RIA Novosti
RIA Novosti | |
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RIA Novosti-Logo | |
Rechtsform | staatlich |
Gründung | 3. April 1961 |
Auflösung | 2013 |
Sitz | Moskau, Russland |
Branche | Medien |
Website | ria.ru |
Die Russische Agentur für internationale Informationen RIA Novosti (russisch РИА Новости; deutsche Transkription: RIA Nowosti) war eine der größten staatlichen Nachrichtenagenturen in Russland und der früheren Sowjetunion. Sie ging 1961 aus dem Sowjetischen Informationsbüro hervor und hatte ihren Sitz in Moskau. Ab Ende 2013 wurde RIA Novosti im Zuge einer dreimonatigen Umstrukturierung neben dem Auslandshörfunk Stimme Russlands in das neue Staatsunternehmen Rossija Sewodnja überführt.
Die ehemalige deutsche Website von RIA leitet seit Ende 2014 auf das neugegründete Nachrichtenportal Sputnik weiter. Die russische Website ist weiterhin unter eigenem Namen aktiv.
Inhaltsverzeichnis
Unternehmen
Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf Nachrichten aus Russland und den übrigen GUS-Ländern. RIA Novosti verbreitet offizielle Verlautbarungen der russischen Regierung, von Ministerien und Dienststellen sowie von gesellschaftlichen Organisationen. Bis zu ihrer Umstrukturierung 2013/2014 bot die Agentur aber auch „kontroversen Meinungen ein Forum“.<ref name="taz_2013" /> Generaldirektorin war vom 24. Januar 2003 bis 9. Dezember 2013 Swetlana Wassiljewna Mironjuk.<ref name="kailudwig_131213">Kai Ludwig: Stimme Rußlands wird liquidiert [aktualisiert]. In: RBB Radio eins Medienmagazin. 9. Dezember 2013. Mit Aktualisierungen bis 13. Dezember 2013. Abgerufen am 14. Dezember 2013.</ref>
RIA Novosti wurde zur Jahreswende 2013/2014 mit dem Auslandshörfunk Stimme Russlands zu einer neuen staatlichen Internationalen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja (Russland heute) zusammengeschlossen.<ref name="taz_2013">Klaus-Helge Donath: Die Propaganda-Megamaschine. In: taz.de. 11. Dezember 2013. Abgerufen am 13. Dezember 2013.</ref> Der Schwerpunkt von Rossija Sewodnja ist es, „an einer positiveren Wahrnehmung Russlands“ zu arbeiten.<ref>Barbara Kerneck: Putins Plaudertaschen. taz.de, 12. Mai 2014, abgerufen am 12. Mai 2014.</ref> Der Name Ria Novosti sollte gemäß damaligen Angaben als Marke erhalten bleiben. Ausländische Websites von RIA Novosti leiten jedoch seit Ende 2014 auf das neugegründete Nachrichtenportal Sputnik weiter.
Die Agentur hat ein weit verzweigtes Korrespondentennetz in der Russischen Föderation, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und in mehr als vierzig anderen Ländern. Täglich verbreitet sie im Internet und über elektronische Nachrichtenmittel gesellschaftspolitische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und Informationen aus der Finanzwelt in russischer sowie in sechs europäischen Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Serbisch), aber auch in Persisch, Arabisch, Japanisch und Chinesisch.
RIA Novosti dient als Austragungsort für Presseveranstaltungen. Die Agentur verfügt über den landesweit größten Fotodienst und eine Foto-Datenbank mit mehr als 600.000 Bildern. Zur Zielgruppe der Agentur gehören ausländische Medien, Unternehmen, Investmentgesellschaften und Banken, Botschaften, Regierungs- und staatliche Organisationen sowie ein weiter Kreis von Interessenten.
Geschichte
1961 – während der Ära Chruschtschows – wurde das Sowinformbüro in die Presseagentur Novosti (kurz: APN) umstrukturiert. Sie entwickelte sich zum führenden Informations- und Publizistikorgan der sowjetischen gesellschaftlichen Organisationen. Am 3. April 1961 wurde die Satzung der Agentur angenommen. Laut Satzung hatte die APN die Aufgabe, authentische Informationen über die Sowjetunion im Ausland zu verbreiten und die sowjetische Öffentlichkeit mit dem Leben der Völker anderer Länder bekannt zu machen. De facto war sie bis zur Perestroika ein Propagandainstrument im Kalten Krieg.
Die APN hatte Vertretungen in mehr als 120 Ländern. Sie gab 60 illustrierte Zeitungen und Zeitschriften in 45 Sprachen in einer Gesamtauflage von 4,3 Mio. Exemplaren heraus. Beim APN-Verlag erschienen über 200 Bücher und Broschüren mit einer Gesamtauflage von rund 20 Mio. Exemplaren im Jahr.
Im April 1983 schloss der Schweizer Bundesrat das Berner Büro von Novosti und verwies den sowjetischen Redaktionsleiter des Landes, weil zwei Schweizer Mitarbeiter von Novosti als Organisatoren einer Friedensdemonstration aufgefallen waren.<ref>Die Affäre Friedrich oder: Lügen haben kurze Beine. Graubuch zur Schliessung des Berner Nowosti-Büros. Schweizerische Friedensbewegung, Basel 1983</ref> Das Büro in Genf wurde nicht geschlossen.
Am 27. Juli 1990 ging aus der APN die Nachrichtenagentur Novosti (IAN) hervor. IAN war in 120 Ländern der Welt vertreten und gab 13 illustrierte Zeitschriften und Zeitungen heraus. Im September 1991 wurde die IAN in Russische Nachrichtenagentur (RIA) Novosti umbenannt.
Von 1993 bis zu ihrer Auflösung Ende 2013 war die RIA Novosti eine staatliche Informations- und Analyseagentur. Sie war als solche Teil der staatlichen Medienholding WGTRK.
Am 10. August 2008 wurde der Server von RIA Novosti gehackt. An diesem Sonntag und am nachfolgenden Tag gab es praktisch viele Stunden keinen Zugang auf die Webseite der Nachrichtenagentur. Nach der Eskalation in Südossetien wurden auch viele georgische Webseiten angegriffen.<ref>RIA Novosti erlebt harten Hacker-Angriff</ref>
Am 9. Dezember 2013 unterzeichnete der russische Präsident Putin den Erlass „Maßnahmen zur Verbesserung der Effektivität der Tätigkeit der Staatsmedien“ über die Auflösung von sowohl RIA Novosti als auch Russlands Auslandssender Stimme Russlands.<ref>Gesine Dornblüth: Russland: Putins neue Medienstrategie, in: Deutschlandfunk vom 14. Dezember 2013, abgerufen am 25. Mai 2014</ref> An ihrer Stelle wurde eine neue staatliche Nachrichtenagentur mit dem Namen Internationale Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja (Russland heute) gegründet.<ref>Meldung von RIA Novosti am 9. Dezember 2013</ref><ref>Russland schmiedet große Nachrichtenagentur, Meldung auf tagesschau.de am 9. Dezember 2013</ref> Diese Maßnahme wird in Zusammenhang mit dem Versuch der russischen Regierung gesehen, die Berichterstattung über die olympischen Winterspiele im Februar 2014 in Sotschi in ihrem Sinne zu beeinflussen.<ref>FAZ.net: Bach: „Gaucks Absage hat keine politischen Gründe“</ref> Ungenannte Experten rätselten, ob Geldersparnis oder die Neuausrichtung der Selbstdarstellung Russlands angesichts zunehmender Spannungen mit dem Westen weitere Gründe für die Restrukturierung sind.<ref name="csm_2013">Fred Weir: Kremlin Spin: Does Media Overhaul Herald New Propaganda Push?. In: The Christian Science Monitor. 9. Dezember 2013. Abgerufen am 1. September 2013.</ref> Generaldirektor dieser neuen Staatsagentur wurde der Journalist Dmitri Kisseljow.<ref>Agentur Rossiya Segodnya bietet sich als Alternative zu westlichen Mainstream-Medien an, in: RIA Novosti vom 31. März 2014, abgerufen am 24. Mai 2014</ref> Swetlana Mironjuk erklärte noch am Abend des 9. Dezember 2013 ihren Rücktritt als Generaldirektorin von RIA Novosti.<ref name="kailudwig_131213" />
Kritik an der Umstrukturierung
Die im Dezember 2013 verfügte Schließung von RIA Novosti als eigenständige Agentur rief internationale Kritik von Medienexperten hervor.
Die Umstrukturierung der staatlichen russischen Medien wurde von Mascha Lipman, einer Mitarbeiterin des Moskauer Carnegie-Zentrums, als insgesamt nachteilig beurteilt, weil insbesondere RIA Novosti zuvor für das Bemühen bekannt gewesen sei, einen objektiven Standpunkt für die innerstaatliche und die außenpolitische Berichterstattung bezogen zu haben.<ref name="csm_2013"/>
In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten die Internationale und die Europäische Journalisten-Föderation den putinschen Erlass. IFJ-Präsident Jim Boumelha wies darauf hin, dass RIA Novosti um ausgewogene Berichterstattung bemüht gewesen sei und nun offenbar durch eine Agentur ersetzt werden solle, die „Teil von Putins Propaganda-Apparat“ sei. Dies bezeichnete er als eine für die der Pressefreiheit in Russland „tief beunruhigende Situation“.<ref>IFJ/EFJ Concerned for Future of Staff at Ria Novosti Following Scandalous Closure. IFJ-Mitteilung vom 11. Dezember 2013, abgerufen am 24. Mai 2014 (englisch).</ref> Die sich weltweit für Pressefreiheit einsetzende Organisation Committee to Protect Journalists bezeichnete in einem offenen Protestbrief vom März 2014 die Abwicklung von RIA Novosti als Beginn einer Serie von Maßnahmen Putins zur Einschränkung der Pressefreiheit.<ref>Putin should reverse steps to restrict independent press. Offener Brief des CPJ vom 20. März 2014, abgerufen am 24. Mai 2014 (englisch).</ref>
Siehe auch
- Liste der Nachrichtenagenturen
- Interfax (Nachrichtenagentur)
- TASS (Nachrichtenagentur)
Weblinks
Einzelnachweise
<references />