Karl Marx


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
25px Marx ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für weitere Bedeutungen siehe Marx (Begriffsklärung), zu weiteren Personen dieses Namens siehe Karl Marx (Begriffsklärung).
Datei:Karl Marx 001.jpg
Karl Marx (1875; Fotografie von John Mayall jun.)

Karl Marx<ref>Die in verschiedenen Lexika benutzte Namensform „Karl Heinrich Marx“ beruht auf einem Irrtum. In der Geburtsurkunde steht „Carl Marx“ und in den Aufgeboten und der Heiratsurkunde „Karl Marx“, nur in seinen Gedichtsammlungen und der Abschrift seiner Dissertation „K. H. Marx“. Weil Marx seinen Vater, der 1838 gestorben war, ehren wollte, nannte er sich in drei Dokumenten „Karl Heinrich“. Auch der Artikel von Friedrich Engels „Marx, Heinrich Karl“ im Handwörterbuch der Staatswissenschaften (Jena 1892, Sp. 1130–1133, siehe MEW Band 22, S. 337–345) rechtfertigt nicht, Marx einen zweiten Vornamen zuzuordnen. Siehe dazu Heinz Monz: Karl Marx. Grundlagen zu Leben und Werk. NCO-Verlag, Trier 1973, S. 214 und 354.</ref> (* 5. Mai 1818 in Trier; † 14. März 1883 in London) war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, politischer Journalist, Protagonist der Arbeiterbewegung sowie Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Bis heute werden seine Theorien kontrovers diskutiert.

Leben

Jugend und politische Anfänge (1818–1843)

Karl Marx wurde 1818 als drittes Kind des Anwaltes Heinrich (Heschel) Marx (1777–1838) und von Henriette Marx in Trier (Provinz Großherzogtum Niederrhein) geboren.<ref>Heinz Monz: Karl Marx, Grundlagen zu Leben und Werk. Trier 1973, S. 217 und 221.</ref> Karl Marx war mütterlicherseits Cousin dritten Grades des deutschen Dichters Heinrich Heine, der auch aus einer jüdischen Familie stammte und mit dem Marx auch später einen Briefwechsel führte.<ref>Fritz J. Raddatz. Karl Marx: a political biography. 1978</ref> Ein Cousin ersten Grades von Karl Marx war Frederik Philips (1830-1900), der 1891 mit seinem Sohn Gerard den niederländischen Elektrikkonzern Philips gründete. Heinrich Marx stammte väterlicher- und mütterlicherseits aus einer bedeutenden Rabbinerfamilie.<ref>Der Orden Brie Briss, Mitteilungen der Großloge für Deutschland, VIII U.C.B.B. (= United Order B’nai B’rith). Sammelbl. jüd. Wiss., S. 167.</ref><ref>Siehe den Eintrag Grabsteine der Vorfahren von Karl Marx.</ref> Er war von 1811 bis 1813 Gerichtsdolmetscher und vereidigter Übersetzer im damals französischen Osnabrück, im Département Hanséatique Oberems. 1812 schloss er sich dort der französischen Freimaurerloge „L’Etoile Hanséatique“ (Der Hanseatische Stern) an.<ref>Nikolaus Sandmann: Heinrich Marx, Jude, Freimaurer und Vater von Karl Marx. In: Humanität, Zeitschrift für Gesellschaft, Kultur und Geistesleben, Hamburg; Heft 5/1992, S. 13–15.</ref> Zwischen 1816 und 1822 konvertierte der Vater zum Protestantismus,<ref>Der Militärpfarrer Mühlenhoff hatte das Taufbuch nur unvollständig geführt und war 1821 nach Berlin versetzt worden. Dies ist das späteste Datum. Noch 1819 ließ Heinrich Marx seinen Sohn Mauritz David Marx auf dem jüdischen Friedhof beerdigen. Gleichzeitig wurde er als Jurist mit Fragen der Tilgung der Judentilgungskommission befasst.</ref> da er als Jude unter der preußischen Obrigkeit sein unter napoleonischer Regierung angetretenes Amt als „Avoué“ / „Advokat-Anwalt“ nicht hätte weiterführen dürfen. Am 26. August 1824 wurden die Kinder Sophia, Hermann, Henriette, Louise, Emilie, Caroline und auch Karl in der elterlichen Wohnung getauft. Die Mutter von Karl ließ sich erst am 20. November 1825 taufen, da sie fürchtete, ihre Familie, allen voran ihr Vater, würde dies missbilligen.

