Thermografie


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Die Thermografie, auch Thermographie, ist ein bildgebendes Verfahren zur Anzeige der Oberflächentemperatur von Objekten. Dabei wird die Intensität der Infrarotstrahlung, die von einem Punkt ausgeht, als Maß für dessen Temperatur gedeutet.

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Bauthermografie: Flächen erhöhter Temperatur auf der ungedämmten Außenwand werden durch die Falschfarbe rot gekennzeichnet.
Datei:Wbk bullard t3 xt.png
Mobile Wärmebildkamera

Eine Wärmebildkamera wandelt die für das menschliche Auge unsichtbare Infrarotstrahlung in elektrische Signale um. Daraus erzeugt die Kamera ein Bild in Falschfarben bzw. für thermographische Zwecke eher seltener ein monochromes Graustufenbild.

Im Gegensatz zur Nahinfrarotspektroskopie ist für die Thermografie keine externe Lichtquelle erforderlich.

Historisches

Der Astronom und Musiker Wilhelm Herschel entdeckte im Jahr 1800 die Wärmestrahlung, indem er Sonnenlicht durch ein Prisma lenkte und den Bereich hinter dem roten Ende des sichtbaren Spektrums mit einem Thermometer untersuchte. Die Temperatur stieg in diesem Bereich, und Herschel schloss daraus, dass dort eine unsichtbare Form von Energie wirksam sein müsse. Seine Bezeichnung Wärmestrahlung ist auch heute noch üblich und wurde etwa 100 Jahre später durch „Infrarot“ — im deutschen Sprachraum war einige Zeit auch der Begriff „Ultrarot“ geläufig — ersetzt.

Andere Forscher zweifelten seine Entdeckung zuerst an, weil noch nicht bekannt war, dass die Transparenz für IR stark von der Glassorte des Prismas abhängt. Auf der Suche nach einem besseren Material entdeckte 1830 der italienische Physiker Macedonio Melloni, dass Prismen aus kristallinem Steinsalz IR-Strahlung kaum dämpfen und dass sich Wärmestrahlung mit Linsen aus diesem Material bündeln lässt. Bereits ein Jahr vorher konnte Melloni die Messgenauigkeit erheblich steigern, indem er die relativ ungenauen Quecksilberthermometer durch die von ihm erfundene Thermosäule ersetzte. Beides – Linsen aus Steinsalz und Anordnungen von Thermosäulen – waren die wesentlichen Bauelemente der ersten Wärmekameras.

Die Temperaturverteilung auf Oberflächen (so genannte „Wärmebilder“) wurden 1840 von Herschel durch unterschiedliche Verdampfungsraten eines dünnen Ölfilms sichtbar gemacht. Später ermittelte man die Temperatur durch unmittelbaren Kontakt mit ausgedrücktem Thermopapier, das sich bei Berührung mit ausreichend warmen Oberflächen verfärbt. Alle diese Verfahren haben sehr an Bedeutung verloren, weil sie nur in einem eng begrenzten Temperaturbereich funktionieren, weder zeitliche Änderungen noch geringe Temperaturunterschiede anzeigen und bei gekrümmten Oberflächen schwierig zu handhaben sind. Im Vergleich zur heute allgemein verwendeten kontaktlosen Technik waren sie aber erheblich billiger.

Der Durchbruch in der Entwicklung der kontaktlosen Temperaturmessung gelang Samuel Pierpont Langley im Jahr 1880 mit der Erfindung des Bolometers. Einsatzbereiche waren unter anderem Aufspüren von Eisbergen und verborgener Personen. Die weitere Entwicklung vor allem auf dem Gebiet der Bildgebung erfolgte meist im Geheimen und Forschungsberichte durften wegen militärischer Geheimhaltungsvorschriften erst nach 1950 veröffentlicht werden. Seit etwa 1960 sind die Geräte auch für nichtmilitärische Zwecke erhältlich.

Die Technik der Bildgebung hat sich in der allgemeinen Verwendung inzwischen grundlegend geändert. Eine Wärmebildkamera wandelt heutzutage die für das menschliche Auge unsichtbare Wärmestrahlung (Infrarotlicht) eines Objektes oder Körpers auch aus größerer Entfernung mit Hilfe von Spezialsensoren in elektrische Signale um, die durch Computer leicht verarbeitet werden können. Dadurch ist der Temperaturmessbereich (Dynamikumfang) deutlich ausgeweitet worden, zudem lassen sich winzige Temperaturunterschiede feststellen. Heutzutage wird Thermografie meist als Synonym für die Infrarotthermografie verwendet.

Prinzip

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Spektrale Verteilung der Intensität der Schwarzkörperstrahlung. Die Temperatur der Sonne ist orange, die Umgebungstemperatur rot gekennzeichnet.

Jeder Körper mit einer Temperatur oberhalb des absoluten Nullpunktes sendet Wärmestrahlung aus. Im Idealfall (Emissionsgrad <math>\varepsilon =1</math>) entspricht das Spektrum der ausgesandten Strahlung dem eines Schwarzen Strahlers, bei realen Oberflächen weicht es ab. Bei polierten Metallflächen sinkt <math>\varepsilon</math> im IR-Bereich auf Werte unter 0,1. Bei üblichen Baumaterialien gilt <math>\varepsilon \approx 0{,}9</math>.

Mit steigender Temperatur verschiebt sich das ausgesandte Spektrum zu kürzeren Wellenlängen (Wiensches Verschiebungsgesetz).

Die Thermographie wird bevorzugt im infraroten Bereich eingesetzt, also bei Objekttemperaturen um 300 K, die im Bereich der gewöhnlichen Umgebungstemperaturen um 20 °C liegen. Damit die Messungen an weiter entfernt liegenden Objekten nur wenig durch die zwischen Objekt und Kamera liegenden Atmosphäre verfälscht wird, arbeiten die Kameras in der Regel in eingeschränkten Wellenlängenbereichen, in denen die Atmosphäre kaum Eigenstrahlung emittiert (und absorbiert). Ein solches „Fenster“ liegt beispielsweise im Bereich von etwa 8 bis 14 µm (siehe atmosphärische Gegenstrahlung / atmosphärisches Fenster).

Drei Wärmeleistungen tragen zum Ergebnis bei:

  • Den Hauptanteil PObjekt strahlt das Messobjekt selbst ab, dessen Oberfläche einen möglichst hohen Emissionsgrad besitzen soll.
  • Die Gegenstände der Umgebung, aber auch die Sonne strahlen Energie PUmgebung ab, der Anteil <math>(1 - \varepsilon)</math> wird am Messobjekt gestreut und addiert sich zum Ergebnis. Dieser störende Zusatz ist bei glatten Metalloberflächen besonders ausgeprägt.
  • Die dazwischenliegende Luft liefert ihrerseits PLuft.

Alle drei Anteile werden beim Durchlaufen der Luft geschwächt, für Entfernungen um zwei Meter kann man mit einem Transmissionsgrad von <math>\tau \approx 0{,}9</math> rechnen.

Die gesamte empfangene Leistung berechnet sich zu

<math>P_\text{Gesamt} = \varepsilon \tau P_\text{Objekt} + (1-\varepsilon)\tau P_\text{Umgebung} + (1-\tau)P_\text{Luft}</math>

Streustrahlung von Sonnenlicht und heißer, seitlicher Strahler sind bei sorgfältiger Messung am leichtesten zu vermeiden. Problematisch ist aber die Strahlungsleistung der Luftmasse zwischen Objekt und Sensor, wenn der Abstand zunimmt. Deshalb sind erdgebundene Infrarotteleskope nur für die Beobachtung der relativ nahen Sonne brauchbar. Weiter entfernte Objekte lassen sich nur erkennen, wenn die Dicke der Luftschicht (wie beim Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) stark verringert oder (wie bei Wide-Field Infrared Survey Explorer und Spitzer-Weltraumteleskop) ganz ausgeschaltet wird.

Mögliche Messfehler

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Manche Materialien wie Polyethylenfolien sind im IR-Bereich transparent, im sichtbaren Bereich aber undurchsichtig.
Datei:Human-Infrared.jpg
Bei anderen Materialien wie Glas ist es genau umgekehrt, wie das Brillenglas zeigt. Die Einheit der Temperaturskala ist Grad Fahrenheit.

Reale Flächen emittieren weniger Strahlung als ein Schwarzer Strahler. Das Verhältnis liegt immer zwischen Null und eins und heißt Emissionsgrad. Es ist vom Material, der Oberflächenbeschaffenheit, jedoch kaum von der Temperatur abhängig und für polierte Metallflächen besonders klein. Ein Beispiel illustriert die damit verbundene Problematik: Eine stark verrostete Eisenplatte einheitlicher Temperatur 30 °C = 303 K wird streifenweise poliert, das ergibt wegen der stark unterschiedlichen Emissionsgrade einen „Lattenzauneffekt“ starker und schwacher IR-Strahlung. Aus dem Stefan-Boltzmann-Gesetz

<math>P = \varepsilon(T) \cdot \sigma \cdot A \cdot T^4</math>

folgt für die abgestrahlte Leistung pro Flächeneinheit

<math>\frac{P_\text{poliert}}{P_\text{verrostet}} = \frac {0{,}05}{0{,}85} = 0{,}059</math>

Die Wärmebildkamera wertet nur Unterschiede der empfangenen Leistung aus, weshalb sich ein scheinbarer Temperaturunterschied von

<math>\frac{T_\text{poliert}}{T_\text{verrostet}} = \sqrt[4]{0{,}059} = 0{,}49</math>

errechnet. Wird die Wärmebildkamera so eingestellt, dass der verrosteten Oberfläche 303 K zugeordnet wird, sollte sie den polierten Streifen die absolute Temperatur 149 K zuordnen, das entspricht −124 °C. Tatsächlich wird wohl eine deutlich höhere Temperatur angezeigt werden, weil unerwünschte IR-Strahlung aus der Umgebung an der reflektierenden Oberfläche „eingeblendet“ wird.

An jeder Wärmebildkamera lässt sich der vermutete Emissionsfaktor vorwählen. Würde man diesen so einstellen, dass die Temperatur der polierten Flächen mit der Wirklichkeit übereinstimmt, würde dieses Messgerät von den verrosteten Stellen so viel mehr Strahlungsleistung registrieren, dass es eine Temperatur von 342 °C = 615 K errechnen würde. Strahlungsmessungen sind also mit Vorsicht zu betrachten. Muss die Temperatur blanker Metalloberflächen bestimmt werden, empfehlen Messgerätehersteller, eine ausreichend große Fläche dunkel zu lackieren oder mit dunklem Klebeband abzudecken.

Der Einfluss der Temperatur auf den Emissionsgrad kann bei Messungen im Temperaturbereich von 0 °C bis 100 °C in den meisten Fällen vernachlässigt werden. Viele Stoffe besitzen im mittleren Infrarot einen von der Wellenlänge nahezu unabhängigen Emissionsgrad nahe eins. Beispiele sind Glas, mineralische Stoffe, Farben und Lacke beliebiger Farbe, Eloxalschichten beliebiger Farbe, Plastwerkstoffe außer Polyethylen (siehe nebenstehende Bilder), Holz und andere Baustoffe, Wasser und Eis.

Die Temperatur von Oberflächen mit geringem Emissionsgrad lässt sich mit Thermografie nicht verlässlich bestimmen.

Verfahrensvarianten

Passive Thermografie

Bei der passiven Thermografie wird die Temperaturverteilung der Bauteiloberfläche bedingt durch die Umgebung oder den Prozess erfasst. Dies wird beispielsweise in der Bautechnik zum Auffinden von Wärmebrücken oder der Überwachung technischer Geräte im Betrieb genutzt. Eine weitere Anwendung ist z. B. die zerstörungsfreie Prozessüberwachung beim Spritzgießen, bei der die eingetragene Prozesswärme zur zerstörungsfreien Prüfung genutzt wird.<ref>Schwalme G.: A process for the production of plastic moldings, Patent, Nr. DE 102010042759 B4, 21. Oktober 2010.</ref> <ref>Roth W., Schwalme G., Bastian M.: Thermischer Fingerabdruck – Prozesskontrolle und -regelung auf Basis der Inline-Thermografie, Plastverarbeiter, 04, 2012, S. 36.</ref> Bedingt durch die unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeiten oberflächennaher und -ferner Bereiche ergeben sich Wärmeströme innerhalb des Bauteils. Innenliegende Strukturen wie unbeabsichtigte Fehlstellen können dabei wie eine thermische Barriere wirken, sodass sich dies durch eine veränderte Temperaturverteilung an der Oberfläche äußert.

