Vinzenzmurr
vinzenzmurr Vertriebs GmbH | |
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Vinzenzmurr logo.svg | |
Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Sitz | München, Deutschland |
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Website | www.vinzenzmurr.de |
Die Vinzenzmurr Vertriebs GmbH betreibt in Süddeutschland Metzgereien und einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren.
Inhaltsverzeichnis
Unternehmensgeschichte
Im Jahre 1902 eröffnete Vinzenz Murr zusammen mit seiner Frau Rosa Murr eine Fleischerei in einem ehemaligen Charcutiergeschäft. Kurz danach wurden weitere Filialen eröffnet. Angeboten wurde u. a. „Saures Lüngerl“ in der Dose und Altmünchner Leberkäse. Nach der Hochzeit der Tochter Rosa Murr mit Karl Deuringer expandierte das Fleischereiunternehmen weiter.
Der Firmengründer Vinzenz Murr verstarb 1949; ein Jahrzehnt darauf übernahm seine Enkelin Evi Deuringer Mitverantwortung im wachsenden Unternehmen und nach dem Tod ihrer Großmutter Rosa Deuringer die Verantwortung für den Verkauf und die Verwaltung. 1967 erfolgte der Erwerb eines Grundstücks im durch die Standortkonzentration der Firma Siemens AG entstandenen Industrie- und Gewerbegebietes Hofmannstraße in München-Obersendling, Sitz der heutigen Fleischereifabrik. Von dort aus erfolgte die Aufnahme des überregionalen Großhandelvertriebes.
Kontinuierlich wurden weitere Filialen eröffnet. 1996 erhielt der Betrieb den Erasmus-Grasser-Preis für besonderes Engagement und Verdienste um die Lehrlingsausbildung. Nach dem Tod Karl Deuringers übernahmen Markus und Alexander Brandl Verantwortlichkeit im Unternehmen. 2010 wurde das Unternehmen mit dem Bundesehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für Qualität und Leistung ausgezeichnet.<ref>110 Jahre Jubiläum. Qualität hat Tradition. vinzenzmurr Vertriebs GmbH, abgerufen am 28. November 2012. </ref>
Tradition und heutige Produktion
Die Produktion der Fleisch- und Wurstwaren erfolgte lange Zeit handwerklich; von der Zerlegung über die Portionierung, der Verarbeitung bis zur Verpackung. Inzwischen erfolgt die Produktion in einer Fleischfabrik in der Hofmannstraße 9, 81379 München. Die Wurst wird teilweise noch nach originalen Rezepturen des Unternehmensgründers Vinzenz Murr mit maschinellen Produktionsmethoden hergestellt.
Das Unternehmen ist Gründungsmitglied in den Schutzgemeinschaften „Münchner Weißwurst“ und „Bayrischer Leberkäs“,<ref>Metzger fordern Reinheitsgebot für Leberkäs. ehem. auf: merkur-online.de 1. Oktober 2008.</ref> die sich jeweils für eine herkunftsbezogenen Schutz des Begriffs, bzw. des Produkts einsetzen. Der Antrag auf Schutz der Bezeichnung „Münchner Weißwurst“ beim Deutschen Patent- und Markenamt wurde in letzter Instanz vom Deutschen Patentgericht abgelehnt.<ref>"Münchner Weißwurst" aus aller Welt. auf: sueddeutsche.de, 17. Februar 2009.</ref>
Zahlen und Fakten
Die sogenannte Fleischnummer (auch EWG-Kontrollnummer) des Betriebs lautet D-EV 891.
Auf dem Münchner Oktoberfest betreibt das Unternehmen unter dem Namen „Metzger Stubn“ ein kleines Bierzelt mit Imbissstand.<ref>vinzenzmurr Metzger Stubn auf kleine-wiesnzelte.de</ref>
Heute ist der Betrieb mit über 200 Metzgereien und Filialen in ganz Süddeutschland vertreten und wird von Evi, Markus und Alexander Brandl geführt.
