Pascal Bruckner


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Pascal Bruckner (2009)

Pascal Bruckner (* 15. Dezember 1948 in Paris) ist ein französischer Romancier und Essayist. Er ist in Frankreich neben Bernard-Henri Lévy, Alain Finkielkraut und André Glucksmann einer der Vertreter der Nouvelle Philosophie.

Leben

Bruckner wurde als Sohn des Ingenieurs René Bruckner geboren und studierte Philosophie in Paris. 1977 wurde er durch sein mit Alain Finkielkraut verfasstes Buch Le nouveau désordre amoureux (deutsch 1979 Die neue Liebesunordnung) bekannt. Darin geht es vor allem um die Zurückweisung der mit dem Namen Wilhelm Reich verbundenen „sexuellen Revolution“, wie sie zur gleichen Zeit auch von anderen Autoren, etwa der Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Smirgel und dem Philosophen Michel Foucault, betrieben wurde. Bruckner polemisiert gegen Reichs Ideen <ref>gemeint sind hier die Ideen des „frühen“ Reich, also des Freudomarxisten und Theoretikers der „Sexpol“, nicht des „Entdeckers des Orgons“</ref> als eine „genitale Tyrannei“: Reich habe „eine Unordnung ordnen wollen. Tatsächlich hat er nur einer sehr alten Versklavung ein neues Gesicht gegeben.“<ref>Vgl. das gesamte erste Kapitel Sichtbare Lust oder Der Orgasmusvertrag, S. 13-54 passim</ref> Später, 1997, bezeichnete er es als „eine der wichtigsten Entdeckungen unserer Generation“, dass „auch eine befreite Sexualität repressiv“ werden könne. <ref>Interview mit Marko Martin. In: Kommune. Forum für Politik, Ökonomie und Kultur, Nr. 2/97, S. 21</ref>

Bruckner führte 2007 eine öffentliche Debatte mit dem britischen Politologen Timothy Garton Ash, in der er diesem vorwarf, den in Europa lebenden Muslimen eine Sonderrolle einzuräumen und für einen Multikulturalismus einzustehen, der den westlichen Liberalismus schwäche. Bruckner spricht in diesem Zusammenhang von einem Paradoxon des Multikulturalismus: Er gewährt allen Gemeinschaften die gleiche Behandlung, nicht aber den Menschen, aus denen sie sich bilden, denn er verweigert ihnen die Freiheit, sich von ihren eigenen Traditionen loszusagen. Stattdessen: Anerkennung der Gruppe, Unterdrückung des Individuums. Bevorzugung der Tradition gegen den Willen all jener, die Bräuche und Familie hinter sich lassen, weil sie zum Beispiel die Liebe nach ihrer eigenen Vorstellung leben wollen.<ref>Pascal Brucker: Fundamentalismus der Aufklärung oder Rassismus der Antirassisten?, in: Tierry Chervel: Islam in Europa: Eine internationale Debatte, edition suhrkamp 2531, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-12531-1, S. 62 (Online-Version)</ref>

Der Titel seines 2006 erschienenen Buches La Tyrannie de la pénitence : Essai sur le masochisme en OccidentDie Tyrannei der Bußfertigkeit. Über den Masochismus des Westens – trifft Bruckners Position sehr gut. <ref>Der Titel der deutschen Fassung hingegen neutralisiert: Der Schuldkomplex.</ref> Bruckner wendet sich gegen die Kritik der Europäer wegen der von ihnen in der Vergangenheit begangenen Großverbrechen (Kolonialismus, Völkermord u.a.). Diese sollten zwar nicht vergessen werden, dürften aber nicht Grund dafür sein, dass man die mühsam erkämpften Errungenschaften der europäischen Aufklärung (Menschenrechte, Laizismus u.a.) im Namen des Multikulturalismus relativiere.

Werke

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Pascal Bruckner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien