Taubenberg
Taubenberg | ||||||
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Der Taubenberg von Gotzing, Blick aus Südosten | ||||||
Höhe | 896 m ü. NN | |||||
Lage | Bayern | |||||
Gebirge | Bayerisches Alpenvorland | |||||
Koordinaten | 11,763952777778|primary | dim=5000 | globe= | name=Taubenberg | region=DE-BY | type=mountain
}} |
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Gestein | Konglomerat | |||||
Alter des Gesteins | Tertiär |
Der Taubenberg ist ein Berg mit 896 m Höhe und einer Ausdehnung von 1847 ha<ref name=AFSV24>Walentowski, Fischer 2006, S. 24.</ref> auf dem Gebiet der Gemeinde Warngau im Landkreis Miesbach. Er liegt abgesetzt vor den Tegernseer Bergen der Bayerischen Voralpen und ist ein beliebtes Wanderziel und das wichtigste Wasserversorgungsgebiet der bayerischen Landeshauptstadt München. Rund zwei Drittel des Berges sind im Besitz der Stadt München, der Rest ist Streubesitz örtlicher Land- und Forstwirte.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geologisch gehört der Taubenberg mit seiner charakteristischen Ost-West-Ausrichtung zu den Molassevorbergen<ref name=AFSV10>Walentowski, Fischer 2006, Seite 10 ff.</ref> und markiert (wie z. B. auch der Hohenpeißenberg) den Nordrand der Faltenmolasse im bayerischen Voralpenland und damit den geologischen Alpenrand. Der Taubenberg ist das Ergebnis von Schuttströmen der oberen Süßwassermolasse, die vor etwa 10–15 Millionen Jahren – bei der Entstehung der Alpen – aus Süden kamen. Diese groben Schuttkegel bilden heute charakteristische Berge vor den Ausgängen der ehemaligen tertiären Alpenflüsse (Tischberg, Hoher Peißenberg, Irschenberg u. a.). Durch das Eis späterer Vergletscherungen sind sie später als Härtlinge gegenüber ihrer weicheren Umgebung aus Feinsanden herauspräpariert worden und haben wie Eisbrecher den Eisstrom in einzelne Gletscherzungen (Loben) geteilt.
Die Verteilung von Findlingen und die Bodenhorizonte im Gipfelbereich des Taubenbergs lassen darauf schließen, dass er in der letzten, der Würm-Kaltzeit nicht von Gletschern überschoben wurde, sondern als Nunatak aus dem Eis herausragte.<ref name=AFSV10 />
Der Taubenberg weist eine eigentümliche Geomorphologie auf. Der höchste Punkt liegt im Westen des Höhenrückens. Von dort fließt der kleine Farnbach in einem Tal im Zentrum der Geländestruktur nach Osten und zur Mangfall, in die er mündet. Das Tal des Farnbachs teilt den Taubenberg in einen nördlichen und einen südlichen Rücken, die im Westen miteinander verbunden sind. Der nördliche Rücken ist höher, in seinem Osten liegt der zweithöchste Punkt des Berges. Der südliche Rücken fällt von West nach Ost annähernd gleichmäßig ab. Ihm vorgelagert liegt das Steinbachtal, eine breite Hangfußmulde mit Niedermoorcharakter.
