Zeche Preußen
Zeche Preußen | ||||||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | ||||||
Zeche Preußen II um 1910 | ||||||
Förderung/Jahr | max. 771.858 t | |||||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | ||||||
Beschäftigte | bis zu 3258 | |||||
Betriebsbeginn | 1895 | |||||
Betriebsende | 1929 | |||||
Geförderte Rohstoffe | ||||||
Abbau von | Steinkohle | |||||
Geographische Lage | ||||||
Koordinaten | 7,511852|primary | dim= | globe= | name= | region=DE-NW | type=landmark
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Standort | Gahmen | |||||
Gemeinde | Lünen | |||||
Kreis (NUTS3) | Unna | |||||
Land | Nordrhein-Westfalen | |||||
Staat | Deutschland | |||||
Revier | Ruhrrevier |
Die Zeche Preußen war ein Steinkohlebergwerk in den Lüner Stadtteilen Horstmar und Gahmen (Westfalen).<ref name="Quelle 1" /> Das Bergwerk ging im Jahre 1887 infolge Besitzerwechsels aus der Zeche Vereinigte Nordsee hervor.<ref name="Quelle 2" />
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Anfänge
Im Jahr 1872 wurde in Lünen-Gahmen mit den ersten Arbeiten für den Schacht Gustav begonnen. Der Schacht war als erster Schacht der Zeche Vaterland geplant.<ref name="Quelle 3" /> Im 3. Juli des Jahres 1873 konsolidierten die Grubenfelder Vaterland I, Vaterland II, Vaterland III und Vaterland IV zu Gustav Adolph. Noch im selben Jahr wurde mit den Teufarbeiten für den Schacht Gustav Adolph begonnen.<ref name="Quelle 1" /> Die Berechtsame umfasste zu diesem Zeitpunkt eine Fläche von 15 km2.<ref name="Quelle 3" /> In der Zeit vom 19. Dezember des Jahres 1874 bis zum 16. Februar des Jahres 1875 erfolgte die Umbenennung des Bergwerks in Zeche Nordsee.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1874 erreichte der Schacht bei einer Teufe von 250 Metern das Karbon.<ref name="Quelle 2" /> Im April des Jahres 1875 kam es im Schacht zu einem Wassereinbruch, pro Minute flossen bis zu 2,9 m3 Wasser in den Schacht.<ref name="Quelle 1" /> Dies führte dazu, dass die Teufarbeiten bei einer Teufe von 275 Metern eingestellt wurden.<ref name="Quelle 2" /> In der Zeit vom 15. Oktober bis zum 17. März des Jahres 1876 konsolidierte die Zeche Nordsee mit der Zeche Berta Wilhelmine zur Zeche Vereinigte Nordsee. Die Zeche Berta Wilhelmine hatte zuvor begonnen, den Schacht Berta Wilhelmine abzuteufen, aber auch hier wurden bei einer Teufe von 120 Metern die Teufarbeiten gestundet.<ref name="Quelle 1" />
Die weitere Errichtung des Bergwerks
Im Jahr 1877 wurden die Arbeiten an den Schächten weiter fortgesetzt.<ref name="Quelle 2" /> Zunächst einmal wurde im Mai des Jahres 1877 der Schacht Bertha Wilhelmine gesümpft. Nachdem der Schacht gesümpft war, wurden die Teufarbeiten weiter fortgesetzt.<ref name="Quelle 1" /> Kurze Zeit später erreichte der Schacht bei einer Teufe von 230 Metern das Karbon.<ref name="Quelle 2" /> Im Februar des Jahres 1878 kam es im Schacht Berta Wilhelmine bei einer Teufe von 234 Metern zu einem erneuten Wassereinbruch.<ref name="Quelle 1" /> Aufgrund der starken Wasserzuflüsse wurden beide Schächte aufgegeben.