Orthodoxer Kalender


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Der orthodoxe Kalender (auch Milanković-Kalender, meletianischer Kalender, neujulianischer Kalender oder kurz Neuer Kalender)
ist ein korrigierter gregorianischer Kalender. Seine Jahreslänge entspricht mit 365,242222 Tagen etwa zehnmal genauer dem Sonnenjahr als das 365,2425 Tage lange gregorianische Kalenderjahr. Das wird dadurch erreicht, dass nicht wie im gregorianischen Kalender drei Schalttage in 400 Jahren weggelassen werden, sondern sieben Schalttage in 900 Jahren.

Er wurde vom serbischen Gelehrten Milutin Milanković entwickelt und vom ökumenischen Patriarchen Meletios IV. 1923 für die orthodoxen Kirchen empfohlen. Der Empfehlung, vom julianischen Kalender auf den neujulianischen Kalender umzustellen, folgten aber nur wenige orthodoxe Landes-Kirchen, beziehungsweise stellten kurze Zeit später aus Solidarität zur in ihrer Handlungsfreiheit im revolutionären Russland eingeschränkten Kirche wieder auf den “altjulianischen Kalender” zurück.<ref name="liborius">Lumma Liborius: Von Caesar bis Meletios oder: Warum Weihnachten am 7. Januar ist. Ein ganz kurzer Überblick über den julianischen, gregorianischen und meletianischen Kalender 14. September 2010 (Onlineversion, Zugriff: 10. Februar 2015)</ref> Aber auch dort, wo die Kalenderumstellung durch Auslassen von 13 Tagen erfolgte, blieb die Einheit der orthodoxen Kirche insofern erhalten, indem die Bestimmung des Osterdatums nicht geändert wurde.

Der orthodoxe Kalender wird sich bis zum Jahre 2799 nicht vom gregorianischen Kalender unterscheiden. Erst im Jahre 2800 entfällt erstmals ein Schalttag, der im gregorianischen Kalender vorhanden ist.

Schaltjahrregelung

Die Regeln für die Schaltjahre des orthodoxen Kalenders lauten:

  1. Wenn die Jahreszahl ohne Rest durch 4 teilbar ist, ist das Jahr ein Schaltjahr (wie im julianischen Kalender).
  2. Wenn die Jahreszahl ohne Rest durch 100 teilbar ist, ist das Jahr abweichend von Satz 1 kein Schaltjahr (wie im gregorianischen Kalender).
  3. Wenn die Jahreszahl geteilt durch 900 einen Rest von 200 oder 600 ergibt, ist das Jahr abweichend von Satz 2 doch ein Schaltjahr (anders als im gregorianischen Kalender, wo Teilbarkeit ohne Rest durch 400 das Kriterium ist).

Dieser Kalender hat im Vergleich zum julianischen Kalender in 900 Jahren 7 Schaltjahre weniger. Beim gregorianischen Kalender sind es 3 Schaltjahre weniger in 400 Jahren, woraus die durchschnittliche Kalenderjahrlänge von 365,2425 Tagen resultiert. Im orthodoxen Kalender ist mit 365,242222 Tagen die Näherung an das Sonnenjahr mit 365,242190 Tagen etwa zehnmal besser als im gregorianischen Kalender. Er ist der genaueste bisher vorgeschlagene Kalender. Die Abweichung beträgt nach 31.250 Jahren erst einen Tag (gregorianisch: schon nach etwa 3.225 Jahren). Eine höhere Genauigkeit anzustreben würde wegen der im Detail unvorhersagbaren kleinen Änderungen der Drehgeschwindkeit der Erde, wie sie zum Beispiel durch Magmaströme im Erdinneren oder durch Winde und Meeresströmungen entstehen können, wenig Sinn ergeben.

Die sich aus den Schaltungen ergebende 900-jährige Kalenderperiode des orthodoxen Kalenders enthält 682 Gemeinjahre zu 365 Tagen und 218 Schaltjahre zu 366 Tagen und umfasst insgesamt 328.718 Tage. Die entsprechende 400-jährige Kalenderperiode des gregorianischen Kalenders enthält 303 Gemein- und 97 Schaltjahre beziehungsweise 146.097 Tage. In 400 gregorianischen Jahren wiederholt sich auch die Wochentagszuordnung, denn 146.097 ist ohne Rest durch 7 teilbar (Ergebnis: 20.871 Wochen). Im orthodoxen Kalender wiederholt sich die Wochentagszuordnung erst in sieben 900-jährigen Kalenderperioden.

