Kalmus (Gattung)
Kalmus | ||||||||||||
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Kalmus (Acorus calamus)
Kalmus (Acorus calamus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Ordnung | ||||||||||||
Acorales | ||||||||||||
Link | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Acoraceae | ||||||||||||
Martinov | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Acorus | ||||||||||||
L. |
Kalmus (Acorus) ist die einzige Gattung in der monotypischen Familie der Kalmusgewächse (Acoraceae), der einzigen Familie der Ordnung der Kalmusartigen (Acorales). Sie ist die basalste Gattung der Monokotyledonen. Zu den deutschen Trivialnamen siehe unter dem Artikel zur Art Acorus calamus.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Kalmus-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Als Überdauerungsorgane bilden diese Sumpfpflanzen Rhizome. Es ist ein Aerenchym ausgebildet. Alle Pflanzenteile sind kahl. Wenn man Pflanzenteile verletzt riechen sie stark aromatisch. Die grundständigen und zweizeilig angeordneten Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist flach, parallelnervig, unifazial und schwertförmig.
In einem ährigen Gesamtblütenstand sitzen mehrere kolbige Blütenstände zusammen. In Kolben sind viele Blüten angeordnet. Die Spatha ist stängelähnlich. Die zwittrigen Blüten sind unscheinbar, dreizählig und pentazyklisch (mit fünf Blütenblattkreisen). Die sechs gleichgestaltigen, freien Blütenhüllblätter sind bräunlich und häutig. Es sind zwei Kreise mit je drei freien, fertilen, gelben Staubblättern vorhanden. Meist drei (zwei bis vier) Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen mit zwei bis vier (selten bis fünf) Samenanlagen je Fruchtknotenkammer. Ein Griffel ist nicht erkennbar und so sitzen die Narben direkt auf den Fruchtknoten.
Die braunen bis rötlichen Früchte werden als Kapselfrüchte oder Beeren gedeutet und besitzen ein dünnes, ledriges Perikarp.
Die Chromosomenzahlen betragen 2n = (22), 24, 36, (44), 48.<ref name="FoC" />
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Acorus wurde 1753 in Species Plantarum, 1, S. 324 aufgestellt. Typusart ist Acorus calamus L.. Ein Synonym für Acorus L. ist Calamus Garsault.<ref name="WCSP" /> Der Familienname Acoraceae wurde durch Iwan Iwanowitsch Martynow in Tekhno-Bot. Slovar., 1820, 6 veröffentlicht.<ref name="Tropicos" />
Der Gattungsname Acorus stammt von griechisch Ἄκορον (Ákoron), einer Arzneipflanze, die Dioskurides als der Schwertlilie ähnlich beschreibt;<ref name="Dioscurides">Dioskurides, De materia medica I, 2, deutsche Übersetzung mit Anmerkungen: Prof. Dr. J. Berendes, Stuttgart 1902, p. 25f.</ref> ob er wirklich den Kalmus meint, bleibt unsicher.
Die Kalmusgewächse (Acoraceae) sind die basalste Gruppe der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Früher wurde die Gattung Acorus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae) zugeordnet.
Die Kalmus-Arten sind ursprünglich im gemäßigten bis subtropischen Asien sowie Nordamerika und auch in Südostasien heimisch. Sie sind in vielen Gebieten der Welt, beispielsweise Ägypten und Europa verwildert.
Die Gattung Acorus enthält je nach Autor nur zwei (Flora of China 2010<ref name="FoC" /> und Kew<ref name="WCSP" />) bis zu sechs Arten beziehungsweise einige Unterarten oder Varietäten:
- Großer Kalmus und Zwerg-Kalmus (Acorus gramineus Sol. ex Aiton, Syn.: Acorus humilis Salisb., Acorus pusillus Siebold, Acorus gramineus var. pusillus (Siebold) Engl., Acorus gramineus var. macrospadiceus Yamam., Acorus gramineus var. japonica M.Hotta, Acorus macrospadiceus (Yamam.) F.N.Wei & Y.K.Li, Acorus xiangyeus Z.Y.Zhu): Sie ist vom Himalaja über Myanmar, Thailand und China bis Japan und zu den Philippinen verbreitet.<ref name="FoC" /><ref name="WCSP" />
- Kalmus, genauer Arznei-Kalmus, (Acorus calamus L.) (Europa): Er gedeiht in gemäßigten Gebieten Indiens, Himalaya sowie südlichen Asiens, wird überall auf der Welt kultiviert und ist oft verwildert. Es gibt drei akzeptierte Varietäten:<ref name="WCSP" />
- Acorus calamus L. var. calamus (Syn.: Acorus calamus var. verus L., Acorus calamus var. vulgaris L., Acorus verus Garsault, Acorus odoratus Lam., Acorus aromaticus Gilib., Acorus elatus Salisb., Acorus calamus-aromaticus Clairv., Acorus undulatus Stokes, Acorus terrestris Spreng., Acorus europaeus Dumort., Acorus calamus var. europeus Raf., Acorus verus (L.) Raf., Acorus flexuosus Raf., Acorus floridanus Raf., Acorus angustatus Raf., Acorus griffithii Schott, Acorus nilghirensis Schott, Acorus commutatus Schott, Acorus angustifolius Schott, Acorus belangeri Schott, Acorus casia Bertol., Acorus commersonii Schott, Acorus calamus var. angustifolius (Schott) Engl., Acorus calamus var. belangeri (Schott) Engl.)<ref name="FoC" /><ref name="WCSP" />
- Acorus calamus var. americanus Raf. (Syn.: Acorus americanus (Raf.) Raf.): Er ist in Alaska, Kanada und in den nördlichen USA, in Sibirien und gemäßigten Gebieten Asiens verbreitet.<ref name="FoC" /><ref name="WCSP" />
- Acorus calamus var. angustatus Besser (Syn.: Acorus cochinchinensis (Lour.) Schott, Acorus tatarinowii Schott, Acorus terrestris Rumph. ex Schott nom. illeg., Acorus triqueter Turcz. ex Schott, Acorus spurius Schott, Acorus calamus var. spurius (Schott) Engl., Acorus gramineus var. crassispadix Lingelsh., Acorus asiaticus Nakai, Acorus rumphianus S.Y.Hu, Acorus latifolius Z.Y.Zhu): Sie kommt in Asien vor.<ref name="FoC" /><ref name="WCSP" />
Inhaltsstoffe und Verwendung
Aus Kalmus-Arten werden das „Kalmusöl“ (‚Calami aetheroleum‘, aus allen Pflanzenteilen) und „Ackerwurz“ (getrocknete Rhizome, auch „Kalmusrot“ oder „Magenwurz“ genannt) gewonnen. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Asarone, deren Gehalt je nach Art (hier sind wechselnde Ploidiegrade vorhanden) und Pflanzenteil (Blätter oder Wurzeln) variiert.<ref name="Hager_F2_DrogenAK">W. Blaschek, R. Hänsel, K. Keller, J. Reichling, H. Rimpler, G. Schneider (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Folgeband 2 Drogen A–K. 5 Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2012, ISBN 978-3-642-63794-0, S. 18–33 (Unveränderter Nachdruck der Erstausgabe von 1998, online).</ref> Diploider Amerikanischer Kalmus enthält kein β-Asaron, triploider europäischer Kalmus maximal 10 % und indischer Kalmus (tetraploid) bis zu 96 % β-Asaron.<ref name="roempp">Eintrag zu Kalmusöl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. Mai 2015.</ref> Weitere Inhaltsstoffe sind Farnesene (vorwiegend das β-Farnesen, bis 46 %), Geranylacetat (bis 77 %), der Methylether des cis-Isoeugenol (maximal 36 %), Shyobunon (0–53 %), Acorenon (6–9 %) sowie verschiedene Monoterpene (Camphen, Limonen, Myrcen und Pinene).<ref name="Hager_F2_DrogenAK" />
Kalmusöl wird in der Heilkunde und bei der Parfüm- und Likörherstellung und für Magenbitter verwendet. Kalmus gilt als kräftigend und appetitanregend und wird in der Volksmedizin verschiedentlich als Dekokt gegen Magen- und Verdauungsbeschwerden, Husten (eine krampflösende Wirkung ist belegt) und Erkältungen, Schmerzen und Entzündungen eingesetzt, wobei die Wirksamkeit meist wissenschaftlich nicht belegt ist.<ref name="Hager_F2_DrogenAK" />
Aufgrund nachgewiesener mutagener, carzinogener sowie reproduktionstoxischer Effekte der Asarone<ref name="Hager_F2_DrogenAK" /> ist der Einsatz von Kalmusöl oder sonstigen Kalmusprodukten in Lebensmitteln nur beschränkt zugelassen; in den USA und Kanada ist die Verwendung von Kalmusprodukten nicht erlaubt.<ref>Eintrag zu Asarone. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 29. Mai 2015.</ref>
Standorte
Kalmus-Arten sind schilfartige Röhrichtpflanzen, die in den gemäßigten Klimazonen der nördlichen Hemisphäre Gräben, die Ufer von Teichen, Bächen und langsamfliessenden Flüssen sowie Sumpfgebiete besiedeln.<ref name="Hager_F2_DrogenAK" />
Quellen
- Die Familie der Acoraceae bei der APWebsite. (Abschnitte Systematik und Beschreibung)
- Die Familie der Acoraceae bei DELTA. (Abschnitt Beschreibung)
- Heng Li, Guanghua Zhu & Josef Bogner: Acoraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Acoraceae-Cyperaceae. Volume 23, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing u. a., 2. September 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, S. 1 (Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch, „Acoraceae - Online“). (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
- Sue A. Thompson: Acoraceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York/ Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9 (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung, textgleich online wie gedrucktes Werk).
Einzelnachweise
<references> <ref name="WCSP"> Rafaël Govaerts (Hrsg.): Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. </ref> <ref name="Tropicos"> Acoraceae bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis </ref> <ref name="FoC"> Heng Li, Guanghua Zhu, Josef Bogner: Acoraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3 (textgleich online wie gedrucktes Werk). </ref> </references>