Hygienemängel
Am 30. März 2011 kontrollierte das Münchener Kreisverwaltungsreferat (das in der Stadt München die Lebensmittelüberwachung ausübt) mehrere Filialen von Vinzenzmurr in München und stellte gravierende Hygienemängel fest. Wie erst später der Öffentlichkeit bekannt wurde, fanden die Kontrolleure vor allem gekühlte und tiefgekühlte Vorräte von Fleisch, das nicht mehr zum Verzehr geeignet war, weil es Verfärbungen und Geruchs- und Geschmacksabweichungen aufwies. Darüber hinaus wurden in mehreren Fällen schmutzige Räume und Einrichtungen beanstandet.<ref name="sz-2012-10-18" /><ref name="beschluss" /> Nach Auskunft der Behörde gelangten jedoch keine zum Verzehr ungeeigneten Lebensmittel in den Verkehr und bestand keine Gesundheitsgefahr durch Lebensmittel.<ref name="sz-2012-09-10" />
Im Anhörungsverfahren bestritten die Betroffenen die Vorwürfe weitgehend. Über ein Jahr nach den Kontrollen verhängte das Kreisverwaltungsreferat mit Datum zum 3. August 2012 29 Bußgelder in Höhen zwischen 100 und 4800 Euro gegen Filial- und Betriebsleiter der Firma Vizenzmurr und erteilte im September 2012 der Süddeutschen Zeitung Auskunft darüber unter Nennung des Firmennamens, jedoch ohne die konkreten Befunde und Beanstandungen aufzuführen, woraufhin das Blatt entsprechend berichtete.<ref name="sz-2012-09-10" /> Vinzenzmurr beantragte sofort beim Verwaltungsgericht München, der Behörde weitere Auskünfte gegenüber der Presse zu untersagen, doch die Stadt widersprach dem Antrag und obsiegte im Eilverfahren. Nachdem die Süddeutsche Zeitung am 21. September über die gerichtliche Niederlage des Unternehmens berichtete, akzeptierte Vinzenzmurr die Bußgelder und wandte sich mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit, in der die Geschäftsführung ihr Bedauern über die entdeckten Mängel und Verstöße ausdrückte und versicherte, bereits Gegenmaßnahmen getroffen zu haben.<ref name="sz-2012-09-21" />
Die genauen Beanstandungen blieben zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit unbekannt, da weiterhin weder das Kreisverwaltungsreferat noch die Firma Vinzenzmurr sich hierzu äußerten. Doch der Beschluss des Verwaltungsgerichts München wurde nach einiger Zeit in der „Datenbank Bayern-Recht“, einer Website der Bayerischen Staatsregierung, veröffentlicht – zwar in anonymisierter Form, jedoch ohne weiteres dem Fall zuzuordnen, insbesondere für die Süddeutsche Zeitung, die das Aktenzeichen kannte. Die Begründung des Beschlusses, die nun an die Öffentlichkeit gelangte, nannte in beispielhafter Form zahlreiche Befunde der Kontrolleure, wie etwa:
- Fleisch- und Wurstabschnitte (1.500 g), die vergraut, angetrocknet und klebrig glänzend aussahen sowie sauer und ranzig rochen
- Der Fußboden war unter der Fleisch- und Wursttheke z. T. millimeterhoch mit dunklen Belägen, Unrat, Lebensmittelresten, Spinnweben und Rattenkot verunreinigt.
Hierüber berichtete die Süddeutsche Zeitung am 18. Oktober 2012.<ref name="sz-2012-10-18" /><ref name="beschluss" />
Auszeichnungen
- 1996 Erasmus-Grasser-Preis der Landeshauptstadt München für besonderes Engagement und Verdienste um die Lehrlingsausbildung
- 2000 Ausbildungsass des Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V.
- 2002, 2010 Bundesehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- 2009/2010 Klubbetrieb Ökoprofit
- Prämierung 66 x Gold, 38 x Silber, 19 x Bronze Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) (Stand 2012)
- Preis der Besten in Gold der DLG
Weblinks
Einzelnachweise
<references> <ref name="sz-2012-09-10">Bernd Kastner: Bußgeldbescheide gegen Großmetzgerei. Hygienemängel bei Vinzenzmurr. In: Süddeutsche Zeitung. 10. September 2012, abgerufen am 28. Juni 2014. </ref> <ref name="sz-2012-09-21">Bernd Kastner: Überraschende Kehrtwende. Vinzenzmurr räumt Hygienemängel ein. In: Süddeutsche Zeitung. 21. September 2012, abgerufen am 28. Juni 2014. </ref> <ref name="sz-2012-10-18">Bernd Kastner: Hygienemängel bei Vinzenzmurr. Alt, faulig und deutlich ranzig. In: Süddeutsche Zeitung. 18. Oktober 2012, abgerufen am 23. Oktober 2013. </ref> <ref name="beschluss"> VG München, Beschluss vom 13. September 2012, Az. M 22 E 12.4275 – Beschlusstext online </ref> </references>
Koordinaten: 48° 6′ 3″ N, 11° 31′ 47″ O{{#coordinates:48,10082|11,529722|primary
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