Rituskirche
Als Rituskirche (CIC: ecclesia ritualis [sui iuris]) oder Teilkirche eigenen Rechts (CCEO: ecclesia sui iuris) werden 24 eigenständige Teilkirchen bezeichnet, die zusammen die eine römisch-katholische Kirche bilden. Dazu gehören die weitaus größte lateinische Kirche (Westkirche) und die 23 katholischen Ostkirchen, jede mit eigenem Ritus.
Die Ostkirchen erstrecken sich auf mehrere Ritenfamilien, die meisten benutzen den byzantinischen Ritus, in der lateinischen Kirche ist der römische Ritus vorherrschend.
Äußeres Merkmal der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ist neben der gemeinsamen Glaubenslehre die Anerkennung des päpstlichen Primats, das heißt der geistlichen und juristischen Leitungsfunktion in der Kirche durch den Papst. Dieser übt jedoch prinzipiell nur über die Lateinische Kirche patriarchale Gewalt aus; die patriarchalen und großerzbischöflichen Ostkirchen haben eigene Patriarchen oder Großerzbischöfe mit eigener Jurisdiktion als Oberhaupt. Über die Metropolitan- und sui iuris-Kirchen dagegen übt auch der Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche die patriarchale Jurisdiktion aus.
Inhaltsverzeichnis
Teilkirchen
Nach dem Annuario Pontificio gibt es in der katholischen Kirche die folgenden Teilkirchen und Riten:
Lateinische Kirche
Die lateinische Kirche bildet die größte und bedeutendste Teilkirche mit 2664 Bischofssitzen und 235 Partikularkirchen ohne Bischofssitz. Der Papst ist als Bischof und Metropolit von Rom das Oberhaupt der lateinischen Kirche. Zu dieser gehören außerdem rund 200 Kardinäle und 4800 Bischöfe.<ref name="gcatholic">Eintrag zu Rituskirchen der Katholischen Kirche auf gcatholic.org, abgerufen am 13. Dezember 2014 (englisch)</ref> Für diese Teilkirche prägend ist der Römische Ritus. Daneben existieren auch regionale, mit dem römischen eng verwandte weitere Riten nach lokalen Traditionen, wobei die meisten als historische Traditionen nur noch eingeschränkt angewandt werden.
- Ambrosianischer Ritus (Kirchenprovinz Mailand)
- Dominikanerritus
- Mozarabischer Ritus (Kirchenprovinz Toledo)
- Gallikanischer Ritus (Erzbistum Lyon)
- Ritus Bracarensis (Erzbistum Braga)
- Rite zaïrois: seit 1988 offiziell anerkannte Sonderform des Römischen Ritus in der Demokratischen Republik Kongo
- Anglikanischer Ritus: Wird in Pfarreien mit Anglican Use und den Personalordinariaten für Gläubige, die aus einer anglikanischen Tradition stammen, verwendet.
Byzantinischer Ritus
Die Kirchen des byzantinischen Ritus werden zusammenfassend oft als griechisch-katholische Kirchen oder griechisch-uniert respektive byzantinisch-katholisch bezeichnet. Dass „griechisch“ den byzantinischen Ritus bezeichnet, hat historische Wurzeln in der Entwicklung der Ostkirchen aus den griechischsprachigen Urkirchen im Oströmischen Reich (in Unterscheidung zur „lateinischen“ Kirche des Weströmischen Reiches).<ref name="giechisch">Kleinere Katholische Ostkirchen des byzantinischen Ritus: Griechische Griechisch-Katholische Kirche, pro-oriente.at, abgerufen 4. Juli 2014.</ref> Es verbreitet sich auch, nur von „ukrainisch-katholisch“, „ruthenisch-katholisch“ usw. zu sprechen, wie etwa in den amtlichen Regelungen zur Religionszugehörigkeit in Österreich.
