Journalist
Ein Journalist [ʒʊʁnaˈlɪst] ist jemand, der sich „hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt“ (Definition des Deutschen Journalisten-Verbandes). Die Berufsbezeichnung Journalist ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt. Es gilt der freie Zugang zum Journalismus aufgrund von Artikel 5 Grundgesetz.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Arbeitsfelder
- 2 Geschichte
- 3 Berufsbild und Ausbildung
- 4 Selbstverständnis der Journalisten
- 5 Politische Haltung der Journalisten
- 6 Rollenselbstbild im Wandel
- 7 Journalistinnen
- 8 Rezeption
- 9 Journalismus als Vierte Gewalt
- 10 Trends
- 11 Gefährdung im Beruf
- 12 Siehe auch
- 13 Literatur
- 14 Filme
- 15 Weblinks
- 16 Einzelnachweise
Arbeitsfelder
Journalisten arbeiten für unterschiedliche Medien: Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften und Anzeigenblättern, im Online-Journalismus bei Online-Redaktionen, aber auch im Hörfunk und Fernsehen, für Nachrichtenagenturen oder in der Öffentlichkeitsarbeit in Pressestellen von Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder Organisationen. Sie arbeiten auf lokaler Ebene oder auch weltweit als Reporter oder Auslandskorrespondent.
Journalisten arbeiten in einer Vielzahl von Tätigkeiten und Funktionen wie Korrespondent, Redakteur, Reporter, Chef vom Dienst, Bildredakteur, Kolumnist, Feuilletonist, Leitartikler, Fotojournalist, Videojournalist, Modejournalist oder Moderator. Es gibt freie Journalisten und angestellte Journalisten. Von den 45.000 festangestellten Journalisten in Deutschland arbeitet ein Drittel bei Tageszeitungen und ein Viertel beim Rundfunk. Der Rest verteilt sich auf Zeitschriften, Online-Dienste und auf Mitarbeiter in Pressestellen und Agenturen. Nach Branchenstatistiken erzielen diese Journalisten im Durchschnitt ein jährliches Brutto-Einkommen von rund 36.000 Euro, Tendenz derzeit fallend.<ref>Torsten Oltmanns, Ralf-Dieter Brunowsky: Manager in der Medienfalle BrunoMedia, Köln 2009, ISBN 978-3-9811506-7-4, S. 39–40</ref> Neben den angestellten Journalisten gibt es auch rund 40.000 freiberufliche Journalisten.
Geschichte
Die Berufsgeschichte des Journalismus ist untrennbar mit der Geschichte von Zeitung und Zeitschrift verbunden. Dieter Paul Baumert unterschied 1928 vier Zeiträume der Entwicklung des Journalismus in Deutschland als anerkanntem Beruf:
- die präjournalistische Phase bis Mitte des 16. Jahrhunderts (eher sporadisches, grundsätzlich nicht berufsmäßig betriebenes Nachrichtenwesen):
- den korrespondierenden/referierenden Journalismus bis Mitte des 18. Jahrhunderts (rein neutral vermittelnde Berichterstattung ohne redaktionelle Bearbeitung),
- den schriftstellernden/räsonierenden Journalismus bis Ende des Vormärz (geistig anspruchsvolle Flugblatt- und Zeitschriftenliteratur) sowie
- den redaktionellen Journalismus seitdem (planmäßiges Zusammenwirken von Nachrichtenwesen und Tagesliteratur).
Alle vier Phasen bezeichnen jeweils nur die dominante Erscheinungsform. Heinz Pürer fügte der Gliederung noch eine fünfte Epoche hinzu. Aufgrund vor allem seit etwa 1975 eingetretener Veränderungen bei den Techniken der Zeitungsherstellung plädierte er für eine fünfte Phase des redaktionstechnischen Journalismus.<ref>Heinz Pürer, Johannes Raabe: Medien in Deutschland. Band 1: Presse, 2., überarbeitete Auflage, Konstanz 1996</ref>
Der Zeitraum zwischen 1750 und 1850 wurde durch Jörg Requate hinsichtlich zweier Typen von Presse unterschieden:<ref name="JöRe118f">Jörg Requate: Journalismus als Beruf: Entstehung und Entwicklung des Journalistenberufs im 19. Jahrhundert. Deutschland im internationalen Vergleich. In: Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 109. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1995, ISBN 3-525-35772-9, S. 118 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>
- die Herausgeberpresse – zumeist kurzlebig – die restriktiven presserechtlich-politischen Rahmenbedingungen ließen sie schnell aufgeben; der Name sei unauflöslich mit dem des Gründers verbunden; das geschäftliche und politische Risiko trüge allein der Herausgeber;
- die Verlegerpresse – zumeist langlebig – Die Ausrichtung orientierte sich eher auf geschäftlichen denn politischen Erfolg; der redaktionell betreute Journalismus bildete sich durch diese Form heraus.
Die inhaltliche Entwicklung des Journalistenberufs in Deutschland prägten vier Faktoren: Das Maß an Pressefreiheit und der Zensur, der Verlauf des Parteienbildungsprozesses, die Kommerzialisierung der Presse und die Entwicklung des journalistischen Selbstverständnisses. Journalist war im 17. und 18. Jahrhundert ein Schriftsteller, der sich mitunter auch als Herausgeber (meist zugleich auch als alleiniger Autor) eines Journals betätigte – im Falle des literarischen Journals mit der Rezension neuester wissenschaftlicher Schriften befasst, im Falle des historischen oder politischen Journals der Kommentator von Zeitungsnachrichten, die zu diesem Zeitpunkt Zeitungen in der Regel ohne Kommentar und anonym abdruckten. Die damit einhergehende Arbeitsteilung – der Journalist konnte sich jederzeit darauf zurückziehen, er kommentiere die Nachrichten des Korrespondenten lediglich, sei für sie selbst jedoch nicht verantwortlich – trug vornehmlich dem instabilen Schutz der Meinungsäußerung Rechnung.
Die deutsche Presse entwickelte sich etwa parallel zur Presse in England, den USA und Frankreich bis etwa 1819, als mit den Karlsbader Beschlüssen die Meinungskontrolle in den deutschen Bundesstaaten vereinheitlicht wurde.
Mit der Einführung eines stabileren Presserechts ab 1871 löste sich der Journalismus vom Journal. Die Analyse und der Kommentar zogen in die Zeitungen ein, die damit Plattformen öffentlicher Debatten wurden; in der Ausdifferenzierung in Berichterstattung und Kommentar lebt innerhalb der Zeitung die alte Arbeitsteilung fort. Der Journalistenberuf selbst wandelte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem Nebenberuf zu einem Lebens-Hauptberuf. Seine Arbeit besteht seit diesen Umschichtungen primär in der Recherche, der Aufarbeitung und dem Angebot von Information in den tagesaktuellen Medien des Drucksektors. Eine starke Schubwirkung auf die Presse ging zudem in den 1870er Jahren von der Parlamentarisierung und der politischen Fraktionierung des gesellschaftlichen Lebens aus. Die Herausbildung der Parteipresse, die schon seit 1848 in Ansätzen begonnen hatte, setzte sich jetzt vollends durch.
Durch den technischen Fortschritt, vor allem im Bereich zwischen Redaktion und Produktion (etwa Druck), weiteten sich die Funktionen des Journalisten aus. Je nach Betriebsgröße und -organisation werden auch Aufgaben wahrgenommen, die früher ein Setzer, ein Layouter oder ein Mitarbeiter der Lithografie erledigt hat. Vor allem Hard- und Softwareprodukte in diesem Bereich ermöglichen, dass der schreibende Journalist auf seinem Bildschirm bereits die fertige Seite sieht und noch selbst mit prägen kann. Dementsprechend erweitert sich auch das Spektrum der schreibenden Fähigkeiten um Spezialkenntnisse aus dem Bereich der Bilder-, Grafik- und Layoutwelt.
Berufsbild und Ausbildung
Jeder kann sich Journalist nennen – ohne spezielle Voraussetzungen oder einen bestimmten Ausbildungsweg, da die Berufsbezeichnung vom Gesetzgeber nicht geschützt wurde. Auch Pressefotografen und Bildredakteure werden den Journalisten zugeordnet. Die Bezeichnung „Redakteur“ ist ebenfalls nicht geschützt, aber tarifvertraglich festgelegt.
Die frühere Vorstellung vom „Begabungsberuf” wurde abgelöst durch ein professionelleres Berufsbild mit definierbaren Ausbildungsgängen sowie Kategorien für die fachliche Qualität im Journalismus. In der Regel ist ein Studium Voraussetzung, gefolgt von einer zweijährigen Ausbildung in einer oder mehreren Redaktionen als Volontariat. Bereits während des Studiums werden Erfahrungen in Praktika und in freier journalistischer Mitarbeit gesammelt. Weitere Möglichkeiten zum Zugang sind der Besuch einer Journalistenschule oder ein Journalistik- bzw. Journalismus-Studium. Das Berufsfeld ist offen für Quereinsteiger, insbesondere mit Spezialwissen.
Voraussetzung für den Beruf des Journalisten ist in erster Linie die Kommunikation, sei es im Bereich Sprache, Foto oder Film. Darüber hinaus kommt es auf soziales und gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein, logisches und analytisches Denken, Kreativität sowie Kontaktfähigkeit an. Abgesehen vom Lokaljournalisten, der ein Allrounder sein sollte, sind in den Mantelredaktionen der Printmedien sowie bei Hörfunk und Fernsehen zunehmend Fachleute gefragt.
Ein Studium, insbesondere Journalistik und Publizistik, bildet heute meist die Grundlage. Danach sollte ein Volontariat absolviert werden, in dem man die praktische Seite des Berufs kennenlernt. Die meisten Redaktionen verlangen mittlerweile ein abgeschlossenes Hochschulstudium, bevor sie eine Volontariatsstelle vergeben.
Journalistenschulen vermitteln Medienpraxis, da sie praktischer ausgerichtet sind als die Studiengänge an den Universitäten. Sie werden häufig nach dem oder parallel zum Studium besucht.
Bereits während des Studiums sollte praktische Erfahrung, beispielsweise als freier Mitarbeiter in einer Lokalredaktion, gesammelt werden, sonst ist es schwer, eine Volontariatsstelle zu bekommen. Ein Volontariat dauert zwischen 15 und 24 Monaten.
Für Deutschland siehe ausführlicherTätigkeitsfelder
In Pressestellen haben rund 75 Prozent der Mitarbeiter eine journalistische Ausbildung absolviert. Eine Großzahl der deutschen Journalisten arbeitet heute parallel als freier Journalist in diesen Bereichen.
Ferner sind Journalisten als Pressesprecher oder Pressereferenten in den Pressestellen (auch PR- oder Marketingabteilungen) von Wirtschaftsunternehmen, Behörden oder Organisationen tätig.
Im Bereich der Tageszeitungen arbeitet ein großer Teil als Lokaljournalist. Bei überregionalen Tageszeitungen, bei Zeitschriften und in den Bereichen Rundfunk und Fernsehen findet i. d. R. eine Spezialisierung auf bestimmte Ressorts statt, z. B. Nachrichten, Sport, Wirtschaft, Kultur, Musik, Wissenschaft, aber auch für Seitengestaltung und Überschriftenformulierung, Recherche, Koordination.
Arbeitsverhältnisse
Wer bei Presse, Hörfunk oder Nachrichtenagenturen Nachrichten innerhalb einer Redaktion bearbeitet, also redigiert, gilt als Redakteur. Dabei werden Bild- und Text-Redakteur unterschieden. Im Unterschied dazu arbeitet der Reporter vor Ort, etwa bei einem großen Unglück oder einer Naturkatastrophe, recherchiert also die Fakten einer Geschichte. Ein Korrespondent ist für seine Heimatredaktion (Zeitung, Hörfunk, Fernsehen, Nachrichtenagentur) in Berlin, einer Landeshauptstadt oder im Ausland tätig. Außerdem gibt es noch den Moderator, der Sendungen entweder im Fernsehen oder im Hörfunk präsentiert.
Laut Schneider/Raue arbeiteten 2003 für Tageszeitungen circa 14.000 Redakteure, für Zeitschriften etwa die Hälfte, rund 8000 für die Rundfunkanstalten und 5000 für Anzeigenblätter.<ref>Wolf Schneider, Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus, Reinbek 2003, ISBN 3-499-60434-5</ref>
Neben den angestellten Journalisten gibt es auch rund 40.000 freiberufliche Journalisten. Besonders bei den themenspezifisch arbeitenden Hauptstadt-Journalisten (z. B. Wirtschaftsjournalisten) ist dies häufig der Fall, da sich viele kleinere Zeitungen keine eigenen Redakteure in der Hauptstadt bzw. keine für jedes einzelne Ressort leisten können. Diese arbeiten auf Honorar-Basis oder handeln Pauschalverträge aus. Sie bekommen jedoch keine regelmäßigen Aufträge und müssen ein eigenes Büro unterhalten, dazu müssen sie sich an ihren Kunden und deren Themenwünschen orientieren. Ein freier Journalist im Pressewesen wird in der Regel nach gedruckten Zeilen (Zeitungen) oder Seiten (Zeitschriften) honoriert. Viele Moderatoren im Fernsehen sind freie Journalisten. Neben denjenigen, die sich freiwillig gegen eine Festanstellung entschieden haben und gut verdienen, nimmt das Heer der auftragsknappen oder -losen Journalisten mit Nebenjobs ständig zu. Selbst große Medien haben Festangestellte und freie Mitarbeiter entlassen.
Zeitschriften, Fernsehen und Hörfunk sind auf die „Freien“ angewiesen, da diese billiger und flexibler einsetzbar sind und Verlage sowie Zeitungshäuser in den letzten Jahren umfassend rationalisiert haben, da der Kostendruck wegen sinkender Auflagen gestiegen ist. Der Anteil der freien Journalisten an den Inhalten von Zeitungen und Zeitschriften steigt dabei sehr stark an. Nach Recherchen des Berufsverbandes Freischreiber stammen beispielsweise 55 Prozent der Texte im Wissenschaftsmagazin P.M. von freien Journalisten. 60 Prozent ist ihr Anteil am Zeit-Magazin. Bei der Wirtschaftszeitschrift Brand eins sind es nach Angaben des Verbandes sogar 68 Prozent.<ref>www.freischreiber.de, abgerufen am 30. Januar 2010</ref>
Neben den angestellten und freiberuflichen Journalisten gibt es noch die sogenannten Pauschalisten, die ein Pauschalhonorar bekommen und keine festen Arbeitszeiten haben.
Arbeitsmedizinische Befunde
Nach Daten, die Siegfried Akermann als Chefarzt der Allianz Lebensversicherungs-AG in jahrelanger Beobachtung erhoben hat, ist unter Journalisten die Zahl derer verhältnismäßig hoch, die vorzeitig in Rente gehen müssen oder gar nicht bzw. nur noch eingeschränkt berufsfähig sind. Die Berufsunfähigkeit trat im Durchschnitt mit 50 Jahren bzw. nach 16 Jahren Berufstätigkeit ein. Besonders häufig sind psychische und neurologische Beschwerden sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislaufsystems.<ref>Eckart Klaus Roloff: Redaktionsschluss mit 48 Jahren. Arbeitsmedizin / Ausgebrannt, gestresst, schwer erkrankt - unter Journalisten ist das nicht selten, auch wenn sie das Thema verdrängen. In: Rheinischer Merkur, 18. März 2004, S. 10</ref>
Darstellungsformen
In seiner Arbeit setzt der Journalist unterschiedliche Darstellungsformen ein. Neben der Vermittlung von Fakten (Nachricht, Bericht) werden in anderen Darstellungsformen narrative Elemente genutzt: Interview, Reportage und Feature. Eine Wertung, Einordnung oder Erklärung eines Sachverhaltes findet sich im Kommentar und in der Glosse. Die Darstellungsformen ziehen sich durch alle Medien wie Text, Fotografie, Film oder Hörfunk. Zunehmend entstehen Mischformen.
Selbstverständnis der Journalisten
Das Selbstverständnis von Journalisten aus England und Amerika unterscheidet sich von demjenigen ihrer Kollegen auf dem europäischen Kontinent. Klischeehafte Ansichten wie All The News That's Fit To Print oder Tell it like it is kennzeichnen die angelsächsische Sicht der Dinge.<ref>Ian Mayes: Journalism. Right and Wrong, Guardianbooks, 2007</ref> Eine diametral entgegengesetzte Auffassung bringt Tissy Bruns im Vorwort zu einer neueren Untersuchung von Weichert und Zabel auf den Punkt: Journalisten wollen und sollen die Welt erklären.<ref>Stephan Weichert und Christian Zabel: Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Wortführer im Porträt, Halem, Köln 2007</ref> Die unterschiedlichen Einstellungen zur Rolle und Aufgabe des Berufsstandes bleiben laut Elisabeth Noelle-Neumann nicht ohne Einfluss auf die Wirkungsabsichten der zwei Journalistengruppen: In verschiedenen Untersuchungen zeigte sich bei deutschen Journalisten eine Dominanz der eher aktiven und teilnehmenden Rolle mit dem Ziel, den gesellschaftlichen und politischen Prozess selbst zu beeinflussen, während in angelsächsischen Ländern die Rolle des Informationsvermittlers an oberster Stelle der Wertehierarchie steht.<ref>Publizistik Massenkommunikation, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz und Jürgen Wilke, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1989, S.63ff</ref> Renate Köcher spricht von „Anspruch auf geistige Führung“ (deutsche Journalisten) und „skrupellose[r] Recherchebegeisterung“ (britische Journalisten).<ref>Renate Köcher: Spürhund und Missionar – eine vergleichende Untersuchung über Berufsethos und Aufgabenverständnis britischer und deutscher Journalisten. Dissertation, München 1985, S. 209</ref>
Im Unterschied zu vielen anderen Ländern hat man seit Bestehen der Bundesrepublik vermieden, die Journalisten aktiv in die jeweilige Regierungspolitik einzubinden, da die Gefahr einer wiederholten Instrumentalisierung der Presse als propagandistisches Erfüllungsorgan aus der NS-Propaganda befürchtet wird. Deutschland ist seitdem das einzige Land, dessen höchste Organisationsform der Journalisten, die Bundespressekonferenz, die Regierungssprecher zu den Pressekonferenzen einlädt.<ref>Gunnar Krüger, Wir sind doch kein exklusiver Club! Die Bundespressekonferenz in der Ära Adenauer, LIT-Verlag 2005, ISBN 3-8258-8342-6</ref> Embedded Journalism, wie ihn die USA während des Irak-Krieges praktizierten, war in Deutschland bislang nicht vorgesehen.
Im angelsächsischen Raum werden Bild und Selbstverständnis der Journalisten durch eine Flut von Büchern, Theaterstücken und Filmen dokumentiert. So taucht etwa The Front Page, das 1928 uraufgeführte Standardwerk von Ben Hecht und Charles MacArthur, in regelmäßigen Abständen in immer wieder neuen Adaptionen sowohl auf dem Broadway, als auch in Hollywood (The Front Page (1931), Sein Mädchen für besondere Fälle (1940), Extrablatt (1974), Eine Frau steht ihren Mann (1988) etc.) auf dem Spielplan auf. Der deutschsprachige Journalismus lehnt sich in seinem Rollenverständnis an den anglo-amerikanischen Journalismus an. Dies spiegelt sich jedoch nicht vergleichbar in fiktionaler Darstellung.
Politische Haltung der Journalisten
Die Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1 536 Journalistinnen und Journalisten aller Mediensparten ergab 2005, dass sich Journalisten in Deutschland selbst im Durchschnitt links der politischen Mitte verorten. Bündnis 90/Die Grünen genießen die Sympathie eines guten Drittels der Journalisten (35,5 %), gefolgt von der SPD (26,0 %). Ein Fünftel der Journalisten (19,6 %) neigen keiner Partei zu. CDU/CSU (8,7 %) und FDP (6,3 %) finden unter Journalisten deutlich unterdurchschnittlich viele Anhänger.<ref>Siegfried Weischenberg, Maja Malik und Armin Scholl: Journalismus in Deutschland 2005. Zentrale Befunde der aktuellen Repräsentativbefragung deutscher Journalisten. In: Media Perspektiven 7/2006, S. 353</ref>
Eine Befragung von 500 repräsentativ ausgewählten Journalisten in Österreich kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Journalisten politisch deutlich weiter links stehen als die Gesamtbevölkerung.<ref>Ein Drittel der Journalisten fühlt sich grün Die Presse, abgerufen am 10. Januar 2015</ref> 34 Prozent der Medienleute nannten die Grünen als die ihnen am nächsten stehende Partei. (Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch höher sein.<ref>Der Gesinnungsterror der grünen Meinungsjakobiner Die Presse, abgerufen am 11. Januar 2015</ref>) Die ÖVP kam auf 14 Prozent, die SPÖ auf neun.<ref>Grüne haben Mehrheit unter Journalisten Der Standard, abgerufen am 10. Januar 2015</ref>
Rollenselbstbild im Wandel
Das Rollenselbstbild, also wie die Akteure ihre Aufgabe in der Gesellschaft sehen, hat sich zweier repräsentativer Journalistenbefragungen von 1993 und 2005 zufolge in Deutschland gewandelt. Die Ambitionen von Kritik und Kontrolle haben abgenommen, es dominieren die reinen Informationsjournalisten und News-Manager.<ref>Siegfried Weischenberg/Maja Malik/Armin Scholl: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. ifk Institut für Kommunikationswissenschaft. 2006. Abgerufen am 1. Februar 2010.</ref> Der Anteil der Journalisten, die „Kritik an Missständen üben“ als Ziel angeben, ist von 63 Prozent auf 57 Prozent gesunken. Der Anteil der Journalisten, die „sich einsetzen für die Benachteiligten in der Bevölkerung“ ist von 43 auf 29 Prozent gesunken und der Anteil jener, „die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kontrollieren“ von 37 auf 24 Prozent. Umgekehrt stieg der Anteil der Journalisten, die „möglichst neutral und präzise informieren“ wollen von 74 auf 89 Prozent. Der Anteil der Journalisten, die „komplexe Sachverhalte erklären und vermitteln“ wollen, stieg von 74 auf 80 Prozent und der von jenen, welche „die Realität genau so abbilden wollen, wie sie ist“, von 66 auf 74 Prozent.
Bei Politikjournalisten ergibt sich ein etwas modifiziertes Bild. Der Anteil der Politikjournalisten, die nach eigenen Angaben „die politische Tagesordnung beeinflussen und Themen auf die Agenda setzen“ oder „die Bereiche Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kontrollieren“ wollen, liegt einer Studie von 2010 zufolge zwar unter 50 Prozent, aber deutlich höher als beim Durchschnitt der Journalisten.<ref>Magreth Lünenborg, Simon Berghofer: Politikjournalistinnen und -journalisten. Berlin, Mai 2010, S.43</ref>
Eine repräsentative Befragung von 1 536 Journalistinnen und Journalisten ergab, dass Journalisten „moralisch umstrittener Recherchemethoden“ zwar prinzipiell ablehnen, entsprechende Arbeitsweisen „in Abhängigkeit von konkreten Situationen aber dennoch anwenden würden.“<ref>Siegfried Weischenberg, Maja Malik und Armin Scholl: Journalismus in Deutschland 2005. Zentrale Befunde der aktuellen Repräsentativbefragung deutscher Journalisten.In: Media Perspektiven 7/2006, S. 357</ref>
Journalistinnen
Das Schreiben in Zeitungen wurde noch Ende des 20. Jahrhunderts auf dem Kontinent allgemein als Männersache von hohem Befriedigungsgrad angesehen. Der Journalistenberuf ist weitgehend ein reiner Männerberuf, ist im Nachschlagewerk Publizistik (1971) zu lesen. Aus einer Untersuchung, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse im Jahre 1969 durchgeführt hatte, geht hervor, dass alle Chefredakteure, 98 % der Ressortleiter und 85 % der Redakteure Männer waren. Hierzu führte Noelle-Neumann folgende Erklärung an: Die meisten Journalistinnen geben mit zunehmendem Alter ihre Berufstätigkeit auf.<ref>Publizistik, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Elisabeth Noelle-Neumann und Winfried Schulz, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1971, S. 65</ref> Siegfried Weischenberg ermittelte in der repräsentativen Befragung „Journalismus in Deutschland II“, dass der Frauenanteil der 48.000 Menschen, die 2005 in Deutschland hauptberuflich journalistisch tätig sind, bei 37 % liegt. Aber nur jede fünfte Chefredaktion ist mit einer Frau besetzt, 29 % der Ressortleitungen und CvDs nehmen Frauen wahr. „In den zentralen Ressorts Aktuelles, Politik, Wirtschaft und Lokales sind Journalistinnen entsprechend ihrem Anteil in der Profession vertreten” schreibt die Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg. „Als hochgradiger Männerjob erweist sich noch immer das Sportressort, mehr Frauen arbeiten im Feuilleton. Journalistinnen sind im Schnitt besser ausgebildet, verdienen allerdings deutlich weniger Geld (ca. 700 Euro Differenz total, gut 500 Euro allein aufgrund des Geschlechts).”<ref>Margreth Lünenborg in M – Menschen machen Medien, 3/2008</ref>
Im Gegensatz zur Situation in den Printmedien haben Frauen in den hochbezahlten und publikumswirksamen Bereichen des Fernsehjournalismus allerdings schon seit vielen Jahren Spitzenpositionen erreichen können. Als Beispiele seien hier genannt: Sabine Christiansen, Anne Will (Nachrichtenredakteurinnen); Sandra Maischberger, Maybrit Illner (politische Talkshows) oder Franca Magnani, Gabriele Krone-Schmalz (Auslandskorrespondentinnen).
In Österreich stellten Frauen bereits im Jahr 2008 mit 58 % die Mehrheit unter den Jungjournalisten (bis 29 Jahre). Bei den 30- bis 39-Jährigen, der größten Gruppe unter Österreichs Journalisten, herrschte annähernd Parität.<ref>Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Astrid Zimmermann (2007): Der Journalisten-Report. Facultas, Wien</ref>
Der Frauenanteil der bei der Berufsausübung getöteten Journalisten (ab 1992) beträgt etwa 7 %.
Rezeption
Allgemeine Einschätzungen
Das hervorstechendste Merkmal des Journalistenberufs sieht Jean Baudrillard in der Verhinderung von Kommunikation.<ref>Jean Baudrillard: Pour une critique de l'économie politique du signe, Gallimard, Paris 1995</ref> Der Austausch von Information (parole et réponse) wird durch den Journalisten effektiv unterbunden. Anstatt mit einem eine persönliche Korrelation schaffenden reziproken Raum haben wir es mit einer „Rede ohne Antwort” zu tun. Alibi-Übungen wie Leserbriefseiten etc. ändern an dieser Tatsache wenig. Damit nimmt Baudrillard, ohne allerdings den griechischen Philosophen zu erwähnen, einen alten Gedanken Platons auf. Dieser geht im Phaidros ausführlich auf das Problem ein. So lässt er z.B. Sokrates die Einseitigkeit des Schreibens und deren Auswirkungen betonen: Denn dies Bedenkliche, Phaidros, haftet doch an der Schrift, und darin gleicht sie in Wahrheit der Malerei. Auch deren Werke stehen doch da wie lebendige, wenn du sie aber etwas fragst, dann schweigen sie stolz. Ebenso auch die geschriebenen Reden. Und auch den Schluss, der sich daraus ziehen lässt, nimmt Platon vorweg: Wer also glaubt, seine Kunst in Buchstaben zu hinterlassen, und wer sie wieder aufnimmt, als ob etwas Klares und Festes aus Buchstaben zu gewinnen wäre, der strotzte vor Einfalt…<ref>Platon: Phaidros oder Vom Schönen, Reclam, UB 5789</ref>
Die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann, die selbst in der NS-Zeit journalistisch aktiv war, sah den Journalistenstand als besonders totalitarismusresistent an. Ihren Untersuchungen zufolge gab es vor 1933 nur wenige Journalisten, die mit der NSDAP sympathisierten. Darin sieht das von ihr herausgegebene Fischer-Lexikon der Publizistik denn auch eine Ursache dafür, dass es der Partei nie gelungen sei, ihr Ziel einer lückenlosen Lenkung der Presse zu erreichen.<ref>Publizistik, Das Fischer Lexikon, Herausgeber: Professor Dr. Elisabeth Noelle-Neumann und Dr. Winfried Schulz, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a.M. 1971, S.258</ref> Neuere Publizistik-Wissenschaftler wie Horst Pöttker verweisen hingegen auf das Medienimperium von Alfred Hugenberg, das bereits vor 1933 journalistisch den Weg für eine spätere Lenkung der Medien durch die NSDAP bereitete. Damit folgen auch die neueren Publizistik-Wissenschaftler der Tradition, die Entwicklung als Resultat von Manipulationen mächtiger Organisationen vorauszusetzen. Im angelsächsischen Raum wird im Gegensatz dazu, den Analysen von Czesław Miłosz<ref>Czeslaw Milosz: Verführtes Denken, Kiepenheuer und Witsch, Köln 1959</ref> folgend, das Denken der Einzelnen, „der Verrat der Schreibenden an der Freiheit”, in den Vordergrund gestellt.
Vertrauen in Journalisten
Eine 2010 europaweit durchgeführte repräsentative Befragung von 32.000 Personen, welchen Berufsgruppen sie am meisten vertrauen, zeigte, dass nur 27 Prozent der Menschen der Berufsgruppe der Journalisten vertrauen; sie lagen damit nur drei Plätze vor den Politikern.<ref>In guter Hand: Die vertrauenswürdigsten Berufe Österreichs Die Presse, abgerufen am 11. Januar 2015</ref>
Auf der Berufsprestige-Skala 2013 des Instituts für Demoskopie Allensbach<ref>Institut für Demoskopie Allensbach: Allensbacher Berufsprestige-Skala 2013. http://www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_reportsndocs/PD_2013_05.pdf. Abgerufen am 25. Dezember 2013.</ref> belegt der Journalist den 12. Platz von 18, rangiert also im unteren Mittelfeld. 13 % der Deutschen zählen den Journalisten zu den fünf Berufen, die sie am meisten schätzen bzw. vor denen sie am meisten Achtung haben. Der getrennt aufgeführte Fernsehmoderator belegt mit einem Ansehenswert von 3 % den vorletzten Platz der Allensbacher Rangliste.
Laut der internationalen Umfrage „GfK Trust in professions 2014“<ref>GfK-Verein veröffentlicht internationale Studie zum Vertrauen in Berufe. Abgerufen am 22. Februar 2014.</ref> des GfK Vereins zählt der Journalist in Deutschland zu den von der Bevölkerung am wenigsten als vertrauenswürdig eingeschätzten Berufen. Lediglich 37 % der befragten Deutschen vertrauen dieser Berufsgruppe „voll und ganz“ oder „überwiegend“. Auf der entsprechenden Rangliste belegt der Journalistenberuf Platz 29 von 32 und rangiert damit hinter der Gruppe „Banker/Bankangestellte“. Noch weniger Vertrauen genießen auf dieser Skala lediglich Werbefachleute, Versicherungsvertreter und Politiker.
In der Umfrage „Trusted Brands 2015“<ref>Reader's Digest: Trusted Brands 2015 / Trust in Professions. Abgerufen am 20. März 2015</ref> der Zeitschrift Reader’s Digest äußerten nur 26 Prozent der Umfrageteilnehmer in Deutschland, viel oder ziemlich viel Vertrauen zu Journalisten zu haben. 68 Prozent hatten wenig oder überhaupt kein Vertrauen<ref>Im englischsprachigen Original: "a great deal/quite a lot" vs. "not much/not at all" (trust in professions).</ref> zu diesem Berufsstand. Für Österreich und die Schweiz wurden ähnliche Werte (28 Prozent / 66 Prozent) ermittelt.
Das Globale Korruptionsbarometer 2013 der Antikorruptionsorganisation Transparency International ergab ebenfalls schwindendes Vertrauen: 54 Prozent der in Deutschland Befragten hielten die Medien für korrupt oder sehr korrupt, nur politische Parteien und Privatwirtschaft schnitten noch schlechter ab.<ref>Globales Korruptionsbarometer 2013. Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament. In: transparency.de. ransparency International Deutschland e.V., 9. Juli 2013, abgerufen am 30. Oktober 2015 (Pressemitteilung). </ref><ref>Transparency International: Mehrheit der Deutschen hält Medien für korrupt. In: zeit.de. Zeit Online, 9. Juli 2013, abgerufen am 30. Oktober 2015. </ref><ref>Global Corruption Barometer 2013 - National results. In: transparency.org. Transparency International, abgerufen am 30. Oktober 2015 (english). </ref>
Bereits 2012 forderte Transparency International beispielsweise eine Abschaffung von Sonderkonditionen und Preisnachlässen für Journalisten auf Waren und Dienstleistungen, der sogenannten Journalistenrabatte oder Pressekonditionen.<ref>Transparency fordert Ende der Journalistenrabatte Transparency International, abgerufen am 30. Oktober 2015</ref> 74 Prozent aller Tageszeitungsjournalisten gaben in einer Studie an, dass sie Journalistenrabatte oder Pressekonditionen nutzen. Die Hälfte der Befragten sahen diese Praxis als problematisch an und 80 Prozent sind sich sicher, dass Unternehmen Rabatte anbieten, weil sie sich Einfluss auf die Berichterstattung erhoffen.<ref>Rabatte mit Beigeschmack Medien Monitor, abgerufen am 30. Oktober 2015</ref>
Journalismus als Vierte Gewalt
Das deutsche Grundgesetz räumt mit der in Art. 5 verankerten Pressefreiheit Journalisten eine besondere Rolle ein. Die Journalisten dürfen staatlich nicht beeinflusst werden, außerdem können sie sich neben Ärzten, Anwälten, Priestern etc. auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen, d. h. sie können vor Gericht die Aussage verweigern, wer ihnen die Informationen zu einer bestimmten Story gegeben hat.
Denn gerade dadurch, dass ein Informant so sicher sein kann, nicht genannt zu werden, kann durch Aufdeckung von Missständen, wie beispielsweise Korruption, eine „Kontrollfunktion“ gegenüber dem Staat ausgeübt werden. Aus diesem Grunde werden Journalisten und Medien oft als Vierte Gewalt im Staate bezeichnet.
Zudem informieren Journalisten die Öffentlichkeit über Sachverhalte oder Vorgänge, die von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung sind. Damit tragen sie zum Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung bei und erfüllen eine wichtige gesellschaftliche und öffentliche Aufgabe. Um ihrer Aufgabe als Kontrollinstanz der Gesellschaft gerecht werden zu können, stehen Journalisten besondere Recherchebefugnisse zu, die die Pressegesetze der Länder unter den Begriffen „Auskunftsrecht“ oder „Informationsrecht“ regeln. Die Bereiche Zusicherungen und Erhalt von Auskünften von allgemeinem Interesse von Behörden und Ämtern, dehnte die höchstrichterliche Rechtsprechung auch schon auf Unternehmen aus, wo Recherchen notwendig waren, um entsprechende Missstände und Fehlentwicklungen aufzudecken.
Die Sorgfaltspflicht zählt ebenso zu den journalistischen Aufgaben. Die Journalisten sind verpflichtet, vor der Verbreitung ihrer Nachrichten diese auf Inhalt, Herkunft und Wahrheitsgehalt zu kontrollieren.
Trends
Während der Medienkrise ab 2002 sorgte die schlechte Auftragslage bei den Anzeigen für den Abbau von redaktionellen Stellen. Bei den Zeitungen arbeiteten um 2005 nur noch knapp 70 Prozent des Personals von 1993, bei Nachrichtenagenturen und Anzeigenblättern weniger als die Hälfte. 2005 konnten vom Journalismus wesentlich weniger Menschen leben als 1993. Parallel zur besseren konjunkturellen Entwicklung nahm ab 2006 die Zahl der arbeitslosen Journalisten wieder ab, die Zahl der Stellen deutlich zu.<ref>Medienbranche: Viel Arbeit, aber wenig feste Jobs – FAZ.net, 21. Januar 2008 (Memento vom 3. Januar 2009 im Internet Archive)</ref> Seit Ende 2008 führten mehrere Medienunternehmen jedoch aufgrund des starken konjunkturellen Abschwungs Stellenkürzungen durch.<ref>Quelle: Tagesschau.de → Erläuterung</ref>
Von Journalisten werden immer mehr Tätigkeiten auch im Bereich der Produktion verlangt. Insgesamt nimmt der Arbeitsdruck in den Redaktionen zu, dabei geht die Zahl der festangestellten Journalisten zurück. Parallel dazu wächst die Zahl der freien Journalisten, während deren Honorare abnehmen. Die Tendenz geht zum Content-Lieferanten.<ref>Claudia Mast: Journalismus im Internet-Zeitalter. Content-Lieferant oder mehr? (PDF; 1,4 MB). Klaus Jarchow: Die Content-Lieferanten.</ref> Machtmissbrauch und Sensationsgier brachten vor allem den Boulevard-Journalismus in die Kritik. Die Journalistengewerkschaft DJV stellt hierzu fest: „Qualität im Journalismus erfordert professionelle Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheiten, die den journalistischen Anforderungen und der Verantwortung von Festangestellten wie Freien gerecht werden."<ref>Charta „Qualität im Journalismus“, DJV 2002</ref>
Demgegenüber steht eine Reihe engagierter Investigativjournalisten, die es sich bereits ab den späten 1960er Jahren zur Aufgabe gemacht haben, auf der Basis journalistischer Recherche Aufklärungsarbeit über Missstände aller Art zu leisten. In den meisten Fällen geschieht dies über zusammengefasste Publikationen in Form entsprechender Sachbücher (wie von Günter Wallraff oder Ernst Klee), bei Fernsehjournalisten durch kritische Sendeformate wie z. B. Panorama oder Report München.
Gefährdung im Beruf
Aufgrund ihrer Tätigkeit als Verbreiter und Veröffentlicher von Informationen und Meinungen sind Journalisten weltweit Ziel von Terroristen und Machthabern. Jährlich werden etliche Journalisten im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Diese Zahlen unterscheiden sich je nach Quelle, so nennt für 2011 Reporter ohne Grenzen 66 getötete Journalisten, während PEC (Press Emblem Campaign) mindestens 106 getötete Journalisten zählt.<ref name="ROG">Reporter Ohne Grenzen Jahresbilanz 2011 (PDF; 154 kB) Stand: 22 Dezember 2011</ref><ref name="PEC">Press Emblem Campaign PEC Annual Report 2011 Stand: 19 Dezember 2011</ref>
Siehe auch
- Medienkritik
- Graswurzel-Journalismus
- Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union
- Journalistenpreis
- Journalistinnenbund
- Journalistische Darstellungsform
- Reporter ohne Grenzen
- Pressehaus
- Verband der Journalisten der DDR (VDJ)
- Bankisha
Literatur
- BayernForum (Hrsg.): Medien und Politik. München 2011. kostenfreier Download
- Wolfgang Donsbach: Journalist. In: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. 5., aktualisierte, vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18192-6, S. 81–128.
- Susanne Fengler, Stephan Ruß-Mohl: Der Journalist als 'Homo oeconomicus'. Konstanz 2005, ISBN 3-89669-466-9.
- Rudolf Gerhardt, Hans Leyendecker: Lesebuch für Schreiber. Vom richtigen Umgang mit der Sprache und von der Kunst des Zeitungslesens. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16411-0. (Enthält trotz des Titels viel zum Beruf und zur Arbeit des Journalisten)
- Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Astrid Zimmermann: Der Journalisten-Report. Österreichs Medien und ihre Macher. Eine empirische Erhebung. Facultas Universitätsverlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7089-0106-0.
- Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus, Astrid Zimmermann: Der Journalisten-Report II. Österreichs Medienmacher und ihre Motive. Eine repräsentative Befragung. Facultas Universitätsverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7089-0321-7.
- Walther von La Roche, Gabriele Hooffacker, Klaus Meier: Einführung in den praktischen Journalismus. 19. Auflage. Berlin 2013 (http://www.praktischer-journalismus.de/). Website zum Buch mit weiterführenden Informationen zum Journalismus, ISBN 978-3-430-20045-5.
- Claudia Mast (Hrsg.): ABC des Journalismus. Ein Leitfaden für die Redaktionsarbeit. UvK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2008, ISBN 978-3-86764-048-0.
- Klaus Meier: Journalistik. UTB, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2007, ISBN 978-3-8252-2958-0.
- Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation. 5., aktualisierte, vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18192-6.
- Stephan Ruß-Mohl: Journalismus. Das Hand- und Lehrbuch. Frankfurt a.M. 2003, ISBN 3-934191-62-2.
- Christoph Wöhrle: Berufsziel: Journalist. uni-edition, Berlin 2006, ISBN 3-937151-46-X.
Filme
- Hitlers Eliten nach 1945. Journalisten – Diener der Macht. Dokumentation, 45 Min., ein Film von Wilhelm Reschl und Kurt Schneider, Produktion: SWR, Erstsendung: 15. Juli 2002, Inhaltsangabe vom WDR
- Die Meute – Macht und Ohnmacht der Medien (WDR, 2001) Herlinde Koelbl; Rezension bei 3sat online: Ein Dokumentarfilm über Journalisten auf der Jagd
Weblinks
- Deutsche Journalisten-Union (DJU)
- Deutsche Seite von Reporter ohne Grenzen
- Deutscher Journalisten-Verband (DJV)
- Drehscheibe – Magazin für Lokaljournalisten
- Jonet – Diskussionsforum für Journalisten
- Journalismus.com – Bekanntes Journalistenportal
- Journalismus in Deutschland – Dossier des Goethe-Instituts
- Mediafon GmbH – Beratungsnetzwerk der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
- Netzwerk von Nachwuchsjournalisten
- Netzwerk Recherche
- publizistik.net Journalismus-Ausbildungsdatenbank
Einzelnachweise
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