Waldbrand
Ein Waldbrand ist ein Brand in bewaldetem Gebiet. Wenn keine geeignete Brandbekämpfung erfolgt, entwickeln Waldbrände sich schnell zu Flächenbränden. Waldbrände entstehen meist während Trockenperioden und sind wegen ihrer hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit oft gefährlich für Mensch und Tier.<ref>Jürgen Suda, Florian Rudolf-Miklau (Hrsg.): Bauen und Naturgefahren: Handbuch für konstruktiven Gebäudeschutz. Springer-Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-7091-0680-8, S. 68 (http://books.google.de/books?id=AHeBG6BYDwAC&lpg=SA9-PA73&hl=de&pg=SA2-PA38#v=onepage&q&f=false).</ref>
Der Begriff Buschfeuer wird für große Brände von Busch- und Waldland während der Sommerzeit auf dem australischen Kontinent verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
Weltweit lassen sich nur etwa vier Prozent aller Waldbrände (in Bezug auf die Zahl der Brände, nicht auf die abgebrannte Flächengröße) auf natürliche Ursachen zurückführen.<ref>Wälder in Flammen, WWF-Waldbrandstudie, 2009, S. 4.</ref> Der Rest entfällt auf vorsätzliche Brandstiftung (Brandrodung, Brandstiftung, etwa um Bauland in einem Naturschutzgebiet zu gewinnen) oder Fahrlässigkeit (Unachtsamkeit, beispielsweise durch „wilde“ Lagerfeuer, weggeworfene Zigaretten oder Streichhölzer). Eine oft unterschätzte Ursache sind auch heiße Katalysatoren von auf Waldboden abgestellten Autos und Motorrädern. Im Osten Deutschlands entsteht ein beträchtlicher Teil der Brände durch Selbstentzündung verrottender Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.<ref>Waldbrandstatistik 2010, Landesbetrieb Forst Brandenburg: Waldbrandstatistik 2010. (Während nur 11 Brände der Selbstentzündung alter Munition gesichert zugeordnet werden konnten, verursachten diese mehr als 85 % der verbrannten Fläche.)</ref>
Glasflaschen und -scherben können entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben die Sonnenstrahlen nicht wie Brenngläser bündeln und somit kein Laub oder Gras entzünden.<ref name="wabo.boku.ac.at">
Für solche Einsätze ist immer eine große Anzahl von Feuerwehrleuten notwendig, die für eine effektive Brandbekämpfung auch eine spezialisierte Ausbildung durchlaufen müssen.
Eine sehr spezielle Löschmöglichkeit ist das Sprengschlauchverfahren. Dieses Verfahren wurde 1996 von den Entwicklern Ries und Rosenstock unter dem Namen 2RS-System registriert. Die Sprenglöschung erfolgt durch die Anwendung von speziell gefertigten, kunststoffummantelten Schläuchen, die mit Wasser gefüllt werden. Der Schlauch mit typisch 25 cm Durchmesser ist mit einer Sprengstoffschnur (maximal 40 g Sprengstoff pro Meter) versehen. Durch Ausbringung und Füllen der Schläuche in der Nähe der Brandstelle oder Brandfront kann durch Zündung der Sprengsätze das Wasser fein zersprengt nahe an den Brandherd gebracht werden. Dadurch kann der Brand gelöscht und die Umgebung gekühlt werden.<ref name="heise-Telepolis">Achmed A. W. Khammas:
Beim Waldbrand am 23. März 2014 im Bereich Jungherrntal, Lilienfeld, Niederösterreich kam es durch noch aus dem Zweiten Weltkrieg abgelagerte oder abgeworfene Maschinengewehrmunition und Granaten zu zahlreichen Explosionen, Schüssen und Stichflammen, die die Löscharbeiten behinderten.<ref>Christian Teis: Bezirksfeuerwehrkommando LILIENFELD - Kriegsmunition behindert Löscharbeiten bei Waldbrand. In: bfkdo-lilienfeld.at. 22. März 2014, abgerufen am 1. Januar 2015. </ref><ref>Lilienfeld: Explosionen bei Waldbrand. In: orf.at. 22. März 2014, abgerufen am 1. Januar 2015. </ref>
