Augustusplatz (Leipzig)
Der Augustusplatz befindet sich am östlichen Rand der Leipziger Innenstadt und ist mit 40.000 m² einer der größten Stadtplätze in Deutschland. Der Platz am Leipziger Innenstadtring ist zentraler Knotenpunkt des Straßenbahnnetzes.
Bis zu ihrer Zerstörung durch die Luftangriffe auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg standen dort mit Neuem Theater, Bildermuseum, Altem Augusteum und Hauptpost markante Bauten, die ihn zusammen mit der im Krieg nur leicht beschädigten Paulinerkirche zu einem der schönsten deutschen Plätze machten. Dieses historische Bild ging während der DDR-Zeit mit durchgreifenden städtebaulichen Maßnahmen am damaligen Karl-Marx-Platz (1945 bis 1990) verloren.
Einzig erhalten gebliebenes Teil des alten Platzensembles ist der Mendebrunnen aus den 1880er Jahren am Südrand vor dem Neuen Gewandhaus, das 1981 eingeweiht wurde. Im Norden wird der Platz vom 1960 eröffneten Opernhaus dominiert. Im Westen zur Innenstadt hin befinden sich das Augusteum und Paulinum der Universität. An der südwestlichen Ecke steht das City-Hochhaus von 1972. Die Ostseite wird vom Stahlbeton-Skelettbau der ehemaligen Hauptpost (1964) und dem neu gestalteten Radisson Blu Hotel (früher Hotel Mercure) beherrscht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1785 begann man mit dem Bau des Platzes an der Stelle der niedergelegten Stadtbefestigung nach Entwürfen des Stadtbaumeisters Johann Carl Friedrich Dauthe, damals noch unter dem Namen »Platz vor dem Grimmaischen Thor«. Am östlichen Rand des späteren Augustusplatzes, direkt gegenüber der Universitätskirche, errichtete Benedictus Gotthelf Teubner 1821 an der südlichen Ecke des Grimmaischen Steinwegs auf dem Grundstück des früheren Poststalls, auch „Posthörnchen“ genannt, einen ersten repräsentativen Neubau. Später schrieb B. G. Teubner, „daß ich damit der Stadt zumal an diesem freien Platze eine wahre Zierde geschaffen und dadurch für die Herstellung schöner Gebäude eine neue Bahn gebrochen habe“. <ref>Jürgen Weiß: B. G. Teubner zum 225. Geburtstag. Adam Ries - Völkerschlacht - F. A. Brockhaus - Augustusplatz - Leipziger Zeitung - Börsenblatt. Edition am Gutenbergplatz Leipzig, 2009</ref>
Gegenüber auf der nördlichen Ecke des Grimmaischen Steinwegs, wo sich noch 1835 der Gasthof „Zum weißen Schwan“ befunden hatte, entstand bis 1838 nach einem Entwurf von Albert Geutebrück das 87 Meter lange klassizistische „Neue Postgebäude“, das neben dem späteren Hauptpostamt C 1 auch bis 1926 die Leipziger Oberpostdirektion beherbergte. Nach der Zerstörung im Krieg wurde dort 1964 der von Kurt Nowotny entworfene Stahlbetonbau der neuen Hauptpost eröffnet, der aktuell seit Sommer 2011 leersteht.
Das zu den vier Leipziger Stadttoren gehörende Grimmaische Tor wurde 1831 abgerissen. Im gleichen Jahr ließ der Leipziger Zuckerbäcker Wilhelm Felsche an der Einmündung der Grimmaischen Straße sein Café français (ab 1914 Café Felsche) neben der Paulinerkirche errichten. Das Kaffeehaus der Spitzenklasse wurde 1943 zerstört.
1839 beschloss die Stadt die Umbenennung in Augustusplatz, nach Friedrich August, dem ersten König von Sachsen. Ab 1945 hieß das Gelände Karl-Marx-Platz.<ref>Gina Klank, Gernot Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen, Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 30</ref> Zum Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990, erhielt es wieder den Namen Augustusplatz.