Aktive Thermografie

Entsprechend der DIN 54190-1 wird das zu prüfende Bauteil bei Anwendung der aktiven Thermografie thermisch angeregt, wodurch ein zusätzlicher Wärmefluss im Objekt erzeugt wird (vgl. Abbildung 1). Grundsätzlich wird zwischen einer kontinuierlichen Anregung z. B. bei der LockIn-Thermografie und einer kurzzeitigen Anregung bei der Impuls-Thermografie unterschieden. Bei der Impuls-Thermografie wird das Prüfobjekt kurzzeitig z. B. mittels leistungsstarker Blitzlampen, Lasern oder Heizstrahlern angeregt.<ref>Schober G., Hochrein T., Heidemeyer P., Bastian M.et al.: Sichererer Genuss – Detektion nichtmetallischer Fremdstoffe in Lebensmitteln, LVT Lebensmittel Industrie, 1/2, 2014, S. 20.</ref> Inhomogenitäten beeinflussen den Wärmefluss in das Bauteilinnere und führen dadurch zu lokalen Temperaturunterschieden an der Oberfläche. Nachteilig ist die deutlich höhere thermische Oberflächenbelastung im Gegensatz zu anderen Thermografie-Verfahren. Erfahrungsgemäß gilt bei Kunststoffen, dass lediglich Fehler erkannt werden können, deren Tiefenlage im Bauteil maximal ihrer projizierten Ausdehnung entspricht.<ref>Neuhäusler S., Zenzinger G., Krell T., Carl V.: Optimierung der Impuls-Thermografie-Prüftechnik durch Laserscans und Blitzsequenzen, DGZfP-Berichtsband 86, Thermografie-Kolloquium, Stuttgart, 25. September 2003.</ref> Bei der aktiven Lock-in-Thermografie erfolgt die Anregung intensitätsmoduliert und periodisch. Analog zur Impuls-Thermografie kann die Anregung optisch mithilfe von Lampen, mechanisch mithilfe von Ultraschallwellen oder induktiv mithilfe von Wirbelströmen erfolgen.<ref>Hochrein T., Schober G., Kraus E., Heidemeyer P., Bastian M.: Ich sehe was, was du nicht siehst, Kunststoffe, 10, 2013, S. 70.</ref> Bei der Ultraschallanregung wird die Energie akustisch in das Bauteil eingekoppelt, die vorzugsweise im Defektbereich gedämpft oder an losen Kontaktstellen durch Reibung in Wärme umgewandelt wird und folglich zu einer lokalen detektierbaren Erwärmung führt. Elektrisch leitfähige Materialien wie Kohlefaserverbundwerkstoffe lassen sich mit induzierten Wirbelströmen anregen. Hier verursachen z. B. Brüche in den leitfähigen Fasern eine veränderte detektierbare Wärmeerzeugung. Die Lock-in-Thermografie ist frequenzselektiv, d. h. sie spricht nur auf Temperaturänderungen bei der spezifischen Anregungsfrequenz an. Das durch eine pixelweise diskrete Fourieranalyse erhaltene Phasenbild zeigt im Gegensatz zum Amplitudenbild unabhängig von der Ausleuchtungsqualität die thermischen Strukturen unterhalb der Oberfläche (vgl. Abbildung 2). Die Eindringtiefe hängt primär von der Modulationsfrequenz und der Temperaturleitfähigkeit ab. Je geringer die Anregungsfrequenz ist, desto höher sind die Eindringtiefe und auch die erforderliche Messzeit.

Die aktive Thermografie eignet sich besonders zur berührungslosen Untersuchung von homogenen großflächigen und dünnwandigen Bauteilen einfacher Geometrie. Es kann sowohl in Transmissions- als auch Reflexionsanordnung gearbeitet werden, sodass ein einseitiger Probenzugang ausreichend ist. Bei Kunststoffen ist die Anwendung meist auf geringe Wandstärken im Millimeterbereich beschränkt. Thermografie kann v. a. oberflächennahe dreidimensionale Fehler darstellen, aber auch flächige Fehler wie Delaminationen oder das Fehlen von Faserlagen bis hin zu einzelnen Rovings in Faserverbundbauteilen wie Rotorblättern erfassen.

Technische Details

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Eine Wärmebildkamera an einem Polizeihubschrauber
Hauptartikel: Wärmebildkamera

Aufgebaut ist eine Wärmebildkamera im Prinzip wie eine normale elektronische Kamera für sichtbares Licht, die Sensoren unterscheiden sich aber in Aufbau und Funktionsweise je nach zu detektierender Wellenlänge. Es ist nicht möglich, mit herkömmlichen Filmen sehr langwellige Strahlung aufzunehmen, weil die fotoempfindliche Emulsion auch in verpacktem Zustand durch die thermische Eigenstrahlung „belichtet“ würde.