- Mit eigener Hierarchie
- Albanische griechisch-katholische Kirche<ref name="Aufbau" />: 1992 begründet besteht sie nur aus der Apostolischen Administratur Südalbanien, in der aber überwiegend lateinische Geistliche und der lateinische Ritus anzutreffen sind.
- Bulgarische griechisch-katholische Kirche (auch Bulgarisch-katholische Kirche genannt): besteht nur aus dem Apostolischen Exarchat Sofia, dem rund 10.000 Gläubige angehören.
- Griechische Griechisch-katholische Kirche (griechisch-katholisch im engeren Sinne,<ref name="giechisch" /> entstand 1859 und 1860 durch die Union von Konstantinopel, Thrakien und Makedonien im Osmanischen Reich. Sie besteht aus dem Apostolischen Exarchat Griechenland und dem Apostolischen Exarchat Istanbul in der Türkei.
- Italo-albanische Kirche: Die nie von Rom getrennte Kirche in Italien besteht aus der Territorialabtei Santa Maria di Grottaferrata, der Eparchie Lungro und der Eparchie Piana degli Albanesi.
- Kasachische griechisch-katholische Kirche (1996 begründet)
- Melkitische griechisch-katholische Kirche (auch Melkitisch-katholische Kirche oder Rum-katholische Kirche genannt): Die im arabischen Raum des Nahen Ostens verbreitete patriarchale Kirche besteht aus 29 Jurisdiktionsbezirken.
- Rumänische griechisch-katholische Kirche (auch Rumänisch-katholische Kirche genannt): Sie hat hauptsächlich in Siebenbürgen durch Kaiser Leopold I. seit 1693 Verbreitung gefunden und besteht aus 7 Diözesen.
- Ruthenische griechisch-katholische Kirche (auch Ruthenische Kirche genannt): Entstand durch die Union von Mukatschewe 1646 mit Hauptsitz in Uschhorod, ist aber überwiegend in der Diaspora in den Vereinigten Staaten verbreitet. Sie besteht aus fünf Diözesen mit Bischofssitz und dem Apostolischen Exarchat Tschechien.
- Slowakische griechisch-katholische Kirche (auch Slowakisch-katholische Kirche genannt): Entstand aus der Ruthenischen griechisch-katholischen Kirche)<ref name="Aufbau" /> und besteht aus vier Diözesen.
- Ukrainische griechisch-katholische Kirche (auch Ukrainisch-katholische Kirche, Kyiver katholische Kirche genannt). Die größte Ostkirche des byzantinischen Riuts entstand durch die Brester Union von 1595/96. Sie besteht aus 26 Diözesen mit Bischofssitz und sechs Partikularkirchen ohne Bischofssitz.
- Ungarische griechisch-katholische Kirche (auch Ungarisch-katholische Kirche genannt; entstand aus der Ruthenischen griechisch-katholischen Kirche, in Aufbau)<ref name="Aufbau" />
- Ohne eigene Hierarchie
Die folgenden stellen keine Teilkirchen im engeren Sinne dar, da für sie keine eigene Hierarchie eingerichtet wurde. Dennoch bilden sie jeweils eine besondere Ritengemeinschaft.<ref name="Aufbau">Es handelt sich um jüngst (teils wieder-)entstandenen Nationalstaaten Osteuropas. Es ist sicherlich langfristige Intention, die Exarchate des Heimatlandes und die teils noch der römisch-katholischen Jurisdiktion unterstehenden Diasporagemeinschaften unter einer ebenso umfassenden Gesamtkirche zu versammeln, wie bei den anderen Rituskirchen, wenn sich die politische und religiöse Situation konsolidiert hat. In einigen Ländern gibt es Ordinariate für alle byzantinischen Gläubigen ohne eigene kirchliche Hierarchie (Frankreich, Österreich, Brasilien, Argentinien, Polen).</ref><ref name="kleinere" />
