Rudolf IV. (Österreich)


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:Rudolf IV.jpg
Porträt Rudolfs IV. von Österreich (um 1365), Dom- und Diözesanmuseum Wien
Datei:Siegel rudolf IV.jpg
Ein Siegel Rudolfs des Vierten
Datei:Rudolph4 of Austria Epitaph.png
Alter Stich des Kenotaph für Herzog Rudolf IV. und seiner Gemahlin Katharina im Wiener Stephansdom. Unten ist die geheime Inschrift im Alphabetum Kaldeorum gezeigt

Rudolf IV. (* 1. November 1339 in Wien; † 27. Juli 1365 in Mailand), genannt der Stifter, war Herzog (ab 1359 selbst ernannter Erzherzog) von Österreich, Herzog von Kärnten, Herzog der Steiermark (1358–1365) sowie Graf von Tirol (1363–1365).

Leben

Als ältester Sohn von Herzog Albrecht II. von Österreich (* 1298, † 1358), und der Johanna von Pfirt wurde Rudolf erst nach 15-jähriger Ehe geboren. Er gehörte der dritten Generation von Habsburger-Herzögen in Österreich an, war jedoch der erste Herzog, der in Österreich geboren war und es als seine engere Heimat betrachtete, was zu seiner Popularität beitrug. Er gilt als einer der energischsten und engagiertesten Herrscher Österreichs im Spätmittelalter, es heißt, er soll schon als junger Mann wie ein König aufgetreten sein.

Der Titel, den Herzog Rudolf IV. von Österreich – vor dem Privilegium minus – in einer Urkunde führte, ist bezeichnend für seinen außergewöhnlichen Ehrgeiz: „Von Gottes Gnaden Herzog zu Österreich, Steier und Kärnten, Herr zu Krain auf der Mark und zu Pordenone, Graf zu Habsburg und zu Kyburg, zu Pfirt, Veringen, Laax, Rapperswil , zu Lenzburg und auf dem Schwarzwald, zu Glarus, Peilstein, Raabs, Rehberg und Neuburg am Inn, Landgraf im Elsass, Markgraf zu Burgau, Baden und zu Drosendorf, Herr zu Freiburg im Üechtland, zu Luzern, Wolhusen, Rotenburg, Schwyz, Unterwalden und Hinterlappen, zu Regensberg, Triberg, Hohengundelfingen, Ortenberg, Tattenried, Rosenfels, Masmünster, Achelant und Vikar zu Oberbayern.“ <ref>Alois Niederstätter in „Österreichische Geschichte 1278 – 1411“. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Seite 146; Verlag Ueberreuter, Wien, 2001, ISBN 3-8000-3526-X</ref> <ref> Bei Peilstein, Drosendorf (richtig: Pernegg), Rehberg und Raabs handelt es sich um frühere Grafschaften, die im Herzogtum Österreich aufgegangen waren. Eine Markgrafschaft Drosendorf hat es jedoch nie gegeben.</ref>

Seine drei Jahre jüngere Gattin Katharina von Luxemburg, die er 1357 heiratete, war eine Tochter Karls IV.

Im Jahr 1358 wollte er von seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. zum „König der Lombardei“ ernannt werden, was wohl nicht nur am Widerstand der Kurfürsten scheiterte. <ref>Alois Niederstätter, op. cit. Seite 146</ref>

Die Konkurrenz zu seinem Schwiegervater, der Prag zu einem glänzenden Kulturzentrum ausbaute, war ein nicht unwesentliches Motiv in seinem Denken und Handeln. So wie Karl die Bedeutung Prags, wollte er die Bedeutung Wiens heben, was in vielen seiner Urkunden auch betont wird.