Übernahme und Einführung

In den meisten orthodoxen Kirchen wird bis heute der julianische Kalender verwendet, der 45 v. Chr. durch Julius Cäsar eingeführt wurde.<ref>Daten der Feste. Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, abgerufen am 10. Februar 2015.</ref> Dieser wurde 1582 zur Zeit des Papstes Gregor XIII. reformiert und nach und nach in der Westkirche eingeführt. Der Zeitunterschied zum Beispiel für das Begehen der christlichen Feste beträgt in den beiden Kirchen mit verschiedenen Kalendern zur Zeit (bis 2099) 13 Tage.

Auf dem gesamtorthodoxen Kongress in Konstantinopel beschlossen 1923 alle Teilnehmer mit einem Sprung vom 9. März 1924 auf den 23. März 1924 den neuen Kalender mit den obengenannten Schaltregeln einzuführen.

Ausnahme war die russisch-orthodoxe Kirche, die aufgrund der politischen Wirren nach der Oktoberrevolution am Kongress nicht teilnehmen konnte und deshalb beim alten julianischen Kalender blieb. Darauf revidierten einige orthodoxe Kirchen (z. B. das Patriarchat von Jerusalem oder die serbisch-orthodoxe Kirche) ihren Beschluss, um auf die Zeit zu warten, da die russische und andere orthodoxe Kirchen unter den damaligen kommunistischen Regierungen ebenso an den Entscheidungen mitwirken könnten. Andere orthodoxe Kirchen meinten, dass die Reform nötig sei, z. B. das Patriarchat von Konstantinopel mitsamt der griechisch-orthodoxen Kirche oder die bulgarisch-orthodoxe Kirche. Sie führten den neuen Kalender ein, was dazu führte, dass heute ein Teil der orthodoxen Kirchen weiterhin den julianischen Kalender pflegt, während der andere Teil nach dem neuen Kalender rechnet.

Beim Osterdatum entschieden sich aber auch diese Landes-Kirchen einige Jahre später, dass hierbei die Gemeinsamkeit des Datums in allen orthodoxen Kirchen wichtiger sei als das Bestehen auf der astronomischen Richtigkeit. Daher erfolgt die Berechnung des Osterdatums und damit auch alle davon abhängigen beweglichen Festtage nach dem julianischen Kalender.<ref name="liborius" /> Dennoch blieb die aus Protest gegen die Kalenderumstellung erfolgte Abspaltung einiger altkalendarischer Splittergruppen von der orthodoxen Gesamtkirche bestehen. Alle anderen Festtermine (zum Beispiel Weihnachten) sind bei den Neukalendariern bis 2799 mit denen im gregorianischen Kalender identisch.<ref name="liborius" />

Die Einführung des orthodoxen Kalenders war und ist in der Orthodoxie umstritten, sowohl inhaltlich als auch was die von Gegnern als „handstreichartig“ beschriebene Art und Weise seiner Einführung betrifft. Nur etwa die Hälfte der orthodoxen Kirchen hat den Kalender tatsächlich eingeführt.

Er wird in folgenden Kirchen verwendet:<ref name="liborius" />

Die orthodoxe Kirche Finnlands stellte ihren Kalender schon 1921 komplett auf den gregorianischen Kalender um. Sie feiert auch das Osterfest am gleichen Termin wie die westlichen Kirchen.

Unterschied gregorianischer und orthodoxer Kalender

Durch seine geringere Zahl an Schalttagen wird der orthodoxe Kalender in Zukunft dem Gregorianischen Kalender mehr und mehr vorauseilen. Bis zum Jahr 2799 sind beide Kalender noch identisch. Ab dem 29. Februar 2800 des Gregorianischen Kalenders, welcher dann dem 1. März 2800 des Orthodoxen Kalenders entspricht, eilt der orthodoxe Kalender in manchen Jahrhunderten um einen Tag voraus. Ab 5600 wird der 1-Tag-Vorsprung nicht mehr unterschritten.

Wochentagstabellen

Der Wochentag eines Datums lässt sich mit Hilfe des Sonntagsbuchstabens angeben. Letzterer wird im orthodoxen Kalender gleich wie im gregorianischen Kalender bestimmt, wobei sich die Zuordnung zwischen Sonntagsbuchstabe und Kalenderjahr aber infolge des anderen Schaltrhythmus (andere Säkularjahre ohne Schalttag) ändert.

Tabelle der Sonntagsbuchstaben:
Für Schaltjahre gelten zwei Sonntagsbuchstaben, der linke für Januar und Februar, der rechte für die restlichen Monate.