Datei:MarxA.jpg
Stammbaum väterlicherseits
Datei:Marx1.jpg
Kreidezeichnung von Hellmut Bach 1953 (Deutsches Historisches Museum, Objekt 500772) nach der Zeichnung von David Levy Elkan: angeblich Marx als Student<ref>Diese Angabe stammt von Johann Joseph Friedrich Schneider (gest. 1902), der 1890 diese Angabe machte. Er konnte Marx nicht kennen, da er erst in Bonn studierte, als Marx schon in Berlin war! (Manfred Schöncke: „Ein fröhliches Jahr in Bonn“? Was wir über Karl Marx’ erstes Studienjahr wissen. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge. Hamburg 1994, S. 239–255, hier S. 243–246).</ref>
Datei:Trier BW 2014-06-21 11-11-49.jpg
Karl-Marx-Haus in Trier (Geburtshaus, Museum, Brückenstraße 10)
Datei:Steininger Johannes.JPG
Marx’ Gymnasiallehrer Johannes Steininger

Von 1830 bis 1835 besuchte Karl Marx das Gymnasium zu Trier,<ref>Später (1896) umbenannt in Friedrich-Wilhelm-Gymnasium.</ref> wo er zusammen mit seinem Freund und späteren Schwager Edgar von Westphalen mit 17 Jahren das Abitur mit einem Durchschnitt von 2,4<ref>Heinz Monz: Karl Marx. Grundlagen der Entwicklung zu Leben und Werk. Trier 1973, S. 315.</ref> ablegte. Besondere Zuneigung fühlte Marx zu seinem Direktor Johann Hugo Wyttenbach. Einer seiner Lehrer war Johannes Steininger, ein Naturwissenschaftler und Geologe von internationalem Ruf. Steininger war ein Anhänger von Alexander von Humboldt. 1836 verlobte sich Marx in Trier mit Edgars Schwester Jenny von Westphalen (1814–1881).

1835 ging er zum Studium der Rechtswissenschaften und der Kameralistik nach Bonn. Ob er der „Landsmannschaft der Treveraner“ (Trierer) beitrat, ist letztlich nicht beweisbar.<ref>Manfred Schöncke: „Ein fröhliches Jahr in Bonn“? Was wir über Karl Marx’ erstes Studienjahr wissen. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1994, Hamburg 1994, S. 239–255.</ref><ref>Ingrid Bodsch (Hrsg.): Dr. Karl Marx. Vom Studium zur Promotion – Bonn, Berlin, Jena. Mit Beiträgen von Joachim Bauer, Ingrid Bodsch, Klaus Dicke, Margit Hartleb, Thomas Pester und Rita Seifert. Verlag des StadtMuseum Bonn, Bonn 2013, ISBN 978-3-931878-36-8, S. 9–28.</ref> Bekannt ist aber, dass er wegen „nächtlichen Lärmens und Trunkenheit“ verurteilt wurde<ref>Abgangszeugnis Karl Marx; Universitätsakten; Manfred Schöncke, S. 245 ff.</ref> und gegen ihn wegen „Tragens eines Säbels“ ermittelt wurde. In Bonn besuchte er juristische Vorlesungen bei Ferdinand Walter, Eduard Puggé und Vorlesungen bei Friedrich Gottlieb Welcker und August Wilhelm Schlegel. Nach Mitteilungen von Moriz Carrière schloss Marx sich einem poetischen Kränzchen an, dem Carrière, Marx, Emanuel Geibel, Karl Grün, Karl Ludwig Bernays, Theodor Creizenach, Heinrich Bernhard Oppenheim angehört haben sollen.<ref>Moriz Carrière: Lebenserinnerungen. Hrsg. von W. Diehl. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Neue Folge. Bd. X (1914), S. 165.</ref><ref>Kritisch dazu siehe Ingrid Bodsch (Hrsg.): Dr. Karl Marx. Vom Studium zur Promotion – Bonn, Berlin, Jena. S. 21 ff.</ref>