Berechnung der Waldbrandgefahr
Zur Berechnung der Gefährdungslage von Waldbränden verwendet der Deutsche Wetterdienst den Waldbrandgefahrenindex M-68. Das Modell greift auf Mittagswerte der Lufttemperatur, der relativen Luftfeuchte, der Windgeschwindigkeit und auf 24-stündige Niederschlagssummen (im Frühjahr auf morgendliche Schneehöhenmessungen) zurück. Aber nicht allein meteorologische Parameter sind ausschlaggebend für die Waldbrandgefahr, sondern auch der Vegetationsstand. Zeigerpflanzen (sie zeigen bestimmte Umweltbedingungen, wie den Stickstoffgehalt des Bodens, Luftverschmutzung oder Nässe bzw. Trockenheit an) spielen eine wichtige Rolle. Mit ihnen wird die phänologische Entwicklung des Waldbodenbewuchses und des Kronenraums abgeschätzt. Wenn das frische Ergrünen der Bodenvegetation und die Belaubung der Kronen abgeschlossen sind, wird die Ausbreitung der Waldbrände gedämpft und die Gefahr niedriger bewertet.
Aber nicht alle Baumarten sind gleichermaßen zündanfällig. Waldbrandstatistiken zeigen, dass unterschiedliche Bestandstypen in unterschiedlichem Maße von Waldbränden bedroht sind. Es hat sich deshalb als sinnvoll und ausreichend erwiesen, die Waldlandschaften – je nach ihrer Zünd- und Brennfähigkeit – in drei Klassen zu unterteilen. Die mit dieser Klasseneinteilung verbundenen Gefährdungskorrekturen werden bei der abschließenden Bewertung des Waldbrandrisikos berücksichtigt.
Forschung
Das Global Fire Monitoring Center in Freiburg im Breisgau ist seit 1998 die einzige europäische Forschungsstelle zur Sammlung von Daten im Zusammenhang mit Waldbränden. Leiter dieser Zweigstelle des Max-Planck-Instituts für Chemie ist Professor Johann Georg Goldammer, der im Auftrag der Vereinten Nationen (UN International Strategy for Disaster Reduction (UN-ISDR)) am Global Fire Monitoring Center (GFMC) u.a. im Rahmen seiner Professur für Feuerökologie mit Hilfe seiner Forschung Strategien zur globalen Waldbrandbekämpfung entwickelt.<ref>Süddeutsche Zeitung Nr. 34, 11. Februar 2009, S. 2, von Claudia Fromme</ref><ref>GFMC</ref><ref>natur&kosmos Interview mit Johann G. Goldammer zur Waldbrandsituation (29. August 2000)</ref><ref>Forschung: Feuerökologie</ref>
Im alpinen Raum wird derzeit das Projekt „ALP FFIRS“ (Alpine Forest Fire Warning System) durchgeführt.<ref>ALP FFIRS. In: alpffirs.eu. 12. März 2014, abgerufen am 1. Januar 2015. </ref> Ziele des Projektes sind vorbeugende Maßnahmen zur Verringerung von Schäden im Zusammenhang mit Waldbränden. Dies soll durch die Entwicklung eines gemeinsamen Warnsystems für den Alpenraum unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Wetterbedingungen ermöglicht werden. Die Hauptaufgabe besteht in der Bereitstellung einer Entscheidungshilfe für die Behörden und Feuerwehren. Ein einheitlicher Gefährdungsindex soll die alpinweite Vergleichbarkeit der Warnstufen ermöglichen. Als Projektpartner sind 14 öffentliche Institutionen wie Wetterdienste, Universitäten, regionale und nationale Behörden aus dem Alpenraum (5 aus Italien, 3 aus der Schweiz, 2 aus Österreich, 2 aus Slowenien, je 1 aus Frankreich und Deutschland) an ALP FFIRS beteiligt.