Durch ein Objektiv mit Linse(n) wird ein Bild auf einen elektronischen Bildsensor projiziert. Kameras für den Wellenlängenbereich von 8 bis 14 µm verwenden eine Optik aus feuchteempfindlichen Salzen wie Natriumchlorid (Kochsalz), Silbersalze oder aus einkristallinen Halbleitermaterialien wie Germanium oder Zinkselenid.

Für die elektronischen Bildsensoren werden geeignete Halbleitermaterialien verwendet; zum Beispiel verwendet man für Wellenlängen von 1 bis 2 µm (SWIR) Indium-Gallium-Arsenid-Sensoren (InGaAs) oder Bleisulfid-Sensoren.

Thermografiekameras können gekühlte oder ungekühlten Infrarotbilddetektoren besitzen. Nach dem photoelektrischen Effekt arbeitende Detektoren werden oft auf Temperaturen im Bereich um 70K gekühlt, damit die Eigenstrahlung der Kamera und des Detektors die Messung nicht beeinflusst. Hierdurch lässt sich die thermische Empfindlichkeit (Temperaturauflösung) des Thermografiesystems gegenüber den ungekühlten Systemen entscheidend erhöhen.

Ungekühlte Infrarot-Sensoren werden durch thermoelektrische Kühler, die Peltierelemente, auf konstanter Temperatur gehalten, um Signaldrift der Empfänger-Elemente zu verringern. Solche Systeme kommen ohne kostspielige, evtl. unhandliche Kühlvorrichtungen aus. Damit sind diese Thermografiesysteme deutlich kleiner und kostengünstiger als gekühlte Systeme. Sie liefern aber ein vergleichsweise schlechteres Ergebnis. Ungekühlte Detektoren verwenden pyroelektrische oder Mikrobolometer-Arrays.

Theoretische Funktionsweise

Hauptartikel: Mikrobolometer
Hauptartikel: Pyroelektrischer Sensor

Die Detektorzelle eines Mikrobolometerarrays besteht aus einer nur wenige Mikrometer dicken, strahlungsempfindlichen Scheibe, welche durch zwei gebogene Kontakte über dem eigentlichen Detektor gehalten wird (so genannte Mikrobridges). Die Scheiben bestehen aus einem Material mit einem stark temperaturabhängigen Widerstand (zum Beispiel Vanadiumoxid). Die einfallende Infrarotstrahlung wird absorbiert und führt zu einer Temperaturerhöhung des Scheibchens, was wiederum den Widerstand ändert. Der gemessene Spannungsabfall wird als Messsignal ausgegeben.

Pyroelektrische Sensoren liefern dagegen nur bei Temperaturänderung eine Spannung mit sehr hoher Quellimpedanz.

Sowohl Mikrobolometerarrays als auch pyrometrische Sensoren benötigen einen mechanischen Chopper oder zumindest eine periodische Abschattung des Bildsensors. Der Grund ist bei pyrometrischen Sensoren, dass diese nur auf Temperaturänderungen reagieren können. Bei Bolometerarrays dient der Chopper oder shutter dazu, ein Dunkelbild zu gewinnen, welches als sensorspezifische Referenz (jedes Pixel besitzt einen individuell unterschiedlichen Widerstand!) vom aufgenommenen Bild Pixel für Pixel abgezogen wird.

Normen für die Thermografische Prüfung

Deutsches Institut für Normung (DIN)
  • DIN 54162, Zerstörungsfreie Prüfung - Qualifizierung und Zertifizierung von Personal für die thermografische Prüfung - Allgemeine und spezielle Grundlagen für Stufe 1, 2 und 3
  • DIN 54190-1, Zerstörungsfreie Prüfung - Thermografische Prüfung - Teil 1: Allgemeine Grundlagen
  • DIN 54190-2, Zerstörungsfreie Prüfung - Thermografische Prüfung - Teil 2: Geräte
  • DIN 54190-3, Zerstörungsfreie Prüfung - Thermografische Prüfung - Teil 3: Begriffe
  • DIN 54191, Zerstörungsfreie Prüfung - Thermografische Prüfung elektrischer Anlagen
  • E DIN 54192, Zerstörungsfreie Prüfung - Aktive Thermografie
  • DIN EN 13187, Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden - Nachweis von Wärmebrücken in Gebäudehüllen - Infrarot-Verfahren
  • DIN EN ISO 9712, Personal der zerstörungsfreien Prüfung nach DIN EN ISO 9712:2012 - Verfahren Thermografie (TT)
International Organization for Standardization (ISO)
  • ISO 6781, Thermal insulation - Qualitative detection of thermal irregularities in building envelopes - Infrared method
  • ISO 18434-1, Condition monitoring and diagnostics of machines - Thermography - Part 1: General procedures
  • ISO 18436-7, Condition monitoring and diagnostics of machines - Requirements for qualification and assessment of personnel - Part 7: Thermography

