Viechtach


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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Viechtach
49.07916666666712.884722222222450Koordinaten: 49° 5′ N, 12° 53′ O{{#coordinates:49,079166666667|12,884722222222|primary
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Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Regen
Höhe: 450 m ü. NHN
Fläche: 62,48 km²
Einwohner: 8013 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-BY">Bayerisches Landesamt für Statistik – Tabelle 12411-001: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Bevölkerung: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) vom Oktober 2015 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).</ref>
Bevölkerungsdichte: 128 Einwohner je km²
Postleitzahl: 94234
Vorwahl: 09942
Kfz-Kennzeichen: REG
Gemeindeschlüssel: 09 2 76 144
Stadtgliederung: 94 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Mönchshofstraße 31
94234 Viechtach
Webpräsenz: www.viechtach.de
Bürgermeister: Franz Wittmann (CSU)
Lage der Stadt Viechtach im Landkreis Regen

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Datei:Viechtach stadt08.jpg
Blick über die Stadt
Datei:Pfarrkirche Viechtach.JPG
Stadtpfarrkirche St. Augustinus
Datei:Kneippbecken.jpg
Kneippbecken am Distelberg
Datei:Viechtachanfang 137.jpg
Stadtplatz Viechtach
Datei:Viechtachendeende 132.jpg
Nostalgiemuseum in Viechtach

Viechtach (bayerisch: Faida) ist eine Stadt im niederbayerischen Landkreis Regen und staatlich anerkannter Luftkurort.

Geographie

Geographische Lage

Viechtach liegt in der Region Donau-Wald im Naturpark des Bayerischen Waldes an einer Talschleife des Schwarzen Regen in einem weitläufigen Talbecken am Fuß des Pfahl-Höhenzuges und zeichnet sich durch ein vergleichsweise mildes Klima im Waldland aus. Die Stadt befindet sich an der B 85 etwa 28 km südöstlich von Cham, 13 km südlich von Bad Kötzting, 24 km nordwestlich der Kreisstadt Regen, 32 km nördlich von Deggendorf (A 92), 30 km von Bogen (A 3) sowie ca. 50 km von Straubing entfernt.

Gemeindegliederung

Viechtach hat 94 Ortsteile<ref>http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/orte/ortssuche_action.html?anzeige=voll&modus=automat&tempus=+20111211/211605&attr=OBJ&val=790</ref>:

Es gibt die Gemarkungen Blossersberg, Neunußberg, Schlatzendorf, Schönau, Pirka, Viechtach und Wiesing.

Geschichte

Vidaha wird 1104 erstmals erwähnt, als der Graf von Bogen Friedrich III. dem Kloster Oberalteich hier Ackerland übertrug. 1242 kam der Besitz an die Wittelsbacher, die hier ein herzogliches Pfleggericht für das Vichtreich einrichteten. Wohl Ende des 13. Jahrhunderts erhielt Viechtach das Marktrecht verliehen.

Als Pfleger regierten meist die Degenberger und die Nußberger über Viechtach. Konrad Nußberger von Nußberg stiftete 1350 ein Seelhaus und Spital in Viechtach, und im Bestätigungsbrief von Herzog Albrecht 1360 wird Viechtach bereits ein Markt genannt.

Viechtach war bis 1800 Pflegamt und gehörte zum Rentamt Straubing des Kurfürstentums Bayern. Es besaß ein Marktgericht mit weitgehenden magistratischen Eigenrechten. Darüber hinaus befand sich hier eine offene Hofmark in bürgerlicher Hand.

Im 17. Jahrhundert entstand durch die wirtschaftliche Lage dieses Ortes das „Modell Viechtach“ zur Finanzierung der Einnahmen des Marktes. Herzog Maximilian I. von Bayern konnte das Weißbierbrauen in Viechtach nicht verhindern, da dies „Altes Herkommen war“. Da er aber nach einer Monopolisierung des Weißbierbrauwesens strebte, gestattete er den Bürgern das Weißbiersieden gegen Ablieferung der halben Erträge an die herzogliche Kasse. Auch für andere Orte wurde später dieses Modell der Finanzierung übernommen, z.B. nach einem Stadtbrand.

Viechtach wurde vom Böcklerkrieg, vom Löwlerkrieg, wo es auf der Seite des Herzogs stand, vom Dreißigjährigen Krieg, vom Spanischen Erbfolgekrieg und vom Österreichischen Erbfolgekrieg heimgesucht. 1474, 1658, 1698 und 1729 wüteten Brände, deren letzterer die Pfarrkirche zerstörte. 1757 bis 1765 entstand die heute noch vorhandene Rokokokirche.

