Werner Weidenfeld


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Werner Weidenfeld (* 2. Juli 1947 in Cochem) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Politikberater. Von 1987 bis 1999 war er Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit.

Leben

Werner Weidenfeld absolvierte 1966 sein Abitur am Eichendorff-Gymnasium in Koblenz. Anschließend begann er sein Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Universität Bonn. 1971 promovierte Werner Weidenfeld in Bonn zum Dr. phil. mit einer Dissertation über die Englandpolitik Gustav Stresemanns. 1975 erlangte er an der Universität Mainz bei seinem akademischen Lehrer, dem Adenauerexperten Hans Buchheim, seine Habilitation im Fach Politikwissenschaft mit einer Arbeit über die deutsche Europapolitik in der Ära Adenauer.

In der Zeit von 1975 bis 1995 arbeitete er an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Professor für Politikwissenschaft. Zudem war er zwischen 1986 bis 1988 als Professeur associé an der Sorbonne in Paris. von 1987 bis 1999 war er Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit. 1994 wurde er mit dem Ehrendoktor von Middlebury (Vermont) ausgezeichnet. Seit 1995 war er Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme und Europäische Einigung am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP). Seit 2000 ist er zudem ständiger Gastprofessor an der Chinesischen Volksuniversität Peking. Werner Weidenfeld wurde zum Sommersemester 2013 emeritiert, als Lehrstuhlnachfolger wurde Klaus H. Goetz von der Universität Potsdam berufen.

Bis 2005 war Werner Weidenfeld lange Jahre Herausgeber der Fachzeitschrift Internationale Politik. Weidenfeld ist ein Neffe des Benediktinerabtes Ildefons Herwegen und Vorsitzender des Vorstandes des nach diesem benannten „Abt-Herwegen-Institut für liturgische und monastische Forschung“ der Abtei Maria Laach.

2012 wurde er von der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste zum Rektor der Alma Mater Europaea ernannt. Dieses Amt trat er nach seiner Emeritierung an der LMU München im Jahr 2013 an. Seit 2012 lehrt er zudem an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.

Zusammenarbeit mit der Bertelsmann-Stiftung

1992 wurde Weidenfeld Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh, er war bis 2004 zugleich Mitglied des Beirats und später des Kuratoriums. 2007 trennte sich die Bertelsmann-Stiftung einvernehmlich von Weidenfeld.<ref>http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/bertelsmann-stiftung-werner-weidenfeld-muss-gehen-1492697.html</ref><ref>http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/ermittlungen-der-staatsanwaltschaft-bertelsmann-trennt-sich-von-weidenfeld/2879326.html</ref>

Untreue-Vorwürfe

Im August 2005 wurde durch einen Artikel im Manager Magazin erstmals öffentlich bekannt, dass es bei der Bertelsmann-Stiftung Unruhe wegen Spesenabrechnungen gebe. Seit Juni 2007 ermittelte die Staatsanwaltschaft München aufgrund einer anonymen Anzeige gegen Werner Weidenfeld wegen des Verdachts auf Untreue. Weidenfeld soll die Bertelsmann Stiftung seit 2004 bei Spesen- und Reiseabrechnungen betrogen haben.<ref>http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-366058-4.html, Klaus Boldt: Debakel in Gütersloh, Manager-Magazin vom 29. August 2005, abgerufen am 9.April 2014</ref><ref> Thomas Schuler: Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik, Campus-Verlag 2010, S. 206ff</ref> Weidenfeld selbst vermutete „eine gezielte Strategie der Rufschädigung.“<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatKristina Läsker: Dunkle Wolken über der Denkfabrik. In: sueddeutsche.de. 22. Oktober 2007, abgerufen am 30. Oktober 2007.</ref> Das Verfahren der Staatsanwaltschaft München wurde am 29. Oktober 2007 gegen Zahlung einer Buße wegen Geringfügigkeit eingestellt.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatKristina Läsker: Schwere Vorwürfe gegen Bertelsmann. In: sueddeutsche.de. 29. Oktober 2007, abgerufen am 30. Oktober 2007.</ref> Weidenfeld musste das Vorstandsmandat der Bertelsmann Stiftung Ende November niederlegen. Die Projekte des CAP mit der Bertelsmann Stiftung wurden fortgesetzt, allerdings nur bis zum Auslaufen der Verträge Ende 2010.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatMax Hägler: Abgang des Vorzeige-Bertelsmanns (gedruckt: Seite 2, 31.10.07). In: taz, die tageszeitung. 31. Oktober 2007, abgerufen am 31. Oktober 2007.</ref>