Siehe auch

Literatur

  • Schuster, Norbert und Kolobrodov, G. Valentin: Infrarotthermographie, Wiley-VCH, Weinheim 2004, 354 S.
  • Budzier, Helmut und Gerlach, Gerald: Thermische Infrarot Sensoren, Wiley-VCH, Weinheim 2010, 328 S.
  • Fouad, Nabil A. und Torsten Richter, Leitfaden Thermografie im Bauwesen, Fraunhofer IRB, Stuttgart 2005; 2012, 127 S.
  • Zimmermann, Thomas und Zimmermann, Martina: Lehrbuch der Infrarotthermografie, Fraunhofer IRB, Stuttgart 2012, 170 S.
  • Schwalme G.: A process for the production of plastic moldings, Patent, Nr. DE 102010042759 B4, 21. Oktober 2010.
  • Roth W., Schwalme G., Bastian M.: Thermischer Fingerabdruck – Prozesskontrolle und -regelung auf Basis der Inline-Thermografie, Plastverarbeiter, 04, 2012, S. 36.
  • Schober G., Hochrein T., Heidemeyer P., Bastian M.et al.: Sichererer Genuss – Detektion nichtmetallischer Fremdstoffe in Lebensmitteln, LVT Lebensmittel Industrie, 1/2, 2014, S. 20.
  • Neuhäusler S., Zenzinger G., Krell T., Carl V.: Optimierung der Impuls-Thermografie-Prüftechnik durch Laserscans und Blitzsequenzen, DGZfP-Berichtsband 86, Thermografie-Kolloquium, Stuttgart, 25. September 2003.
  • Hochrein T., Schober G., Kraus E., Heidemeyer P., Bastian M.: Ich sehe was, was du nicht siehst, Kunststoffe, 10, 2013, S. 70.

Weiterführende Informationen

Allgemein

  • Hochrein T. et al.: ZfP: Ich sehe was, was du nicht siehst, Kunststoffe, 11/2013, S. 70-74.
  • Busse G.: Thermal wave generator for imaging thermal structures, Patent, Nr. DE 3217906 A1, 17. November 1983.
  • Busse G., Wu D., Karpen W.: Thermal wave imaging with phase sensitive modulated thermography, Journal of Applied Physics 71/1992, S. 3962.
  • Köhler B.: Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung und Materialcharakterisierung für Kunststoffe, SKZ-Seminar „Qualitätssicherung bei der Verarbeitung von Faserver-bundwerkstoffen“, Halle, 2010.
  • Wu D.: Lockin-Thermografie für die zerstörungsfreie Werkstoffprüfung und Werkstoffcharakterisierung, Dissertation an der Universität Stuttgart, 1996.
  • Aderhold J.; Dobman G., Goldammer M., Hierl T.: Leitfaden zur Wärmefluss-Thermographie - Zerstörungsfreie Prüfung mit Bildverarbeitung, Fraunhofer-Allianz Vision Erlangen, 2005.

Ultraschall-Anregung

  • Dillenz A., Zweschper T., Busse G.: Elastic wave burst thermography for NDE of subsurface features, Insight 42/2000, S. 815.
  • Rantala J. et al: Amplitude modulated lockin vibrothermography for NDE of polymers and composites, Research in Nondestructive Evaluation 7/1996, S. 215.

Induktive Anregung

  • Vrana J.: Grundlagen und Anwendungen der aktiven Thermographie mit elektromagnetischer Anregung, Dissertation an der Universität des Saarlandes, 2008.
  • Riegert G.: Induktions-Lockin-Thermografie - ein neues Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung, Dissertation, Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie an der Universität Stuttgart, 2007.

Puls-Phasen-Thermografie

  • Krell T., Wolfrum J., Deus B.: Puls-Phasen-Thermografie an definiert geschädigten und reparierten Faserverbundbauteilen. DGZfP Thermografie-Kolloquium,

Stuttgart, 27. - 28. September 2007.

Weblinks

Commons Commons: Thermografie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />