Vorbereitungsprozess für das erste neuzeitliche allorthodoxe Heilige und Große Konzil
Der Vorbereitungsprozess für das erste neuzeitliche allorthodoxe Heilige und Große Konzil (griech. Προπαρασκευή της Αγίας και Μεγάλης Συνόδου της Ορθοδόξου Εκκλησίας, russ. Подготовка Святого и Великого Собора Православной Церкви) ist ein Vorgang innerhalb der weltweiten orthodoxen Kirchen mit dem Ziel einer allorthodoxen Synode, die den Rang und die Autorität eines Ökumenischen Konzils haben und wichtige die Gesamtorthodoxie betreffende Fragen klären soll. Dieses Konzil würde die Reihe der von der Orthodoxie anerkannten sieben Ökumenischen Konzilien zwischen 325 und 787 fortsetzen.
Den Anstoß gab der Ökumenische Patriarch Joachim III. 1902 und 1904 mit zwei Rundschreiben an alle orthodoxen Landeskirchen. Von Anfang an standen dem Plan die politischen Umwälzungen seit Beginn des Ersten Weltkriegs, die Rivalitäten zwischen den autokephalen Teilkirchen und die kirchenrechtlichen Unklarheiten über das Verfahren im Weg. Andererseits machten die Globalisierung und die Situation multinationaler Auswanderergemeinden das Anliegen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer dringender.
1923 kam es zu einer ersten allorthodoxen Versammlung in Istanbul und 1930 auf dem Athos zur Einrichtung einer Vorbereitungskommission. Weitere Schritte erfolgten erst mit den allorthodoxen Versammlungen auf Rhodos 1961, 1963 und 1964 und im schweizerischen Chambésy 1968. In Chambésy wurde die Vorbereitungskommission erneuert (Inter-Orthodox Preparatory Commission, IOPC) und die Vorkonziliare Allorthodoxe Konferenz (Preconciliar Pan-Orthodox Conference, PPOC) initiiert, die zwischen 1976 und 2009 viermal in Chambésy tagte.
Im März 2014 kündigten die in Istanbul versammelten orthodoxen Patriarchen und Metropoliten das Konzil für 2016 in Istanbul an.<ref>catholicworldreport.com, 14. März 2014</ref>
Als Themen für das Konzil ergaben sich im Lauf des Vorbereitungsprozesses
- die orthodoxe Diaspora – orthodoxes Leben unter modernen Minderheits- und Migrationsbedingungen
- kirchenrechtliche Fragen bezüglich Autokephalie und Autonomie der Teilkirchen
- die Diptychen als Ausdruck von Autorität und Kirchengemeinschaft
- der liturgische Kalender – Geltung des julianischen oder gregorianischen Kalenders und weitere Fragen
- Fragen der Eheschließung und Ehehindernisse
- Sinn und Praxis des Fastens
- die Stellung der Orthodoxie zur ökumenischen Bewegung
- das gemeinsame Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und gegen Diskriminierung aller Art.
Literatur
- Damaskinos Papandreou: Artikel Pan-Orthodox Conferences. In: The Encyclopedia of Christianity, Grand Rapids und Leiden 2005, S. 25–26
- Johannes Oeldemann: Kommt das Panorthodoxe Konzil? Alte Konflikte und neue Konstellationen in der Orthodoxen Kirche. Herder Korrespondenz 11/2010, S. 553–557 (englische Version online)
Einzelnachweise
<references />