Zuckerrübenschnitzel
1000 g Frischmasse von silierten Pressschnitzeln enthalten:<ref>Gruber Futterwerttabelle 2011, Seite 69 (PDF; 1,2 MB)</ref> |
1000 g Frischmasse Melasseschnitzel enthalten: | |
Rohfaser (XF) | 180 g | 131 g |
Trockenmasse (TM) | 280 g | 896 g |
Rohprotein (XP) | 84 g | 87 g |
Nutzbares Rohprotein (nXP) | 146 g | 135 g |
Ruminale Stickstoffbilanz (RNB) | -10 g | -8 g |
Netto-Energie-Laktation (NEL) | 7,62 MJ | 6,95 MJ |
Umsetzbare Energie (ME) | 12,12 MJ | 10,98 MJ |
Stärke und Zucker (XS + XZ) | 99 g | 179 g |
beständige Stärke (bXS) | g | g |
Rohfett (XL) | 4 g | 7 g |
Pansenbeständiges Protein (UDP) | 30 % | 30 % |
Strukturwert (SW) | 1,05 | 0,25 |
Zuckerrübenschnitzel bzw. extrahierte Zuckerrübenschnitzel sind ein Nebenprodukt aus der Zuckerrübenverarbeitung, das vor allem als Futtermittel für Rinder, Schweine, Schafe und Pferde genutzt wird. Dabei wird unterschieden in Trocken- und Nassschnitzel auf der Basis des Wassergehalts. Je nach noch verbliebenem Zuckeranteil unterscheidet man unmelassierte Trockenschnitzel (Zuckergehalt ca. 7 %) und Press- oder Melasseschnitzel (Zuckeranteil ca. 20 %).
Inhaltsverzeichnis
Herstellung und Varianten von Zuckerrübenschnitzeln
Bei der Zuckerrübenverarbeitung wird in einer Extraktionsanlage der Rohsaft (Diffussionssaft) von den extrahierten Schnitzeln getrennt. Ersteres ist ein Zwischenprodukt der Zuckerherstellung, lesteres ein wertvolles Nebenprodukt. Direkt nach der Extraktion besitzen die Nassschnitzel ein Trockenmassegehalte von 8 bis 10 %. Durch Abpressen eines Teils ihres Wassergehaltes entstehen Pressschnitzel mit einem TS Gehalt von rund 25 %. Anschließend können die Schnitzel zu Trockenschnitzeln mit TS-Gehalten von 90 % getrocknet werden. Als Trockner werden Trommeltrockner oder Verdampfungstrockner eingesetzt.
Alternativ Wird diesen zuckerhaltige Melasse - ein weiteres Nebenprodukt der Zuckerproduktion - zugesetzt, dann spricht man von melassierten Trockenschnitzeln oder auch von Melasseschnitzeln. Dabei erhöht sich der Zuckergehalt von rund 5 % auf etwa 20 %<ref>Institut für Zuckerrübenforschung, Göttingen</ref><ref name="Jeroch">Jeroch, Heinz; Drochner, Winfried und Simon, Ortwin, 1999: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, Ulmer Verlag, S. 236, ISBN 3-8001-1086-5</ref>
Abgrenzung des Begriffes Schnitzel
Man spricht von Rübenkleinteilen wenn Rübenbruchstücke mit Blattanteilen als Futtermittel verkauft werden ohne vorher Zucker zu extrahieren.<ref>BISZ Südzucker: Definition Rübenkleinteilen</ref>
Bestandteile
Zuckerrübenschnitzel bestehen aus ernährungsphysiologischer Sicht vor allem aus Zellwandkohlenhydraten, Rohprotein und Rohasche. Unter den Zellwandkohlenhydraten sind vor allem Pektine (ca. 25 % der Trockenmasse) und Hemizellulosen vertreten. Der Rohproteingehalt ist mit ca. 99 g/kg Trockenmasse bei Trockenschnitzeln<ref>Jeroch, Drochner, Simon: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, S. 308.</ref> gering, der Anteil der essentiellen Aminosäure Lysin ist mit 5,9 g Lysin an der Proteinfraktion relativ hoch.<ref>Jeroch, Drochner, Simon: Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere, S. 235-36.</ref>
Produktion
Im Jahr 2006/2007 wurde in Deutschland ein Trockenschnitzeläquivalent von etwa 1,3 Millionen Tonnen produziert.<ref name="WVZ_2008">Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ); Verein der Zuckerindustrie (VdZ): Jahresbericht 2007/08. Vorgelegt anläßlich der Mitgliederveranstaltung am 3. Juli 2008.</ref>
Den größten Anteil an der deutschen Gesamterzeugungsmenge der Zuckerrübenschnitzel haben die Trockenschnitzel mit etwa 84 % (2006/2007: 1,1 Millionen Tonnen), von denen etwa eine Million Tonnen Melasseschnitzel darstellen, die restlichen 100.000 Tonnen sind Trockenschnitzel mit geringem Zuckergehalt. Etwa 16 % der Gesamtschnitzelproduktion (2007/2008: ca. 200.000 Tonnen) stellen Press-Schnitzel dar und nur etwa 3.000 Tonnen entfallen auf Nassschnitzel.<ref name="WVZ_2008" /> Etwa 360.000 Tonnen und damit etwa 26 % der Schnitzelproduktion wurde den Rübenanbauern ausgeliefert, der größte Teil mit über eine Million Tonnen ging an andere Abnehmer.
