreigabe.
Ende der 1980er Jahre erfolgte der Bau des U-Bahnhof Tonhalle/Ehrenhof auf der östlichen Brückenrampe. Die Düsseldorfer Stadtbahn nahm am 6. August 1988 ihren Betrieb mit Streckenfahrten über die Oberkasseler Brücke auf.
Siehe auch
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Paul Ernst Wentz: Architekturführer Düsseldorf, Droste Verlag, Düsseldorf 1975, Objektnr. 75 B
- Oberstadtdirektor der Landeshauptstadt Düsseldorf (Hrsg.): Brücken für Düsseldorf 1961-62. Springer, Berlin ca. 1963
Weblinks
- Oberkasseler Brücke. In: Structurae
- Seite der Stadt Düsseldorf
- Abb. der alten Oberkasseler Brückenbauten
- Dorfgeschichten: Die Oberkasseler Brücke. center.tv, YouTube-Video, 4:01 min
- Foto der Oberkasseler Brücke 1973 (digit.wdr.de)
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