Komparation
Die Komparation (von lat. comparare „vergleichen“) ist in der Sprachwissenschaft die Steigerung von Adjektiven und Adverbien.
Inhaltsverzeichnis
Stufen
Es werden die folgenden fünf Steigerungsstufen unterschieden:
- Positiv (lat. ponere – festlegen)
- Komparativ (lat. comparare – vergleichen)
- Superlativ (lat. super und ferre – über tragen)
- Elativ (lat. efferre – herausheben)
- Exzessiv (lat. excedere – herausgehen/überschreiten)
Komparation im Deutschen
Im Deutschen gibt es drei Steigerungsformen:
Lateinisch-deutsche Bezeichnung | Lateinische Bezeichnung | Deutsche Bezeichnung | Beispiel | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Positiv | etablierter Fachbegriff" wirkt, insbesondere ohne Belege, wie Begriffsbildung. |
Vom Standarddeutschen abweichend, werden in der gesprochenen Sprache häufig Absolutadjektive gesteigert, obwohl ihre Positivform schon eine superlative Bedeutung hat. Eine solche Wortform, die scheinbar ein Absolutadjektiv steigert, stellt einen Fehler dar und kann mit 'Hyperlativ' bezeichnet werden. Dies ist aber kein in der Sprachwissenschaft etablierter Fachbegriff.<ref>Stand Juni 2014: keine Nachweise in BDSL, BLLDB (s. http://www.germanistik-im-netz.de/bibliographien/); keine Nachweise in Dietrich Homberger: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft (2000); Metzler-Lexikon Sprache, hrsg. von Helmut Glück, 3. Aufl. (2005); Lexikon der Sprachwissenschaft, hrsg. von Hadumod Bußmann, 4. Aufl. (2008); Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 31: Rhetorik und Stilistik, hrsg. von Ulla Fix (2009).</ref>
Beispiele: die optimalste (richtig optimale) Variante, die einzigste (richtig einzige) Lösung
Weiterhin kann die fehlerhafte Steigerung zusammengesetzter Adjektive (Adjektivkomposita) so bezeichnet werden: durch Bildung der Steigerungsformen beider Bestandteile z.B. der bestaussehendste (richtig: bestaussehende) Schauspieler, die bestmöglichste (richtig: bestmögliche) Lösung, der tiefstgelegenste (richtig: tiefstgelegene) Punkt.
Gelegentlich wird ein eigentlich absolutes Adjektiv dennoch gesteigert, zum Beispiel
- aus stilistischen Gründen: Gute Nacht Engel. Einzigstes Einzigstes Mädgen – und ich kenne ihrer Viele – (Goethe in einem Brief an Auguste vom 14.–19. September 1775)<ref>Hanna Fischer-Lamberg (Hrsg.): Der junge Goethe. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin 1999, S. 259</ref>
- oder aus rhetorischen Gründen, um auf die prinzipielle Nichtrelativierbarkeit der Eigenschaft besonders hinzuweisen:
- Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere. (George Orwell – Farm der Tiere)
Die Steigerung von Absolutadjektiven als stilistisches Mittel zählt zu den Elativen: wie etwa zur vollsten Zufriedenheit.
Nicht vergleichender Gebrauch
Neben dem Gebrauch in Vergleichen kann die Komparativform des Adjektivs auch in nicht vergleichenden Sätzen verwendet werden. Diese Art der Verwendung wird absoluter Komparativ genannt – im Gegensatz zum relativen Komparativ.
- Meine Nachbarin ist eine ältere Dame.
In dieser nicht vergleichenden Verwendung wird das Adjektiv gegenüber dem Positiv abgeschwächt, nicht verstärkt. Eine ältere Dame ist nicht so alt wie eine alte Dame.
Zu Fehldeutungen kann dabei die Verwendung des Wortes wie führen, weil es in einigen Dialekten als Verbindungswort in Vergleichen gebraucht wird.
- Meine Nachbarin ist eine ältere Dame wie meine Mutter. bedeutet regional eventuell
- Meine Nachbarin ist eine ältere Dame als meine Mutter. oder
- Meine Nachbarin ist eine ältere Dame ebenso wie meine Mutter.
Eine nicht vergleichende Art der Verwendung findet sich parallel auch beim Superlativ. Sie wird absoluter Superlativ oder auch Elativ genannt.
Komparation von Adverbien
Im Deutschen können auch einige wenige Adverbien gesteigert werden, so in etwa: oft – öfter – am öftesten, wobei aus stilistischen Gründen für letzteres besser am häufigsten verwendet werden sollte.<ref name="Helbig, Buscha">Helbig, Buscha: Leitfaden der deutschen Grammatik, Langenscheidt Schulbuchverlag.</ref> Adverbiell gebrauchte Adjektive werden gelegentlich gesteigert: Peter singt schöner als Jutta.
Komparation in anderen Sprachen
In anderen Sprachen gibt es noch eine vierte Steigerungsform, den Elativ (von lat. elatum „hervorgehoben“).
Eine solche Sprache ist Neugriechisch:
Stufe | (Neu-) Griechisch | Deutsch |
---|---|---|
Positiv | (ευγενικός)/ewjenikós/ | „höflich“ |
Komparativ | (ευγενικότερος)/ewjenikóteros/ | „höflicher“ |
Superlativ | (ο ευγενικότερος)/o ewjenikóteros/ | „höflichst-“ |
Elativ | (ευγενικότατος)/ewjenikótatos/ | „sehr höflich“ |
Der Elativ kann in der Übersetzung wiedergegeben werden mit:
- sehr gut
- äußerst gut
- super(-gut)
Im Lateinischen sind drei Steigerungsformen vorhanden:
Stufe | Latein | Deutsch |
---|---|---|
Positiv | longus | „lang“ |
Komparativ | longior | „länger“, „recht lang“ |
Superlativ | longissimus | „am längsten“, „sehr lang“ |
Der Exzessiv des Baskischen (auch Elativ genannt) kann mit „zu ...“ übersetzt werden, er zeigt also ein Übermaß oder einen Exzess an:
Stufe | Baskisch | Deutsch |
---|---|---|
Positiv | handi | „groß“ |
Komparativ | handiago | „größer“ |
Superlativ | handien | „größt-“ |
Exzessiv | handiegi | „zu groß“ |
Einzelnachweise
<references />
Quellen
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. Stuttgart 2000.
Weblinks
- www.canoo.net – "Die Steigerung des Adjektivs" in der Online-Grammatik Canoo.net
- Steigerung von Adjektiven im Lateinischen – (Advenum.de)