Auf der Südseite wurde Ende 1858 das im Stil der italienischen Renaissance gebaute Bildermuseum eröffnet. Auf dem Areal des kriegszerstörten Baus fand 1977 die Grundsteinlegung für das heutige Neue Gewandhaus statt. Das Gewandhausorchester, das nach der Zerstörung des Neuen Concerthauses in der Kongreßhalle eine Bleibe fand, debütierte dort am 7. Oktober 1981 unter der Leitung von Kurt Masur mit einem Konzert für die am Bau Beteiligten.
An der gegenüberliegenden Nordseite eröffnete Anfang 1868 mit Goethes Iphigenie auf Tauris das von Carl Ferdinand Langhans entworfene Neue Theater. Nachdem die Ruine des von Bomben zerstörten Baus Anfang der 1950er Jahre abgetragen worden war, wurde am damaligen Karl-Marx-Platz dort das Neue Opernhaus gebaut und 1960 mit den Meistersingern von Nürnberg eingeweiht.
An der Westseite stand an der Stelle des Neubaus des Paulinums der Universität die im Krieg weitgehend unversehrte Universitätskirche St. Pauli (Paulinerkirche), die zusammen mit dem äußerlich erhaltenen Alten Augusteum am 30. Mai 1968 gesprengt wurde. Die benachbarten Gebäude Johanneum und Albertinum folgten drei Wochen später, um Platz für die Neubauten der sozialistischen Karl-Marx-Universität zu schaffen.
An der Südostseite gegenüber dem Teubnerschen Geschäftshaus eröffnete die Niederlandische Lebensversicherungs-Gesellschaft als Sitz ihrer deutschen Niederlassung 1903 das „Niederländische Haus“ (Augustusplatz 8/Johannisgasse 2). Alliierte Luftangriffe zerstörten auch dieses Gebäude und auf den beiden Grundstücken wurde das Hotel Deutschland (später Interhotel am Ring und Hotel Mercure) gebaut, das 1964 eröffnete. Das heutige Radisson Blu Hotel erstreckt sich bis zum Grimmaischen Steinweg; die Johannisgasse ist zur südlich gelegenen Goldschmidtstraße geführt.
Zum Ende der 1920er Jahre ergänzten die ersten Hochhäuser von Leipzig die Randbebauung. Zunächst das Krochhochhaus an der Westseite (Goethestraße 2) und als Gegengewicht kurz darauf neben dem „Niederländischen Haus“ zum Roßplatz hin das Europahaus (Augustusplatz 7).
Unter dem Augustusplatz wurde von 1996 bis 1998 eine Tiefgarage gebaut, die zahlreiche Aufbauten u.a. für Aufgänge und Entlüftung auf dem Platz erforderte, die in der Bevölkerung umstritten sind. Insbesondere die acht beleuchteten Glaszylinder an den Treppenaufgängen wurden schnell als „Milchtöpfe“ verspottet.
Den 2001 neben dem Neuen Gewandhaus gebauten MDR-Kubus entwarf der Dresdner Architekt Peter Kulka.
