Schöpfung


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25px Dieser Artikel behandelt den religiösen Schöpfungsbegriff. Zu anderen Bedeutungen siehe Schöpfung (Begriffsklärung).

Auf eine Schöpfung durch einen Schöpfer wird in Kulten und Religionen die Ursache für den Anbeginn der Welt (Erste Ursache) zurückgeführt. In Anlehnung daran wird auch die erschaffene Welt (das Leben, die Erde, das Universum) als die Schöpfung bezeichnet.

Konzeptionen zur Erschaffung der Welt aus dem Nichts oder aus einem präexistenten Chaos gibt es in verschiedenen Religionen. Diese kosmogonischen Mythen setzen stets eine eigenständige personifizierte Macht (Gott) als Erklärungsgrund an, die aus eigenem Antrieb die Welt erschaffen habe. Ein Schöpfungsmythos ist somit eine zumeist theologische oder religiöse Erklärung zur Entstehung der Welt, des Universums oder des Ursprungs des Menschen.

Vor allem im Katholizismus, aber auch im Islam<ref>http://www.inarah.de/cms/christentum-und-islam.html abgerufen am 27. Februar 2013</ref> gibt es die Vorstellung, dass die Schöpfung nicht abgeschlossen sei, sondern sich als Creatio continua permanent fortsetze.

Die heutige naturwissenschaftliche Kosmologie versucht die Existenz und Eigenschaften des Kosmos mit Hilfe physikalischer Prinzipien und Theorien zu erklären. Der Begriff Schöpfung wird deshalb auch bewusst eingesetzt, um auf einen religiösen Hintergrund zu verweisen, etwa in der Rede von der Bewahrung der Schöpfung. Wenn zwischen der religiösen Rede von Schöpfung und der naturwissenschaftlichen Kosmologie ein Widerspruch gesehen und zugunsten der Schöpfungsidee entschieden wird, spricht man teilweise auch von Kreationismus.

Schöpfungsmythen in den Religionen

Alter Orient

Als älteste bekannte Schöpfungsmythen der westlichen Welt gelten die der Sumerer mit den auch später in der Bibel auftauchenden Motiven. Diese Mythen, beispielsweise die Erschaffung des Menschen, wurden in angepasster Form von den eindringenden Semiten übernommen.

Atraḫasis-Epos

Das Atraḫasis-Epos entstand wahrscheinlich um oder vor 1800 v. Chr. Das Epos, das verschiedene sumerische Themen künstlerisch kombiniert und ältere mythologische Vorstellungen beinhaltet, hatte keine sumerische Dichtung als Grundlage. Tafel 1 trägt den Titel „Als die Götter (noch) Menschen waren“. Die Geschichte, die in vielen ähnlichen Versionen existiert, handelt unter anderem vom Beschluss der Anunna, die Menschen als nachfolgende Generation der ebenfalls göttlichen Igigu zu erschaffen:

„Du (Nintu) bist der Mutterleib, der die Menschen erschafft; erschaffe den Urmenschen, dass er das Joch auf sich nehme. Er nehme das Joch auf sich, das Werk des Enlil; den Tragkorb des Gottes trage der Mensch ... Geschtu’e, den Gott der Planungsfähigkeit schlachteten sie (die Götter) in ihrer Versammlung. Mit seinem Fleisch und Blut überschüttete Nintu den Lehm. Für all die zukünftigen Tage ... wurde nun aus dem Fleisch der Götter der Widimmu ... Die Igigu, die großen Götter, spieen Speichel auf den Lehm ... Mami/Nintu tat ihren Mund auf und sprach: Eure (Igigu) schwere Mühsal schaffte ich ab, euren Tragkorb legte ich den Menschen auf.“

Atraḫasis-Epos, Tafel 1, Verse 194 bis 241<ref>Wolfram von Soden: Der altbabylonische Atramḫasis-Mythos. In: Otto Kaiser u.a.: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Alte Folge, Band III Weisheitstexte, Mythen, Epen, 3.1 Weisheitstexte. Gütersloher Verlaghaus Mohn, Gütersloh 1990, ISBN 3-5790-0072-1, S. 623–624.</ref>

Gilgamesch-Epos

Das Gilgamesch-Epos stammt aus dem babylonischen Raum. Es erzählt von den Helden­taten Gilgameschs und seiner Freundschaft mit dem von der Göttin Aruru erschaffenen menschenähnlichen Wesen Enkidu, thematisiert aber vor allem seine Suche nach Unsterblichkeit. Das Epos gilt als die erste Dichtung, welche die Loslösung von den Göttern, zugleich aber auch die Angst vor der Vergänglichkeit des Lebens thematisiert.

Das Gilgamesch-Epos enthält zahlreiche Parallelen zur biblischen Überlieferung. So erinnert die Figur des biblischen Noach stark an den göttlich auserwählten Helden Utnapischtim.<ref>Vgl. 1. Buch Mose (Genesis) Kapitel 6–9 und 11. Tafel Gilgamesch-Epos.</ref> Im 1. Buch Mose, Kapitel 6 EU findet sich auch das Motiv von Engeln, die sich auf der Erde materialisiert haben und Beziehungen mit Menschenfrauen eingegangen sind.

Enuma Elisch

Übersetzt bedeutet Enûma elîsch „Als oben ; Barbara C. Sproul: Primal Myths: Creation Myths Around the World. Harper Collins, London 1979 [2]</ref> Hier eine Auswahl:

Philosophie und Theologie in Europa

Die bereits im Altertum vorliegenden Konzepte wirkten in Europas Geistesgeschichte weiter.<ref>Jürgen Mittelstraß: Artikel Schöpfung. In: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Bd. 3, 1995, S. 730.</ref> Augustinus dachte an eine fortdauernde Schöpfung (creatio continua), später vertreten von Descartes und Spinoza. Schelling verstand die Schöpfung als einen durch Gott in Gang gehaltenen sukzessiven Prozess.

Thomas von Aquin lehrte das Hervorgehen alles Seienden aus einer ersten Ursache. Nikolaus von Kues deutete die Welt als eine Ausfaltung (explicatio) des Wesens Gottes.

Im Zuge der Ausweitung naturwissenschaftlicher Erklärungsversuche auf Ursprungsfragen wurden diese naturwissenschaftlichen Zugänge im Rahmen der Theologie aufgegriffen. Im Spannungsfeld zwischen Evolutionstheorie und Kreationismus wurde auch über die Rolle eines Schöpfergottes nachgedacht, und die Vorstellung eines Urknalls am Beginn des Universums wurde mit einem Schöpfungsakt in Verbindung gebracht.

Siehe auch

Literatur

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Religionsgeschichte

  • R. J. Clifford: Creation Accounts in the Ancient Near East and in the Bible. Washington DC 1994.
  • S. Henry: Israelite wisdom. Towards an ecological theology of creation. In: D.J. Muthunayagom (Hg.): Bible speaks today. Essays in honour of Gnana Robinson, Bangalore 2000, S. 173–180.
  • Othmar Keel, Silvia Schroer: Schöpfung. Biblische Theologien im Kontext altorientalischer Religionen. Göttingen 2002.
  • A. T. Khoury: Jüdisch-islamische Schöpfungslehren und ihr Auftrag an den Menschen. Vermehrung, Gestaltung, Verantwortung in der ihm anvertrauten Welt. In: Ordensnachrichten 39 (2000), S. 13–24.
  • B. M. Linke (Hg.): Schöpfungsmythologie in den Religionen. Frankfurt/M. 2001.
  • G. P. Luttikhuizen: The demonic demiurge in Gnostic mythology. In: Chr. Auffarth, L. Stuckenbruck (Hgg.): Fall of the Angels (Themes in Biblical narrative 6), Leiden/Boston 2003, S. 148–160.
  • Monika Tworuschka, Udo Tworuschka: Als die Welt entstand. Schöpfungsmythen der Völker und Kulturen in Wort und Bild. Freiburg i. Brg. 2005.
  • Jean-Marc Rouvière: Brèves méditations sur la création du monde. L’Harmattan, Paris 2006.
  • Monika Tworuschka, Udo Tworuschka: Schöpfungsmythen. Darmstadt 2011.
  • Ursprung. Vortragszyklus 1986/87 über die Entstehung des Menschen und der Welt in den Mythen der Völker, Museum für Völkerkunde, Frankfurt am Main 1987.

Exegese der biblischen Aussagen zur Schöpfung

  • Detlef Löhde: Die Schöpfungsgeschichte: Bericht oder gleichnishafte Erzählung? Gr. Oesingen 1989, ISBN 3-922534-50-3.
  • M. Dietrich: Die Menschenschöpfung im Garten Eden: ein mesopotamischer Mythos im Alten Testament. In: Mitteilungen für Anthropologie und Religionsgeschichte (2004) 16, S. 21–33.
  • K. Löning, E. Zenger: Als Anfang schuf Gott. Biblische Schöpfungstheologien. Düsseldorf 1997.
  • H. P. Müller: Schöpfungsmythen – literarisch und theologisch – mit Anschlußerörterungen. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 101 (2004), S. 506–525.
  • W. Schrage: Schöpfung und Neuschöpfung in Kontinuität und Diskontinuität bei Paulus. In: Evangelische Theologie 65 (2005), S. 245–259.
  • Evamaria Strecker: Die Zeitbotschaft der Schöpfung (1 Mose 1,1–2,4). In: www.online-bibelkommentar.de
  • Diana Göbel: Die Entstehung des Lebenshauses in sechs Tagen (1 Mose 1,1–2,4). In: www.online-bibelkommentar.de

