Ochsenauge (Architektur)
Ein Ochsenauge (französisch œil-de-bœuf), auch Rundfenster oder Oculus (lat. für „Auge“), ist eine seit der Antike bekannte, sowohl in der Romanik als auch in der Gotik wiederaufgenommene Fensterform, die später vor allem im Barock und Jugendstil verbreitet war: Ein kreisrundes oder ovales Fenster, das meist dekorativ über Portalen oder im Giebelbereich eingesetzt wird. Auch Blendfenster sind oft in dieser Form ausgeführt. Kreisrunde Fenster mit einer steinernen Maßwerkfüllung nennt man dagegen Rosette, deren romanische Vorläufer mit Füllung in Form eines Speichenrades Radfenster.
Als Oculus werden auch die kreisrunden Öffnungen in Kuppelgewölben in Glockentürmen mittelalterlicher Kirchengebäude bezeichnet, durch die die Glocken vertikal transportiert werden konnten, wie auch Baumaterial und Gerätschaften zur Errichtung und späteren Wartung der Turmbauten. Oculi dieser Art werden auch als Kuppelauge bezeichnet (vgl. Opaion). Die Öffnung wird manchmal dekorativ eingefasst, etwa in Form von achtpässigem Maßwerk.
Die Verbreitung beschränkt sich nicht nur auf die kirchliche Baukunst. In der Spätromanik lässt sich diese Fensterform im Bereich der säkularen Baukunst an Kastellen Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen nachweisen (Castel del Monte, Palazzo San Gervasio, am Donjon im Kastell von Lucera u. a.), und später auch im Schloss- und Villenbau der Renaissance und des Barock.
Auch im Fachwerkbau kommen Ochsenaugen als runde oder ovale Fensterformen vor (Gaubenfenster).
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Speyerer Dom, Oculus in der romanischen St.-Afra-Kapelle
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Oculusfenster am Langhaus der gotischen Basilika San Petronio in Bologna (1393–1479)
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Ochsenaugen-Fenster in der Justinuskirche in Frankfurt-Höchst
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Ochsenaugen am Turm des Schloss Rietberg, angebracht im 17. Jh.
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Drei Okuli im Giebelbereich eines Doppelhauses