An der Universität für Bodenkultur Wien wird im Rahmen der Österreichischen Forschungsinitiative Waldbrand (AFFRI – Austrian Forest Fire Research Initiative)<ref>Waldbrand::Institut für Waldbau (WALDBAU). In: wabo.boku.ac.at. Abgerufen am 1. Januar 2015. </ref> die Häufigkeit, Verteilung und die Gefahr von Waldbränden in Österreich untersucht. In Abhängigkeit von Vegetation, Klima und menschlichem Einfluss soll das Auftreten und Verhalten von Waldbränden in gefährdeten Waldökosystemen modellhaft beschrieben werden. Die österreichische Forschungsinitiative Waldbrand verfolgt zwei Ziele: Erstens sollen die „hot spots“ für Waldbrände in Österreich in Abhängigkeit von Vegetation, Klima und Lage identifiziert und zweitens ein Waldbrand-Simulator für österreichische Verhältnisse entwickelt werden.
Im Rahmen von AFFRI sowie von ALP FFIRS und FIRIA wurde eine öffentlich zugängliche Waldbrand-Datenbank für Österreich erstellt.<ref>Waldbrand Datenbank Österreich. In: boku.ac.at. Abgerufen am 1. Januar 2015. </ref> Sie umfasst sämtliche an der Universität für Bodenkultur in Wien, Institut für Waldbau, erhobenen Vegetationsbrände seit 1993.
In Australien beschäftigt sich das Buschfeuer-Forschungszentrum mit den sozialen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von Buschfeuern.
In der Literatur
Die seinerzeit berühmte Erzählung „Der Waldbrand“ von Leopold Schefer schilderte 1827 einen Riesenwaldbrand in Kanada. Norman Maclean beschreibt in Junge Männer im Feuer<ref>Norman Maclean, Young Men and Fire, excerpt. In: press.uchicago.edu. Abgerufen am 1. Januar 2015. </ref> (1994) den Mann-Gulch-Waldbrand 1949 in Montana, der 13 Männer das Leben kostete.<ref name="WeickMannGulch">Karl E. Weick: The collapse of sensemaking in organizations: The Mann Gulch disaster In: Administrative Science Quarterly: Band 38, Nummer 4, 1993; ABI/INFORM Global S. 628</ref>
Große Waldbrände
Beginn | Ende | Bezeichnung | Ort | Fläche /km2 |
Bemerkungen und Links |
---|---|---|---|---|---|
19. August 1949 | 27. August 1949 | Incendie de la Forêt des Landes de 1949 | Gironde (F) | >500 | 82 Tote (Feuerwehrleute, freiwillige Helfer, Soldaten), mehrere hundert Verletzte |
8. August 1975 | 18. August 1975 | Brand in der Lüneburger Heide | Niedersachsen | 74 | 5 tote Feuerwehrleute |
16. Februar 1983 | Buschfeuer in Victoria und South Australia 1983 | Australien | 4.180 | 75 Tote, über 2.500 Verletzte | |
Juni 1988 | November 1988 | Brände im Yellowstone-Nationalpark 1988 | Vereinigte Staaten | 3.21 | größter Waldbrand im Yellowstone-Nationalpark seit Beginn der Aufzeichnungen |
20. Oktober 2007 | 8. November 2007 | Waldbrände in Südkalifornien 2007 | Vereinigte Staaten: Südkalifornien | 2.800 | 10 Tote, Schadenshöhe mehr als 1 Mrd. US-Dollar |
7. Februar 2009 | 6. März 2009 | Buschfeuer in Victoria 2009 | Australien | 4.300 | 173 Tote, bisher größte Brandkatastrophe Australiens |
29. Juli 2010 | September 2010 | Wald- und Torfbrände in Russland 2010 | Russland | 1.880 | mehr als 700 Einzelbrände, mindestens 50 Tote |