Trotz dieser Rückschläge etablierte sich in Viechtach die Weberei, und ab dem 18. Jahrhundert entstanden erfolgreiche Familienunternehmen. Im 19. Jahrhundert blühte der Leinwandhandel der Firma Schmaus & Co., deren Leinen von allen bayerischen Garnisonen bezogen wurde. 1856 wurde die Lederfabrik Gebrüder Kilger in Viechtach gegründet. Außerdem bildeten Garn-, Schmalz- und Viehhandel die wirtschaftliche Grundlage des Marktes.

Eine besondere Eigentümlichkeit war das seit dem 1. Mai 1828 alljährlich gefeierte Sittenfest, wobei ein Jüngling und eine Jungfrau, die sich durch besondere Vorbildlichkeit ausgezeichnet hatten, mit einem Preis belohnt wurden. Die Stiftung, welche diese Veranstaltung trug, wurde vom Stadtrat nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der Geldentwertung aufgelöst.

1891 wurde die Bahnlinie Gotteszell–Viechtach eröffnet, die 1928 bis Blaibach verlängert wurde. Unter der Leitung des Bürgermeisters und Apothekers Karl Gareis führte man 1935 erstmals das von Gareis verfasste Doktor-Eisenbarth-Festspiel auf. Diese Festspiele zu Ehren des Doktors Eisenbarth waren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sehr erfolgreich. Einer Zerstörung durch die US-amerikanische Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs entging der Markt durch kampflose Übergabe.

1953 wurde der Markt zur Stadt erhoben. 1958 wiederholte man das Doktor-Eisenbarth-Festspiel, doch im selben Jahr wurde anhand von Urkunden im bischöflichen Archiv zu Regensburg nachgewiesen, dass Doktor Eisenbarth aus Oberviechtach und nicht aus Viechtach stammte. Dennoch wurde im Rahmen der 900-Jahr-Feier Viechtachs im Jahr 2004 ein erneuertes Doktor-Eisenbarth-Spiel aufgeführt. Für den Sommer 2014 sind weitere Aufführungen dieses Theaters geplant.<ref>Doc Eisenbarth is back in town – Homepage der Theateraufführung, abgerufen am 19. Februar 2014</ref>

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1971 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Blossersberg und Schlatzendorf eingegliedert.<ref> Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 584.</ref> Am 1. Mai 1978 kam ein Teil der aufgelösten Gemeinde Wettzell hinzu.<ref> Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 622.</ref>

Einwohnerentwicklung

Jahr 1840 1871 1900 1925 1939 1959 1961 1970 1987 2002 2005 2008 2011
Einwohner 3897 4052 4787 5654 5952 7750 6988 7321 8015 8627 8547 8354 8250

Politik

Datei:Rathaus Viechtach.JPG
Das Rathaus von Viechtach

Stadtrat

Seit den Kommunalwahlen 2014 setzt sich der Viechtacher Stadtrat wie folgt zusammen (Stimmenanteil in Klammern):

  • CSU: 6 Sitze (31,78 %)
  • Unabhängige Viechtach-Schlatzendorf: 4 Sitze (21,96 %)
  • SPD: 4 Sitze (18,22 %)
  • FW: 3 Sitze (14,57 %)
  • Zukunft Viechtach: 3 Sitze (13,47 %)

Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist Franz Wittmann (CSU).

Steuereinnahmen

Im Jahr 2011 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 6527 T€, davon waren 2799 T€ Gewerbesteuereinnahmen (netto).

Wappen

Blasonierung: In Gold eine grüne Fichte mit braunem stark bewurzeltem Stamm.

Das Wappen wurde 1437 per Wappenbrief durch Herzog Ernst von Bayern-München dem Markt gewährt. Wegen Fehlens einer Wappendarstellung im Brief geht der erste Abbildungsnachweis auf das seit 1514 im Abdruck bekannte älteste Siegel mit dem Fichtenwappen im Halbrundschild zurück. Alle Siegel des 16., 17. und 18. Jahrhunderts zeigen die Fichte mit ausgeprägtem Wurzelwerk. 1721 erhielt die Fichte einen grünen Rasen. Im 19. Jahrhundert wurde, wohl zur Unterscheidung vom Wappen Oberviechtachs („In Silber auf begrastem Schildfuß eine grüne Fichte.“), ein von Silber und Blau gerautetes Schildhaupt (bayrische Wecken) zeitweise beigefügt, später goldene Zapfen. Im 20. Jahrhundert hatte die Fichte Kontakt mit dem Schildfußrand („In Gold aus dem Schildfuß wachsend eine stark bewurzelte grüne Fichte mit sechs goldenen Zapfen.“<ref>Altes Wappen mit Zapfen</ref>). Seit April 2000 hat das Stadtwappen nach einem im Auftrag der Stadt Viechtach durch den Künstler Reinhard Schmid erstellten Entwurf wieder die ursprüngliche Form ohne Rasen und Zapfen.