Eines sprang dabei ins Auge und hatte schon alle österreichischen Herzöge seit mehr als hundert Jahren beschäftigt: Wien war kein Bischofssitz. Zuständig war immer noch der Bischof von Passau, ein Zustand, der für eine herzogliche Residenzstadt als misslich empfunden wurde. Da die Passauer Bischöfe aber bessere Beziehungen zum Papst hatten, drang er mit dem Projekt, ein eigenes Bistum in Wien zu errichten, nicht durch. Stattdessen griff er zu einer Art Hochstapelei: Er veranlasste in St. Stephan die Gründung eines Metropolitankapitels (was dem Namen nach einem Erzbischof beigeordnet sein müsste), dessen Mitglieder rot gekleidet waren (wie Kardinäle). Der Propst dieses Domkapitels erhielt den Titel Erzkanzler von Österreich.

Während seiner Herrschaft wurde mit dem Ausbau der Kirche zu St. Stephan, deren hochgotisches Langhaus begonnen (Neubau des Wiener Stephansdomes, an dessen Portal er sich verewigte). Dies geschah nicht zuletzt auch als Konkurrenz zum Prager Veitsdom. Der Kirchenausbau brachte ihm den Beinamen Der Stifter ein. Nach seinem Tod wurden seine sterblichen Überreste aus Mailand heimgeholt und im Dom zu St. Stephan zur letzten Ruhe gebettet.

Datei:Austria 50 Schilling 1965 Vienna University Silver Coin.jpg
50-Schilling-Münze der Republik Österreich zur 600-Jahr-Feier der Universität Wien 1965 mit dem Porträt des Gründers Rudolf IV.

Ebenfalls in Konkurrenz zur Karls-Universität in Prag war die Gründung der Universität Wien gedacht, die heute noch Alma Mater Rudolphina heißt. Sie ist eine der ältesten Universitäten im damaligen deutschen Sprachraum – die Prager ist die Älteste. Die Gründung erfolgte 1365, aber erst 1384, also nach Rudolfs Tod, konnte eine theologische Fakultät gegründet werden, was in den Augen der Zeitgenossen erst eine vollständige Universität ausmachte.

Viele andere Maßnahmen dienten dazu, die Wirtschaft der Stadt zu heben, etwa die Aufsichtspflicht des Bürgermeisters über alle Grundstückskäufe, um einen zu großen Anteil der „toten Hand“ (des wirtschaftlich unproduktiven und steuerfreien Kirchenbesitzes) zu verhindern. Auch gelang es ihm mit dem Wiener Pfennig eine relativ stabile Münzeinheit zu schaffen.

Am wohl bekanntesten ist eine weitere Fälschung aus den Jahren 1358/59, die Fälschung des Privilegium Maius (ausgehend vom Privilegium Minus von 1156), das ihn de facto den Kurfürsten im Heiligen Römischen Reich gleichstellte, da Österreich in der Goldenen Bulle leer ausgegangen war. Der bei dieser Gelegenheit erfundene Erzherzogstitel wurde unter Kaiser Friedrich III. (gleichfalls ein Habsburger) im Jahre 1453 reichsrechtlich anerkannt und ab dem 16. Jahrhundert zu einem Charakteristikum der Prinzen aus dem Haus Habsburg.

1363 schloss er nach dem Tode des Tiroler Wittelsbachers Meinhard III. – Meinhard war mit Rudolfs Schwester Margarete verheiratet – mit dessen Mutter Margarete von Tirol einen Erbvertrag, nach dem Tirol an die Herrschaft zu Österreich fiel. Durch seinen Vertrag mit Margarethe (die später mit dem Beinamen Maultasch belegt wurde) konnte er auch Tirol an die Habsburger bringen, was aber erst durch den Frieden von Schärding 1369 allgemein anerkannt wurde. 1364 schloss er mit seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. den Brünner Erbvertrag, der die gegenseitige Erbfolge von Habsburgern und Luxemburgern vorsah.

Seine Pläne waren groß angelegt; er hat jedoch seine Länder und vor allem seine Residenzstadt modernisiert und auch an Bedeutung bereichert. Sein früher Tod setzte dem ein jähes Ende: Seine Brüder Albrecht III. und Leopold III., die nach der Rudolfinischen Hausordnung (1364) gemeinsam hätten regieren sollen, zerstritten sich schon bald heillos und teilten ihren Besitz 1379 im Vertrag von Neuberg.

