Xenien
Xenien (griech.), ursprünglich „Gastgeschenke“, nannte der römische Dichter Martial (1. Jahrhundert n. Chr) das 13. Buch seiner Epigramme, die als Begleitverse zu Geschenken gedacht waren. Johann Wolfgang von Goethe übernahm diesen Titel im ironischen Sinne für Distichen, die er gemeinsam mit Friedrich Schiller verfasst hatte. Die Xenien erschienen in Schillers Musenalmanach auf das Jahr 1797. Die Manuskriptabschrift mit insgesamt 676 Xenien ist uns heute erhalten.
Die Xenien sind ein äußerst polemischer Angriff auf die damalige Literaturzunft, den gesamten Literaturbetrieb und die spießbürgerlichen Zeitgenossen. Die Xenien Goethes und Schillers sind allerdings nicht nur kritisch, sondern vielmehr literaturpolitisch motiviert. Auf die Angriffe gegen beispielsweise Friedrich Nicolai, Johann Kaspar Friedrich Manso, Christoph Martin Wieland oder die Brüder Friedrich Leopold und Christian zu Stolberg-Stolberg folgte nach der Veröffentlichung im Jahre 1797 ein wahrer Xenienkampf, der sich in meist anonym verfassten Gegen-Xenien äußerte. Weder Schiller noch Goethe wollten die Distichen als Ganzes in ihr Gesamtwerk aufnehmen, weil sie zu zeitgebunden waren. Allerdings übernahmen später beide Dichter einzelne Distichen, überarbeiteten oder gruppierten sie neu.
Mit der Dichtung der Xenien begannen Goethe und Schiller im Dezember 1795. In einem Brief an Schiller am zweiten Weihnachtsfeiertag unterbreitete Goethe hierzu seine Idee.<ref>vgl. Brief Goethes an Schiller, Weimar, 26. Dezember 1795</ref> Schiller antwortete drei Tage später hocherfreut: „Der Gedanke mit den Xenien ist prächtig und muß ausgeführt werden.“<ref>vgl. Brief Schillers an Goethe, Jena, 29. Dezember 1795</ref> In der Folge schickten sich beide unentwegt neue Xenien zu.
Carl Leberecht Immermann wählte die Bezeichnung Xenien für seine in Epigrammform verfassten Polemiken gegen Schriftsteller seiner Zeit, Heinrich Heine veröffentlichte sie 1827 als Anhang zum zweiten Teil seiner Reisebilder.
Die Xenien sind im antiken Versmaß des epigrammatischen Distichon verfasst, bestehen also aus einem Hexameter und einem Pentameter.
Etymologisch betrachtet liegt dem Begriff Xenie (Plural Xenien) griech. xénion (ξένιον), im Plural xénia (ξένια) „Gastgeschenke“, zu griech. xénos (ξένος) „Fremdling“, „Gast“, „Gastfreund“, „Wirt“ zu Grunde.
Literatur
- Frieder von Ammon: Ungastliche Gaben. Die 'Xenien' Goethes und Schillers und ihre literarische Rezeption von 1796 bis in die Gegenwart. Niemeyer, Tübingen 2005. ISBN 3-484-32123-7
- Franz Schwarzbauer: Die Xenien. Studien zur Vorgeschichte der Weimarer Klassik. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 1993. ISBN 3-476-00859-2
- Wolfgang Stammler (Hrsg.): Die Anti-Xenien. A. Marcus und E. Weber’s Verlag, Bonn 1911.
