Volkspark Mariendorf


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Datei:Blümelteich im Volkspark Mariendorf.jpg
Blick zum Mariendorfer Damm über den Blümelteich im Volkspark Mariendorf

Der Volkspark Mariendorf ist ein Gartendenkmal im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Mariendorf und wurde mit Unterbrechungen zwischen 1923 und 1931 erbaut. Es gibt dort einen kleinen Hang („Rodelberg“ genannt) und neben dem an drei Seiten eingefassten Blümelteich noch drei weitgehend naturbelassene und umpflanzte Teiche (Dillgesteich, Kleiner Teich und Eckernpfuhl)<ref>Verordnung zum Schutz der Naturdenkmale (PDF; 520 kB)</ref> sowie den Rosengarten.

Geschichte

Der Volkspark bildet heute die größte zusammenhängende Grünfläche Mariendorfs und ist als geordneter Naturpark angelegt. Im ersten Bebauungsplan von 1906 war er nicht vorgesehen. Das Gebiet sollte durch Straßen erschlossen und anschließend bebaut werden.

Bereits ein Jahr später schlug der Gemeindevorsteher Wilhelm Hugo Westphal vor, einen Gemeindepark zu realisieren. Ab 1908 wurden die ersten Grundstücke aufgekauft, 1909 nahm die Gemeinde eine Anleihe für den Grunderwerb auf und erwarb die Teiche des Gasthofbesitzers Georg Freiberg. Die ersten Entwürfe für einen Park wurden 1912–1914 entwickelt in der Amtszeit des Bürgermeisters Karl Prühß,<ref>Kommunalpolitiker, Bürgermeister von Mariendorf</ref> der Erste Weltkrieg stoppte jedoch die Umsetzung. Auch eine Bürgerinitiative aus Mariendorfer Grundbesitzern zeigte kein Interesse am Grün, sie favorisierten die Besiedlung des Terrains.

Allerdings wurde das Gelände durchaus zur Freizeiterholung genutzt. Das belegen alte Ansichtskarten, die zum Beispiel Café, Restaurant und sogar eine Ruderbootstation am Blümelteich zeigen. Auch ein 60 Meter hoher Rodelberg war bereits vorhanden. Er war in den Jahren 1927–1929 im Rahmen eines Notstandsprogramms durch Ablagerung von Hausmüll und Aushub vom Straßen- und U-Bahn-Bau entstanden und wurde von 1952 bis 1954 durch Trümmer und Schutt um zehn Meter erhöht.

Datei:Mahnmal-Kueter-Volkspark.jpg
Gedenkstein für Friedrich Küter im Volkspark am Eckernpfuhl

Erst einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg stand der Volkspark wieder auf der politischen Tagesordnung. Insbesondere der Tempelhofer Stadtrat Friedrich Küter forcierte 1922 die Planungen, der Berliner Magistrat bewilligte in diesem Jahr die Mittel zum Bau des Volks- und Sportparks. Der erste Spatenstich erfolgte am 12. Juni 1923, die Arbeiten wurden (mit Unterbrechungen aus Geldmangel) als Notstandsprogramm durchgeführt. Allerdings war man sich uneinig über die Parkgestaltung, so stießen die geplanten künstlichen Begradigungen der Teiche auf Widerstand. Auch die statt des Blümelteichs vorgesehene Badeanstalt empfand mancher Kritiker als Fremdkörper in einem Park.

Nachdem sich die Tempelhofer Bezirksversammlung im Januar 1928 für natürliche Uferlinien und den Bau des Schwimmbades (heute: Sommerbad Mariendorf) am Ostrand des Parks hinter dem Sportstadion ausgesprochen hatte, begann die konkrete Verwirklichung. Erwin Barth fertigte in diesem Jahr einen Teilplan zur Erhaltung der eiszeitlichen Seerinnen an und Rudolf Fischer legte 1929 den neuen Plan auf der Grundlage des Beschlusses der BVV Tempelhof und Barths Planung vor.

Am 29. Juni 1931 wurde der Volkspark durch die symbolische Inbetriebnahme eines Springbrunnens offiziell eingeweiht. Allerdings fehlten damals noch die Sportanlagen.

Im Jahr 1931 wurde auch die Rodelbahn erhöht und verlängert mit der gestalterischen Idee, ein deutsches Mittelgebirge nachzuahmen. Als Baumaterial diente der aus dem Blümelteich entnommene Schlamm. 1933 bis 1934 wurden die Rosen- und Staudengärten angelegt und am Rodelberg 120.000 Stauden angepflanzt. 1935 wurde die „Kampfbahn“, das jetzige „Volksparkstadion“, ohne überdachte Tribüne fertiggestellt und die Sonnenuhr im Achsenkreuz der Anlage aufgestellt.

Ein Teil des Blümelteichs wurde 1938 als erste Berliner Strecke für Modellsegelboote freigegeben. In späteren Jahren sorgte die Aufrüstung der Boote mit Benzinmotoren für Streit mit den Anwohnern. Seit 1974 geht es wesentlich ruhiger zu, da das Bezirksamt die Ruhestörung verbot und die Modellbahner ihre Wasserfahrzeuge auf Elektromotoren umstellten.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg dringend notwendige Sanierung des Parks erfolgte in den 1950er Jahren. In dieser Zeit entstand auch das Sommerbad Mariendorf. Später wurde das „Volksparkstadion“ mit einer überdachten Tribüne versehen, sodass von den 10.000 Plätzen nun 2.000 wettergeschützt sind. Zusätzlich gibt es zwei Kunstrasenplätze mit Flutlichtanlage und einen Hockeyplatz.