<ref name="Quelle 4" /> In der Zeit vom 31. Mai 1878 bis zum 1. August des Jahres 1879 wurden die Felder Berta Wilhelmine I, IV, VIII, XVI, XVII und Schlägel & Eisen VII erworben. Anschließend wurden die Felder konsolidiert. Die gesamte Berechtsame umfasste nun eine Fläche von 17 km2, hinzu kam das Solefeld Vereinigte Nordsee mit einer Fläche von 2,2 km2. Im Jahr 1887 wechselte der Besitzer der Zeche.<ref name="Quelle 1" /> Neuer Besitzer war die belgische Gewerkschaft Nordsee.<ref name="Quelle 5" /> Noch im gleichen Jahr wurde das Bergwerk umbenannt in Zeche Preußen, auch die Schächte wurden umbenannt.<ref name="Quelle 3" /> Schacht Gustav Adolph wurde umbenannt in Schacht Prinz Heinrich und Schacht Berta Wilhelmine erhielt den Namen Schacht Prinz Wilhelm.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1888 wurden die Schächte weiter gesümpft.<ref name="Quelle 3" />
Im Jahr 1889 wurden die Schächte erneut umbenannt. Schacht Prinz Heinrich erhielt den Namen Preußen I/1 und Schacht Prinz Wilhelm erhielt den Namen Preußen II/1.<ref name="Quelle 2" /> Auf Beschluss der Generalversammlung der Harpener Bergbau-Aktien-Gesellschaft vom 28. Februar des Jahres 1891 wurde die Zeche Preußen von der Harpener Bergbau AG übernommen.<ref name="Quelle 4" /> Die Gewerkschaft Preußen wurde nach Übernahme des Bergwerks durch die Harpener Bergbau AG aufgelöst.<ref name="Quelle 1" /> Das Bergwerk wurde in die beiden Betriebsteile Preußen I und Preußen II aufgeteilt. Der Betriebsteil Preußen I befand sich in Gahmen an Gahmener Straße und Preußen II in Horstmar an der Preußenstraße.<ref name="Quelle 1" /> Im Laufe des Jahres 1891 wurden die Teufarbeiten an Schacht Preußen I/1 weiter durchgeführt.<ref name="Quelle 3" /> Bei den Teufarbeiten kam es erneut zur erheblichen Wasserzuflüssen.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1892 wurde mit den Teufarbeiten für den Schacht Preußen I/2 begonnen. Der Schacht wurde neben Preußen I/1 angesetzt.<ref name="Quelle 3" /> Im darauffolgenden Jahr erreichte der Schacht bei einer Teufe von 347 Metern das Karbon. Im Jahr 1894 wurde im Schacht Preußen I/2 bei einer Teufe von 439 Metern (- 380 m NN) die 1. Sohle und bei einer Teufe von 549 Metern (- 489 m NN) die 2. Sohle angesetzt.<ref name="Quelle 1" />
Die ersten Betriebsjahre
Im Jahr 1895 wurde die beiden Schächte in Betrieb genommen.<ref name="Quelle 2" /> Schacht 1 wurde für die Bewetterung und die Seilfahrt genutzt, Schacht 2 übernahm die Förderung.<ref name="Quelle 3" /> Im Jahr 1896 erhielt das Bergwerk einen Eisenbahnanschluss. Außerdem wurde der Schacht Preußen II/1 im Abbohrverfahren weiter geteuft. Im Jahr 1897 wurde mit der regelmäßigen Förderung begonnen.<ref name="Quelle 1" /> Noch im selben Jahr wurde in Horstmar mit den Teufarbeiten für den Schacht Preußen II/2 begonnen. Der Schacht wurde neben Schacht Preußen II/1 angesetzt.<ref name="Quelle 3" /> Im Jahr 1898 kam es im Schacht Preußen II/2 bei einer Teufe von 260 Metern zu einem starken Wassereinbruch, pro Minute flossen 27 m3 Wasser in den Schacht. Dadurch soff der Schacht in kurzer Zeit ab. Der Schacht wurde im Abbohrverfahren weitergeteuft. Im Jahr 1899 erreichte der Schacht bei einer Teufe von 367 Metern das Karbon. Im Herbst des Jahres 1900 wurde auf Preußen I eine Kokerei in Betrieb genommen. Im Jahr 1901 wurde im Schacht II/2 bei einer Teufe von 558 Metern (- 496 m NN) die 2. Sohle angesetzt.