Der Neubau des heutigen Universitätskomplexes, um den in den Jahren 2002 bis 2004 im Hinblick auf einen möglichen Wiederaufbau der Universitätskirche ein heftiger Streit entbrannt war, soll dem Platz wieder neue Akzente geben. Bis zum 600-jährigen Jubiläum der Universität Leipzig im Jahr 2009 sollte die Umgestaltung des Universitätskomplexes abgeschlossen sein, dieses Ziel konnte jedoch nicht erreicht werden. Der dem Augustusplatz zugewandte Hauptteil wird nach Entwürfen des Architekten Erick van Egeraat neu gestaltet und erinnert mit seiner Giebelkonstruktion und der Aula im Innern stilistisch an die zerstörte Universitätskirche. Das Augusteum wurde 2012 fertiggestellt.<ref>Leipziger Internet Zeitung: Drei Jahre Planverzug: Neues Augusteum der Uni Leipzig geht nun etappenweise in Betrieb, 4. April 2012, Zugriff am 2. Mai 2012</ref>
Die Eröffnung des Paulinums wird sich bis 2015[veraltet] verzögern. Waren es anfänglich Streitigkeiten um die künftige Nutzung dieses Neubaus an der Stelle der Paulinerkirche, die zu einer Blockierung der Arbeiten führten.<ref>Dankwart Guratzsch: Kirchenarchitektur: Ein Gotteshaus? Oh Gott! Versteckt es!, welt.de, 2. Dezember 2011, Zugriff am 1. Januar 2012</ref> so ist gegenwärtig (August 2014) das Hauptproblem die Herstellung der Glassäulen für das Innere des Baus.<ref>Paulinum der Universität Leipzig: Die neue Kirche nimmt Gestalt an - nur die Glassäulen verzögern die Fertigstellung bis 2015, l-iz am 7. Juni 2014</ref>
Auf dem Augustusplatz wurde am 9. Oktober 2009 ein Denkmal des Künstlers Via Lewandowsky enthüllt, die Demokratieglocke, sie erinnert an die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989. Die Glocke läutet jeden Montag um 18:35 Uhr, dies war etwa der Zeitpunkt des Beginns der Demonstration, außerdem an jedem 9. Oktober um 10:30 Uhr und jeden Tag zwischen 8 Uhr und 20 Uhr innerhalb jeder vollen Stunde einmal nach dem Zufallsprinzip mit einem bis zu zwölf Schlägen. Die Glocke besteht aus Bronze und hat die Form eines etwa ein Meter hohen Eies. <ref>http://kulturstiftung-leipzig.de/projekte/archiv/</ref>
- Leipzig, Hauptpostamt am Augustusplatz 1900 Quelle Leipzig Fotografien 1867 bis 1929.jpg
Das Neue Postgebäude nach dem Umbau von 1884 (um 1900). Es wurde bei dem Luftangriff vom 4. Dezember 1943 völlig zerstört
- Fotothek df roe-neg 0000091 004 Augustusplatz mit Augusteum und Universitätskirche St. Pauli.jpg
Das an der Westseite des Platzes gelegene Alte Augusteum und die Paulinerkirche (Ansicht um 1948) wurden 1968 auf Betreiben von SED-geführter Universitäts- und Stadtverwaltung gesprengt.
- Fotothek df roe-neg 0006205 010 Blick auf das Augusteum, links eine Teilansicht.jpg
Auch das Albertinum auf der Rückseite des Alten Augusteums mit dem Johanneum (rechts) wurden 1968 gesprengt. Am linken Bildrand die Paulinerkirche (1951)
- Bundesarchiv Bild 183-J0908-0600-005, Leipzig, Kundgebung auf dem Augustusplatz.jpg
Kundgebung auf dem Platz am 10. November 1918 (Novemberrevolution)
- Bundesarchiv Bild 183-C0831-0091-004, Leipzig, Hauptpost.jpg
Die neue Hauptpost im Eröffnungsjahr 1964
- Bundesarchiv Bild 183-1982-0905-103, Leipzig, Karl-Marx-Platz, Universitätshochhaus, "Neues Gewandhaus".jpg
Das Universitätshochhaus (heute City-Hochhaus) neben dem Neuen Gewandhaus, 1982
- Leipziger oper.jpg
Das 1960 fertiggestellte Opernhaus (2004)
- Bundesarchiv Bild 183-1985-0622-011, Leipzig, Karl-Marx-Platz, II. KMU-Marathon.jpg
821 Läufer starteten auf dem damaligen Karl-Marx-Platz am 22. Juni 1985 zum zweiten Marathonlauf der Karl-Marx-Universität
- Bundesarchiv Bild 183-1990-0922-002, Leipzig, Montagsdemonstration.jpg
Montagsdemonstration am 16. Oktober 1989 mit 120.000 Teilnehmern während der Umbruchzeit in der DDR
Literatur
- Thomas Topfstedt, Pit Lehmann (Hrsg.): Der Leipziger Augustusplatz. Funktionen und Gestaltwandel eines Großstadtplatzes. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1994, ISBN 3-929031-28-0.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
<references /> Koordinaten: 51° 20′ 21″ N, 12° 22′ 51″ O{{#coordinates:51,339166666667|12,380833333333|primary
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