Virginische Zaubernuss


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Virginische Zaubernuss
Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana)

Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)
Gattung: Zaubernuss (Hamamelis)
Art: Virginische Zaubernuss
Wissenschaftlicher Name
Hamamelis virginiana
L.

Die Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana), auch Herbstblühende Zaubernuss oder Virginischer Zauberstrauch (englischer Trivialname: Witch Hazel) genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Sie ist als Bestandteil der Strauch- und Unterholzflora in Laubmischwäldern im östlichen Nordamerika beheimatet.

Beschreibung

Datei:Hamamelis virginiana - Köhler–s Medizinal-Pflanzen-070.jpg
Illustration der Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana).
Datei:Hamamelis virginiana 03.JPG
Blüte und Frucht von Hamamelis virginiana.

Vegetative Merkmale

Die Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) ist ein baumartiger Strauch, in ihrem Heimatland auch als kleiner Baum mit kurzem Stamm, <ref name="xxxxx">Hamamelis virginiana bei baumkunde.de, abgerufen am 10. Juli 2009</ref>. Der sommergrüne, laubabwerfende Strauch erreicht normalerweise eine Wuchshöhe von 3 bis 6 m, selten bis 10 m. Die Rinde junger Zweige ist grau oder bräunlich-rot behaart. Die Borke ist später hellbraun, glatt oder leicht schuppig.

Die wechselständigen, haselnussähnlichen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist meist 6 bis 15 (bis 20) mm lang. Die einfache Blattspreite ist mit einer Länge von 4 bis 17 cm und einer Breite von 2,5 bis 13 cm breit-elliptisch bis fast kreisförmig oder verkehrt-eiförmig.

Generative Merkmale

Die streng riechenden, auffällig hellgelben, korallenartig geformten Blüten mit langen, schmalen Kronblättern erscheinen im Herbst und frühen Winter, zwischen dem bereits verfärbten Laub oder nachdem es abgefallen ist. Die sich erst im nächsten Sommer reifenden, eiförmigen, holzigen, dicht behaarten, 10 bis 14 mm langen Kapselfrüchte springen bei Reife auf und schleudern die nur zwei schwarzen, 5 bis 9 mm großen Samen bis zu 15 m weit weg. <ref name="Vermeulen">Frans Vermeulen: Prisma. Ähnlichkeiten und Parallelen zwischen Substanz und Arzneimittel. Emryss, Haarlem 2006, ISBN 978-90-76189-17-8.</ref><ref name="xxxxx"/>

Vorkommen

Die Virginische Zaubernuss wächst im östlichen Nordamerika von Mexiko bis Kanada. Sie bevorzugt mäßig nährstoffreiche, feuchte, eher kalkfreie Böden ohne Staunässe in voller Sonne oder Halbschatten.

Verwendung

Verwendung als Zierpflanze

Nach Europa gelangte die Virginische Zaubernuss erst im 18. Jahrhundert und zwar als Ziergehölz. <ref name="Lathoud">Joseph-Amedee Lathoud: Materia Medica, Barthel & Barthel, 1996, ISBN 3-88950-017-X</ref><ref name="awl">Hamamelis virginiana auf awl.ch, abgerufen am 10. Juli 2009</ref> Die winterharte Pflanze wird in den gemäßigten Breiten gelegentlich in Gärten und Parks angepflanzt. Sie gehört zu den wenigen im Winter blühenden Arten.

Medizinische Verwendung

Hamamelisextrakt, gewonnen durch das Aufkochen der Zweige und Äste, wurde von den Indianern Nordamerikas vielfältig angewendet, besonders zur Behandlung von Blutungen, Schnitt- und Kratzwunden, Prellungen, sowie äußerlichen Entzündungen und Entzündungen im Augenbereich. <ref name="Vermeulen"/>

Der Geschmack der Rinde und Blätter ist zunächst bitter, adstringierend, dann scharf und schließlich süßlich. Es bleibt ein lang anhaltender Nachgeschmack im Mund. <ref name="Mezger">Julius Mezger: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre. 12. Auflage. Haug, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-7232-3.</ref>

Hamamelis virginica ist ein Homöopathikum (Kurzform: Ham), welches aus der frischen Rinde von Wurzeln und Zweigen hergestellt wird. Es wurde 1850 von Constantin Hering geprüft und als Mittel besonders zur Behandlung von Verletzungen der Weichteile mit schmerzhafter venöser Blutfülle, Blutungen, Venenentzündung oder Hämorrhoiden genutzt.<ref name="blv">Andrew Lockie, Nicola Geddes: Homöopathie. BLV, München 1996, ISBN 3-405-14719-0.</ref><ref name="Ratera">Manuel Mateu i Ratera: Erste Hilfe durch Homöopathie. Ein homöopathischer Ratgeber für Praxis, Freizeit und Reise. Hahnemann-Institut, Greifenberg 1997, ISBN 3-929271-10-9.</ref>