Ökosysteme
Der Taubenberg ist als FFH-Gebiet ausgewiesen.<ref>Bayerisches Landesamt für Umwelt: FFH-Gebiet 8136-308 Taubenberg</ref> Er liegt in der montanen Höhenstufe, seine Leitgesellschaft ist der Buchen-Tannenwald.<ref name=AFSV13>Walentowski, Fischer 2006 Seite 13 f.</ref> An trockenen Standorten steht die Stieleiche und vereinzelt an den Hängen zur Mangfall sowie auf besonders sauren Böden auch die Waldkiefer. Eine Besonderheit des Taubenbergs ist der hohe Anteil der Tanne von über 10 % und durch gezielte Förderung ansteigend. Sonderstandorte sind die Schluchtwälder vorwiegend im oberen Farnbachtal, das Fadenseggen-Bergkiefernmoor im Steinbachteil im Süden des Gebietes, sowie die Kalktuffquellen an Austritten von besonders kalkhaltigem Grundwasser. Im östlich angrenzenden Mangfalltal steht ein besonders naturbelassener Grauerlen-Auwald. Der Erhalt dieser eiszeitlich bedingten Relikt- und Sonderstandorte, die von besonderer Bedeutung für den Naturschutz sind, ist auf das kleinräumige Relief des Berges zurückzuführen.<ref name=erhaltungsziele>Bayerisches Landesamt für Umwelt: NATURA 2000 Bayern Gebietsbezogene Konkretisierung der Erhaltungsziele 8136-302 Taubenberg (PDF; 51 kB), Stand April 2008</ref>
Besonders wertvoll ist der Taubenberg als Lebensraum für geschützte Vogelarten: Schwarzstorch, Auerhuhn, Sperlingskauz, Schwarzspecht, Uhu und Haselhuhn kommen in den Wäldern und an den Hängen des Berges vor. Deshalb ist der Taubenberg gleichzeitig nach der Vogelschutzrichtlinie als Europäisches Vogelschutzgebiet -SPA- ausgewiesen.<ref>Bayerisches Landesamt für Umwelt: Gebietsdaten NATURA-2000, 8136-302 Taubenberg</ref> Im Steinbachtal am Südrand des Gebietes und in der den Taubenberg im Norden und Süden umgebenden Haglandschaft<ref>Stadtwerke München: M-Wasserweg, Station 17: Haglandschaft (PDF; 42 kB)</ref> lebt der Neuntöter. Außerdem wurden an besonders geschützten Arten nach der FFH-Richtlinie nachgewiesen: die Gelbbauchunke, der Skabiosen-Scheckenfalter und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling.<ref>Bayerisches Landesamt für Umwelt: Gebietsdaten NATURA-2000, 8136-302 Taubenberg</ref>
Nutzung
Nach der Entscheidung der Stadt München, ihr Trinkwasser von der Mangfall zu beziehen, kaufte die Stadt Flächen im Umgriff der Trinkwasserentnahme an. Zwischen 1893 und 1902 wurde die Fassung bei Mühlthal erweitert und die Hangquellen unterhalb von Gotzing erschlossen. Deshalb erstreckte sich der Flächenkauf um die Wende zum 20. Jahrhundert auch auf den Taubenberg.<ref name=quelllen147>Christian Ude: Quellen für München. Carl Hanser, 2008, ISBN 978-3-446-41457-0, Seite 147 f.</ref> Es gelang im Laufe der Zeit rund 2/3 des Berges zu erwerben.<ref>Landeshauptstadt München – Städtische Forstverwaltung: Karte der Waldflächen am Taubenberg im städtischen Besitz</ref> Dabei handelte es sich damals zu einem großen Teil um als Weideland genutzte Wiesen. Die Stadt entschied sich um 1900 diese Flächen aufzuforsten, weil auf Waldflächen die Gefahren der Düngung mit Mist für das Grundwasser entfallen und Wald besserer Schutz für die Bodenqualität ist und daher die Filterung des versickernden Wassers verbessert. Ein Teil der erworbenen landwirtschaftlichen Einzelgehöfte am und auf dem Taubenberg wurde ersatzlos abgebrochen.<ref name=AK_Geschichte>Arbeitskreis Geschichte: "Wasser und Natur zwischen Mangfall und Leitzach", Chronik Band V, Eigenverlag Gemeinde Weyarn, erschienen 2007, ISBN 978-3-937425-03-0, Seite 332 - 335 </ref> Ursprünglich nutzte die städtische Forstverwaltung wie damals üblich vorwiegend Fichten.<ref name=wimmer>Fritz Wimmer: Die Wasserschutzwaldungen. In: Volker Hütsch (Hrsg).: Hundert Jahre Münchner Wasserversorgung, Stadtwerke München, 1983, Seiten 75–77</ref> Der damals mit den Flächen erworbene Westinhof bei Gotzing wurde Sitz der Münchner Forstverwaltung.
