Persischer Golf


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Datei:Persian Gulf DE.PNG
Der Persische Golf
Datei:PersianGulf vue satellite du golfe persique.jpg
Satellitenaufnahme des Persischen Golfs

Der Persische Golf (selten auch Arabischer Golf,<ref>z.B. in Knaurs Weltatlas 1988, Karte Nr. 23</ref> früher auch Grünes Meer<ref>Gustav Droysens Allgemeiner historischer Handatlas in 96 Karten mit erläuterndem Text von 1886, Seite 77, Reich der Kalifen bis 945</ref> als Pendant zum Roten Meer, das die westlich gegenüberliegende Flanke der Arabischen Halbinsel begrenzt) ist ein etwa 1000 km langes und 200 bis 300 km breites Binnenmeer zwischen dem Iranischen Plateau und der Arabischen Halbinsel mit einer Fläche von etwa 235.000 km².<ref name="Iranica">Geschichte des Persischen Golfs in der Encyclopedia Iranica, 23. März 2005 (englisch)</ref>

Geo- und Topographie

Der Persische Golf ist ein relativ flaches Gewässer mit einer größten Tiefe von etwa 100 m. Sein Volumen beträgt etwa 6000 km³. Über die Straße von Hormus ist er mit dem Golf von Oman und dem Arabischen Meer bzw. dem Indischen Ozean verbunden. In den Persischen Golf mündet der Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, der Schatt al-Arab. Durch den geringen Süßwasserzufluss und die hohe Verdunstungsrate ist der Salzgehalt mit etwa 4 % überdurchschnittlich hoch.

Während des letzten glazialen Maximums, als weltweit der Meeresspiegel um etwa 120 m niedriger war, war der Grund des Persischen Golfes ein flaches Tal, durch welches die Flüsse Euphrat, Tigris und Karun einen gemeinsamen Abfluss zur Straße von Hormus fanden. Mit dem Einsetzen der Flandrischen Transgression vor etwa 11.000 Jahren stieg der Spiegel auf etwa heutige Verhältnisse an.<ref name="Iranica" />

Politik und Wirtschaft

Datei:Persian Gulf States.png
Die Anrainerstaaten des Persischen Golfes

Die Anrainerstaaten des Persischen Golfes sind (von Norden nach Süden entlang der Küste):

Von den acht Anrainerstaaten dieses Gewässers sind sieben Mitglieder der Arabischen Liga, das achte – und jenes mit dem längsten Küstenanteil – ist der Iran. Mit Ausnahme des Iran und des Irak bilden die anderen sechs Staaten den Golfkooperationsrat. Iran, Irak, Kuwait und Saudi-Arabien sind seit 1960 Gründungsmitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), Katar (1961) und die VAE (1967) sind etwas später ebenfalls der Organisation beigetreten.

Erdöl und Erdgas

Die Region um den Persischen Golf ist wegen des Erdöl- und Erdgasreichtums von großer geopolitischer Bedeutung. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) waren 2007 Saudi-Arabien (35,9 Milliarden Tonnen), Iran (18,8 Milliarden Tonnen), Irak (15,6 Milliarden Tonnen), Kuwait (13,8 Milliarden Tonnen) und die VAE (13,3 Milliarden Tonnen) die fünf Länder mit den weltweit größten Ölreserven. Die förderfähigen Reserven wurden auf weltweit 163,5 Milliarden Tonnen geschätzt. Davon entfielen 22,0 % auf Saudi-Arabien, 11,5 % auf den Iran und 9,6 % auf den Irak.<ref name="BGR"> Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hrsg.): Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit von Energierohstoffen 2007. Kurzstudie. 2008 (online (Memento vom 6. März 2009 im Internet Archive), abgerufen am 13. Mai 2009).</ref> Iran (15,2 Prozent) und Katar (14,0 Prozent) besitzen zudem, nach Russland (26,1 Prozent), die größten weltweiten Reserven an Erdgas.

Aufgrund seiner wirtschaftlichen und geopolitischen Bedeutung war der Persische Golf Schauplatz der drei so genannten Golfkriege. Daneben kam und kommt es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten der Anrainerstaaten.

Schiff- und Güterverkehr

Datei:Strait of Hormuz.jpg
Schiffsverkehr entlang der Tunb-Inseln

Frachtverkehr

Nach Informationen der United States Energy Information Administration (EIA) passieren täglich durchschnittlich 14 Tanker mit einer Gesamtfracht von etwa 17 Millionen Barrels Rohöl die Straße von Hormus. Das sind umgerechnet ca. 35 % des weltweit auf See transportierten Erdöls und etwa 20 % des weltweiten Erdölhandels.<ref>The Strait of Hormuz is the world's most important oil transit chokepoint, U.S. Energy Information Administration.</ref>

Navigation

Eine Besonderheit liegt bei der Navigation um die iranischen Tunb-Inseln und durch die Straße von Hormus vor. Dort werden Schiffe als Verkehrstrennungsgebiet in einfahrend und ausfahrend aufgeteilt, um die Gefahr von Kollisionen entlang der Straße von Hormus zu reduzieren. Die betroffene Linie ist ca. 10 km breit und besteht aus zwei 3 km breiten Bahnen, jeweils eine einwärts und die andere auswärts. Die beiden Bahnen werden durch eine dritte, ebenfalls ca. 3 km breite Medianbahn voneinander getrennt.

Unfälle

Eines der bisher schwersten Schiffsunglücke im Persischen Golf ereignete sich am 8. April 1961, als der britische Kombischiff Dara vor Dubai nach einer Explosion an Bord in Flammen aufging, ausbrannte und unterging. 238 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben dabei.

