Wsewolod Anatoljewitsch Tschaplin
Wsewolod Anatoljewitsch Tschaplin (russisch Все́волод Анато́льевич Ча́плин; * 31. März 1968 in Moskau) ist Erzpriester der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Seit seiner Ernennung im März 2009 zum Vorsitzenden der Abteilung der heiligen Synode des Moskauer Patriarchats für Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft wird er auch von der deutschen Öffentlichkeit gelegentlich wahrgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Tschaplin wurde am 31. März 1968 geboren und wuchs in einer religiösen Familie auf. Sein Vater war Professor.
Ab 1991 war Tschaplin Diakon, 1992 wurde er zum Priester geweiht, seit 1999 ist er Erzpriester. Seit 31. März 2009 ist er Vorsitzender der Abteilung der heiligen Synode des Moskauer Patriarchats für Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft.
Er ist nicht verheiratet, ohne Kinder.
Kontroversen
Im Januar 2011 sagte Tschaplin, es gebe ein Problem mit „Leuten, die die Straße für einen Striptease halten“ und sprach sich für eine nationale Kleiderordnung in Russland aus. Er bezog sich dabei ebenso auf russische Frauen, die sich mit figurbetonter Kleidung und großzügigem Make-up gerne wie Stripperinnen gebärdeten, wie auf in kurzen Hosen, T-Shirt und mit Schlappen gekleidete Männer, die keinen Respekt verdienten.<ref>"Russinnen kleiden sich wie Stripperinnen" In: Rheinische Post, 18. Januar 2011.</ref><ref>Archpriest Vsevolod Chaplin stands for Russian dress code for men and women. In: Interfax, 18. Januar 2011 (englisch).</ref> Seiner Auffassung, dass es keine Privatangelegenheit sei, wie sich die Menschen in Russland in der Öffentlichkeit, in Schulen, am Arbeitsplatz verhielten, wurde von Ljudmila Alexejewa widersprochen. Sie ist Gründerin der Moskauer Helsinki-Gruppe.<ref>Rights activist slam idea of "Orthodox dress code" In: Interfax, 18. Januar 2011 (englisch).</ref> Unterstützt wurde Tschaplin dagegen von Ramsan Kadyrow, dem Präsidenten der russischen Teilrepublik Tschetschenien.<ref>Chechen head wish Russian women were modest, first of all in manner of dressing. In: Interfax, 19. Januar 2011 (englisch).</ref>
Nach Auffassung Tschaplins hat die Anonymität im Internet großen Anteil an der Zerstörung der Kultur und der Regeln der menschlichen Gemeinschaft. Wer sich hinter der anonymen Maske eines Nicknamen versteckt, nehme sich eher die Freiheit zu grobschlächtiger Sprache, zu Beleidigungen von Nationen und Religionen, zu Lüge, Verleumdung und anderem niedrigem Verhalten.<ref>Archpriest Vsevolod Chaplin proposes to pack anonymous members of Internet community into a special dangerous zone</ref>
Bezugnehmend auf die Proteste in Moskau in den Jahren 2011 und 2012 sagte er im Mai 2012 in einem Interview, dass die Bürger Russlands sich den Aktivitäten einer Opposition, die nichts zu bieten hat, nicht anschließen werden. Viele unter denen, die zu den Demonstrationen gehen, hielten sich für besser als die Mehrzahl der Bevölkerung. Das Problem der Intelligenzija sei es, dass sie die einfachen Menschen nicht dazu bringen könne, ihre Prinzipien zu akzeptieren. Die Leute hätten eine hervorragende politische Intuition, viel akkurater als die der Moskauer Schickeria.<ref>Russian opposition will not get massive public support - Archpriest Vsevolod Chaplin RIA Novosti am 24. Mai 2012.</ref>
Im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen Mitglieder von Pussy Riot wegen deren Punkgebet am 21. Februar 2012 in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau sagte Tschaplin: „Gott vergibt keine Sünden, die nicht bereut werden … es ist eine anti-christliche Idee, anzunehmen, dass Gott alles vergibt.“ Die Kirche könne die Entscheidung des Gerichts nicht beeinflussen. Ein Vergeben von Seiten der Kirche setze jedoch Reue voraus.<ref>Oberpriester Tschaplin: Pussy Riot, Putin und Gottes Liebe RIA Novosti am 26. Juli 2012.</ref>
Weblinks
- Biographie (russisch)
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
---|---|
NAME | Tschaplin, Wsewolod Anatoljewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Чаплин, Всеволод Анатольевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russisch-orthodoxer Erzpriester |
GEBURTSDATUM | 31. März 1968 |
GEBURTSORT | Moskau |