2. Dezember 2010 | 6. Dezember 2010 | Waldbrand in Israel 2010 | Israel: Karmel-Gebirge | 50 | Größter Waldbrand der Landesgeschichte, 44 Tote |
18. August 2012 | 20. August 2012 | Waldbrand von Chios 2012 | Griechenland: Mastichochoria, Chios | 70 | weitere Waldbrände in verschiedenen Gegenden, Zerstörung der historischen Mastixbäume |
17. August 2013 | 25. Oktober 2013 | Rim Fire | Kalifornien, USA: Yosemite-Nationalpark | 1.010 | Waldbrand mit potentieller Bedrohung der Wasserversorgung von San Francisco |
September 2015 | Waldbrände in Nordkalifornien 2015 | Nordkalifornien, USA | 465 (Stand 14.9.2015) | >1000 Häuser zerstört, >1200 Menschen geflüchtet<ref>http://orf.at/stories/2298568/2298570/ 1.000 Häuser durch Waldbrände zerstört: Bis zu 30 Meter hohe Flammen, orf.at, 14. September 2015, abgerufen 14. September 2015.</ref> |
Siehe auch
- Grasland-Feuerindex
- Entwaldung
- Folgen der globalen Erwärmung
- Awialessoochrana (Russland) – älteste und größte Waldbrandbekämpfungseinheit der Welt
Literatur
- Peter Lex: Bekämpfung von Waldbränden, Moorbränden, Heidebränden. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Die roten Hefte, Nr. 26. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin und Köln 1996, 164 S., ISBN 3-17-014033-7.
- Ehrenfried Liebeneiner: Waldbrand-Berichte. Aus dem Walde, Heft 34. Schaper, Hannover 1981, 256 S.
- Autorenkollektiv: Waldbrandschutz. Das Lernprogramm für Forstverwaltung, Feuerwehr und Katastrophenschutz usw. AID-Nr. 3643. 3 CD-ROMs. Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AID) e. V., Bonn 2000, ISBN 3-8308-0026-6.
- Hans-C. König: Waldbrandschutz. Kompendium für Forst und Feuerwehr. Edition GefahrenAbwehr; Supplement (Band 1). Fachverlag Grimm, Berlin 2007, 197 S., ISBN 978-3-940286-01-7.
- Jan Südmersen (Hrsg.): SER – Wald- und Flächenbrandbekämpfung, ecomed Verlag, Landsberg 2008.
- Hans Heinrich Ziemann: Waldbrände: Feuerland Kalifornien. In: Geo-Magazin. Hamburg 1979,2, S.78-96. Informativer Erlebnisbericht über die "Hölle" mit einer Energie von 250 Hiroshima-Atombomben. ISSN 0342-8311
Weblinks
- Waldbrände in Österreich
- Waldbrand-Datenbank Österreich
- AFFRI – Austrian Forest Fire Research Initiative, Waldbrandforschung in Österreich
- ALP FFIRS – Alpine Forest Fire Warning Center, Projekt zur Erforschung von Waldbränden in den Alpen
- GFMC – Global Fire Monitoring Center
- Thema Waldbrand bei Stiftung Unternehmen Wald Deutschland e. V.
- Waldbrandgefahrenprognose für Deutschland
- Fire Information for Resource Management System (englisch)
- interaktive Karte von weltweit erfassten Bränden seit 2000
- DLFR Deutsche Löschflugzeug Rettungsstaffel
- @fire – Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e. V.
- Löschen von Waldbränden durch Wegsprengen (Heise online)
- Handbuch Waldbrand auf waldwissen.net – Informationen zum Thema Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden
- Leben mit Waldbrand – WSL Merkblatt für die Praxis – PDF (2,7 MB)
Einzelnachweise
<references />