Aus den Virginischen Zauberstrauch werden folgende wirtschaftlich genutzte Arzneidrogen gewonnen, die folgende wichtige Inhaltsstoffe und Verwendung aufweisen:<ref name="Pschyrembel">Willibald Pschyrembel: Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. 3. Auflage. De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018524-5.</ref><ref name="xxxxx"/>

Arzneidroge Herstellung Wichtige Inhaltsstoffe Verwendung
Hamamelidis aqua
(syn. Aqua Hamamelidis,
Aqua Hamamelidis corticis,
Liquor Hamamelidis)
Wasserdampfdestillat (Hamameliswasser) der frisch geschnittenen oder teilweise getrockneten Zweige beziehungsweise Blätter. ätherisches Öl Das Hamameliswasser wird zur Wundbehandlung und in der Kosmetik eingesetzt.
Hamamelidis cortex
(syn. Cortex Hamamelidis)
Wasserdampfdestillat der getrockneten, zerkleinerten Rinde der Stämme und Zweige. Gerbstoffe (ca. 8–12 %), wie zum Beispiel Hamamelitannin und freie Gallussäure. Außerdem ätherisches Öl, Ellagitannin und Flavonglykoside. Verwendung bei Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen sowie leichten Hautverletzungen, Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden. Bestandteil in zahlreichen Cremes, Salben oder anderen Arzneifertigpräparaten. Volkstümlich zur Unterstützung akuter, unspezifischer Durchfallerkrankungen und Menstruationsbeschwerden.
Hamamelidis folium
(syn. Folia Hamamelidis)
Wasserdampfdestillat der getrockneten Hamamelisblätter. Gerbstoffe (ca. 3–8 %), besonders Hamamelitannin sowie einfache und oligomere Proanthocyanidine, ätherisches Öl (Ionon, Safrol), Flavonoide und Kaffeesäurederivate. Verwendung bei leichten Hautverletzungen, lokale Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoiden und Krampfaderbeschwerden<ref name="greifswald">Hamamelidis folium – Hamamelisblätter auf uni-greifswald.de, abgerufen am 14. Juli 2009</ref>

Nach Überprüfung der Kommission E ist eine Anwendung der Arzneidroge bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoiden und Varikose angezeigt. Ihre Inhaltsstoffe wirken blutstillend, entzündungshemmend, zusammenziehend und Juckreiz stillend.<ref name="Pschyrembel"/>

Systematik und Trivialnamen

Die Erstveröffentlichung von Hamamelis virginiana erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 124. Bei der Wahl des botanischen Artepithetons virginiana bezog sich Carl von Linné auf die Herkunft aus dem östlichen Nordamerika, damals über die Grenzen des heutigen Bundesstaates als Virginia bezeichnet. Synonyme für Hamamelis virginiana L. sind: Hamamelis androgyna Walter, Hamamelis corylifolia Moench, Hamamelis dioica Walter, Hamamelis macrophylla Pursh, Hamamelis virginiana fo. parvifolia (Nutt.) Fernald, Hamamelis virginiana fo. rubescens Rehder, Hamamelis virginiana var. angustifolia Nieuwl., Hamamelis virginiana var. orbiculata Nieuwl., Hamamelis virginiana var. macrophylla (Pursh) Nutt., Hamamelis virginiana var. parvifolia Nutt., Trilopus dentata Raf., Trilopus estivalis Raf., Trilopus nigra Raf., Trilopus nigra var. catesbiana Raf., Trilopus parvifolia (Nutt.) Raf., Trilopus rotundifolia Raf., Trilopus virginica (L.) Raf.. <ref name="tropicos">Hamamelis virginiana bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis</ref>

Weitere Trivialnamen sind: Amerikanische Zaubernuss, Herbstblühende Zaubernuss, Hexenhasel, Virginia-Zaubernuss. <ref name="heilkraeuter.de">Hamamelis virginiana auf heilkraeuter.de, abgerufen am 10. Juli 2009</ref>

Trivialnamen für Hamamelisblätter: Wünschelrutenblätter, Zauberhaselblätter, Zauberstrauchblätter.<ref name="awl"/>

Quellen

Literatur

  • Frederick G. Meyer: Hamamelidaceae in Flora of North America, Volume 3: Hamamelis virginiana - Online. (Abschnitt Beschreibung und Systematik)
  • Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Area, Erftstadt 2005, ISBN 3-89996-682-1 (2 Bände, genehmigte Sonderausgabe).

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus sind folgende Einzelnachweise wiedergegeben: <references/>

Weblinks