Rudolf G. Binding


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Rudolf Georg Binding, meist Rudolf G. Binding (* 13. August 1867 in Basel; † 4. August 1938 in Starnberg), war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Rudolf Binding wurde als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Sein Vater Karl Binding stammte aus einer traditionsreichen Anwaltsfamilie und war ein international anerkannter Strafrechtslehrer, der ein Jahr vor Rudolf Georgs Geburt heiratete und an die Universität Basel berufen wurde. Um 1870 ging die Familie nach Freiburg im Breisgau. Nach dem Krieg zog die Familie weiter nach Straßburg, das nun deutsch war. Der Vater lehrte für kurze Zeit (1872) an der neu gegründeten Universität. 1873 siedelte Binding mit seiner Familie nach Leipzig über, wo sein Vater Dekan der juristischen Fakultät war. Der Sohn wuchs wohlbehütet in einem stattlichen Bürgerhaus auf (Ferdinand-Lassalle-Str. 6) und ging in Leipzig zur Schule. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er bis 1935 in Buchschlag bei Frankfurt am Main, danach bis zu seinem Tod in Starnberg.

Binding studierte Rechtswissenschaften und Medizin in Tübingen bzw. Heidelberg und Berlin. Viel mehr interessierte er sich für die Schriftstellerei und Pferderennen und wurde so Rennreiter und Pferdezüchter. Darüber hinaus unternahm er auch noch Studienreisen nach Italien und Griechenland, die ihn nachhaltig beeinflussten. Im Ersten Weltkrieg wurde er Rittmeister und dann Stabsoffizier.

Nach dem Krieg veröffentlichte Binding als freier Schriftsteller seine ersten Werke, die in erster Linie aus Kurzgeschichten, Novellen, autobiographischen Erzählungen und Legenden bestanden. So wurde er bereits 1919 mit der Erzählung Keuschheitslegende bekannt. 1925 erschien sein auf Tagebüchern beruhendes Werk Aus dem Kriege, das in erster Linie durch seinen Realismus und teilweise visionären Inhalt bekannt wurde.

Binding war – wie viele seiner Zeit – national gesinnt und verherrlichte durch seine Kriegserfahrungen den „männlich-soldatischen Geist“ und die Opferbereitschaft. 1924 erschien die poetische Erzählung Reitvorschrift für eine Geliebte. In den Jahren von 1912 bis 1948 wurden bei sieben Olympischen Spielen auch Medaillen für künstlerische Leistungen vergeben. Eine davon (Silber) bekam Rudolf Georg Binding 1928 in Amsterdam für die Reitvorschrift. Im gleichen Jahr erschien auch Erlebtes Leben, eine Autobiographie, die ebenfalls stark von seinen Kriegserlebnissen geprägt wurde. Weitere bekannte Werke sind die Novelle Moselfahrt aus Liebeskummer und die philosophischen Dialoge Die Spiegelgespräche, beide 1932 entstanden.

In seiner Antwort eines Deutschen verteidigte er das nationalsozialistische Deutschland gegen seine Kritiker. Im Oktober 1933 stand sein Name auf der Liste der 88 Schriftsteller, die Adolf Hitler gegenüber das Gelöbnis treuester Gefolgschaft geleistet hatten. Obwohl man ihn angeblich nicht vorher gefragt hatte, akzeptierte er es und nahm 1934 in der Exilzeitschrift Die Sammlung dazu Stellung<ref>Vermutlich hatten einige der exilierten Schriftsteller ihn befragt, das heißt er galt bis zu dieser Zeit noch nicht als typisch nationalsozialistischer Autor. Anders ist der Publikationsort nicht zu erklären</ref>. Er habe sich zu sehr für die neue Zeit eingesetzt, als daß ich die Öffentlichkeit und ebenso den Herrn Reichskanzler durch ein feierliches Gefolgschaftsgelöbnis überraschen dürfte.<ref>Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt 2007, S. 52.</ref>

Binding war zweimal verheiratet, aus der zweiten Ehe ging ein Sohn hervor. Während seiner Ehen (1907–1919 mit Helene Wirsing; 1922–1935 mit Hedwig Blaser-Blanc) hatte er intensive Freundschaften zu Frauen, zu Eva Connstein (gest. 1942) und zu Elisabeth Jungmann (gest. 1958). Er lernte sie 1933 kennen. Sie war seit 1922 Gerhart Hauptmanns Sekretärin. Zu Binding hingezogen, wechselte sie in seine Anstellung. Die beiden wurden ein Paar und blieben bis zu seinem Tod liiert. Jungmann war Jüdin; die Prominenz Bindings schützte sie bis zu seinem Tod vor Verfolgung und Verunglimpfung. Er pries sie in dem Gedichtzyklus Nordische Kalypso.

