The Blitz
Als The Blitz werden im englischen Sprachgebrauch die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf Großbritannien im Rahmen der Luftschlacht um England bezeichnet, insbesondere die auf London zwischen 7. September 1940 und 16. Mai 1941, die die Briten zum Kriegsaustritt bewegen sollten.
Rund 43.000 Menschen fielen dem Blitz zum Opfer, über eine Million Häuser wurden beschädigt (bis hin zur Zerstörung), die erhoffte Wirkung trat aber nicht ein. Weder war Großbritannien zum Verhandeln bereit noch konnte die Kriegsproduktion der Briten entscheidend geschwächt werden.
Inhaltsverzeichnis
Beginn
Am 24. August 1940 flog die Luftwaffe einen Angriff auf Thames Haven, bei dem einige deutsche Bomber auch Bomben auf London abwarfen (das zu dieser Zeit noch nicht offiziell Ziel der Luftangriffe war). Dabei erzielten einige Dutzend deutsche Bomber 76 Treffer, die meisten in Vororten. Als Antwort darauf flog die Royal Air Force einen Nachtangriff gegen Berlin und bombardierte Berlin-Kreuzberg und Wedding. Hitler befahl daraufhin am 5. September 1940, die Luftwaffe solle von nun ab vor allem britische Städte, einschließlich London, bei Tag und Nacht angreifen.
Der Tagangriff am 7. September gilt als Beginn des London Blitz. Es beteiligten sich 300 Bomber sowie 600 Eskortjäger bei diesem Angriff, der vorwiegend den Docks von London und dem East End galt. Es folgte ein Nachtangriff durch rund 180 Bomber. Dieser erste Angriffstag tötete 436 Menschen, weitere 1500 wurden verletzt. Sehr schnell erwies sich die Flugabwehr Londons als zu schwach. Nur 92 Flakgeschütze standen zur Verfügung, die Flakscheinwerfer erzielten ab einer Höhe von rund 3.600 Metern keinen Effekt mehr. Die Jagdflugzeuge der RAF hatten kein Radar und konnten so nachts keine Einsätze fliegen. Bis zum 11. September organisierte General Frederick Pile die Luftverteidigung der Stadt neu.
Zwischen dem 7. September und dem 15. November griffen durchschnittlich 200 Bomber pro Nacht London an, meist deutsche Bomber (sowie italienische), die von Belgien aus operierten. Der bis dato schwerste Angriff galt London mit 400 Bombern, welche die Stadt über sechs Stunden lang bombardierten.<ref>Financial Times vom 4. September 2010, Seite Life & Arts 17: Bomb proof</ref>
Von November 1940 bis Februar 1941 konzentrierten sich die Angriffe auf industrielle Zentren und Hafenstädte. Darunter waren Coventry, Southampton, Birmingham, Liverpool, Clydebank, Bristol, Swindon, Plymouth, Cardiff, Manchester, Sheffield, Swansea, Portsmouth und Avonmouth, im April 1941 wurde unter anderem auch Belfast Ziel eines Angriffs. Insgesamt gab es 14 Angriffe auf Häfen (ohne London), 9 auf industrielle Ziele im Landesinneren und 8 auf London.
In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1940 führte einer der verheerendsten Angriffe auf die Londoner City zu einem Feuersturm, der als der „zweite große Brand von London“ bezeichnet wurde, in Anspielung auf den großen Brand von London im Jahre 1666.
Mitte Mai 1941 erlahmte die deutsche Luftoffensive, da kein politischer Effekt damit erzielt wurde und gleichzeitig die Planung für das Unternehmen Barbarossa begann. Ab nun brauchte Hitler die in Nordfrankreich stationierten Bomber für die Kriegsschauplätze Afrika, Jugoslawien, Griechenland und die Sowjetunion.
Die politische Wirkung war für Deutschland kontraproduktiv, weil der US-amerikanische Rundfunkjournalist Edward R. Murrow 1940 in Livereportagen für die CBS direkt aus dem bombardierten London berichtete. Die Sendungen „This is London“ fesselten Millionen Zuhörer in den USA an die Radiogeräte und trugen u. a. dazu bei, die isolationistische Stimmung in den USA zurückzudrängen.<ref>Philip M. Seib: Broadcasts from the Blitz: How Edward R. Murrow Helped Lead America into War. Potomac Books, Inc., Washington, D.C., 2006, ISBN 1-59797-012-3, Preface, p. IX.</ref>
Baedeker Blitz
Nach dem Luftangriff der Royal Air Force auf das historische Stadtzentrum von Lübeck in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 erfolgte der Befehl zur Zerstörung kulturell bedeutender Städte Englands. Diese Operation wurde in England Baedeker Blitz genannt; zurückzuführen auf die am 24. April 1942 getätigte Aussage des Propagandaleiters Baron Gustav Braun von Stumm, nach der Orte mit drei Sternen aus dem Reisehandbuch des Karl-Baedeker-Verlags als Ziele ausgewählt wurden. Dies ist jedoch in Zweifel zu ziehen.
Das militärische Ergebnis der Luftoffensive stand in keinem Verhältnis zum Einsatz und erbrachte vornehmlich die in Deutschland erzielte Propagandawirkung.
Baby Blitz
Ab dem 21. Januar 1944 unternahm die Luftwaffe eine erneute Luftoffensive unter der Bezeichnung Unternehmen Steinbock. Diese wurde nach hohen Verlusten der Luftwaffe am 29. Mai 1944 abgebrochen und von den Briten im Nachhinein als "Baby Blitz" bezeichnet.
Literatur
- Juliet Gardiner: The Blitz: The British Under Attack. Harper Press, London 2010, ISBN 978-0-00-724077-7.
- Carol Harris: Blitz Diary: Life Under Fire in World War II. The History Press, London 2010, ISBN 978-0-7524-5172-5.
- Tom Harrisson: Living through the Blitz. Faber Finds, 2010, ISBN 978-0-571-27103-0
- Dietmar Süß: Tod aus der Luft: Kriegsgesellschaft und Luftkrieg in Deutschland und England. Siedler, München 2011
Karten
- Online-Karten - Karte der Bombentreffer in London zwischen 7. Oktober 1940 und 6. Juni 1941 (nach Straßen und Hausblöcken) bei bombsight.org (Engl.) Titel: EXPLORE THE LONDON BLITZ during 7th October 1940 to 6th June 1941 ; Beschreibung der Kartenfunktionen. Wissenschaftler-Projekt der University of Portsmouth (bei WP engl.) mit Daten des öffentl. Kartenmaterials im Public Record Office (PRO), Nationalarchiv des Ver. Königreichs.
Weblinks
- The Blitz – Bombenregen über London (Zeit Online vom 29. Dezember 2010)
- "The Blitz" in Farbe: Amateuraufnahmen veröffentlicht (Spiegel Online vom 7. September 2010)
Einzelnachweise
<references />nl:Blitzkrieg#Blitz op Londen