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1902 erhielt der Schacht II/2 eine elektrisch getriebene Fördermaschine.<ref name="Quelle 3" /> Diese Maschine war die erste mit Drehstrom angetriebene Fördermaschine im Ruhrbergbau.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1903 begann man auf Preußen II mit der Eigenbedarfsförderung.<ref name="Quelle 3" /> Im selben Jahr kam es auf der Zeche Preußen zu einem Grubenbrand.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1904 wurde auf Preußen II mit der regelmäßigen Förderung begonnen.<ref name="Quelle 3" /> Im Jahr 1905 wurde bei einer Teufe von 418 Metern (- 356 m NN) eine neue 1. Sohle angesetzt. Im Herbst des Jahres 1906 wurde auf Preußen II eine Kokerei in Betrieb genommen. Am 3. April des Jahres 1907 kam es bei einer verbotenen Seilfahrt zu einem Seilbruch. Bei diesem Ereignis wurden sieben Bergleute getötet.<ref name="Quelle 1" />
Ausbau der Schachtanlage
Im Jahr 1912 wurde auf der 2. Sohle zwischen Preußen I und Preußen II ein Durchschlag erstellt.<ref name="Quelle 3" /> Im Jahr 1919 wurde begonnen, über Gesenke die 3. Sohle anzusetzen. Diese Sohle wurde bei einer Teufe von 620 Metern (- 559 m NN) aufgefahren. Im gleichen Jahr wurde begonnen, über Gesenke bei einer Teufe von 642 Metern (- 580 m NN) eine Unterwerkssohle anzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Berechtsame eine Fläche von 17 km2. Im Jahr 1924 wurde auf Preußen II die Kokerei stillgelegt.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1925 wurde begonnen, den zu Preußen II gehörigen Wetterschacht Grevel in Grevel abzuteufen.<ref name="Quelle 3" /> Dieser Schacht wurde auch als Luftschacht Rote Fuhr bezeichnet.<ref name="Quelle 1" /> Am 3. April des Jahres wurde der Betriebsteil Preußen I in Garmen stillgelegt.<ref name="Quelle 3" /> Die Schächte wurden jedoch nicht verfüllt, sondern nur abgedeckt.<ref name="Quelle 2" /> Am 1. Mai desselben Jahres wurde die Kokerei auf dem Betriebsteil Preußen I stillgelegt.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1927 ging der Wetterschacht Grevel in Betrieb.<ref name="Quelle 3" />
Die letzten Jahre bis zur Stilllegung
Im Jahr 1928 wurde der Schacht Preußen II/1 bis zu einer Teufe von 690 Metern tiefer geteuft. Kurz nach danach kam der Stilllegungsbeschluß für die Zeche Preußen.<ref name="Quelle 1" /> Am 30. Juni des Jahres 1929 wurde die Zeche Preußen II stillgelegt.<ref name="Quelle 3" /> Die Schächte wurden ebenfalls nur abgedeckt.<ref name="Quelle 2" /> Die Tagesanlagen wurden überwiegend abgerissen.<ref name="Quelle 3" /> Die Stilllegung des Bergwerks war für die Stadt Lünen wirtschaftlich ein herber Rückschlag. Von den auf dem Bergwerk beschäftigten Mitarbeitern wurden die meisten arbeitslos.<ref name="Quelle 5" /> Im Jahr 1931 wurde der Schacht Grevel der Zeche Gneisenau zugeschlagen.<ref name="Quelle 3" /> Im restlichen Grubenfeld wurden von der Victoria Aufschlussarbeiten durchgeführt. Weitere Aktivitäten fanden nicht statt.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1940 wurde die Berechtsame aufgeteilt: das Feld Preußen Nord fiel mit den Anlagen von Preußen I und den beiden Schächten als spätere Victoria 3/4 an die Zeche Victoria und das Feld Preußen Süd an die Zeche Gneisenau.<ref name="Quelle 3" />
Förderung und Belegschaft
Die ersten Förder- und Belegschaftszahlen stammen aus dem Jahr 1895, in diesem Jahr wurden mit 337 Beschäftigten rund 7500 Tonnen Steinkohle gefördert.<ref name="Quelle 2" /> Im Jahr 1900 wurden 348.013 Tonnen Steinkohle gefördert, die Belegschaftsstärke betrug 1761 Mann. Im Jahr 1905 wurden mit 2085 Beschäftigten 356.980 Tonnen Steinkohle gefördert. Im Jahr 1910 wurden mit 2854 Beschäftigten 667.310 Tonnen Steinkohle gefördert.<ref name="Quelle 1" /> Im Jahr 1913 wurde die maximale Förderung des Bergwerks erzielt. Mit 2883 Beschäftigten wurden 771.858 Tonnen Steinkohle gefördert.<ref name="Quelle 3" /> Im Jahr 1915 lag die Förderung bei 600.444 Tonnen Steinkohle, die Belegschaftsstärke betrug 2392 Beschäftigte. Im Jahr 1920 wurden mit 3258 Beschäftigten eine Förderung von 615.119 Tonnen Steinkohle erzielt.<ref name="Quelle 1" /> Die letzten Förder- und Belegschaftszahlen des Bergwerks stammen aus dem Jahr 1928, in diesem Jahr wurden 451.440 Tonnen Steinkohle gefördert, die Belegschaftsstärke betrug 1605 Beschäftigte.<ref name="Quelle 3" />
Heutiger Zustand
Von der Schachtanlage ist nur das ehemalige Verwaltungsgebäude mit der Zechenmauer in Lünen-Horstmar erhalten geblieben. Außerdem existiert noch die Bergehalde. Die an den Schächten in Gahmen aufgeschüttete Preußenhalde ist mit einem Wegenetz erschlossen. Die für die Bergarbeiter der Zeche Preußen in Lünen-Süd errichtete Zechensiedlung „Siedlung Ziethenstraße“, Teil der Route der Industriekultur, aber auch die errichtete Zechensiedlung in Lünen-Horstmar, zeugen noch heute von der Bergbaugeschichte in Lünen. Von der Schachtanlage Preußen II sind nach Abbruch der Tagesanlagen im Jahre 1932 noch einige zinnenbekrönte Betriebsgebäude im Tudorstil erhalten. Zwischen dem heutigen Gewerbepark und der Halde verläuft die „Gneisenau-Trasse“, ein Rad- und Wanderweg auf der Strecke der ehemaligen Zechenbahn, die von der Zeche Gneisenau in Derne bis zum Preußenhafen führte.
Einzelnachweise
<references> <ref name="Quelle 1">Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144) 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.</ref> <ref name="Quelle 2">Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.</ref> <ref name="Quelle 3">Peter Voss: Die Zechen im Kreis Unna. Bildchronik der Bergwerke Freiberg, Caroline, Massener Tiefbau, Alter Hellweg, Königsborn, Monopol, Haus Aden, Preußen, Victoria, Minister Achenbach, Hermann, Werne, Stollen- und Kleinzechen. Regio-Verlag, Werne 1995, ISBN 3-929158-05-1.</ref> <ref name="Quelle 4">Gerhard Gebhardt: Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen. Verlag Glückauf GmbH, Essen 1957</ref> <ref name="Quelle 5">Die Preußenstraße. In: Correctum Verlag. (Hrsg.): StadtMagazin Lünen, Nr. 61, Druckerei Schmitt (Lünen), Lünen Oktober 2011, S. 5-8</ref>
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Lage
- Preußen I: 51° 35′ 18″ N, 7° 30′ 43″ O {{#coordinates:51,58838|7,511852|
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- Preußen II: 51° 35′ 34″ N, 7° 32′ 49″ O {{#coordinates:51,592651|7,546929|
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Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten der Schächte: OSM, Google oder Bing