Ein Gedenkstein für den Initiator des Volksparks, Friedrich Küter, befindet sich seit 1951 am Eckernpfuhl.

Im Juni 1999 wurde eine neue Sonnenuhr im Volkspark Mariendorf aufgestellt. Sie wurde dem Bezirk Tempelhof vom Landesdenkmalamt geschenkt und bildet eine Sonnenuhr nach, die am gleichen Platz in den 1930er Jahren aufgebaut worden war und in den 1980er Jahren abhandengekommen, wahrscheinlich gestohlen wurde. Sie ist installiert auf einer Steinsäule und ähnelt in vielen Aspekten der Sonnenuhr am Volkspark Wilmersdorf.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatJens Dengler: Sonnenuhren im Südosten Berlins. (Mit je einem Foto sowohl der alten als auch der neuen Sonnenuhr.). In: jd – Jens Denglers Homepage: „Sonnenuhren in Berlin und Umgebung“. Abgerufen am 9. März 2008.</ref>

Weil es auf der Rodelbahn an der Steilkurve zu tödlichen Unfällen kam („Mariendorfer Todesbahn“), wurde der Startpunkt der Rodelbahn Ende der 1980er-Jahre einige Meter nach unten verlegt.

Der Volkspark wird heute von verschiedenen Personengruppen besucht: Eltern mit ihren Kindern nutzen die Spielplätze. Die restlichen Flächen teilen sich Spaziergänger, Jogger, Sonnenanbeter, Sportinteressierte und Modellbootbauer.

Im Herbst 2009 erhielt der Volkspark größere mediale Aufmerksamkeit, als Tierquäler im Blümelteich einen Schwan<ref>Gequälter Schwan tot. In: B.Z., 30. September 2009</ref> und mehrere Enten<ref>Kopfschuss: Wer stoppt die Tierquäler? In: B.Z., 13. November 2009 </ref> durch Blasrohrpfeile töteten bzw. schwer verletzten.

Nutzung

Von 1984 bis 2013 fand jährlich zu Christi Himmelfahrt der vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg veranstaltete „Internationale Kulturlustgarten“ für vier Tage mit zahlreichen Kulturveranstaltungen und Attraktionen statt. Im Jahr 2007 wurde erstmals für die – nun mit einem Zaun gesicherte – Veranstaltung ein Eintritt von einem Euro erhoben.

Bildhauereien

Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatMarc Wellmann, Thomas Günther: Großes Idol, 1984/85. In: Bildhauerei in Berlin – Katalog. Abgerufen am 8. März 2008.</ref> und Trilogie <ref> Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatMarc Wellmann, Thomas Günther: Trilogie, 1984/85. In: Bildhauerei in Berlin – Katalog. Abgerufen am 28. Mai 2010.</ref> von Miguel Esteban Cano.

Fotos der Skulpturen im Web<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatMarc Wellmann: Bildhauerei in Berlin. Abgerufen am 8. März 2008.</ref>
Kinderbrunnen Reiher Gespaltenes Dreieck Trilogie

Volksparkstadion

Am östlichen Rand der Parks liegt neben weiteren Sportplätzen das Volksparkstadion Mariendorf <ref>Volksparkstadion Mariendorf</ref> (fertiggestellt: 1935). Es ist die Heimspielstätte des Mariendorfer SV und TSV Helgoland mit einer Kazapität von rund 10.000 Zuschauern das siebentgrößte Stadion Berlins.

Vom 15. bis 17. Juni 2007 fand hier der „Rocktreff“, das größte Amateurbandfestival in Berlin, mit über 20 Bands und einer Lichtshow statt.

Der Kunstrasen-Hockeyplatz ist die Heimspielstätte des Mariendorfer Hockey-Club 1931 e. V. Er grenzt südlich an die in den Jahren 2006 und 2007 von Asche auf ebenfalls Kunstrasen umgerüsteten Fußballplätze.

Daten zum Volkspark Mariendorf

  • Größe: ca. 13 Hektar
  • Freizeitangebote: Liegewiese, Sport- und Festwiese, Sommerbad
  • Spielplätze: Neben Stadion, Mariendorfer Damm, Britzer Straße
  • Entstehungszeit: 1923–1931
  • Initiator: Bezirksstadtrat Friedrich Küter
  • Gartenarchitekten: Rudolf Fischer, Erwin Barth
  • Verkehrsverbindungen: U6: Alt-Mariendorf, Westphalweg, Bus: M77, 277, 181, 282, M76, 179, X76

Literatur

  • Trümmer, Bahnen und Bezirke (Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim), Eigenverlag 2002, ISBN 3-00-009839-9

Weblinks

Commons Commons: Volkspark Mariendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

52.44350555555613.395313888889Koordinaten: 52° 26′ 37″ N, 13° 23′ 43″ O{{#coordinates:52,443505555556|13,395313888889|primary

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