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert sind der Große und der Kleine Pfahl (eine Quarzstein-Formation), die Antoniuskapelle am Kleinen Pfahl, die „Gewölbe der Geheimnisse“ im historischen Bürgerspital und die „Gläserne Scheune“ in Rauhbühl. Eine Reise in die Erdgeschichte erwartet die Besucher im Kristallmuseum. Ebenfalls interessant ist das „Nostalgie-Haus“ direkt am Marktplatz, in dem mehrere tausend Ausstellungsstücke aus mehreren Jahrhunderten ausgestellt werden. Zugehörig ist eine große Gartenanlage. Für Wanderer empfehlenswert ist die Aussicht auf Viechtach vom Kronberg aus, dem Hausberg der Stadt. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick auf das Regental.

Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Viechtach

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Es gab 2011 nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 26, im produzierenden Gewerbe 2513 und im Bereich Handel und Verkehr 666 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 1655 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 2926. Im verarbeitenden Gewerbe gab es sieben Betriebe, im Bauhauptgewerbe 13 Betriebe. Im Jahr 2010 bestanden zudem 110 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt 1785 ha, davon waren 1327 ha Dauergrünfläche.

Die größten Arbeitgeber in Viechtach sind die Firmen Linhardt und Rehau.

Verkehr

Viechtach liegt an der B 85 sowie an der privaten Bahnstrecke Gotteszell–Blaibach der Regentalbahn. Die Strecke wird seit 1991 nicht mehr im Personenverkehr bedient. Der Streckenabschnitt Blaibach-Viechtach ist mittlerweile demontiert, die Reststrecke nach Gotteszell wird von der Regentalbahn als Zufahrsstrecke zu ihrem Bahnbetriebswerk benutzt sowie für Ausflugsfahrten. Die Muttergesellschaft Netinera Deutschland GmbH der Regentalbahn hat ihren Sitz in Viechtach.

Bildung

Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 2012 bzw. Schuljahr 2011/12):

  • Zwei Kindergärten mit insgesamt 174 Kindergartenplätzen; dort werden 189 Kinder betreut.
  • zwei Volksschulen mit 41 Lehrern und 530 Schülern
  • eine Realschule mit 47 Lehrern und 377 Schülern
  • ein Gymnasium (Dominicus-von-Linprun Gymnasium) mit 39 Lehrern und 614 Schülern
  • ein Sonderpädagogisches Förderzentrum mit 17 Lehrern und 115 Schülern

Behörden

Viechtach ist der Sitz der Zentrale Bußgeldstelle im Bayerischen Polizeiverwaltungsamt.

Auszeichnungen

Der Ortsteil Schönau hat 2007 im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ die Goldmedaille errungen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Personen die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Ernst Fuchs-Schönbach (1894–1975), Komponist, war in Viechtach als Kirchenmusiker tätig
  • Georg Hofmann (1895–1966), katholischer Geistlicher und Heimatforscher, Ehrenbürger der Stadt seit 1953
  • Helmut Feuchtinger (1929–2001), Kommunalpolitiker (CSU), Ehrenbürger der Stadt seit 1994

Einzelnachweise

<references />

Literatur

  • Heinrich Letzing: Die Geschichte des Bierbrauwesens der Wittelsbacher: die Gründung des Hofbräuhauses München und die Entstehung des herzoglichen Weißbiermonopoles in der Auseinandersetzung mit den Landständen bis zum Landtag von 1612 sowie die Grundlagen des Bierzwanges; Studien zum Staatshaushalt, zur Verwaltungspraxis, zur Wirtschafts-, Sozial- und Agrargeschichte des alten Bayern, Augsburg, 1995
  • Elisabeth Spitzenberger: Viechtacher Bürger und ihre Häuser, Band 1, Passau 1995; Band 2, Passau 1998

Weblinks

Commons Commons: Viechtach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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