Sondershäuser Verband
Der Sondershäuser Verband Akademisch-Musikalischer Verbindungen (SV) ist ein Korporationsverband musischer, nichtschlagender und nicht farbentragender, aber farbenführender Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich. Ihm gehören derzeit 24 Verbindungen an.
Inhaltsverzeichnis
Der Sondershäuser Verband als Kulturverband
Gemeinsame Grundlage der SV-Verbindungen ist das musische Prinzip, das besonders durch Chöre, Orchester und Theateraufführungen gepflegt wird. Darüber hinaus gibt es in den einzelnen Verbindungen zum Teil auch andere musische Gruppen wie Bigbands oder Rockbands. Der SV selbst veranstaltet mehrmals im Jahr diverse Workshops und Fortbildungswochenenden zum Thema Chor- und Orchestermusik, Jazz, Tanz und Theater.
Der SV (im Gegensatz zur Deutschen Sängerschaft) verfügt seit den 1970er Jahren über Gemischtbünde, was bedeutet, dass er auch Studentinnen aufnimmt (derzeit sind 17 der 24 im SV zusammengeschlossenen Bünde gemischt, ein weiterer Bund nimmt ausschließlich Frauen auf). Damit ist der Sondershäuser Verband heute der einzige bundesweit organisierte Kulturverband für Studierende, da es auch sonst keinen anderen studentischen Zusammenschluss auf Bundesebene gibt.
In Zusammenarbeit mit der Landesmusikakademie Thüringen in Sondershausen bietet der Sondershäuser Verband seit November 2006 eine öffentliche Seminarsreihe zum Thema "Kulturmanagement im musikalisch – nichtkommerziellen Bereich" an, die einmal im Jahr stattfindet. Mit der Stadt Sondershausen gibt es bereits seit der Wiedervereinigung regelmäßig Zusammenarbeiten, wie z. B. im Rahmen des Verbandsfestes des Sondershäuser Verbandes, das alle fünf Jahre zu Pfingsten stattfindet (zuletzt 2012) und in dessen Rahmen der SV eine Vielzahl von Konzerten und Theateraufführungen in der Stadt Sondershausen veranstaltet.
Geschichte
Älteste SV-Verbindung ist die Akademische Liedertafel (ALT) Berlin (heute AMV Berlin), die 1856 gegründet wurde. Als Gründungsjahr des SV gilt 1867, in diesem Jahr wurde ein Kartellvertrag zwischen dem AGV München und der ALT Berlin geschlossen. Der Name Sondershäuser Verband kommt von dem Ort Sondershausen, wo 1894 das erste Kartellfest stattfand. 1908 fasste der Kartelltag in Sondershausen eine Entschließung zur Alkoholfrage, sprach sich dafür aus, die "akademischen Trinkunsitten energisch zu bekämpfen" und stellte fest, dass der Aufnahme von Antialkoholikern keine Bedenken entgegenstehen.<ref>Academische Monatshefte 25 (1908/09), S. 96.</ref>
1914 wurde neben dem musischen Prinzip ausdrücklich der Verzicht auf das Farbentragen festgelegt. Pflichtmensuren wurden nicht gefordert, Satisfaktionsforderung und -gabe jedoch den Mitgliedern ermöglicht.<ref>http://www.sv.org/verband/sv-handbuch-online/der-sv-im-19-jahrhundert-und-bis-zum-1weltkrieg-0</ref> 1951 wurde die Satisfaktion verworfen, der Verband ist seitdem nichtschlagend.<ref>http://www.sv.org/verband/sv-handbuch-online/der-wiederaufbau-nach-dem-zweiten-weltkrieg</ref>
1926 fasste man den Entschluss, in Sondershausen ein Ehrenmal für die gefallenen SVer zu errichten.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete das vorläufige Ende der SV-Verbindungen und des SV.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der SV wieder auf. 1949 konnte in Heidelberg der erste Vertretertag nach dem Krieg durchgeführt werden. In den 1950er Jahren hatte der SV 19 Mitgliedsverbindungen mit zusammen rund 900 Mitgliedern. 1957 fand das erste Verbandsfest seit dem Zweiten Weltkrieg statt. Zum 100-jährigen Bestehen 1967 umfasste der SV 26 Verbindungen an 25 Hochschulen mit zusammen rund 1650 Studenten.
Am 25. Mai 2007 wurde im Rahmen des Verbandsfestes die 2006 gegründete Akademisch-Musische Damenverbindung Caecilia zu Hamburg (AMDV) als erste rein weibliche Verbindung in den Sondershäuser Verband aufgenommen.
Mitgliedsverbindungen
Aktuell (Stand Oktober 2015) gibt es folgende 22 aktive Mitgliedsverbindungen:
- Aachen: AMV Arion Aachen
- Berlin: AMV Berlin
- Bonn: AMV Makaria Bonn
- Braunschweig: AMV Arminia Braunschweig
- Clausthal: AMV Ascania Halle-Clausthal
- Darmstadt: musische gruppe auerbach Darmstadt
- Erlangen: AMV Fridericiana Erlangen
- Frankfurt: AMV Waltharia Frankfurt
- Freiburg: MSG Alt-Straßburg
- Göttingen: StMV Blaue Sänger Göttingen
- Hamburg: AMDV Caecilia Hamburg
- Hamburg: AMV Nordmark Hamburg
- Heidelberg: AMV Stauffia Heidelberg
- Innsbruck: AMV Innsbruck
- Kiel: AMV Albingia zu Kiel
- Mainz: AMV Mainz
- Marburg: AMV Fridericiana Marburg
- München: AGV München
- Münster: AMB Ingvaeonia Münster
- Stuttgart: AWV Makaria Stuttgart
- Tübingen: AMV Stochdorphia Tübingen
- Würzburg: AMV Würzburg
Aufgelöst (vor 2005) oder nur noch als AHV tätig sind folgende Mitgliedsverbindungen:
- Bochum: AMV Thalia Bochum
- Dortmund: AMV Dortmund
- Dresden: AMV Arion Dresden
- Greifswald: Sängerverbindung Gotia Greifswald
- Hannover: SMV Hannover (vormals AMV Cheruscia Hannover)
- Karlsruhe: AMV Hercynia Karlsruhe
- Köln: AMV Rheno-Skaldia Köln
- München: SSV (später AMV) Gotia München
- Regensburg: AMV Regensburg
- Saarbrücken: AMV Saarbrücken
Vor 1945 bzw. vor 1918 existierten folgende Verbindungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht oder nicht am selben Ort wiedergegründet wurden:
- Breslau: Sängerschaft Fridericiana Breslau
- Danzig: Sängerverbindung Chattia Danzig
- Halle (Saale): Sängerschaft Ascania Halle
- Königsberg (Preußen): Akademische Sängerverbindung Askania (später Askania-Curonia) Königsberg
- Leipzig: Sängerverbindung Wettina Leipzig
- Rostock: Sängerschaft Skaldia Rostock
- Straßburg: Sängerschaft Arion Straßburg
Ursprünglich als SV-Verbindung gegründet, haben folgende Verbindungen den Verband verlassen:
- Freiburg i. Br.: Akademisch-Musikalische Verbindung Zaringia Freiburg, heute aufgegangen in der Akademischen Verbindung Albingia-Schwarzwald-Zaringia zu Freiburg im Miltenberger Ring
- Rostock: Akademischer Gesangverein Redaria Rostock, heute Burschenschaft Redaria-Allemannia Rostock in der Deutschen Burschenschaft
Den Eintritt in den SV strebt an:
- AMV Wilhelmina Bayreuth, gegründet im Dezember 2014
Literatur
- Hermann Ude (Hg.): Der S. V.-Student. Handbuch für den Sondershäuser Verband Deutscher Studenten-Gesangvereine, 3. Auflage. Hannover 1912.
- Joachim Wilkerling, Achim Block und Verband Alter SVer als Hg.: 100 Jahre Sondershäuser Verband akademisch-musikalischer Verbindungen. 1867–1967. Festschrift des Sonderhäuser Verbandes. Aachen 1967.
- Das SV-Handbuch – Sondershäuser Verband Akademisch-Musikalischer Verbindungen (gegründet 1867), München 1988.
- Bernhard Grün, Christoph Vogel: Die Fuxenstunde. Handbuch des Korporationsstudententums. Bad Buchau 2014, S. 177–178, ISBN 978-3-925171-92-5.
Mitgliederverzeichnisse
- Verband Alter SVer (VASV): Anschriftenbuch. Mitgliederverzeichnis sämtlicher Alten Herren. Stand vom 1. Oktober 1937. Hannover 1937.
- Verband Alter SVer (VASV): Anschriftenbuch und Vademecum. Ludwigshafen am Rhein 1959.
Weblinks
Einzelnachweise
<references />