Für das NS-Regime war Binding, der einer elitären und großbürgerlichen Autorenschicht angehörte, ein wichtiges Propagandainstrument. Binding selbst, der sich bereitwillig als Aushängeschild einsetzen ließ, obwohl er später Vorbehalte gegenüber dem nationalsozialistischen „Radaupöbel“ hegte, war vermutlich im Grunde ein unpolitischer, vielleicht auch naiver Autor. Seine Werke waren in der Zeit der Weimarer Republik und auch in der Zeit des Nationalsozialismus weithin populär und angesehen. Armin Mohler zählt Binding zu den Autoren der sogenannten Konservativen Revolution.

Am 4. August 1938 starb Binding im Alter von 70 Jahren in Starnberg an Tuberkulose.

Da Binding ohne Testament starb, musste seine Geliebte und Sekretärin fast mittellos nach England emigrieren und heiratete Max Beerbohm, einen englischen Parodisten und Karikaturisten, mit dem sie schon seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden gewesen war.

Mehrere seiner Werke wurden nach Kriegsende in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.<ref>http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-b.html</ref><ref>http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-b.html</ref><ref>http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-b.html</ref>

Datei:Rudolf G. Binding - Dies war das Maß.jpg
Rudolf G. Binding: Dies war das Maß.

Werke

  • An eine Geliebte – Briefe für Joi. (15. Mai 1909 – 27. Dezember 1922.) Deutscher Buchklub, 1951, S. 297
  • Dies war das Maß. Die gesammelten Kriegsdichtungen und Tagebücher. 5.–10. Tsd., Rütten & Loening, Potsdam 1940.
  • Reitvorschrift für eine Geliebte. (Neuausgabe: Olms, Hildesheim u. a. 1995, ISBN 3-487-08369-8.)
  • Der Opfergang. Eine Novelle. (Insel-Bücherei Nr. 23, 53. Auflage, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-458-08023-6.)
  • Das große Rudolf-G.-Binding-Buch. Eine Auswahl aus dem Werk. Bertelsmann, München 1979, ISBN 3-570-05173-0.
  • Moselfahrt aus Liebeskummer, Novelle in einer Landschaft. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1932.
  • Antwort eines Deutschen an die Welt.Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1933.
  • Wir fordern Reims zur Übergabe auf. Rütten & Loening, Frankfurt am Main 1934.
  • Coelestina: Eine Märchenlegende. 1909.
  • Sankt Georgs Stellvertreter: Legende. Hans Dulk Verlag, Hamburg o. J.
  • Die Perle Rütten & Loening, Potsdam 1938

Verfilmungen

Sonstiges

  • In der Franz Werfel Biografie von Lore B. Foltin ist Binding als einer derjenigen aufgeführt, die nach der Premiere von Paul Claudels Theaterstück Die Verkündigung am 5. Oktober 1913 in Hellerau an einer Zusammenkunft im Palast-Hotel in Dresden teilnahmen.

Literatur

  • Dem Andenken Rudolf G. Bindings, Rütten & Loening, Potsdam, 1938.
  • Traude Stenner: Rudolf G. Binding. Leben und Werk. Potsdam: Rütten u. Loening 1938.
  • Anton Mayer: Der Göttergleiche. Erinnerungen an Rudolf G. Binding. Potsdam: Rütten u. Loening 1939.
  • Heinz Millotat: Rudolf G. Bindings erzählerisches Werk. Würzburg-Aumühle: Triltsch 1939.
  • Dieter Helmut StolzBinding, Rudolf Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 245 f. (Digitalisat).
  • Peter Scholl-Latour: La vie et l'œuvre de Rudolf G. Binding. Paris 1954, 492 S. (= Dissertation, Paris-Sorbonne).
  • Roger L. Cole: The Ethical foundations of Rudolf Binding's 'gentleman'-concept. The Hague u. a.: Mouton 1966. (= Studies in German literature; 7)
  • Bernhard Martin: Dichtung und Ideologie. Völkisch-nationales Denken im Werk Rudolf Georg Bindings. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang 1986. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 950). ISBN 3-8204-9532-0
  • Kirstin M. Howard: The concept of honour in the context of the World War One. Accounts of Walter Flex, Rudolf G. Binding and Ernst Jünger. Dunedin, New Zealand: Univ. of Otago. Diss. 1996.

Weblinks

Commons Commons: Rudolf G. Binding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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