An Bedeutung für die Kunstgeschichte kaum zu überschätzen ist Rudolfs Porträt, das erste (Halb-)Frontalporträt des Abendlandes. Es war einige Jahrzehnte über seinem Grab im Stephansdom aufgehängt und ist jetzt im Dommuseum Wien zu sehen. Abgesehen von der (erfundenen) Erzherzogskrone, deren perspektivische Darstellung dem Künstler nicht zufriedenstellend gelang, ist es ein völlig realistisches Porträt. Sogar die beginnende Gesichtslähmung des Herzogs ist dargestellt.

Er starb völlig unerwartet am 27. Juli 1365 in Mailand. Nach seinem Tod wurde der Leichnam mit Rotwein behandelt<ref>Eine im Mittelalter in Europa gebräuchliche Methode der Leichenkonservierung war, aromatischen Wein in die Bauch- und Mundhöhle des Leichnams einzuführen, ihn in eine Alaun-Soda-Lösung zu legen und schließlich in ein harz- oder pechgetränktes Tuch (das sogenannte "Sparadrap", es konnte auch ein Wachs und Terpentin getränktes Leinen sein) zu hüllen (über die Methoden des Einbalsamierens vom Altertum bis zur Neuzeit siehe Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740, Freiburg/Wien 1989, S. 203-211). Die immer wieder zu lesende Aussage, dass der Leichnam Rudolfs IV. angeblich in Rotwein gekocht wurde, dürfte auf eine Verwechselung des Konservierungverfahrens mittels Rotwein mit dem Verfahren des "mos teutonicus" zurückzuführen sein, dessen Anwendung jedoch bereits 1299 durch Papst Bonifatius VIII. verboten worden war.</ref> und in eine schwarze Rinderhaut eingenäht,<ref>Annemarie Fenzl: 5. Katechese 2004/05: Wege zum Gebet - Gnadenbilder und Stifter (siehe im Volltext online) schreibt hierzu: "Herzog Rudolf IV., der Stifter starb nur kurz danach, am 27. Juli 1365 in Mailand und wurde, eingehüllt in ein kostbares Leichentuch und eine schwarze Kuhhaut, über die Alpen gebracht, nach Wien, in seinen Dom zu St. Stephan, wo er seine ewige Ruhestätte fand."</ref> mit einem kostbaren Leichentuch mit arabischen Inschriften bedeckt<ref>Markus Ritter: Kunst mit Botschaft: Der Gold-Seide-Stoff für den Ilchan Abu Sa’id von Iran (Grabgewand Rudolfs IV. in Wien) – Rekonstruktion, Typus, Repräsentationsmedium., in Beiträge zur islamischen Kunst und Archäologie, Bd. 2, Hgg. M. Ritter und L. Korn, Wiesbaden: Reichert, 2010, S. 105–135, hat herausgearbeitet, dass es sich beim kostbaren Leichentuch Herzog Rudolfs IV. um einen kostbaren Gold-Seide-Stoff mit arabischen Inschriften handelte, der ursprünglich im Iran 1319–1335 für den dort herrschenden muslimischen Ilchan-Sultan hergestellt worden war und der heute im Dom- und Diözesanmuseum (Wien) ausgestellt ist.</ref> und anschließend über die Alpen nach Wien überführt, wo er unter großer Anteilnahme seiner Untertanen in der Herzogsgruft des Stephansdoms in einem Kupfersarg beigesetzt wurde. Da das Kenotaph für Herzog Rudolf IV. auf Grund der langen Errichtungszeit erst einige Zeit nach seinem frühen Ableben aufgestellt wurde, blieb es leer.

Literatur

Weblinks

Commons Commons: Rudolf IV. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

VorgängerAmtNachfolger
Albrecht II.Herzog von Österreich
1358–1365
Albrecht III.
Albrecht II.Herzog von Kärnten
1358–1365
Albrecht III.
Meinhard III.Graf von Tirol
1363–1365
Leopold III.