Orthodoxer Kalender   Die ersten Ziffern der Jahreszahl
19 20* 21 22
23 24* 25 26
27 28 29* 30
31 32 33* 34
* diese Säkularjahre 35 36 37 38*
sind Schaltjahre 39 40 41 42*
43 44 45 46
47* 48 49 50
51* 52 53 54
55 56* 57 58
Orthodoxer Kalender 59 60* 61 62
wiederholt sich 63 64 65* 66
nach 6300 Jahren: 67 68 69* 70
71 72 73 74*
8200 ist wie 1900 75 76 77 78*
79 80 81
Jahre   Sonntagsbuchstaben
20 48 76 D C E D F E G F A G B A C B
21 49 77 B C D E F G A
22 50 78 A B C D E F G
00 23 51 79 G A B C D E F
24 52 80 F E G F A G B A C B D C E D
25 53 81 D E F G A B C
26 54 82 C D E F G A B
27 55 83 B C D E F G A
*00 28 56 84 A G B A C B D C E D F E G F
01 29 57 85 F G A B C D E
02 30 58 86 E F G A B C D
03 31 59 87 D E F G A B C
04 32 60 88 C B D C E D F E G F A G B A
05 33 61 89 A B C D E F G
06 34 62 90 G A B C D E F
07 35 63 91 F G A B C D E
08 36 64 92 E D F E G F A G B A C B D C
09 37 65 93 C D E F G A B
10 38 66 94 B C D E F G A
11 39 67 95 A B C D E F G
12 40 68 96 G F A G B A C B D C E D F E
13 41 69 97 E F G A B C D
14 42 70 98 D E F G A B C
15 43 71 99 C D E F G A B
16 44 72 B A C B D C E D F E G F A G
17 45 73 G A B C D E F
18 46 74 F G A B C D E
19 47 75 E F G A B C D

Wochentagstabelle:
In der Spalte mit dem aus obiger Tabelle entnommenen Sonntagsbuchstabe des Jahres steht die zu diesem Buchstaben gültige Wochentagsreihe. Geht man in der Zeile für einen bestimmten Wochentag nach rechts, so findet man die Daten aller entsprechenden Tage des Jahres. Geht man von einem Datum aus nach links, so findet man in der Spalte unter dem Sonntagsbuchstaben den zugehörigen Wochentag.

A B C D E F G   Januar Februar März April Mai Juni
So Sa Fr Do Mi Di Mo   1 8 15 22 29 5 12 19 26 5 12 19 26   2 9 16 23 30 7 14 21 28 4 11 18 25
Mo So Sa Fr Do Mi Di 2 9 16 23 30 6 13 20 27 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29 5 12 19 26
Di Mo So Sa Fr Do Mi 3 10 17 24 31 7 14 21 28 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30 6 13 20 27
Mi Di Mo So Sa Fr Do 4 11 18 25 1 8 15 22 29 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31 7 14 21 28
Do Mi Di Mo So Sa Fr 5 12 19 26 2 9 16 23 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25 1 8 15 22 29
Fr Do Mi Di Mo So Sa 6 13 20 27 3 10 17 24 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26 2 9 16 23 30
Sa Fr Do Mi Di Mo So 7 14 21 28 4 11 18 25 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27 3 10 17 24
A B C D E F G   Juli August September Oktober November Dezember
So Sa Fr Do Mi Di Mo 2 9 16 23 30 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31
Mo So Sa Fr Do Mi Di 3 10 17 24 31 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25
Di Mo So Sa Fr Do Mi 4 11 18 25 1 8 15 22 29 5 12 19 26 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26
Mi Di Mo So Sa Fr Do 5 12 19 26 2 9 16 23 30 6 13 20 27 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27
Do Mi Di Mo So Sa Fr 6 13 20 27 3 10 17 24 31 7 14 21 28 5 12 19 26 2 9 16 23 30 7 14 21 28
Fr Do Mi Di Mo So Sa 7 14 21 28 4 11 18 25 1 8 15 22 29 6 13 20 27 3 10 17 24 1 8 15 22 29
Sa Fr Do Mi Di Mo So 1 8 15 22 29 5 12 19 26 2 9 16 23 30 7 14 21 28 4 11 18 25 2 9 16 23 30
Datei:Ewiger orthodoxer Kalender.png
Kontroll-Tabelle zum Ablesen des Wochentages

Siehe auch

Quellen

  • Lumma Liborius: Von Caesar bis Meletios oder: Warum Weihnachten am 7. Januar ist. Ein ganz kurzer Überblick über den julianischen, gregorianischen und meletianischen Kalender 14. September 2010 (Onlineversion)

Einzelnachweise

<references />