Philosophie- und Theologiegeschichte

  • K. Bannach: Pelagianismus in der franziskanischen Schöpfungstheologie? In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 49 (2002), S. 73–93.
  • B. J. Brown: Bonaventure on the impossiblity of a beginningless world: why the traversal argument works. In: American catholic philosophical quarterly 79 (2005), S. 389–409.
  • T. P. Bukowski: Beyond Aristotle … and beyond Newton: Thomas Aquinas on an infinite creation. In: The Thomist 68 (2004), S. 287–314.
  • A. Dahm: Schöpfungstheologie bei Nikolaus von Kues: erste Ansätze in den frühen Predigten und ihre Fortführung in „De docta ignorantia“. In: Trierer theologische Zeitschrift 113 (2004), S. 118–136.
  • M. Hermann: Zwischen heidnischer und christlicher Kosmologie: Isidor von Sevilla und seine Weltanschauung. In: Analecta Cracoviensia 34 (2002), S. 311–328.
  • H. Hopig: Creatio ex nihilo. In: Jahrbuch Biblische Theologie 12 (1997), S. 291–307.
  • G. May: Schöpfung aus dem Nichts. Die Entstehung der Lehre von der creatio ex nihilo. Berlin 1978.
  • I. Miller: Idolatry and the polemics of world-formation from Philo to Augustine. In: Journal of religious history 28 (2004), S. 126–145.
  • J. C. O’Neill: How early is the doctrine of creatio ex nihilo? In: The Journal of theological studies 53 (2002), S. 449–465.
  • O. H. Pesch: Schöpfungslehre und Schöpfungsperspektive in der Theologie des Thomas von Aquin. In: Kerygma und Dogma 49 (2003), S. 2–23.
  • A. Schmidt: Kreatürlichkeit: Geheimnis des Glaubens im Licht der Vernunft. Thomas von Aquin über Schöpfungsglauben und Seinsverständnis. In: Wissenschaft und Weisheit 69 (2006), S. 211–229.
  • N. J. Torchia: Creatio ex nihilo and the Theology of St. Augustine. The Anti-Manichaean Polemic and Beyond American(University Studies VII/205). New York u.a. 1999.
  • M. Voicu: L’idée de créationet sa représentation dans la renaissance du XII. siècle. Mutations d’un idéal. In: Revue des sciences religieuses 76 (2002), S. 33–56.

Theologische Schöpfungslehre

  • Alexandre Ganoczy: Schöpfungslehre. In: W. Beinert, (Hg.): Glaubenszugänge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik, Bd. 1. Paderborn 1995, S. 363–495.
  • F. Gruber: Im Haus des Lebens. Eine Theologie der Schöpfung. Regensburg 2001.
  • H. Kessler: Das Stöhnen der Natur. Plädoyer für eine Schöpfungsspiritualität und Schöpfungsethik. Düsseldorf 1990.
  • G. Kraus: Welt und Mensch. Lehrbuch zur Schöpfungslehre (Grundriß der Dogmatik 2). Frankfurt 1997.
  • C. Link: Gottesfrage und Schöpfungsglaube. Theologische Studien. Neukirchen-Vluyn 1997.
  • C. Link: Schöpfung. Schöpfungstheologie in reformatorischer Tradition (Handbuch Systematischer Theologie 7/1). Gütersloh 1991.
  • Jürgen Moltmann: Gott in der Schöpfung. Ökologische Schöpfungslehre. 4. Auflage. München 1993.
  • D. Sattler, T. Schneider: Schöpfungslehre. In: Handbuch der Dogmatik, Bd. 1. 1992, S. 120–238.
  • K. Schmid: Schöpfung (Themen der Theologie 4). Tübingen 2012.
  • Walter Simonis: Über Gott und die Welt. Gottes- und Schöpfungslehre. Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-70375-1.
  • Alex Stock: Poetische Dogmatik. Schöpfungslehre. Bd.1 Himmel und Erde, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76897-1; Bd.2 Menschen, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77784-3.
  • Harald Wagner: Die Schöpfung – Der Wille Gottes zur Communio. In: Studienbücher Theologie: Dogmatik, Bd. 18. Stuttgart 2003, ISBN 3-17-016469-4, S. 376–435.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

no:Skapelse (teologi)