Häfen

siehe Liste von Seehäfen (nicht vollständig)

Iranische Seehäfen: Abadan, Bandar Abbas, Bushehr, Khorramshahr<ref>Handbuch für Export und Versand: Länder- und Zollinformationen kompakt</ref>

Geschichte und Kultur

Die Küstenregion des Persischen Golfes gilt als eine Wiege der Zivilisation. Hier entstanden die großen Zivilisationen von Sumer, Elam, Akkad und Babylon, sowie die Weltreiche der Perser.

Benennung

Datei:Pieter van der Aa - map of Red Sea.jpg
Sinus Persicus auf einer Karte von Pieter van der Aa (Anfang 18. Jahrhundert)

Für den Persischen Golf sind international verschiedene Bezeichnungen in Gebrauch, die Bezeichnung „Persischer Golf“ (persisch ‏خليج فارس‎ chalidsch-e fārs) wird aber überwiegend verwendet. Diese ist seit vorchristlicher Zeit in diversen persischen und griechischen Quellen, seit der islamischen Ära auch in arabischen (arabisch ‏الخليج الفارسي‎ al-chalīdsch al-fārisī) und europäischen Quellen nachzuweisen.<ref>Touraj Daryaee, The Persian Gulf Trade in Late Antiquity, Journal of World History, Vol. 14, Nr. 1., März 2003, (online (Memento vom 4. März 2004 im Internet Archive)); 2007</ref>

In den arabischen (Anrainer-)Staaten hat sich jedoch seit Mitte des 20. Jahrhunderts der Neologismus „Arabischer Golf“ (arabisch ‏الخليج العربي‎ al-chalīdsch al-ʿarabī) durchgesetzt; seitdem taucht der Begriff auch vereinzelt in westlichen Medien und gedruckten Werken auf.<ref>z.B. in (1) Knaurs Weltatlas 1988, Karte Nr. 23; (2) Der Brockhaus in 15 Bänden, Artikel: Persischer Golf; (3) Meyers Lexikon - Artikel: online (Memento vom 1. Januar 2008 im Internet Archive)</ref> Umgangssprachlich und auch in den Medien wird häufig nur die Bezeichnung „Der Golf“ verwendet. In Deutschland war bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung „Persischer Meerbusen“ in Gebrauch. Davor war die Bezeichnung „Golf von Bassora“ (Golf von Basra) geläufig, die noch heute in der Türkei (türk. Basra Körfezi) in Gebrauch ist.<ref>Republic of Turkey Ministry of Culture and Tourism „İstanbul before the Roman Era“</ref> Auf alten deutschen Karten wird der Golf zuweilen „Grünes Meer“ genannt.<ref>z. B. in Gustav Droysens Allgemeiner historischer Handatlas in 96 Karten mit erläuterndem Text (1886), siehe Datei:Arabische Eroberung 2.jpg</ref> Im Persischen war früher auch die Bezeichnung „Golf des Dscham“ (benannt nach Dschamschid aus der iranischen Mythologie) verbreitet.<ref name="No61">Working Paper mit den Argumenten der iranischen UNGEGN-Delegation, 2006 ([1]); 2007</ref> Der einstige akkadische Name des persischen Golfs war narMarratû („bitterer Strom“)<ref>Raymond P. Dougherty, The Sealand of Arabia. Journal of the American Oriental Society 50, 1930, 4</ref>. Die Internationale Hydrographische Organisation (IHO) benutzt seit 1953 offiziell die Bezeichnung „Golf von Iran“.<ref>Limits of Oceans and Seas, 3rd edition (PDF; 994 kB) International Hydrographic Organization. 1953. Abgerufen am 6. Februar 2010.</ref>

Die Frage der Benennung wird in manchen Staaten politisch geführt und sorgte wiederholt für diplomatische Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen dem Iran und den arabischen Staaten.<ref>Omission of 'Persian Gulf' Name Angers Iran, worldpress.org</ref><ref>Louvre's 'Gulf' Move Draws Iranian Ire, Radio Free Europe, 4. Dezember 2006</ref> Auch die Vereinten Nationen mussten sich mehrfach mit dieser Frage auseinandersetzen. 2006 stellte eine ihrer Expertengruppen in diesem Zusammenhang fest, dass die Vereinten Nationen intern an der Bezeichnung „Persischer Golf“ festhalten<ref> Omission of 'Persian Gulf' Name Angers Iran [2] [3] [4]</ref>, es aber „Staaten nicht verboten werden kann, Exonyme“ für geographische Namen „zu schaffen und zu verwenden“.<ref>Report of the United Nations Group of Experts on Geographical Names on the work of its twenty-third session. Document E/2006/57, Economic and Social Council, United Nations. New York, 2006</ref><ref>Report of the United Nations Group of Experts on Geographical Names on the work of its twenty-third session, Wien, 2006, S. 21</ref>

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Hans Krech: Von der Dhau zur Stealth-Fregatte: Zur Geschichte und aktuellen Situation der Seestreitkräfte am Persischen Golf, Köster, Berlin 2003, ISBN 3-89574-495-6.
  • Heinrich Lieser, Lukas Rölli-Alkemper: Wirtschaftsraum Arabischer Golf: Neue Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in den Golfstaaten, 1995, ISBN 3-925925-74-0.
  • Michaela Wimmer, Stefan Braun, Hannes Enzmann: Brennpunkt Golf: Hintergründe, Geschichte, Analysen, München 1991, ISBN 3-453-05201-3.
  • Schliephake, Konrad (1993) Wasser - Krisenelement am Arabischen Golf. Die Geowissenschaften; 11, 2; 42-49; doi:10.2312/geowissenschaften.1993.11.42.

Weblinks

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