- Johannes Bobrowski: Literarisches Klima. Ganz neue Xenien, doppelte Ausführung, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1978. ISBN 3-421-01849-9
Quellen
<references />
Weblinks
- Beitrag über die Xenien von Goethe und Schiller: Ursachen, Entstehung und Reaktionen
- Xenien von Goethe und Schiller
- Xenien von Immermann
Romane und Novellen
Die Leiden des jungen Werthers |
Wilhelm Meisters theatralische Sendung |
Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten |
Wilhelm Meisters Lehrjahre |
Novelle |
Die Wahlverwandtschaften |
Wilhelm Meisters Wanderjahre
Dramen
Die Laune des Verliebten |
Die Mitschuldigen |
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand |
Ein Fastnachtsspiel vom Pater Brey |
Jahrmarktsfest zu Plundersweilern |
Götter, Helden und Wieland |
Claudine von Villa Bella |
Clavigo |
Urfaust |
Egmont |
Erwin und Elmire |
Die Geschwister |
Der Triumph der Empfindsamkeit |
Iphigenie auf Tauris |
Torquato Tasso |
Der Groß-Cophta |
Der Bürgergeneral |
Was wir bringen |
Stella |
Die natürliche Tochter |
Faust I |
Pandora |
Faust II
Gedichte, Lieder und Balladen
Die Metamorphose der Pflanzen |
Vermächtnis |
Wandrers Sturmlied |
Mailied |
Willkommen und Abschied |
Mahomets Gesang |
Prometheus |
Geistesgruß |
Der König in Thule |
Der Fischer |
An den Mond |
Der Erlkönig |
Wandrers Nachtlied |
Römische Elegien |
Nähe des Geliebten |
Venezianische Epigramme |
Der Zauberlehrling |
Der Schatzgräber |
Xenien |
Legende vom Hufeisen |
Die erste Walpurgisnacht |
Das Tagebuch |
Der Totentanz |
Bei Betrachtung von Schillers Schädel |
Marienbader Elegie |
West-östlicher Divan |
Gingo biloba
Versepen
Reineke Fuchs |
Hermann und Dorothea
Übertragungen
Leben des Benvenuto Cellini |
Mahomet |
Rameaus Neffe
Ästhetische Schriften
Über Kunst und Altertum
Naturwissenschaftliche Schriften
Über den Zwischenkiefer der Menschen und der Tiere |
Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären |
Beiträge zur Optik |
Zur Farbenlehre
Librettofragment
Der Zauberflöte zweyter Theil
Autobiographische Prosa
Italienische Reise |
Kampagne in Frankreich |
Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit
Sonstiges
Die guten Weiber |
Über den Granit |
Maximen und Reflexionen |
Hanswursts Hochzeit
Dramatische Werke
Die Räuber |
Semele |
Die Verschwörung des Fiesco zu Genua |
Kabale und Liebe |
Körners Vormittag |
Don Karlos |
Wallenstein
(Wallensteins Lager – Die Piccolomini – Wallensteins Tod) |
Maria Stuart |
Die Jungfrau von Orléans |
Die Braut von Messina |
Wilhelm Tell |
Die Huldigung der Künste |
Demetrius
Lyrik
Hektorlied |
Hektor und Andromache |
An die Freude |
Resignation |
Die Götter Griechenlandes |
Das verschleierte Bild zu Sais |
Die Teilung der Erde |
Der Spaziergang |
Xenien |
Der Handschuh |
Der Taucher |
Die Kraniche des Ibykus |
Der Ring des Polykrates |
Ritter Toggenburg |
Der Gang nach dem Eisenhammer |
Der Kampf mit dem Drachen |
Die Bürgschaft |
Das Lied von der Glocke |
Nänie |
Der Antritt des neuen Jahrhunderts |
Das Siegesfest
Prosa
Der Verbrecher aus verlorener Ehre |
Der Geisterseher |
Die Sendung Moses |
Eine großmütige Handlung |
Spiel des Schicksals
Philosophische, literatur- und theatertheoretische Schriften
Über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen |
Über das gegenwärtige deutsche Theater |
Der Spaziergang unter den Linden |
Philosophische Briefe |
Briefe über Don Carlos |
Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet |
Über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen |
Über die tragische Kunst |
Zerstreute Betrachtungen über verschiedene ästhetische Gegenstände |
Über die notwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen |
Über den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten |
Gedanken über den Gebrauch des Gemeinen und Niedrigen in der Kunst |
Augustenburger Briefe |
Vom Erhabenen |
Über Anmut und Würde |
Über das Pathetische |
Kallias-Briefe |
Über die ästhetische Erziehung des Menschen |
Über naive und sentimentalische Dichtung |
Über das Erhabene
Historische Werke
Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? |
Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung |
Geschichte des dreißigjährigen Krieges
Herausgegebene Zeitschriften
Wirtembergisches Repertorium der Litteratur |
Thalia |
Die Horen |
Musen-Almanach