Heute bewirtschaftet die Stadt zum Schutz der Trinkwasserfassungen unterhalb des Berges ihren Waldbesitz auf dem Taubenberg naturgemäß und baut den Wald zu einem Mischwald mit standortgerechten Baumarten um.<ref>Stadtwerke München: M-Wasserweg, Station 15: Taubenberg (PDF; 43 kB)</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Gedanke des Dauerwalds übernommen und dazu werden seitdem die Fichtenreinbestände im Altersklassenwald per Einzelstammentnahme auf einen Mischwald umgebaut, der der potentiell-natürlichen Vegetation nahekommt. Er weist neben der Fichte als Hauptbaumart hohe Anteile von Buche, Tanne und Edellaubbäumen auf.<ref name=quelllen102>Christian Ude: Quellen für München. Carl Hanser, 2008, ISBN 978-3-446-41457-0, Seite 102</ref>
Die Mischung aus Laub- und Nadelbäumen sorgt für einen humusreichen Bodenaufbau, die tiefwurzelnden Arten Buche und Ahorn, sowie an feuchten Standorten die Esche ziehen basische Ionen aus dem Kalkboden und wirken so einer Versäuerung des Oberbodens entgegen. Gemischtes Alter und ein hoher Anteil von im Winter kahlen Laubbäumen erhöhen die Grundwasserproduktion, weil wesentlich Niederschläge auf den Boden gelangen, als bei einem Altersklassenwald mit geschlossener Krone.<ref>Christian Ude: Quellen für München. Carl Hanser, 2008, ISBN 978-3-446-41457-0, Seiten 102–104</ref>
Der städtische Wald auf dem Taubenberg gehörte 2001 zu den ersten in Deutschland vom Forest Stewardship Council zertifizierten Flächen. Außerdem ist der städtische Forstbetrieb Mitglied bei Naturland.<ref name=quellen104>Christian Ude: Quellen für München. Carl Hanser, 2008, ISBN 978-3-446-41457-0, Seite 104</ref> Im Mangfalltal und dessen Umgebung einschließlich der Anteile des Taubenbergs in Privatbesitz fördert die Stadt München seit 1992 die Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben auf ökologischen Landbau durch eine Umstellungsbeihilfe und anschließend eine dauerhafte Unterstützung.<ref>Christian Ude: Quellen für München. Carl Hanser, 2008, ISBN 978-3-446-41457-0, Seite 110 f.</ref>
Die Nutzung wird wegen der besonderen naturschutzfachlichen Bedeutung des Gebietes mit den Fachbehörden abgestimmt. Die Erhaltung der Sonderstandorte hat eine hohe Priorität.<ref name=erhaltungsziele /> Die Stadtwerke München beantragten zuletzt im Jahr 2013 beim Landratsamt Miesbach die Erweiterung des bestehenden Wasserschutzgebietes am Taubenberg <ref>Stadtwerke München: Trinkwasserschutzgebiet Reisach-Gotzing-Thalham (PDF; 1,1 MB) - Ausgabe 2012 </ref>
Außer für die Trinkwasserbildung und daher die Forstwirtschaft und für den Naturschutz hat der Taubenberg eine besondere Bedeutung für die Naherholung. Entlang dem Farnbachtal verläuft der Meditationsweg, der einen Teil des Jakobsweg-Netzes bildet und von Bad Aibling über Irschenberg und Weyarn nach Holzkirchen ausgeschildert ist.<ref>Gemeinde Weyarn: Meditationsweg</ref> Zur touristischen Bedeutung trägt bei, dass am höchsten Punkt des Berges von 896 m ü. NN trotz dichter Bewaldung der Aussichtsturm Taubenberg den Blick in alle Richtungen erlaubt. Die Bayerischen Voralpen, die Täler von Mangfall und Schlierach sind bei jedem Wetter zu sehen, meist reicht der Blick auch nach München. Außerdem stehen auf dem Taubenberg die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn und der Gasthof Taubenberg. Auf dem südlichen Kamm und der Südflanke liegen mehrere Einzelgehöfte und Streusiedlungen.
Literatur
- Helge Walentowski, Michael Fischer, et al.: Exkursion Molasse-Vorberge: „FFH-Gebiet 8136-302 Taubenberg“, Mangfallterrassen und Quellschutzwälder der Münchener Wasserwerke, AFSV Jahrestagung 2006 vom 20. bis 23. September. (PDF 3,7 MB)
- Rolf K. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – östlicher Teil, Wanderungen in die Erdgeschichte, Band 8, ISBN 978-3-931516-09-3.
- Geologische Karte von Bayern mit Erläuterungen (1:500.000). Bayerisches Geologisches Landesamt, 1998.
- Arbeitskreis Geschichte: "Wasser und Natur zwischen Mangfall und Leitzach", Chronik Band V, Eigenverlag Gemeinde Weyarn, erschienen 2007, ISBN 978-3-937425-03-0
Weblinks
Einzelnachweise
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