Außenhandel
Der Import von Zuckerrübenschnitzel nach Deutschland spielt nur eine sehr kleine Rolle und beträgt weniger als 20.000 Tonnen pro Jahr. Die Ausfuhren dagegen liegen mit etwa 375.000 Tonnen deutlich höher. Der Hauptteil des Außenhandels erfolgt mit den europäischen Nachbarländern, vor allem den Niederlanden. Weitere relevante Handelspartner sind Dänemark, Spanien und Frankreich.
Nutzung
Trockenschnitzel in der Tierhaltung
Trockenschnitzel werden in loser und pelletierter Form angeboten. Sie werden in der Hauptsache als energiereiches Futtermittel für die Fütterung von Wiederkäuern eingesetzt, die das enthaltene Pektin und den Faseranteil durch die langsame Fermentation im Pansen gut abbauen können. Bei ausreichender Zufuhr von Rohfasern in der Fütterung können extrahierte Schnitzel bei Milchkühen bis zu 30 % der Trockensubstanz in der Futterration ausmachen, bei Mastrindern bis zu 50 %.<ref name="Jeroch" />
Nicht-Wiederkäuer (Monogastrier) können das Futtermittel energetisch nur mangelhaft verwerten. Daher entstehen bei einer Verfütterung hohe Methanausscheidungen. Aufgrund der geringen Energiedichte als Futtermittel für diese Tiere werden Zuckerrübenschnitzel lediglich als Rationskomponente für güste (nicht-tragende) oder niedertragende Sauen empfohlen.<ref name="Jeroch" />
In der Pferdefütterung, bei der es nicht auf hohe Gewichtszunahmen ankommt, ist der dauerhafte Einsatz von Rübenschnitzeln, auch auf Grund deren hohen Zuckeranteils, nicht von Vorteil. Zuckerrübenschnitzel werden daher in der Pferdefütterung hauptsächlich in der Rekonvaleszenz, d. h. in der Regenerationsphase nach Krankheit, eingesetzt. Trockenschnitzel werden je nach Tierart vorgeweicht gegeben, um die Aufnahme zu erleichtern und um Schlundverstopfung im Hals der Tiere vorzubeugen.
Rübenschnitzel finden teils Verwendung in Hundefutter, Katzenfutter oder in Futter für hasenartige Kleintiere oder Nager.
Biogasproduktion
Material | Biogasertrag<ref name="FNR Biogas">Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR): Biogas Basisdaten Deutschland Stand: Januar 2008.</ref> in m³ pro Tonne Frischmasse |
Methangehalt |
---|---|---|
Maissilage | 202 | 52 % |
Grassilage | 172 | 54 % |
Roggen-GPS | 163 | 52 % |
Futterrübe | 111 | 51 % |
Bioabfall | 100 | 61 % |
Hühnermist | 80 | 60% |
Zuckerrübenschnitzel | 67 | 72 % |
Schweinemist | 60 | 60 % |
Rindermist | 45 | 60 % |
Getreideschlempe | 40 | 61 % |
Schweinegülle | 28 | 65 % |
Rindergülle | 25 | 60 % |
Neben der Verwendung von Zuckerrübenschnitzeln für die Futterindustrie können diese auch zur Produktion von Biogas eingesetzt werden. Dabei können aus einer Tonne Press-Schnitzel etwa 67 m3 Biogas gewonnen werden. Das so entstandene Biogas enthält im Vergleich zu Erdgas (96 % Methan) rund 72 % Methan (Nassschnitzel ca. 55 %). 67 m3 Biogas aus Zuckerrübenschnitzeln entsprechen also einer Erdgasmenge von etwa 46,3 m3.<ref>Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR): Biogas Basisdaten Deutschland Stand: Januar 2008.</ref>
Das entstehende Biogas kann nachfolgend zur Energieerzeugung verwendet werden, beispielsweise um den Energiebedarf einer Zuckerfabrik zum Teil zu decken. Eine entsprechende Anlage zur Eigenversorgung mit einer Tageskapazität von 860 Tonnen Schnitzeln entstand 2007 am Standort der ungarischen Zuckerfabrik Kaposvár. Mit dieser Kapazität konnten rund 40 % des Erdgasbedarfs der Fabrik durch Biogas substituiert werden.<ref>AGRANA eröffnet einzigartige Biogasanlage am Standort Kaposvár (Ungarn). Pressemitteilung AGRANA vom 17. November 2007.</ref> Seit Januar 2008 betreibt Nordzucker in Groß Munzel eine Pilotanlage zur Erzeugung von Biogas. Dort wird geprüft, ob sich Biogas aus Rüben und Schnitzeln ganzjährig erzeugen lässt.<ref>Pilotanlage in Groß Munzel produziert Biogas aus Zuckerrüben. Nordzucker, Mai 2008. (pdf)</ref>
Einzelnachweise
<references />