Stolen and Lost Travel Documents Database
Die Stolen and Lost Travel Documents Database (SLTD), deutsch „Datenbank verlorener und gestohlener Reisedokumente“, ist eine im Jahr 2002<ref>Interpol: History abgerufen am 9. März 2014</ref> von Interpol eingerichtete und seither laufend aktualisierte Datensammlung. In ihr sollen die Interpol-Mitgliedsländer die Kenndaten aller Grenzübertrittsdokumente speichern, die sich nicht mehr im Besitz des berechtigten Inhabers befinden. Erfasst werden nicht nur abhandengekommene bereits individualisierte Dokumente, sondern vor allem auch abgängige Blanko-Vorlagen. Im Februar 2014 umfasste die SLTD rund 40 Millionen Datensätze aus 167 Ländern,<ref> Interpol: Preventing use of stolen passports by terrorists and criminals key to global security, says INTERPOL Chief, Medienmitteilung vom 24. Februar 2014, abgerufen am 9. März 2014</ref> die im automatisierten Direktabruf über das Interpol Global Communication System 24/7 weltweit für die Kontrolltätigkeit von Grenzkontrollstellen und Behörden zugänglich sind.<ref>Interpol: Main databases, abgerufen am 9. März 2014</ref>
Eingeleitet wurde die aktive Mitwirkung der Mitgliedsländer durch die Resolution AG-2004-RES-02 der 73. Interpol-Generalversammlung im Jahr 2004<ref>Interpol-Generalversammlung: Resolution AG-2004-RES-02, abgerufen am 9. März 2014</ref>, nachdem unter anderem die G8, die Europäische Union und die Zivilluftfahrtorganisation ICAO ihre Unterstützung erklärt hatten. Weitere Resolutionen der Interpol-Generalversammlungen im September 2005<ref name="AG-2005-RES-04">Interpol-Generalversammlung: Resolution AG-2005-RES-04, abgerufen am 9. März 2014</ref> und im September 2006<ref>Interpol-Generalversammlung: Resolution AG-2006-RES-05, abgerufen am 9. März 2014</ref> sowie Beschlüsse des Ministerrats der OSZE vom Dezember 2004<ref>Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa: Beschluss 4/04, abgerufen am 9. März 2014</ref> und vom Dezember 2006<ref>Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa: Beschluss 6/06, abgerufen am 9. März 2014</ref> bekräftigten die Bedeutung der SLTD. Die Speicherdauer der Datensätze wurde durch Beschluss der Interpol-Generalversammlung vom November 2012 auf zehn Jahre festgelegt.<ref>Interpol-Generalversammlung: Resolution AG-2012-RES-01, abgerufen am 9. März 2014</ref>
Die SLTD startete im Jahr 2002 mit 12.000 Datensätzen, im Juli 2005 umfasste sie 7,5 Millionen<ref name="AG-2005-RES-04" />, im Mai 2007 rund 14 Millionen Einträge aus 123 Ländern (und hatte bis dahin zu mehr als 5000 Treffern geführt)<ref>Interpol: INTERPOL warns of terrorists using stolen travel documents to evade detection, Medienmitteilung vom 2. Mai 2007, abgerufen am 9. März 2014</ref>, im November 2011 rund 30 Millionen Datensätze aus 161 Ländern<ref> Interpol: INTERPOL joins Frontex in operation to detect fraudulent travel documents at Italy’s airports, Medienmitteilung vom 10. November 2011, abgerufen am 9. März 2014</ref> und im Februar 2014 rund 40 Millionen Datensätze aus 167 Ländern.
Die Datenbank zählte im Jahr 2013 rund 800 Millionen Abfragen<ref> Interpol: Preventing use of stolen passports by terrorists and criminals key to global security, says INTERPOL Chief, Medienmitteilung vom 24. Februar 2014, abgerufen am 9. März 2014</ref>, dabei wurden 60.000 Treffer erzielt. Stärkste Nutzer waren die USA (250 Millionen Abfragen im Jahr 2013), Großbritannien (120 Millionen) und die Vereinigten Arabischen Emirate (50 Millionen).<ref name="Interpol_MH370">INTERPOL confirms at least two stolen passports used by passengers on missing Malaysian Airlines flight 370 were registered in its databases. Interpol, 9. März 2014, abgerufen am 12. März 2014 (english, Pressemitteilung). </ref>
Deutschland übermittelte durch das Bundeskriminalamt erstmals am 4. November 2004 Daten an die SLTD, im Juli 2005 war ein deutscher Sachfahndungsbestand zu rund 1,25 Millionen Reisedokumenten dort erfasst. Mitgeteilt wurden jeweils nur Dokumentennummer und -typ, keine personenbezogenen Daten. Wegen dieses eingeschränkten Informationsgehalts der Übermittlungen verzichtete die Bundesrepublik darauf, Interpol besondere Beschränkungen zur Abfrageberechtigung aufzuerlegen.<ref>Europäische Kommission: Anhang zum Arbeitspapier vom 21. April 2006 zum Gemeinsamen Standpunkt 2005/69/JHA</ref>
Obwohl zwei Pässe als gestohlen in der Datei verzeichnet waren, gelangten zwei (andere) Personen damit in den Malaysia-Airlines-Flug 370, der am 8. März 2014 in Kuala Lumpur mit Ziel Peking startete und kurz darauf verloren ging. Auf der tagelang erfolglosen Suche nach dem Verbleib der Maschine wurde diese Tatsache publik. Interpol kritisierte die mangelhaften Passkontrollen<ref name="Interpol_MH370" /> und wies darauf hin, dass in Südostasien zahlreiche gestohlene europäische Pässe verkauft würden.<ref>http://orf.at/stories/2221505/2221511/ Flug MH370 nur einer von vielen? - Wachsende Kritik an Pass-Schlampereien, ORF.at vom 11. März 2014</ref>
Einzelnachweise
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