Polonisierung
Als Polonisierung (polnisch polonizacja) wird die Akkulturation von Minderheiten in Polen an die Mehrheitsbevölkerung bzw. die Verdrängung von deren Sprachen (z. B. Deutsch, Litauisch, Preußisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Kaschubisch) durch die polnische Sprache bezeichnet.
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Polonisierung in Polen
Historisch bedeutsam war die Polonisierung u. a. während der Zeit der polnisch-litauischen Realunion. Im Osten des damaligen Staates Polen-Litauen assimilierten sich große Teile der Bevölkerung, insbesondere die Oberschicht, in die polnische Kultur. Dies betraf vor allem Gebiete in den heutigen Staaten Litauen, Ukraine und Weißrussland, in die sich der polnische Sprachraum immer weiter ausdehnte. Bis heute gibt es dort größere polnischsprachige Minderheiten.
Die Zweite Polnische Republik (1918–1939) strebte einerseits einen ethnisch homogenen polnischen Staat an und setzte das Polnische als alleinige Amtssprache durch, stand dabei aber vor dem Problem, dass ein Drittel der Bevölkerung nicht polnischsprachig war. Von der deutschen Minderheit wanderten in dieser Zeit bereits mehrere Hunderttausend Menschen nach Deutschland aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Vertreibung beziehungsweise Zwangsumsiedlung großer nicht assimilierungsbereiter Bevölkerungsteile mit einer rigorosen Zwangspolonisierung der verbleibenden Angehörigen der Minderheiten einher. Der Gebrauch aller nicht-polnischen Sprachen wurde von den Kommunisten ebenso verboten wie das Benutzen nicht polnischer Orts- und Personennamen. Die Betroffenen erhielten zumeist von staatlicher Seite einen neuen polnischen Vor- und Familiennamen. Ebenso wurden alle nicht-polnischen Kultureinrichtungen (Zeitungen, Kirchen, Theater, Schulen und sonstige Einrichtungen) geschlossen. Die Zwangspolonisierung, die bisweilen als vergeltende Reaktion auf die vorherige Germanisierung und Russifizierung von vor 1918 und nach 1939 verstanden wurde, richtete sich gegen die Deutschen, Schlesier, Kaschuben, Ukrainer, Weißrussen und Juden. Mit ihr wurde zum ersten Mal in der Geschichte Polens ein ethnisch weitgehend homogener polnischer Staat erreicht.
Polonisierung von Namen
Der Begriff Polonisierung bezeichnet auch die Anpassung von Lehnwörtern oder Ortsnamen an die polnische Aussprache und Schreibweise bzw. deren Übersetzung ins Polnische, sowie die Wiedereinführung historischer polnischer Ortsnamen.
„Polonisierung“ des deutschen Kaiserreiches
In einer anderen Bedeutung bezeichnete der Ausdruck im Deutschen Kaiserreich als politischer Kampfbegriff eine befürchtete „Überfremdung“ durch polnische Einwanderer. (Siehe auch Ruhrpolen)
Siehe auch
Literatur
- Magdalena Helmich: „Entdeutschung“ und Polonisierung. Die Umwandlung Breslaus in eine polnische Stadt. In: Philipp Ther, Tomasz Królik, Lutz Henke: Das polnische Breslau als europäische Metropole. Erinnerung und Geschichtspolitik aus dem Blickwinkel der Oral History = Polski Wrocław jako metropolia europejska. Pamięć i polityka historyczna z punktu widzenia oral history. Oficyna Wydawnicza Atut - Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe, Wrocław 2005. 251 S., S. 63-84. ISBN 83-7432-051-6.
- Jan Herman Brinks: Zwischen Antislawismus und Polonisierung. Der lange Weg der deutschen Minderheit in Polen (PDF; 130 kB). In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jrg. 44, August, 8/1999, S. 975-83.
- Mateusz J. Hartwich: : Das schlesische Riesengebirge : die Polonisierung einer Landschaft nach 1945. Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte ; 23 Wien [u.a.] : Böhlau 2012 ISBN 978-3-412-20753-3