- Weißrussische griechisch-katholische Kirche (entsteht seit 1991 aus der Ukrainischen Griechisch-katholische Kirche)
aus der Griechisch-Katholischen Kirche im ehemaligen Jugoslawien entstanden (begründet 1777 in Slawonien, und derzeit in Aufbau):<ref name="kleinere">Kleinere Katholische Ostkirchen des byzantinischen Ritus, pro-oriente.at.</ref>
- Kroatische griechisch-katholische Kirche (am Bistum Križevci)
- Mazedonische griechisch-katholische Kirche (entstand 1881 aus der Bulgarischen griechisch-katholische Kirche, 2001 Apostolisches Exarchat Mazedonien)
- Serbische griechisch-katholische Kirche (entstand aus der Ruthenischen griechisch-katholische Kirche, 2003 Apostolisches Exarchat Serbien und Montenegro)
Die Russische griechisch-katholische Kirche wird zwar im Annuario Pontificio genannt, es gibt aber weder bestellte Seelsorger noch eine Anzahl der Gläubigen<ref name="kleinere" /> (Apostolisches Exarchat für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Russland, 1917 gegründet und Apostolisches Exarchat für die Russen des byzantinischen Ritus und alle Katholiken eines orientalischen Ritus in China, 1928).
Die Georgische griechisch-katholische Kirche (auch Georgisch-katholische Kirche genannt) bestand nur für kurze Zeit und ist in der Lateinischen Kirche in Georgien aufgegangen.
Alexandrinischer Ritus
Die Kirchen des Alexandrinischen Ritus sind aus dem Patriarchat von Alexandria hervorgegangen.
- Äthiopisch-katholische Kirche (äthiopischer Ritus)
- Koptisch-katholische Kirche (koptischer Ritus)
- Eritreisch-Katholische Kirche (äthiopischer Ritus, errichtet 2015)
Westsyrischer (antiochenischer) Ritus
Die Kirchen des Westsyrischen oder antiochenischen Ritus sind aus dem Patriarchat von Antiochia hervorgegangen.
- Maronitische Kirche (auch syrisch-maronitische Kirche oder maronitisch-katholische Kirche)
- Syrisch-katholische Kirche
- Syro-Malankara Katholische Kirche
Ostsyrischer (chaldäischer) Ritus
Die Kirchen des Ostsyrischen oder chaldäischen Ritus sind aus dem Katholikat von Seleukia-Ktesiphon hervorgegangen.:
- Chaldäisch-katholische Kirche (Chaldäische Kirche, entstand im 16. Jh. als Abspaltung aus der Apostolische Kirche des Ostens (Nestorianer))
- Syro-malabarische Kirche (auch Syro-malabar-katholische Kirche)
Armenischer Ritus
Dem Armenischen Ritus folgt:
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- Eintrag zu Rituskirchen der Katholischen Kirche auf gcatholic.org (englisch)
lateinische Kirche (vorwiegend römischer Ritus)
katholische Ostkirchen:
byzantinischer Ritus:
albanisch griechisch-katholisch •
bulgarisch griechisch-katholisch •
georgisch griechisch-katholisch •
griechisch griechisch-katholisch •
Italo-albanisch •
kasachisch griechisch-katholisch •
melkitisch griechisch-katholisch •
rumänisch griechisch-katholisch •
ruthenisch griechisch-katholisch •
slowakisch griechisch-katholisch •
ukrainisch griechisch-katholisch •
ungarisch griechisch-katholisch •
ohne eigene Hierarchie:
Kroatisch griechisch-katholisch •
mazedonisch griechisch-katholisch •
serbisch griechisch-katholisch •
weißrussisch griechisch-katholisch •
russisch griechisch-katholisch (nur formal)
alexandrinischer Ritus: äthiopisch-katholisch • eritreisch-katholisch • koptisch-katholisch
westsyrischer Ritus: maronitisch • syrisch-katholisch • syro-malankarisch
ostsyrischer Ritus: chaldäisch-katholisch • syro-malabarisch