Andenpakt (CDU)


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Unter dem Namen Andenpakt (auch: Pacto Andino Segundo) beschrieb das Magazin Der Spiegel Ende Juni 2003 eine nichtoffizielle Interessengruppe innerhalb der CDU. Diese erlangte größere Aufmerksamkeit in den Medien, da ihr erheblicher politischer Einfluss und eine Konkurrenz zu Angela Merkel zugeschrieben wurde. Offizielle Äußerungen der angeblichen Mitglieder des Paktes zu dessen Existenz und Zielen sind kaum bekannt, nur vereinzelt wurde die Existenz eines entsprechenden politischen Netzwerkes bestätigt.

Ursprung

Am 30. Juni 2003 veröffentlichte das Magazin Der Spiegel einen Artikel mit dem Titel Der Männerbund,<ref> Ralf Neukirch, Christoph Schult: Der Männerbund. In: Der Spiegel. Nr. 27, 2009, S. 38-46 (online)., vorangegangen war die Kurzmeldung Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatAndenpakt. Das konspirative Netzwerk in der CDU. In: Spiegel Online. 28. Juni 2003, abgerufen am 25. Juni 2009.</ref> der vom Entstehen und Wirken eines organisierten Netzwerkes in der CDU berichtete. Nach Angaben dieses Berichtes hatten am 25. Juli 1979 auf einem Nachtflug von Caracas nach Santiago de Chile zwölf Mitglieder einer Delegation der Jungen Union im Scherz ein Bündnisdokument aufgesetzt. Im Laufe der Zeit seien neue Mitglieder hinzugekommen, und aus dem Spaßbündnis sei eine „mächtige Seilschaft innerhalb der CDU geworden“; seine Mitglieder träfen sich im Geheimen und organisierten gemeinsame Auslandsreisen. Zu den ungeschriebenen Gesetzen des Bündnisses zähle vor allem Loyalität: Kein Mitglied des Paktes kandidiere gegen ein anderes Mitglied des Paktes oder fordere öffentlich dessen Rücktritt. Dem Andenpakt wurde gezielte Einflussnahme auf politische und personelle Entscheidungen in der CDU zugeschrieben, insbesondere habe man die Kanzlerkandidatur von Angela Merkel im Jahr 2002 verhindert, die durch die CDU-Spendenaffäre unerwartet zur CDU-Parteivorsitzenden geworden war. Schon vor der Veröffentlichung im Spiegel hatte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff Angela Merkel über die Existenz des Andenpaktes informiert.<ref>André Bochow: Alle gegen eine: Angela Merkel und der Andenpakt, im DLF-Magazin des Deutschlandfunks, 3. Juni 2010</ref>

Als Mitglieder des Andenpaktes wurden im Spiegel in einer Infografik 17 Personen benannt, andere wurden im Artikeltext und von anderen Medien mit dem Pakt in Verbindung gebracht. Zu den im Spiegel-Artikel benannten Personen zählen: Roland Koch, Christian Wulff, Friedbert Pflüger, Christoph Böhr, Matthias Wissmann, Günther Oettinger, Franz Josef Jung, Peter Jacoby, Volker Bouffier, Kurt Lauk, Elmar Brok, Hans-Gert Pöttering, Wulf Schönbohm, Jürgen Doetz, Bernd Huck, Helmut Aurenz und Heinrich Haasis. Huck sei der Generalsekretär des Bundes. Darüber hinaus wurden weitere Personen, z. B. Peter Müller und Friedrich Merz,<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatHajo Schumacher: „Anden-Pakt“ nimmt Friedrich Merz auf. In: Spiegel online. 3. November 2005, abgerufen am 20. Juli 2009.</ref> in Verbindung mit dem Pakt genannt. Weiter führt der Spiegel aus, dass Frauen im Andenpakt „nichts verloren“ hätten, und von Ostdeutschen trenne die Mitglieder die andere politische Biografie.

Rezeption

Die Darstellung des Spiegels wurde in zahlreichen Medien übernommen und fand weite Verbreitung. Trotz des Medienechos liegen offizielle Stellungnahmen oder Erklärungen der angeblichen Mitglieder des Andenpaktes kaum vor. Vereinzelt wurde die Existenz eines Netzwerkes eingeräumt oder eine Mitgliedschaft dementiert (z. B. Ole von Beust<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatJens Meyer-Wellmann: Der fünfte Tag/Mexiko. (Stellungnahme von von Beust während einer Auslandsreise). In: Hamburger Abendblatt. 31. Oktober 2008, abgerufen am 21. Juli 2009.</ref>). Gelegentlich wurde angemerkt, dass die politischen Geschehnisse im Jahr 2002 auch ohne die Annahme eines Geheimbundes erklärbar seien.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatPeter Siebenmorgen: Der Andenpakt. In: Der Tagesspiegel. 30. Mai 2005, abgerufen am 20. Juli 2009.</ref> Norbert Blüm bezeichnete den Andenpakt als abgekapselten Geheimbund.<ref>Martina Fietz: „Starke Sehnsucht nach dem Christlich-Sozialen.“ Interview mit Norbert Büm, Cicero - Magazin für politische Kultur, Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven:@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.cicero.deOnline</ref>

Seit 2007 wurde vom Ende des Andenpaktes berichtet.<ref> Aus für den Andenpakt. In: Der Spiegel. Nr. 17, 2009, S. 44-46 (online).</ref><ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatPhilipp Neumann: Der Geheimbund der CDU-Männer ist am Ende. In: Die Welt. 1. Februar 2008, abgerufen am 20. Juli 2009.</ref>

Neue Aufmerksamkeit erlangte der Andenpakt Ende Mai 2010 durch den politischen Rückzug von Roland Koch, der in den Medien teils als Überraschung,<ref>Hajo Schumacher: Der letzte Polarisierer, Die Welt, 26. Mai 2010</ref> teils als strategischer Rückzug zur Stärkung von Christian Wulff als letztem politischem Hoffnungsträger des Paktes gewertet wurde.<ref>Sven Afhüppe und Daniel Delhaes: Angst vor dem Andenpakt, Handelsblatt, 27. Mai 2010</ref> Die kurz darauf folgende Nominierung von Wulff für das Amt des Bundespräsidenten Anfang Juni 2010 wurde gleichermaßen ausgelegt als sein Wunsch nach einem höheren politischen Amt wie auch als Entlastung von Angela Merkel von einem potenziellen Konkurrenten um den CDU-Parteivorsitz und die Kanzlerschaft.<ref>Sebastian Fischer: Biedermann für Bellevue, Spiegel-Online, 3. Juni 2010</ref><ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatVorlage:Internetquelle/Wartung/Datum nicht im ISO-FormatAndré Bochow: Alle gegen eine - Angela Merkel und der Andenpakt. In: Deutschlandfunk DLF-Magazin. 3. Juni 2010, abgerufen am 9. Juni 2010.</ref>

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

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