Ein Jahr später wechselte er an die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität) nach Berlin und besuchte juristische Vorlesungen bei Eduard Gans (Kriminalrecht und Preußisches Landrecht), Friedrich Carl von Savigny (Pandekten), Henrich Steffens (Anthropologie), August Wilhelm Heffter (Kirchenrecht, gemeiner deutscher Zivilprozess), Georg Andreas Gabler (Logik), Carl Ritter (allgemeine Geographie), Adolf August Friedrich Rudorff (Erbrecht), Bruno Bauer (Jesaja) und Carl Eduard Geppert (Euripides), ließ aber das Jura-Studium gegenüber Philosophie und Geschichte in den Hintergrund treten. Hier stieß Marx zum Kreis der Jung- oder Linkshegelianer („Doctorclub“), deren bedeutendste Vertreter die Brüder Bruno Bauer und Edgar Bauer waren. Freundschaft knüpfte er mit Karl Friedrich Köppen und mit Adolf Friedrich Rutenberg.

Hegel, der 1831 starb, hatte zu seiner Zeit einen starken Einfluss auf das geistige Leben in Deutschland. Das hegelianische Establishment (auch bekannt als „Alt- oder Rechtshegelianer“) sah den preußischen Staat als Abschluss einer Serie von dialektischen Entwicklungen: eine effiziente Bürokratie, gute Universitäten, Industrialisierung und ein hoher Beschäftigungsgrad. Die Linkshegelianer, zu denen Marx gehörte, erwarteten weitere dialektische Änderungen, eine Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft, die sich mit Problemen wie Armut, staatlicher Zensur und der Diskriminierung der Menschen, die sich nicht zum lutherischen Glauben bekannten, zu befassen hatte.

Nach dem Tod seines Vaters Heinrich Marx am 10. Mai 1838 bekam Marx, weil er erst mit 25 Jahren volljährig wurde, als gesetzlichen Vormund Johann Heinrich Schlink.<ref>Nachlassaufnahme Heinrich Marx (Landeshauptarchiv Koblenz Abt. 587,40 Nr. 533. (Manfred Schöncke: Karl und Heinrich Marx und ihre Geschwister. Pahl-Rugenstein, Bonn 1993, S. 287 f.)</ref>

Am 15. April 1841<ref>Druckdatum der Promotionsurkunde.</ref> wurde Marx in absentia an der Universität Jena mit einer Arbeit zur Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie<ref>Die Dissertation ist abgedruckt in MEW Ergänzungsband I, S. 257–373.</ref> zum Doktor der Philosophie promoviert. Auf eine Professur rechnend, zog Marx hierauf nach Bonn; doch verwehrte die Politik der preußischen Regierung ihm – wie Ludwig Feuerbach, Bruno Bauer und anderen – die akademische Laufbahn, galt Marx doch als ein führender Kopf der oppositionellen Linkshegelianer. Unter seinem Namen veröffentlichte er im Januar 1841 in der junghegelianischen Zeitschrift Athenäum zwei Gedichte unter dem Titel Wilde Lieder.<ref>Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 1, Berlin 1975, S. 768–770.</ref>

Um diese Zeit gründeten liberale Bürger in Köln die Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe als gemeinsames Organ der verschiedenen oppositionellen Strömungen von monarchistischen Liberalen bis zu radikalen Demokraten. Marx wurde ein Hauptmitarbeiter des Blattes, das am 1. Januar 1842 erstmals erschien. Am 15. Oktober 1842 übernahm Marx die Redaktion der Zeitung, welche von da an einen noch radikaleren oppositionellen Standpunkt vertrat. Marx, Arnold Ruge und Georg Herwegh gerieten zu dieser Zeit in einen politischen Dissens zu dem Kreis um ihren Berliner Korrespondenten Bruno Bauer, dem Marx vorwarf, das Blatt „vorwiegend ; daß also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben, und aus der sie daher auch erklärt werden müssen – nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt.

Damit nicht genug. Marx entdeckte auch das spezielle Bewegungsgesetz der heutigen kapitalistischen Produktionsweise und der von ihr erzeugten bürgerlichen Gesellschaft. Mit der Entdeckung des Mehrwerts war hier plötzlich Licht geschaffen . So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand“ (MEW 23:86). So sei Religion nicht nur Täuschung, sondern besitze auch eine innere Wahrheit:

„Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.“

Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 2, S. 171.

Die Überwindung des religiösen Hirngespinstes bedarf jedoch nicht nur der theoretischen Kritik, sondern der materiellen Veränderung jenes Lebens, das die Religion als „Stoßseufzer der bedrängten Kreatur“ erst nötig macht:<ref>Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, MEW 1:379.</ref>

„Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf.“

– Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 2, S. 171.

Weil Religion und Gesellschaft also wesenhaft zusammenhängen, nimmt die Religionskritik eine zentrale Stellung bei Marx ein: „die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik“ (ebd., MEW 1:378). Jedoch könne die Kritik am falschen Bewusstsein nur dazu dienen, die Ursache des Irrtums zu erkennen, und dadurch die Möglichkeit seiner praktischen Aufhebung ins Bewusstsein rücken. Klassenbewusstsein bedeutet in diesem Sinne für Marx, die sozialen Verhältnisse „objektiv“ wahrzunehmen und die Beteiligung des Menschen an der Reproduktion der kapitalistischen Herrschaft zu erkennen und zu kritisieren. Sie müsse an die Stelle der Mystifikation und des religiösen „Nebelschleiers“ (MEW 23:94) die Bedürfnisse der Menschen selbst stellen, für deren Verwirklichung sie zu kämpfen habe und sich damit nicht auf das Jenseits vertrösten zu lassen. Die Philosophie müsse zur „revolutionären Praxis“ (MEW 3:7) werden.

„Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift. Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie ad hominem demonstriert, und sie demonstrirt ad hominem, sobald sie radikal wird. Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst.“

– Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Marx-Engels-Gesamtausgabe. Abteilung I. Band 2, S. 177.

Die Religionskritik von Marx war von Ludwig Feuerbach beeinflusst.

Gemeinsam mit Friedrich Engels war Marx 1850 Taufpate von Karl Friedrich Koettgen (Sohn von Gustav Adolf Koettgen), und 1871 von Karl Liebknecht.

Geschichtsphilosophie

Die marxsche Geschichtsphilosophie wurde als Historischer Materialismus bekannt. Nicht die Ideen werden dabei als grundlegende Bewegungskraft der Geschichte angesehen, sondern die materiellen Verhältnisse, die die Hervorbringung der Ideen grundsätzlich bestimmen.

„Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“

– Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13:9

Philosophische Ideen seien daher nicht allezeit gültig, sondern hätten historisch-materielle Ursprünge. Ändern sich diese Ursprünge, so ändern sich auch die Ideen. Die vorherrschenden philosophischen Ideen würden dabei in jeder Epoche die Gedanken der herrschenden Klasse widerspiegeln, die Marx als jene Klasse definiert, die die Verfügungsgewalt über die materiellen Arbeitsmittel besitzt.

Wie die materiellen Verhältnisse sich auf die Herrschaftsformen auswirken, so wirken auch die Herrschaftsformen auf die materiellen Verhältnisse zurück. Der Historische Materialismus beschreibt deshalb keinen Determinismus des Materiellen, sondern eine dialektische Wechselbeziehung zwischen Sein und Bewusstsein, Notwendigkeit und Freiheit:

„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbst gewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“

Marx definiert anhand der materiellen und der Herrschaftsverhältnisse verschiedene Phasen der Menschheitsgeschichte. Die sozioökonomische Entwicklung hätte von der „freien“ Urgesellschaft über (in Europa) Sklavenhalter- und Feudalgesellschaft, zur bourgeoisen (industriellen kapitalistischen) Gesellschaft geführt und solle über den durch Revolution zu erreichenden Sozialismus hin zum Kommunismus führen. Befördert wird diese Revolution durch die Eigengesetzmässigkeiten der kapitalistischen Produktion in Form zunehmender Macht- und Kapitalkonzentration (Akkumulation). Spiegelbildlich zur durch arbeitsteilige Wirtschaftsorganisation zunehmenden Selbstentfremdung der Ausgebeuteten organisiert sich das Kapital in Monopolen und repressiven Überbaustrukturen (Staat), welche durch Klassenkampf und Revolution in der industriellen Gesellschaft überwunden werden.

Mit der sozialen Revolution wäre die „Vorgeschichte“ der Menschheit beendet, die Menschen würden von nun an bewusst, gemeinschaftlich und rational die Produktion ihres gesellschaftlichen Lebens und ihrer weiteren Geschichte gestalten, und nicht von ihnen unbekannten gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten beherrscht werden.

„In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab.“

– Vorwort zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13:9

Klassenkampf und Revolution

Datei:Communist-manifesto.png
„Proletarier aller Länder vereinigt euch.“ Titelblatt der Originalausgabe des Manifests der Kommunistischen Partei (1848)

Das Subjekt der Veränderung der Welt erblickt Marx in der sozialen Klasse des Proletariats, das als diejenige Klasse der Gesellschaft, die auch ihre Güter produziert, als einzige die Macht besitze, eine kommunistische Umwälzung erfolgreich zu vollziehen. Auch sei das Proletariat diejenige Klasse mit dem größten Interesse an einer Revolution, da es durch die kapitalistischen Verhältnisse strukturell und praktisch unterdrückt, ausgebeutet und entfremdet sei. So endet das programmatische Manifest der kommunistischen Partei von 1848 mit den Worten:

„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“

– MEW 4:493

Der Kampf des Proletariats gegen die Bourgeoisie vollzieht sich nach Marx als „Diktatur des Proletariats“, als Herrschaft der unterdrückten Mehrheit über die ehemaligen Unterdrücker, als „Expropriation der Expropriateure“, d. h. als „Enteignung der Enteigner“. Die Übergangsphase der Diktatur des Proletariats setzt Marx auch mit dem Sozialismus gleich; der Begriff des Kommunismus ist dabei vor allem die Bezeichnung für das fortgeschrittenere Stadium der klassenlosen Gesellschaft, in welcher der Staat und mit ihm alle Unterdrückungsgewalt unnötig geworden und abgestorben sein würden und die sich „auf ihre Fahne“ geschrieben hat:

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“

Kommunismus und klassenlose Gesellschaft

Hauptartikel: Kommunismus (Marxismus)

Zusammen mit seinem lebenslangen Freund und Mitstreiter Friedrich Engels bemühte sich Marx um die Entwicklung eines „wissenschaftlichen Sozialismus“, den er vor allem gegen die idealistischen Utopien des Frühsozialismus abgrenzt. Marx versucht nicht, eine fertige Utopie des Kommunismus zu entwerfen,<ref>So wird geschrieben: „Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben )

  • Held (Hero)
Spartacus, Johannes Kepler (Spartacus, Keppler)
  • Heldin (Heroine)
Gretchen (Gretchen.)
  • Blume (Flower)
Seidelbast (Daphne.)<ref>* Familie Marx privat. Die Foto- und Fragebogen-Alben von Marx’ Töchtern Laura und Jenny. Eine kommentierte Faksimileausgabe. Hrsg. v. Izumi Omura, Valerij Fomičev, Rolf Hecker und Shun-ichi Kubo. Mit einem Essay von Iring Fetscher, Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004118-8, S. 234.</ref>
  • Farbe (Colour)
Rot (Red.) Lieblingsaugen- und -haarfarbe (Colour of eyes & hair) Schwarz (black.) Namen (names) Jenny, Laura (Jenny, Laura) Gericht (dish) Fisch (fish) Die historischen Personen, welche Sie am wenigsten mögen (The characters in history you most dislike) Napoleon Bonaparte und sein Neffe Napoleon III. (Buonaparte and his nephew) – Maxime (Maxim) Nihil humani a me alienum puto
(Deutsch: Nichts Menschliches ist mir fremd. – Wörtlich: Ich halte nichts Menschliches für mir fremd.) – Motto (Motto) De omnibus dubitandum. (Deutsch: An allem ist zu zweifeln.)

Siehe auch

Portal Portal: Marxismus – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Marxismus

Literatur

Werkverzeichnis

Siehe Werkverzeichnis und Briefeditionen

Bibliografien

Biographien

  • Gustav Groß: Karl Marx. Eine Studie. Leipzig 1885. (Digitalisat)
  • John Spargo: Karl Marx. Leben und Werk. Mit vielen Porträts aus der Geschichte des Sozialismus. Autorisierte deutsche Ausgabe. Felix Meiner, Leipzig 1912.
  • Klara Zetkin: Karl Marx und sein Lebenswerk! Molkenbuhr & Co., Elberfeld 1913.
  • Franz Mehring: Karl Marx – Geschichte seines Lebens. Berlin 1918 (In: ML-Werke)
  • Gustav Mayer: Karl Marx’ Lebensweg. In: Sozialistische Monatshefte. 24 (1918), Heft 8, Ausgabe vom 1. Mai 1918, S. 416–422.
  • R. Wilbrandt: Versuch einer Einführung. B. G. Teubner, Leipzig/Berlin 1918.
  • Otto Rühle: Karl Marx. Leben und Werk. Avalun-Verlag, Hellerau bei Dresden 1926.
  • Siegfried Landshut: Karl Marx. Charles Coleman, Lübeck 1932.
  • Siegfried Landshut: Karl Marx. Ein Leben für eine Idee! Anläßlich seines 50. Todestages. Verlag des Bildungsausschusses der Sozialdemokratischen Partei, Landesorganisation Hamburg, Hamburg 1933.
  • Ernst Böse: Karl Marx. Sein Leben und sein Werk. Friedrich Oetinger 1948.
  • Karl Marx heute. Ein Erinnerungsbuch an den 70. Todestag. Verlagsbuchhandlung J. H. W. Dietz, Hannover 1953.
  • Leopold Schwarzschild: Der rote Preuße. Leben und Legende von Karl Marx. Scherz & Goverts, Stuttgart 1954.
  • J. A. Stepanowa: Karl Marx. Dietz Verlag, Berlin 1956.
  • Isaiah Berlin: Karl Marx. Sein Leben und sein Werk. R. Piper & Co, München 1959.
  • Werner Blumenberg: Karl Marx in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1962.
  • B. Nicolaevsky, O. Maenchen-Helfen: Karl Marx. Eine Biographie. Verlag J. H. W. Dietz Nachf., Berlin/Bonn-Bad Godesberg 1975, ISBN 3-8012-1086-3.
  • Heinz Monz: Karl Marx und Trier. Verhältnisse Beziehungen Einflüsse. Verlag Neu, Trier 1964.
  • Peter Stadler: Karl Marx. Ideologie und Politik. Musterschmidt-Verlag, Göttingen/Frankfurt am Main/Zürich 1966
  • Arnold Künzli: Karl Marx. Eine Psychographie. Europa Verlag, Wien/Frankfurt am Main/Zürich 1966.
  • Willem Banning: Karl Marx. Leben, Lehre und Bedeutung. Siebenstern, München/Hamburg 1966.
  • Karl Korsch: Karl Marx. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main/Wien 1967.
  • John Lewis: Karl Marx. Leben und Lehre. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1968.
  • Heinrich Gemkow u. a.: Karl Marx. Eine Biographie. Dietz Verlag, Berlin 1968.
  • Maximilien Rubel: Marx-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Hanser, München 1968.
  • Manfred Kliem: Karl Marx. Dokumente seines Lebens. 1818–1883. Philipp Reclam jun., Leipzig 1970.
  • Karl Marx. Chronik seines Lebens in Einzeldaten. makol, Frankfurt am Main 1971.
  • Heinz Monz: Karl Marx. Grundlagen zu Leben und Werk. NCO-Verlag, Trier 1973.
  • David McLellan: Karl Marx. Leben und Werk. Edition Praeger, München 1974, ISBN 3-7796-4006-6.
  • Fritz J. Raddatz: Karl Marx. Eine politische Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 1975, ISBN 3-455-06010-2.
  • Heinrich Gemkow: Karl Marx und Edgar von Westphalen – Studiengefährten in Berlin. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Heft 1 und Heft 3, Marx-Engels-Abteilung im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin 1977 und 1978.
  • Erich Fromm: Das Menschenbild bei Karl Marx – Marx als Mensch. 11. Auflage. 1980, Europäische Verlagsanstalt Frankfurt am Main, 1963, ISBN 3-434-00421-1.
  • Richard Friedenthal: Karl Marx. Sein Leben und seine Zeit. Piper Verlag, München 1981, ISBN 3-492-02713-X.
  • Heinrich Gemkow: Unser Leben. Eine Biographie über Karl Marx und Friedrich Engels. Dietz Verlag, Berlin 1981.
  • Francis Wheen: Karl Marx. Bertelsmann Stiftung, München 2001, ISBN 3-570-00495-3.
  • Familie Marx privat. Die Foto- und Fragebogen-Alben von Marx’ Töchtern Laura und Jenny. Eine kommentierte Faksimileausgabe. Hrsg. v. Izumi Omura, Valerij Fomičev, Rolf Hecker und Shun-ichi Kubo. Mit einem Essay von Iring Fetscher, Akademie-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-05-004118-8.
  • Michael Berger (Hrsg.): absolute Karl Marx. orange press, Freiburg 2005, ISBN 3-936086-23-0.
  • Klaus Körner: Karl Marx. Deutscher Taschenbuchverlag dtv, München 2008, ISBN 978-3-423-31089-5.
  • Rolf Hosfeld: Die Geister, die er rief. Eine neue Karl-Marx-Biografie. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-05221-4.
  • Jonathan Sperber: Karl Marx. Sein Leben und sein Jahrhundert. C. H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-64096-4.

siehe auch biografische Literatur zu einzelnen Lebensabschnitten

Biografie- und Lexikaeinträge

Bildbände

  • Karl Marx Album. Hrsg. vom Marx-Engels-Lenin-Stalin Institut bei Zentralkomitee der SED. Dietz Verlag, Berlin 1953.
  • Karl Marx und Friedrich Engels. Ihr Leben und ihre Zeit. Hrsg. Museum für Deutsche Geschichte, Berlin, Dietz Verlag Berlin, Marx/Engels-Lektorat. Dietz Verlag, Berlin 1978

Belletristik

  • Willy Cohn: Ein Lebensbild von Karl Marx. Der Jugend erzählt. Robert Hermann, Breslau 1923.
  • Gerhart Herrmann Mostar: Der Schwarze Ritter. Vorwärts-Verlag, Berlin 1933.
  • Curt Falk: Karl Marx. Erzählt für unsere Jugend. Nordböhmische Druck- und Verlags-Anstalt, Bodenbach a. d. Elbe 1935.
  • Walther Victor: Der Mann, der die Welt veränderte. Karl Marx, sein Leben und sein Werk. Mit Zeichnungen von N. N. Shukow. (Die Welt in der Tasche, 17). Kinderbuchverlag, Berlin 1953. (7. Aufl. 1964. Illustrationen von Helmut Kloss)
  • Vilmos und Ilse Korn: Mohr und die Raben von London. Mit Illustrationen von Kurt Zimmermann. Kinderbuchverlag, Berlin 1964. (13. Aufl. 1979)
  • Vilmos und Ilse Korn: Meister Hans Röckle und Mister Flammfuß. Illustrationen von Erich Gürtzig. Kinderbuchverlag, Berlin 1968. (4. Aufl. 1976)
  • Günter Radczun: Prometheus aus Trier. Karl Marx, aus seinem Leben, seinem Forschen, seiner Lehre. Kinderbuchverlag, Berlin 1968. (3. Aufl. 1969)
  • Helmut Meyer: Franziska und der Student aus Trier. Illustrationen von Paul Rosié. Kinderbuchverlag, Berlin 1973. (6. Aufl. 1979)
  • Rius: Marx für Anfänger. Comic. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1979, ISBN 3-499-17531-2.
  • Winfried Schwarz: Aufbruch. Aus dem Leben des Karl Marx. Roman. Weltkreis Verlag, Dortmund 1982, ISBN 3-88142-273-0.
  • Gudrun Schulz, Wilfried Bütow: Mohr. Auskünfte über Karl Marx. Junge Welt, Berlin 1983, DNB 830779841.
  • Stefan Siegert: Karl Marx geht um …. Comic. Weltkreis Verlag, Dortmund 1983, ISBN 3-88142-274-9.
  • David Chotjewitz: Karl Marx. Roman aus dem Leben eines jungen Philosophen. Alibaba Verlag, Frankfurt 1996. ISBN 3-86042-197-2
  • Hans-Jürgen Krysmanski: Die letzte Reise des Karl Marx. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-86489-072-7.

Weitere Literatur

Kritik

  • Karl Raimund Popper: Gesammelte Werke, Mohr Siebeck Verlag.
    • Band 4: Das Elend des Historizismus. 7. Auflage, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148025-2
    • Band 6: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Band II: Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen. 8. Auflage, Tübingen 2003, ISBN 978-3-16-148069-0
    • Band 10: Vermutungen und Widerlegungen. Das Wachstum der wissenschaftlichen Erkenntnis. Kapitel 15 - Was ist Dialektik?, 2. Auflage, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-150197-5
  • Raymond Aron: Opium für Intellektuelle oder Die Suche nach Weltanschauung („L'opium des intellectuels“). Kiepenheuer & Witsch, Köln 1957
  • Henry Bamford Parkes: Marxism - An autopsy. Houghton Mifflin Company, Boston 1939
  •  Eugen von Böhm-Bawerk: Zum Abschluss des Marxschen Systems. In: Horst Meixner und Manfred Turban (Hrsg.): Etappen Bürgerlicher Marx-Kritik. Band 1, Andreas Achenbach, Gießen (online).
  • Eugen Dühring: Cursus der Philosophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und Lebensgestaltung. Erich Koschny, Leipzig 1875.
  •  Roberto Marchionatti: Karl Marx: Critical Responses. Routledge, London 1998, ISBN 978-0-415-14059-1.
  •  Paul Anthony Samuelson: Zum Verständnis des Marxschen Begriffs ‚Ausbeutung‘: Ein Überblick über die sogenannte Transformation von Werten in Produktionspreise. In: Hans G. Nutzinger und Elmar Wolfstetter (Hrsg.): Die Marxsche Theorie und ihre Kritik I. Gießen 1974.
  •  Joseph Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. UTB, Stuttgart 2005, ISBN 3-8252-0172-4.
  •  Piero Sraffa: Warenproduktion mittels Waren. Einleitung zu einer Kritik der ökonomischen Theorie. Suhrkamp, 1976, ISBN 3-518-10780-1.
  • Ian Steedman: Marx after Sraffa.Verso, London 1981 ISBN 0-86091-747-9

Weblinks

Wikisource Wikisource: Karl Marx – Quellen und Volltexte
Commons Commons: Karl Marx – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Werk

Weiteres

Einzelnachweise

<references />

24px Dieser Artikel wurde am 19. November 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.