Arbeit als Amerikakoordinator und Verwendung von Geheimdienstmaterial

In der ARD Fernsehdiskussion Beckmann am 28. November 2013 "Wie die USA von Deutschland aus den Kampf gegen den Terror führen" sagte Weidenfeld wörtlich: "In meinen zwölf Jahren als Amerikakoordinator habe ich drei Verhaltensweisen der amerikanischen Regierung erlebt: In dem Moment, wo man mit ihnen einer Meinung ist, sind wir die besten Freunde, wir umarmen uns, man hat Angst um seine Rippen, weil die Umarmungen so intensiv sind. Wenn wir in zweitrangigen Fragen nicht einer Meinung sind, dann sagt die amerikanische Regierung regelmäßig, das passiert mit uns, wo bleibt die Dankbarkeit in der Geschichte, wir haben die Freiheit und die Sicherheit der Deutschen erobert und erhalten und was passiert. Wenn wir in einer ernsten Frage anderer Auffassung sind, dann kommt Geheimdienstmaterial auf den Tisch, das Deutschland belastet und entweder ihr macht mit oder ihr seid dran." <ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatMarkus Kompa: Und willst du nicht mein Brother sein, ... In: Heise Telepolis. 1. August 2015, abgerufen am 1. August 2015.</ref> <ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-Formatyoutube: Geheimdienst Material Beckmann. Abgerufen am 16. November 2015.</ref>

Ehrungen und Preise

  • Columbus Medaille verliehen am 11. Oktober 1991 durch die deutsch-amerikanische Gesellschaft München e. V.
  • Ehrendoktor Middlebury, USA (1994)
  • Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa, verliehen am 27. November 1996 durch die Bayerische Staatsregierung
  • Bayerischer Europa-Schulbuchpreis 1997
  • General Lucius D. Clay-Medaille, verliehen am 17. Mai 1998 durch den Verbund der deutsch-amerikanischen Clubs
  • Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • Anti-Defamation League (New York): A-World-of-Difference-Preis (1999)
  • Europäischer Kulturpreis der Europäischen Kulturstiftung (2001)
  • Orden für Treue Dienste (Ordinal Serviciul Credincios) im Rang eines Kommandeurs (Rumänien 2004)

Privates

Weidenfeld ist mit der Sozialwissenschaftlerin Gabriele Kokott-Weidenfeld verheiratet.

Bücher (Auswahl)

  • Jalta und die Teilung Deutschlands : Schicksalsfrage für Europa. Pontes Verlag, Andernach/Rhein 1969
  • Die Englandpolitik Gustav Stresemanns. v.Hase & Koehler Verlag, Mainz 1972; ISBN 978-3-7758-0828-6
  • Mit Thomas Jansen: Europa – Bilanz und Perspektive. v.Hase & Koehler Verlag, Mainz 1973; ISBN 978-3-7758-0848-4
  • Konrad Adenauer und Europa. Europa Union Verlag, Bonn 1976; ISBN 3-7758-0848-5
  • Europa 2000. Zukunftsfragen der Europäischen Einigung. Olzog Verlag, München/Wien 1980; ISBN 3-7892-7182-9
  • Die Frage nach der Einheit der deutschen Nation. Olzog Verlag, München/Wien 1982; ISBN 3-7892-9863-8
  • Die Identität der Deutschen. Hanser, München 1983; ISBN 3-446-13859-5
  • 30 Jahre EG. Bilanz der Europäischen Integration. Europa-Union-Verlag, Bonn 1987; ISBN 3-7713-0303-6
  • Mit Melanie Piepenschneider: Jugend und Europa : Die Einstellung der jungen Generation in der Bundesrepublik Deutschland zur europäischen Einigung., Europa-Union-Verlag, Bonn 1987; ISBN 3-7713-0307-9
  • Deutschland-Handbuch, Eine doppelte Bilanz 1949–1989.,Hanser, München/Wien 1989; ISBN 3-446-15544-9
  • Der deutsche Weg., Siedler, Berlin 1990; ISBN 3-88680-377-5
  • Europa von A bis Z, Taschenbuch der Europäischen Integration., bpb, Bonn 1991; ISBN 3-89331-392-3
  • Mit Peter M. Wagner und Elke Bruck: Außenpolitik für die deutsche Einheit : die Entscheidungsjahre. (erster Band der vierbändigen Geschichte der deutschen Einheit), DVA, Stuttgart 1998; ISBN 3-421-05093-7
  • mit Jürgen Turek :Wie Zukunft entsteht: größere Risiken – weniger Sicherheit – neue Chancen. Gerling Akademie Verlag, München 2002; ISBN 3-932425-46-4
  • mit Janis A. Emmanouilidis: Die Europäische Verfassung verstehen. bpb, Bonn 2006; ISBN 3-89331-669-8
  • Rivalität der Partner: die Zukunft der transatlantischen Beziehungen – die Chance eines Neubeginns. Verlag Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh 2005; ISBN 978-3-89204-864-0
  • Europa leicht gemacht: Antworten für junge Europäer. Hanser, München 2008; ISBN 978-3-446-20988-6
  • mit Edmund Ratka : Die Europäische Union. W. Fink UTB, Paderborn 2010; ISBN 978-3-8252-3347-1

Weblinks

Commons Commons: Werner Weidenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />