Wüstenlack
Als Wüstenlack wird ein dunkler Überzug aus Eisen- und Mangan-Oxiden bezeichnet, der typischerweise an Gesteinsoberflächen in Wüsten vorkommt. Er tritt nur bei Felsoberflächen auf, die nicht der Winderosion oder sonstigen Erosionstypen ausgesetzt sind, die also physikalisch stabil sind.
Daneben wird auch der durch Windschliff (Korrasion) hervorgerufene firnisartige matte Glanz auf Gesteinen, der vielfach schon von Niederschlägen beseitigt wird, als Wüstenlack bezeichnet.
Wüstenlack entsteht bei der Verdunstung von kapillar aufsteigenden Lösungen dieser Metalle aus dem Inneren der Gesteine in Verbindung mit Ton, der von außen angeweht wird. Diese Stoffe reagieren durch die hohen Temperaturen in der Wüste, wobei offensichtlich auch die Feuchtigkeit des morgendlichen Taus eine Rolle spielt. Durch Anteile verschiedener anderer Spurenelemente und organischer Bestandteile kann die Farbe verschiedene Brauntöne bis zum Tiefschwarz annehmen.
Auch wenn der Begriff „Wüstenlack“ ein Vorkommen in den Wüstengegenden der Erde andeutet, so kommt dieses Phänomen auch in den gemäßigten Breiten der Erde vor. Gerade Deutschland hat mit den Sandsteinvorkommen im Naturpark Hohe Mark-Westmünsterland ähnlich farbige Gesteine mit den gleichen Einfärbungsmechanismen vorzuweisen. Die Schwarzfärbung des dort anzutreffenden „Schwartensandsteines“ befindet sich stets auf der sonnenzugewandten Seite. Dieses Phänomen ist in Deutschland vielleicht nur deshalb möglich, weil dieses Gestein zum einen sehr porös ist und andererseits durch die Eisenverbindungen regelrecht verkittet ist. Die Stellen mit dem Auftreten des Wüstenlackes stehen beispielsweise in der Haard auf dem Stimberg unter strengem Naturschutz.
Wüstenlack entsteht vor allem auf Gesteinen wie Basalt, Quarzgesteinen und härteren Metamorphosegesteinen, da diese sehr stabil sind. Auf Kalkstein kann sich seltener Wüstenlack bilden, das Material ist sehr porös und enthält viel Wasser, deshalb ist es physikalisch instabil.
Rätselhaft ist der hohe Anteil von Mangan im Wüstenlack. Mangan kommt in der Erdkruste in einem Anteil von nur etwa 0,12 Prozent vor, im Wüstenlack ist die Konzentration jedoch um das 50- bis 60fache erhöht. Bislang erklärt man sich dieses Phänomen durch bakterielle Aktivität im Wüstenlack und durch eine biochemische Anreicherung des Materials.
Obwohl Wüstenlack einen hohen Anteil an Eisen und Mangan hat, gibt es keine wirtschaftliche Nutzung des Materials. Bei verschiedenen Stämmen der Indianer waren so genannte Petroglyphen beliebt. Dies sind Bilder, die in den Lack eingekratzt wurden und so durch das hellere Gestein darunter deutlich sichtbar sind.